7. Fischbrötchen und Lebensphilosophien

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Das Fischbrötchen war lecker und die Limonade prickelte schön- das Einzige, was mich störte, war der Satz von Ole gewesen

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Das Fischbrötchen war lecker und die Limonade prickelte schön- das Einzige, was mich störte, war der Satz von Ole gewesen. Eine deiner neusten Eroberungen? Eine. Klar, Maja war bestimmt sehr beliebt und konnte jeden haben, den sie sich wünschte, nur ich hatte gedacht, es wäre etwas Besonderes. Etwas, das sie nur mit mir tat. Ich hatte es mir jedenfalls gewünscht.

Mein Vater sagte immer: „Die vier wichtigsten Dinge für jegliche Beziehungen sind: Ehrliche Kommunikation, Geduld, Loyalität und Spaß. Merk dir besonders den ersten Punkt, denn der Andere kann nicht deine Gedanken lesen.".

Also atmete ich ein paar Mal tief durch und räusperte mich. „Du, Maja?". Sie schaute mich erwartungsvoll an und hörte auf zu essen. „Was meinte dein Onkel eigentlich damit, ob ich eine deiner neusten Eroberungen wäre? Gehst du öfter, mit praktisch wirklich fremden Leuten, hier hin?". Sie kaute zu Ende und sprach ruhig: „Ich hab mir schon gedacht, dass du darüber nachdenkst. Frieda, ich möchte ehrlich mit dir sein: Ich bin nicht der Typ für langjährige Beziehungen, bei denen man sich irgendwann gemeinsam ein Haus und einen Hund kauft, oder so. Ja, ich habe immer mal wieder jemanden, aber nichts festes und das ist auch allen Beteiligten klar. Und nein, ich bin noch nie mit Jemanden Fischbrötchenessen gegangen. Nur das Dorf ist klein und die Familie bekommt mehr mit, als einem manchmal lieb ist. Ist das damit für dich geklärt?". Ich nickte verständnisvoll. „Und hast du gerade jemanden?", ich war erstaunt, wie einfach mir die Worte über die Lippen gekommen waren. Sie grinste und stand auf. „Kommt ganz drauf an, wie sich das zwischen uns entwickelt.". Sie zwinkerte mir zu und ging zum nächsten Mülleimer. Wow. Das war eine überraschende Antwort gewesen.

Gerade als Maja wiederkam, gesellte sich glücklicherweise Ole zu uns und ich war nicht gezwungen, mit ihr über uns und unsere Gefühle zu sprechen. „Wenn ich euch eine Lebensweisheit geben kann, dann: Macht Pausen! So oft es geht! Sonst steht ihr nachher am Ende des Tunnels und seit nur so durchs Leben gerauscht, ohne mal innezuhalten und zu genießen. Ich mein, was für ein Scheiß wäre das denn!", sagte er, zündete sich eine Zigarette an und quetschte sich zwischen uns auf die Bank. Ich musterte ihn von der Seite. Ole war nicht mehr der Jüngste, seine roten Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, wurden bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen. Jedoch fiel mir besonders sein einer goldener Ohrring auf, der bei ihm ziemlich cool wirkte.

„Du sollst doch mit dem Rauchen aufhören!", Maja versuchte ihm die Zigarette wegzuschnappen, was ihr aber nicht gelang. „Aber du bist doch so ein Hippie, für Freiheit, Nächstenliebe und so weiter. Da genehmigst du dir bestimmt auch ab und zu einen Joint.". Ich verschluckte mich fast an meiner Limonade. „Ja, aber das ist erstens Gras und kein Nikotin und zweitens, hältst du dich mit dieser Aussage an Vorurteilen fest.", erwiderte sie und ich verschluckte mich deswegen fast zum zweiten Mal. Ole kratzte sich an seinem Bart. „Also ist Gras jetzt gesünder, oder wie? Ich stehe ja auch nicht so auf Grünzeug!". „Nein, beides ist total ungesund.", mischte ich mich ein. Sie schauten mich überrascht an. „Der Rauch von Cannabis, zum Beispiel, enthält ungefähr die gleichen giftigen Bestandteile, unter anderem Ammoniak und Blausäure, wie der von Tabak, mit Ausnahme der psychoaktiven Stoffe.". Schüchtern betrachtete ich den Boden und murmelte: „Das Thema hatten wir in der Schule.". Eine kurze Redepause entstand, in der wohl beide über meine Worte nachdachten. „Du bist sehr intelligent, Friedachen. Und ich hab wohl nie richtig aufgepasst!", sprach Maja schließlich und lachte.

Sie philosophierten noch lange über alle möglichen Themen, während ich mich in meiner alltäglichen Rolle als Zuhörerin wiederfand.

„Was hältst du eigentlich von Yolo?"

„Polo? Find ich langweilig und ist was für Spießer."

„Von Yolo!"

„Ist das diese chinesische Nudelsuppe?"

„Nein, YOLO ist eine Abkürzung und steht für you only live once."

„Geht das auch auf Deutsch?"

„Du lebst nur einmal!"

„Ja, das stimmt! Ich glaub ja nicht an Wiedergeburt und an diesen Jesus mit den Tempelflitzern..."

Und mir gefiel diese Rolle, besonders in der Gesellschaft von Maja und Ole.

𝐖𝐚𝐬 𝐟𝐮̈𝐫 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫 𝐢𝐬𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt