Oder was bleibt, wenn der Sommer endet?
Über Maja, die Sonnenschein in menschlicher Form gleicht, und Frieda, die mistendes genauso geheimnisvoll wie das Meer ist.
Gemeinsam erleben sie zahlreiche, unvergessliche Marmeladenglasmomente und Postkarte...
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„Ich habe nachgedacht.", sagte Frieda, als wir eine kurze Verschnaufpause einlegten. Wir hatten ausgeschlafen, leckere Spiegeleier auf dem kleinen Gaskocher gebraten und waren dann zum Wandern direkt an der Küste aufgebrochen. „Über die Sache von gestern?", hakte ich nach und reichte ihr die Wasserflasche. Wir saßen direkt am Ende der Klippen und ließen unsere Füße herunterbaumeln. „Ja, so indirekt. Mir ist in den Sinn gekommen, dass eine Fernbeziehung vielleicht gar nicht so schwierig wäre. Ich würde dich irgendwo auf der Welt besuchen kommen, wir könnten uns texten und hin und wieder telefonieren. Wie lange wirst du überhaupt weg sein?". Es war süß, dass sie sich Gedanken machte und versuchte eine Lösung zu finden, doch ich wollte auf meiner Reise komplett frei sein. Nur wie brachte ich ihr das am besten bei, ohne sie zu verletzen?
„Willst du etwa gar keine Beziehung?", fragte sie unsicher nach, als Reaktion auf mein Schweigen. Ich griff nach ihrer Hand. „Doch, nur ich glaube, wir wären auf Dauer nicht glücklich zusammen. Du brauchst Sicherheit, jemanden der dir Geborgenheit spendet. Ich brauche Freiheit, Unabhängigkeit von allem.". Frieda nickte verständnisvoll und schaute bedrückt auf den Boden unter uns. Wir wussten es beide. „Aber das liegt noch in der fernen Zukunft. Es stehen uns noch zwei wundervolle, unvergessliche Wochen bevor- das verspreche ich dir. Was danach passiert, kann uns noch total egal sein! Vielleicht kommt gleich ein heftiger Windstoß und wir stürzen die Klippen hinab, dann ist eh alles vorbei. Wenn du dann dort unten liegst und dein Leben an dir vorbei rauscht, wirst du es bereuen, dass du die letzten Sekunden deines Lebens nur gegrübelt hast. Anstatt mich zu küssen, zum Beispiel.". Sie drehte ihren Kopf zu mir und gab mir einen schnellen Kuss. „Nun hab ich nichts mehr zu bereuen.", sie stand auf. „Wenn du mir jetzt hier runterfällst, habe ich aber etwas zu bereuen.", ich hielt sie vorsichtshalber an den Beinen fest. „Das hast du sowieso, denn du verbringst gerade die letzten Sekunden deines Lebens damit, dir unnötig Sorgen zu machen. Anstatt mich zu küssen, zum Beispiel.", sie grinste mich frech an. Lachend schüttelte ich mit dem Kopf. „Komm nur her!", rief ich und zog sie zu mir nach unten.
Wir wanderten weiter Richtung Osten, vorbei an Schafen und alten Leuchttürmen. Es war ein angenehmer Sommertag, die Sonne kam wieder hinter den Wolken hervorgekrochen und ein leichter Wind wehte. „Schau nur, ein Boot!", rief Frieda und rannte begeistert den Sandweg zum Meer hinunter. Ich hatte Mühe, ihr hinterherzukommen. „Meinst du, es fällt auf, wenn wir es uns für eine Weile ausborgen?", sie fuhr mit ihren Fingern über den abgewetzten, roten Lack. „Du willst ein Boot klauen?!", erwiderte ich und schaute sie verdutz an. „Nicht klauen, nur ... ausleihen. Es scheint kein Loch zu haben und die Ruder sind auch da.". Sie löste das Tau vom Holzpfahl und führte das Boot bis zum Ende des Stegs, dem ein paar Bretter fehlten. Ich schaute mich um. Wir befanden uns mitten im Nirgendwo, vom Haus eines potenziellen Besitzers keine Spur. „Gut, lass uns ein Boot klauen.", sagte ich etwas ironisch. Sie verdrehte die Augen und kletterte hinein. „Immer noch ausleihen, wir bringen es ja wieder zurück. Es sei denn, wir gehen auf der Ostsee verloren.". Ich reichte ihr unsere Rucksäcke und stieg dann zu ihr ins Boot. „Das ist äh, gar nicht so unwahrscheinlich.". Sie zuckte mit den Schultern und murmelte: „Yolo.". Ich musste lachen. „Hast du im Wald zufällig von irgendwelchen Pilzen genascht?". Frieda spritzte mich mit einem der Ruder nass. „Ey, man wird doch wohl mal nachfragen dürfen.", beschwerte ich mich und zupfte ein paar Algen von meiner Kleidung. Insgeheim war ich ziemlich stolz auf sie. „Aber ohne Witz, woher die Sinneswandlung?", wollte ich wissen. Sie überlegte einen Moment und ruderte uns währenddessen weiter aufs Meer hinaus. „Ich ... ich bin einfach irgendwie voller Euphorie.". „Und worauf freust du dich so sehr?", hakte ich weiter nach. Wir schauten uns direkt an. In ihren Augen lag Klarheit. „Aufs Leben Maja, auf mein Leben.". Ich beugte mich vor, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und flüsterte: „Schön zu hören, Friedachen. So soll es sein.".