15. Warme Milch mit Honig

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Es war schon mitten in der Nacht, doch ich konnte einfach nicht einschlafen

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Es war schon mitten in der Nacht, doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Ich wälzte mich von Seite zu Seite, fand einfach keinen Frieden. Maja spukte in meinem Kopf herum, alle Gedanken kreisten um sie. Schloss ich meine Augen, tauchten ihre vor mir auf. Was waren wir? Wer würden wir sein? Was fühlte ich überhaupt? Sie löste etwas in mir aus, eine regelrechte Lawine kam auf mich zu. Und ich hatte Angst, aber gleichzeitig wollte ich auch irgendwie von ihr überrollt werden. Vielleicht war es nötig.

Nach reichlicher Überlegung beschloss ich nach unten zu schleichen, um mir einen beruhigenden Tee zu kochen. In der Küche brannte erstaunlicherweise noch Licht. „Kannst du nicht schlafen, Liebes?", fragte Isa und sah von ihrer Zeitschrift auf, als sie mich erblickte. „Nicht wirklich.". Sie musterte mich einen Moment. „Vielleicht magst du mir ja bei einer Tasse warmer Milch mit Honig erzählen, was dich wach hält?". Nachdenklich schaute ich einen Moment aus dem Fenster und überlegte. Wahrscheinlich war es keine schlechte Idee. Isa war mir von Anfang an sympathisch gewesen. Ich mochte ihre Kunst, ihre Art und ihr ruhiges Wesen, das mich an meinen Vater erinnerte. Sie wirkte nicht aufdringlich, sondern eher wie eine Großmutter, die einem immer selbst gebackene Kekse zusteckte. Also nickte ich und setzte mich zu ihr an den Holztisch. „Gern.".

„Und Liebes, was liegt dir auf dem Herzen?", sie stellte eine Tasse dampfender Milch mit Honig vor mir ab. Nervös kratzte ich die Haut um meine Fingernägel herum auf. Es war schwerer, als ich gedacht hatte. „Ich hab mich verliebt.", kamen mir die Worte schließlich über die Lippen. Sie lächelte gutmütig. „Das ist doch wunderbar.". „Nein, nein ist es nicht!", erwiderte ich und hatte Mühe, meine Tränen zurückzuhalten. „Es ist die falsche Person, zur falschen Zeit, im falschen Leben! Ich weiß, sie wird mich irgendwann verlassen und unsere Zeit ist stark begrenzt, aber alles was ich will, ist ihr nah zu sein. Ich kann nicht anders, es ist wie eine Sucht!". Isa streckte ihren Arm aus und tätschelte fürsorglich meine Hand. „Ich glaube nicht, dass man sich in eine „falsche" Person verlieben kann. Vielleicht sind die Umstände nicht gerade einfach, aber eine Beziehung kann alles überstehen, wenn beide es wollen! Man wächst an Herausforderungen, lernt sich selbst besser kennen. Wenn du mich fragst, solltest du immer das Risiko eingehen. Geh auf die Party, kauf dir die teuren Schuhe, küss das Mädchen! Du hast nichts zu verlieren, außer dein Leben.".

Ihre Worte hallten in mir nach. Nichts zu verlieren. Risiko eingehen. „Aber ich hab ... Angst.", flüsterte ich. „Das ist auch vollkommen okay, aber lass mich dir drei Fragen stellen: Du liebst sie?". Ich nickte bekräftigend. „Sie liebt dich?". Ich zögerte kurz, nickte aber erneut. „Wo ist dann das Problem?". „Das ... äh ... also ...", auf Anhieb fiel mir keine Antwort ein. Gab es eigentlich gar kein Problem? Isa nippte zufrieden an ihrer Tasse. „Du solltest mehr auf dein Herz hören, Liebes. Es zeigt dir den Weg.". Gedankenversunken trank ich einen Schluck der warmen Honigmilch und begann zu grübeln. „Es hakt an meiner Einstellung, oder?", stellte ich schließlich fest. Verkomplizieren, war vielleicht das richtige Wort. „Einsicht ist der erste Schritt zu Besserung.", sie zwinkerte mir zu. „Ein paar Wochen können genauso schön wie ein paar Jahre sein.".

Plötzlich öffnete jemand die Haustür. Ich drehte mich verwirrt um. Maja stand im Flur, sie trug ihre Kellneruniform und sah ziemlich fertig aus. Doch ihre Miene erhellte sich sofort, als sich unsere Blicke trafen. Ich schaute zu Isa, die sich lächelnd wieder ihrer Zeitschrift widmete. Sie wusste es. Sie hatte genau gewusst, von wem ich gesprochen hatte. Von Anfang an.

𝐖𝐚𝐬 𝐟𝐮̈𝐫 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫 𝐢𝐬𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt