Oder was bleibt, wenn der Sommer endet?
Über Maja, die Sonnenschein in menschlicher Form gleicht, und Frieda, die mistendes genauso geheimnisvoll wie das Meer ist.
Gemeinsam erleben sie zahlreiche, unvergessliche Marmeladenglasmomente und Postkarte...
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Schnurstracks marschierte ich durch Friedas offene Zimmertür und stellte mich mit verschränkten Armen vor ihr Bett. „Warum hockst du bei so schönem Wetter drin?", sagte ich leicht vorwurfsvoll. Sie schaute von dem Buch auf, in das sie bis gerade eben noch vertieft gewesen war. „Um nicht beim Lesen gestört zu werden.". Ups, damit war wohl ich gemeint. Ich ließ mich neben sie fallen. „Heute Abend findet ein Freiluftkino am Strand statt, wollen wir dahin gehen?". Sie musterte mich einen Moment und hakte nach: „Ist das ein Date?". „Hmmm, mal sehen.", ich tat so, als müsste ich überlegen. „Möchtest du denn ein Date mit mir?". Vielleicht war sie ja für Spielchen aufgelegt. Hoffentlich. „Willst du mich denn gerne auf eins einladen?". Ich lächelte. „Jederzeit Baby, wir sehen uns in zwei Stunden unten an der Treppe!".
Ungeduldig wartete ich am Treppenende und wischte meine schwitzigen Hände an der Hose ab. Ich war aufgeregt, mein Körper kribbelte- das passierte mir sonst nie! Holz knarzte, ich hob meinen Kopf. Frieda kam die Treppe hinunter geschritten. Sie trug eine Spitzenbluse und einen blau-weiß geblümten Rock, hatte sich sogar ihre Haare gestylt und etwas Make-up aufgetragen. Doch das schönste Accessoire an diesem Abend, würde wohl ihr strahlendes Lächeln bleiben. Auf der letzten Stufe rutsche sie kurz weg und kam ins Schwanken, aber ich fing sie selbstverständlich auf. „Nicht so stürmisch! Ich weiß ja, dass du es kaum erwarten kannst.". Sie befreite sich aus meinen Armen und erwiderte: „Nicht so voreilig! Ich weiß ja, dass du nichts anbrennen lässt.". Und damit marschierte sie davon. Schmunzelnd folgte ich ihr zu meinem Partybus. „Mademoiselle, es ist mir eine Ehre!", ich öffnete die Tür für sie, mitsamt einer Verbeugung. Frieda kicherte geschmeichelt. „Madame, das wäre doch nicht nötig gewesen! Vielen Dank.". Ich schloss die Autotür und grinste in mich hinein. Ein toller Abend stand uns bevor.
„Welchen Film schauen wir eigentlich?", fragte sie, als wir uns in einem der Strandkörbe niederließen, die vor der großen Leinwand aufgebaut waren. „Ich geb dir einen Tipp: Baby, oh Baby. My sweet Baby, you're the one!", sang ich und legte eine kleine Tanzeinlage ein. Ihre Augen weiteten sich. „Dirty Dancing?!". Ich nickte freudestrahlend. „Oh mein Gott, das ist mein absoluter Lieblingsfilm! Ich schaue ihn mindestens fünf mal im Jahr! Der Soundtrack ist mein Klingelton! Woher wusstest du das?!". Es war süß, sie so begeistert zu sehen. „Gute Menschenkenntnis.", ich zuckte mit den Schultern. Das war gelogen, denn ich hatte heimlich Lotte mit einem Lolli bestochen, um an ein paar Informationen zu kommen. „Wer hätte das gedacht? Als ich gehört hab, dass wir in den Sommerferien in ein kleines Kaff an der Ostsee fahren, hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich ein paar Wochen später mit einem roten Lockenkopf im Strandkorb sitze, und Dirty Dancing schaue.", flüsterte Frieda. Ich reichte ihr eine Tüte Popcorn. „Dann siehst du mal, was das Leben alles für Überraschungen bereithält. Du findest das, was du brauchst, wenn du nicht danach auf der Suche bist.". Die Scheinwerfer, die vorher den Strandabschnitt erhellt hatten, gingen plötzlich aus und es wurde düster. Auf der Leinwand erschien der Vorspann. „Danke, dass du mich immer aus meinem Schneckenhaus holst. Oder besser gesagt: Aus meiner Muschel, wenn du immer noch der Meinung bist, ich hätte Ähnlichkeit mit einer Krabbe.", sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Meine Meinung hat sich geändert. Ich finde, du bist eine Meeresschildkröte.". Wir mussten lachen und ernteten dafür böse Blicke von den anderen Freiluftkinobesuchern. „Eine Meeresschildkröte? Warum das?". „Sind meine Lieblingstiere.", murmelte ich. Und sie war mein Lieblingsmensch.
Alle anderen Besucher waren bereits gegangen, nur wir waren noch übrig geblieben. Zufällig kannte ich den Veranstalter und hatte eine kleine Überraschung geplant. Die Filmmusik ertönte, ein paar ausgewählte Sequenzen wurden an die Leinwand gestrahlt. Ich stand auf und zerrte Frieda mit hoch. „Was wird das?", sie sah sich skeptisch um. „Du wolltest doch ein richtiges Date, oder? Ich finde, dann tanzt man auch zusammen.". Ich führte sie vor die Leinwand und ergänzte: „Keine Sorge, wir sind ganz alleine. Ich verspreche es dir.". Zögerlich folgte sie mir. Ich packte sie an der Taille, zog sie zu mir heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Be my Baby.". Sie kicherte leise. „Als wenn ich noch eine Wahl hätte.".