9. Mitternachtsschwimmen

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Ich saß gemütlich auf meinem Bett und las das Buch weiter, als plötzlich die Zimmertür aufgerissen wurde

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Ich saß gemütlich auf meinem Bett und las das Buch weiter, als plötzlich die Zimmertür aufgerissen wurde. „Frieda, du musst mitkommen!", rief Maja und rannte auf mich zu. Ihre Augen leuchteten wie die eines Kleinkindes. Sie griff nach meiner Hand. „Ist etwas passiert?", fragte ich verwirrt, während sie mich die Treppe hinunter nach draußen zerrte. Ich stolperte fast über meine eigenen Füße, als wir abrupt an den Klippen stehenblieben. „Nein, aber schau nur!", sie zeigte mit dem Finger geradeaus aufs Meer und ich hob meinen Kopf. Die Sonne war nur noch eine kleine goldene Kugel am Horizont und war kurz davor im Meer zu versinken, auf dem sie eine leuchtende Spur hinterließ. Der Himmel erstrahlte in hellem Rosa und Violett. Nur noch ganz oben war ein wenig Himmelblau zu erkennen. Es war der schönste Sonnenuntergang, den ich jemals gesehen hatte. Maja, die immer noch meine Hand festhielt, schaute mich glücklich von der Seite an. Unsere Blicke trafen sich, ich musste lächeln. Wir brauchten nicht reden, jegliche Worte wären fehl am Platz gewesen. Und so träumten wir jeder für sich in den Sonnenuntergang hinein, vielleicht von einander, vielleicht von der Zukunft- wer wusste das schon.

Wir saßen unten am Strand. Die Sonne hatte sich verabschiedet, die Blaue Stunde war angebrochen. Es herrschte erfüllte Stille, nur das sanfte Meeresrauschen und die leisen Rufe eines Kuckucks aus dem nahen Wald waren zu hören. Ich vergrub meine Füße im weichen Sand. Maja lief umher und suchte nach Muscheln und Hühnergöttern. Beiläufig schaute ich auf mein Handy. „Es ist gleich Mitternacht, sollten wir nicht mal langsam reingehen?", fragte ich unsicher. Die Dämmerung nahm zu und es wurde immer dunkler. „Nein, jetzt geht's erst richtig los!". Plötzlich begann sie sich auszuziehen. „Willst du noch ins Wasser?", fragte ich skeptisch und versuchte sie nicht anzustarren, obwohl man nur noch wenig erkennen konnte. „Wir gehen jetzt Mitternachtsschwimmen.". Sie streifte mir die leichte Jacke von den Schultern. „Wir?". „Du und ich. Nackt.", flüsterte sie mir zu und warf ihre restliche Kleidung in den Sand. Ganz langsam begann ich damit, meine Shorts aufzuknöpfen. Ich fühlte mich unwohl in meinem Körper, fand mich zu dürr. Maja stand schon bis zu den Knien im Wasser und wartete auf mich. Sie bemerkte mein Zögern. „Keine Sorge, ich steh mit dem Rücken zu dir, aber: Du musst dich selbst lieben! Ich meine, wer, wenn nicht du?". Als könnte sie meine Gedanken lesen. „Liebst du dich denn selbst?", stellte ich lieber die Gegenfrage als Antwort. „Klar, schließlich bin ich total liebenswürdig.", antwortete sie und kam wieder zurück zu mir. „Und du auch.", sie streckte mir ihre Hand hin, anstatt mich wie sonst immer, einfach mitzureißen. „Ich werde dich zu nichts zwingen.". Zögerlich legte ich meine Hand in ihre. „Lass uns Mitternachtsschwimmen gehen.". Sie lächelte zufrieden und wir liefen gemeinsam Richtung Meer.



„Darf ich dich auf ein Marmeladenbrot einladen?"

„Aber es ist kurz vor zwei."

„Lieber Käsebrot?"

„Wenn schon, dann Marmeladenbrot."

„Wusste ich's doch."

Um zwei Uhr saß ich, mit noch feuchten Haaren, auf der Treppe der Holzterrasse und schaute Maja dabei zu, wie sie uns Marmeladenbrote in der Küche schmierte. Sie war irgendwie ein besonderer Mensch, ein Unikat. „Du bist echt ... außergewöhnlich- wie ein vierblättriges Kleeblatt.", sagte ich zu ihr, als sie einen Teller voller Brote zwischen uns abstellte. Ein kurzer Blick ins Gras und sie hielt mir eins vor die Nase. „Wow, das ist ein Talent!". „Nein, nur das Gesetzt der Anziehungskraft. Positives zieht positives an.", antwortete sie und steckte den Klee in meine Jackentasche. „Willst du das Glück denn gar nicht behalten?". Sie schüttelte mit dem Kopf. „Ach, ich hab genug davon. Außerdem verdoppelt es sich's doch, wenn man's teilt.". „Ich hab noch nie jemanden gehört, der der Meinung ist, genug Glück zu haben.", stellte ich fest und biss in ein Marmeladenbrot. Es schmeckte köstlich und anders als sonst, vielleicht weil Maja es gemacht hatte. Sie schmunzelte. „Ich bin ja auch außergewöhnlich.".

𝐖𝐚𝐬 𝐟𝐮̈𝐫 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫 𝐢𝐬𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt