37. Kapitel

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Na dann, auf zurück in die Dunkelheit! Zur Sicherheit zog ich meine Dolche, um mich im Notfall verteidigen zu können, aber es war nicht nötig: Niemand wollte mich angreifen. Angenehme Abwechslung. Ab dem Moment, in dem ich die Musik endlich wieder hören konnte, wurde es auch heller um mich herum und ich entspannte mich wieder ein bisschen. Schon von Weitem erkannte ich den natürlich total besorgten Taylor, der in die Dunkelheit starrte um mich ausfindig zu machen. "Hey, Taylor, Lysander. Hier!", rief ich laut und hoffte, dass sie mich hören konnten. Einige Menschen drehten sich zu mir um, bemerkten meinen neuerdings roten Saum aber zum Glück nicht. "Wo zum Teufel warst du?! Wir haben uns Sorgen gemacht." Dann betrachtete mich mein Freund genauer, "Was hast du denn gemacht während wir weg waren? Und was ist das da unten an deinem Kleid? War das eben schon da?" Lysander, der genau die richtige Größe hatte, zog bereits am Saum meines Kleides und betrachtete seine daraufhin leicht roten Finger. "Ist das etwa Blut? Mahan, da passiert mal was und man ist nicht dabei. Gibt's dazu eine spannende Geschichte?" Taylor und ich ignorierten den Goblin vollständig. Na ja, fast. "Evelynn? Ist das wirklich Blut? Geht es dir gut?" "Ja, kein Stress. Ich hab doch eben die Geräusche gehört und dann bin ich nachgucken gegangen, was da los ist. Und dann lag da dieser tote Kerl und ich-" "Tot? Du sagst dieser Typ war nicht mehr am Leben?" "Ja, also ich kenn keine andere Definition von 'tot'." "Okay, und du bist einfach so dahin gegangen? Ich meine, allein?"  "Ja, bin ich. Immerhin suchen wir ja noch einen Hinweis oder nicht? Da hätte sich ja auch ein Ombré befinden können, der mir den elenden Zettel geben will. Warte mal, wo wir grade davon sprechen..." Mir war eingefallen, dass ich ja diesen Zettel eingesteckt hatte und nahm ihn wieder aus meiner Tasche. "Guck Mal! Den hab ich bei dem toten Typen gefunden. Ich hatte noch keine Zeit ihn zu öffnen, weil da Sirenen waren, ach mist, die Sirenen. Taylor, Lysander, lasst uns abhauen. Wenn die mein Kleid sehen und dann noch die Dolche finden hab ich ein Problem." Sofort schnappte Taylor sich meinen Ellenbogen und zog mich mit sich ohne noch ein Wort zu sagen. Erst als wir wieder in seinem Auto saßen und er den Motor startete, fing er wieder an zu reden. "Ich kann immernoch nicht fassen, dass du da einfach allein hingegangen bist. Dir hätte weiß Gott was passieren können. Ich meine, die Iram Vindicem hätten dir auflauern können und dann wären alle unsere bisherigen Erfolge umsonst gewesen. Und ich hoffe wirklich, dass dieser Zettel da in deiner Hand der Hinweis ist, sonst kriegen wir nämlich ein Problem. Zu diesem Fest zurückgehen können wir auf jeden Fall nicht." Ohne zu antworten, faltete ich das Papier in meinen Händen auf und war kurz davor vor Freude loszuquietschen, das war tatsächlich der Hinweis!

"Dein Ziel ist nah, du hast den letzten Hinweis gefunden."

Super, endlich würde diese dämliche Schnitzeljagd ein Ende finden und mein Bruder musste kein Schnitzel mehr sein.

"Suche in Salem Moor nach einem Haus, das von innen nicht das ist, was es von außen zu sein scheint und du wirst deinen Bruder retten und dich ausliefern."

Ja, was den letzten Punkt betraf musste ich mich wohl nochmal mit dieser Sekte unterhalten, eine Auslieferung hatte ich nämlich ganz und gar nicht vor. Auch Taylor freute sich sichtlich darüber, dass wir es so gut wie geschafft hatten.


"Sieh mal, das scheint ein Moor hier zu sein. Vielleicht müssen wir dahin! Ich schob meinem Freund sein Laptop rüber und zeigte ihm mein Suchergebnis. Er runzelte die Stirn, "Komisch, das kenne ich irgendwoher, allerdings ich bin mir recht sicher, dass ich noch nie dort war. Aber gleichzeitig kenne ich diese Landschaft. Verstehst du?" Ich nickte, normalerweise drückte er sich besser aus, aber den Sinn seiner Aussage hatte ich verstanden. "Vielleicht ist das ein Zeichen", äußerte sich Lysander zu dem Bild, "ich fühle nämlich genau das gleiche, "ja, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass wir dorthin müssen."
"Ja, du hast recht. Hierbei sind wir uns genauso sicher wie bei unseren anderen Zielen, das heißt vermutlich, dass wir recht haben." Wir grinsten uns alle drei an. "Dann auf Leute, lasst uns einen Schlachtplan für den morgigen Tag erstellen. Wie kriegen wir die Iram Vindicem klein?" Ja, ich klang etwas zu euphorisch, aber was machte das schon?

HexenjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt