2. Pension Pusteblume

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Freundlich begrüßte ich die neuen Gäste

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Freundlich begrüßte ich die neuen Gäste. Als letztes stand ich vor dem braunhaarigen Mädchen mit dem unordentlichen Dutt. Zögerlich streckte sie mir ihre Hand entgegen und schaute weiterhin auf den Boden. Hatte sie das gerade eben denn gar nicht gespürt? „Hey, schön, dass du hier bist. Wie heißt du?". Ich lächelte sie aufmunternd an. „Frieda.", murmelte sie kaum verständlich und hob endlich wieder den Blick. Ihr Pony verdeckte fast ihre funkelnden, grün-braunen Augen. Wir schauten uns länger an, als vielleicht normal gewesen wäre, doch irgendwie konnte ich mich nicht an ihr sattsehen. An ihrem hübschen Gesicht, mit den kleinen, feinen Sommersprossen. Ich kannte Frieda vielleicht seit gerade mal drei Minuten und das auch nicht richtig, doch sie hatte bereits jetzt mein Interesse geweckt. Ihre Seele musste kunterbunt sein, da war ich mir ganz sicher.

Meine Mutter Isa und ich führten die Heidbrink's durch den prächtigen Rosengarten, der inzwischen eher einem Irrgarten glich, zu unserem weißen Haus mit den blau angestrichenen Fensterläden und Türen. Wir zeigten ihnen die Wohnküche, in der zahlreiche Pflanzen verstaut waren, das Gästebad, das vor Muscheldekorationen fast platzte, die zwei Gästezimmer mit den gemütlichen Korbsesseln und die restlichen Räumlichkeiten, sowie den hinteren Garten mit dem Hühnerstall, dem Gewächshaus und der großen Kastanie samt Schaukel. Während Frieda und Lotte ganz begeistert von den freilaufenden Hühnern zu sein schien, war Verena die Abneigung deutlich anzusehen. Sie war sowieso viel mehr damit beschäftigt, ihre teuer aussehenden Stöckelschuhe nicht unnötig zu verschmutzen. Von solchen Menschen nahm ich lieber Abstand.

Ich schnappte mir vorsichtig ein flauschiges Küken aus dem Stall und trat mit geschlossenen Händen auf Frieda zu. „Mach deine Hände auf.". Ich bemerkte ihren skeptischen Blick. „Ist auch nichts ekeliges, versprochen.", behutsam übergab ich ihr das Küken. Sie war davon so hingerissen, dass ihr sogar ein leises Quieken entfuhr. Gott, wie süß war das denn! „Danke, dass du es mir anvertraut hast.", sie lächelte mich zum ersten Mal an. „Gerne.", antwortete ich und schaute vielleicht ein bisschen zu lange auf ihre niedlichen Grübchen. Unsere Finger streiften sich, als sie mir das Küken zurückgab. Es löste ein Kribbeln in mir aus. Verwirrt schaute sie auf ihre Hand. Sie musste es einfach auch spüren.

Danach führten wir die Familie direkt gegenüber zu den Klippen, von denen man die perfekte Sicht auf die Ostsee hatte. Allerdings musste man erst einem Weg nach unten folgen, um direkt an den Strand zu kommen. Glücklicherweise hielt sich dort nie jemand fremdes, abgesehen von unseren Gästen, auf, weswegen wir ihn immer ganz für uns hatten.

Mir fiel auf, dass Frieda nicht sonderlich viel redete und sich eher im Hintergrund aufhielt. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie nichts zu sagen hatte, sondern das sie jedes einzelne Wort abwog und mit Bedacht wählte. Ich musterte sie von der Seite. Nur weil sie ein deutlich zu großes Flanellhemd über ihrer Shorts trug, musste das ja nicht gleich heißen, dass sie ebenfalls zur LGBTQ-Community gehörte. Auch, wenn ich mir es vielleicht ein kleines bisschen wünschte. Davon abgesehen strahlte Frieda eine unglaubliche Ruhe aus, wie sie einfach, so neben mir stand und verträumt hinaus aufs Meer schaute. Woran sie wohl dachte? Ich geriet in ein Gedankenkarussell. Was waren ihre Träume? Hatte sie eine Lieblingsfarbe? Wer war sie?

𝐖𝐚𝐬 𝐟𝐮̈𝐫 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫 𝐢𝐬𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt