Oder was bleibt, wenn der Sommer endet?
Über Maja, die Sonnenschein in menschlicher Form gleicht, und Frieda, die mistendes genauso geheimnisvoll wie das Meer ist.
Gemeinsam erleben sie zahlreiche, unvergessliche Marmeladenglasmomente und Postkarte...
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Ich dachte noch lange über Majas Worte nach. Du könntest auch gut ein Gänseblümchen sein. Wenn ich einem Gänseblümchen ähnelte, dann war sie definitiv eine Sonnenblume.
„Und, weißt du schon, was wir jetzt machen?", fragte sie und mampfte genüsslich ihren Pfannkuchen zu Ende. Ich verschluckte mich fast an meinem. Wir? Maja und ich? Zusammen? Etwas unternehmen? „Nein, aber du hast bestimmt eine Idee.", krächzte ich und trank hastig einen Schluck Orangensaft. Ich hatte angenommen, es würde einfach eine geheime, kleine Schwärmerei meinerseits bleiben, da ich sowieso viel zu schüchtern war, um einen Schritt auf Jemanden wie sie zu zugehen. Sie würde nie dasselbe für mich empfinden.
„Allerdings!", rief sie begeistert. „Wir schreiben eine Bucketlist. Es ist von heute an meine persönliche Mission, dass du einen unvergesslichen Sommer erlebst.". Sie zog Papier und Schreibkram aus der Schublade des antiquarischen Holztisches. „Was möchtest du unbedingt erleben?". Ich tat so, als würde ich nachdenken, dabei war mir die Antwort schon längst klar. Meinen ersten Kuss haben, mit Maja. „Na sag schon Frieda, was ist dir gerade in den Sinn gekommen?", sie schaute mich gespannt an und hielt einen Stift schreibbereit. Aber ich behielt meine Gedanken vorerst lieber für mich. „Nichts, ich habe nur ein bisschen überlegt.". „Stimmt nicht, deine Augen haben zu funkeln begonnen. Verrats mir, ich sag's auch nicht weiter!", sie lehnte sich über den Tisch zu mir herüber und hielt mir ihr Ohr hin. Ich beschloss mitzuspielen, beugte mich ebenfalls vor und flüsterte: „Nein, das bleibt ein Geheimnis.". „Aber ich bin furchtbar neugierig." „Vorfreude ist die beste Freude, sagt mein Vater immer." „Verrätst du's mir irgendwann?" „Vielleicht." „Spätestens, wenn der Sommer endet?" „Mal sehen."
Wir grinsten uns an und setzten uns wieder normal hin. „Dann schreibe ich eben Friedas geheimen Wunsch auf.", verkündete Maja und kicherte. Nach und nach füllte sich die Liste, natürlich kamen die meisten Vorschläge von ihr.
Und so stand ich etwa eine Stunde später mit zitternden Knien, vor einer himmelblauen Vespa. Sie wollte mir Villeby, das nahe Küstendorf, zeigen und damit bereits einen Punkt auf der Bucketlist abhaken. Unsicher zupfte ich meine Leinenbluse zurecht, richtete meine kurze Latzhose. Ein roter Wuschelkopf kam freudestrahlend die Auffahrt aus Kieselsteinen hinunter gehüpft. Maja sah gut aus, in der bunt bestickten Shorts und dem Häkeltop. Besser als gut. Übergut. „Ich frag dich lieber erst gar nicht, ob du mir überhaupt vertraust.", sagte sie und reichte mir einen Helm. „Warum das?". Sie lachte und rief: „Na, weil ich mir selbst manchmal einfach nicht vertrauen kann!". Zögerlich setzte ich mir den Helm auf. „Und das sagt du mir jetzt erst?". „Besser jetzt, als nie.", sie schwang sich auf die Vespa und klopfte auf das Sitzpolster hinter sich. Es war definitiv das unüberlegteste und risikoreichste, was ich jemals getan hatte, aber ich nahm, ohne weiter drüber nachzudenken, hinter ihr Platz. Auf einmal war ich Maja unfassbar nah. Sie nahm meine Hände und platzierte sie an ihrer Taille. Zum ersten Mal nahm ich ihren Duft war. Eine Mischung aus Sonnencreme, geschmolzener Butter und Rosenseife. „Halt dich gut fest!", forderte sie mich auf. „Ist das hier auch wirklich sicher?", fragte ich nach. „Nichts ist hier sicher, die Maschine hätte eigentlich schon längst mal wieder in die Werkstatt gemusst! Aber: No risk, no fun!". Ich hatte kein Wort verstanden, da der Motor so laut gestartet war. Das Fahrzeug war sowas von getuned! Und wahrscheinlich kein bisschen verkehrssicher. „Wie bitte?!". „Ach nichts! Wir nehmen eine Abkürzung durch Wald und Wiesen!". Sie gab Gas und bog in eine schmale, holprige Spurbahn ein. Hoffentlich würden wir lebend und unversehrt im Dorf ankommen!