Als wir am Hof ankamen gab es erstmal etwas zu essen, danach machten wir eine Stunde Mittagspause und dann sollten wir uns ans proben für den Buntenabend machen.
Wir waren insgesamt 7 Teams und jeder bekam einen individuellen Platz zum proben - dort konnte keiner stören.
Marc und ich sollten zum See gehen, bevor wir los fuhren sammelten wir alles zusammen was wir brauchten.
Wir durften wirklich so gut wie alles aus dem Stall nehmen was wir wollten.
Zuerst nahmen wir uns eine saubere Schubkarre und legten dort zwei Trensen, zwei Gerten, zwei Knotenhalfter, ein Halsring, ein Ball, Möhren, Stricke und nur für den Fall, ein Voltigiergurte rein.
Marc holte noch ein paar Flatterbänder, eine Musikbox und sein Handy und zog sich seine Badehose drunter.
Dann gingen wir zu mir nach Hause und dort zog ich mir mein Bikini drunter und nahm noch ein schönes Kleid mit.
Mama war nicht da. Zum Glück, ich wollte ihr nämlich unter gar keinen Umständen begegnen.
Daisy tat mir ein bisschen leid, weil sie so alleine war, deshalb entschied ich sie mit zu nehmen.
Nachdem wir dann wirklich alles hatten gingen wir zur Wiese und holten die beiden Ponys. Sie ließen sich wieder lieb mitnehmen und kamen ganz entspannt mit.
Wo der See war wusste ich nur so grob und zu erst war es ziemlich schwer ihn zu entdecken.
Der Eingang war ziemlich versteckt, aber das war auch gut so. Der See war wunderschön ruhig und Idyllisch, nur wenige wussten von diesem Ort und dies sollte auch so bleiben.»Wollen wir zuerst eine Runde schwimmen gehen?«, fragte Marc mit einem charmanten Lächeln.
»Von mir aus gerne, es ist warm und wir haben ja noch bis 19 Uhr Zeit, das sind noch 5 Stunden.«
Wir zogen unsere Klamotten aus und gingen mit Rune und Jaromir ins Wasser. Daisy folgte uns nur bis zum Ufer und wollte nur ihre Pfoten ins kühle Wasser stecken.
»Willst du mal eine Runde im Wasser galoppieren?« Marc klang freundlich aber auch ein wenig erwartend, dies baute Druck auf.
»Ich weiß nicht, ich bin doch erst einmal alleine galoppiert und das war aus Versehen. Ich kann das noch nicht.«
»Komm schon, ich hab dich reiten gesehen. Du machst das toll! Außerdem hast du schon über 25 Reitstunden gehabt, du bist so weit!«
Er hatte recht, ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Stunden auf dem Pferd gesessen und ich wusste ja auch wie es ging, aber ich hatte Angst. Marc merkte das und meinte: »Was soll denn passieren? Ich gebe dir den Halsring und lauf nebenher, in Ordnung?«
»Ich weiß wirklich nicht, was ist wenn...«
Er unterbrach mich.
»Was wenn? Wenn du ins Wasser fällst und nass wirst? Wenn du oben bleibst und den Spaß deines Lebens hast? Wenn du nur daraus lernst? Egal was passiert, du hast zwei Möglichkeiten. Entweder es ist richtig blöd und du hörst auf oder du hast Spaß und möchtest immer weiter und schneller.«
Er streckte mir seine Hand einladend entgegen und wollte mir schon aufsteigen helfen.
»Du hast ja recht«, meinte ich nur und griff seine Hand.
Er warf mich mit einem Satz auf Jaromir rauf und ließ mich erstmal ganz alleine schritt gehen. In der Zeit holte er eine Longe und den Halsring. Den Strick am Halfter machte er ab und machte dafür die Longe dran, den Halsring warf er Jaromir über den Hals und ich hielt mich fest.
Daisy lag immer noch am Rand und Rune durfte sich frei bewegen. Eigentlich war es ja schon ziemlich gewagt, aber wir wussten, dass er nicht weg laufen würde und vertrauten darauf.
Marc ging mit Jaromir an eine nicht zu tiefe, aber auch nicht zu flache Stelle im See. Die Stelle war gerade so tief, dass ich mich nicht verletzten konnte, wenn ich runterfiele, aber auch noch so flach, dass Jaromir gut laufen konnte.
Marc fing an zu joggen und Jaromir trabte an.
Ich hoppelte auf und ab und das Gleichgewicht war anfangs schwer zu halten, aber nach einer kurzen Zeit und vieler Korrektur von Marc ging es richtig gut.
Er wollte anfangen zu galoppieren und sagte zu mir, dass ich mich bereit machen sollte, aber ich hatte Angst und im letzten Augenblick schrie ich und stoppte das Ganze. Er blieb sofort stehen.
»Du brauchst keine Angst haben, du hast das schon gemacht und kannst das! Ich mach dir jetzt ein Angebot. Wenn du jetzt deine Angst hinter dir lässt und mir einfach vertraust, setze ich mich auf Jaromir.«
Ich hörte die Angst in seiner Stimme und er würde das wirklich nur für mich machen.
Konnte ich ihn vertrauen? Oder sagt er es einfach so?
Ich vertraute Marc und gab ihm das Go zum Galopp.
Er fackelte nicht lange. Noch bevor ich es mir anders überlegen konnte galoppierte ich schon.
Ich versuchte alles umzusetzen was mir so beigebracht wurde und es half wirklich. Ich verlagerte mein Gewicht nach hinten, machte meine Beine lang und Hacken runter, das einzige was noch nicht so funktioniert hatte war meine Knie ran zunehmen, dadurch rutschte ich ein bisschen dolle hin und her, aber es war alles im Rahmen.
»Du galoppierst Conni! Ich hab doch gesagt, dass du das kannst!«
Marc freute sich genauso dolle wie ich mich und es fühlte sich einfach unglaublich an.
Jaromir hatte einen sehr leicht zu sitzenden Galopp und es war wirklich eine sehr schöne Erfahrung.
Irgendwann konnte Marc nicht mehr, ich wollte aber noch und deshalb entschieden wir, dass ich noch weiter machte und er am Rand stand und mir Anweisungen gab.
Er nahm einfach das Halfter ab und ging zu Daisy. Rune hielt er vorsichtshalber fest, nicht dass er noch mit lief.
Ich hatte schon ein bisschen angst, aber ich wusste, dass mir nichts passieren konnte.
Aus diesem Grund ging ich einfach im Schritt zum einen Ende und wollte bis ans andere galoppieren.
»Lehn dich weiter nach hinten und mach deine Beine noch ein wenig länger, dann geb die Galopphilfe und er wird von alleine laufen«, rief er mir noch zu.
»Galopphilfe?«, fragte ich verwirrt.
»Stimmt, du hast das noch nie gemacht. Also es ist eigentlich ganz leicht, du musst einfach dein eines Bein ein Stück nach hinten nehmen und mit dem anderen treiben, er wird von ganz alleine laufen.«
Ich verstand was er von mir wollte und bereitete mich vor.
Ich hatte mein Gewicht nach hinten verlagert, die Beine lang gemacht, die Knie ran und die Hacken runter.
Ich setzte das um was Marc mir sagte und Jaromir trabte an.
»Noch ein bisschen mehr treiben!«
Ich trieb Jaromir noch ein bisschen mehr an, aber vergeblich.
Er wechselte nicht in den Galopp.
»Gleich nochmal, dieses Mal musst du nur von Anfang an mehr mit deinem Bein dran bleiben. Drück ihn richtig nach vorne.«
Marc wusste was Sache war, es wirkte sogar so als ob er dies öfter tat.
»Tust du das öfters?«
»Was meinst du? In der Sonne stehen während andere arbeiten?«, fragte er grinsend.
»Haha sehr witzig. Nein ich meine Leute sagen was sie zu tun haben.«
»Tatsächlich nicht, sonst wird mir immer gesagt was ich zu tun habe und ich bin derjenige der fehlerhaft reitet. Es tut aber gut mal andere zu verbessern.«
Wir beide lachten und witzelten noch ein wenig, wir wussten aber beide das wir nicht unendlich viel Zeit hatten und hielten uns deshalb ran.
Es brauchte noch zwei Versuche bis ich Jaromir endlich alleine in den Galopp bekommen habe. Es war unglaublich.
Ich hatte es wirklich alleine geschafft und er hielt auch erst an als ich es ihm gesagt hatte.
Ich hielt an und sprang ab.
»Geil Conni! Du hast es geschafft!«
Marc kam mit offenen Armen auf mich zu gerannt und hob mich vor Freude hoch.
»Ich hab es wirklich geschafft!«
Ich wusste gar nicht wann ich das letzte Mal so stolz auf mich war. Ich war glücklich.»So Marc, jetzt du!«
»Muss ich wirklich?«, fragte er sehr verunsichert.
»Du hast es versprochen! Jetzt musst du sonst ist das unfair!«, protestierte ich.
»Ist ja gut Conni, aber nur kurz!«
Ich verstand wie ernst es ihm war und machte auch ein Vorschlag.
»Lass uns ins tiefe Wasser gehen, dort kannst du nicht tief fallen. Außerdem halte ich Jaromir fest und wir machen alles ganz langsam, okay?«
Auch wenn er große Angst hatte stimmte er zu.
Wir versuchten es also.
Er brauchte keine Hilfe beim aufsteigen, mit seinen langen schlaksigen Beinen schwang er sich einfach hoch.
»Du sitzt auf einem Pferd!«, rief ich glücklich.
»Ich sitze auf einem Pferd!«, rief er glücklich.
Wir konnten es beide nicht fassen, es war unglaublich.
»Komm mit rauf«, forderte er mich auf und reichte mir seine Hand.
Ich zögerte nicht und stieg auf.
Den Strick nahm er in die Hand und ließ Jaromir Richtung Ufer gehen.
Ich hielt mich an Marc fest und ließ mich einfach durch schaukeln.
Im flacheren Wasser fing Marc tatsächlich an zu traben. Ich war sprachlos.
»Du bist unglaublich!«
»Ich kann es selbst gar nicht fassen was hier gerade los ist. Ich fühle mich aber toll!« Er war so glücklich.
»Wie wäre es mit einem kleinen Galopp?«, fragte ich.
»Lieber nicht. Belassen wir es gerade erst dabei.«
Ich akzeptierte seine Antwort und konnte total nachvollziehen wieso er es erstmal langsam angehen lassen wollte.
Er ließ Jaromir aus dem Wasser gehen und wir stiegen ab.
»Wir sollten jetzt mal anfangen zu proben«, meinte er und nahm Rune.
Er machte Musik an und zeigte mir was für Elemente wir benutzen könnten.
Er hatte großartige Ideen und wir haben uns eine schöne Choreografie ausgedacht.Auf einmal fing Marc an sich intensiver mit Rune zu beschäftigen. Marc war an diesem Tag unglaublich ehrgeizig und mutig.
Er fing an sich langsam über Rune zu lehnen.
Zuerst verweigerte Rune dies und ging immer panisch nach vorne.
Marc ließ aber nicht nach, immer wieder versuchte er es und belohnte jeden noch so kleinen Schritt in die richtige Richtung mit einer Möhre.
Rune wurde nach und nach immer ruhiger und ließ immer mehr zu.
Marc bekam Rune soweit, dass er ruhig stand wenn er sich drüber lehnte.
»Gib mir mal den Voltigurt«, meinte er plötzlich.
»Wieso das denn?«
»Ich will was ausprobieren.«
»Bist du dir sicher?« Ich war mir nämlich nicht sicher. Marc forderte ziemlich viel von Rune und auch von sich selber. Nur ein kleiner Impuls könnte zu viel sein und wir hätten wieder bei null gestanden.
Dies war ihm aber scheinbar bewusst und er streckte nur seine Hand auffordernd aus.
»Na schön wenn du willst«, meinte ich ein wenig genervt und verdrehte die Augen.
Ich hatte einfach angst vor den Konsequenzen.
Er zögerte nicht lang und legte einfach den Gurt drauf. Zuerst war Rune äußerst verwundert und ein bisschen ängstlich, aber dies legte sich erstaunlich schnell. Marc war einfach super geduldig mit Rune.Als Nächstes ging er mit Rune ins Wasser.
»Marc pass auf, fordere nicht zu viel!«
Er hörte einfach nicht zu und ging ins tiefere Wasser.
Er setzte sich drauf.
So ein Idiot. Das war das Einzige was zu diesem Zeitpunkt durch mein Kopf ging, ich dachte wirklich, dass Rune vollkommen am Rad drehen würde. Aber er tat nichts, er vertraute Marc so sehr und ließ einfach alles über sich ergehen.
»Du bist unglaublich«, rief ich freudig.
Als Rune dann im Schritt so entspannt war und freudig schnaubte, trabte Marc einfach an.
Es war wirklich unglaublich, wie ein neues Pferd.
Aber dann wurden sie übermütig und galoppierten an.
Sowohl Marc als auch Rune waren noch nicht so weit. Marc bekam Panik und Rune steigerte sich immer weiter rein.
Es passierte nichts schlimmeres, Marc sprang schnell ab und Rune beruhigte sich wieder.
Von da an war Marc ein bisschen unsicher, zu unsicher für Rune.
Er bat mich, mich einmal drauf zu setzen.
Ich tat es, nicht für Marc, aber für Rune.
Ich hatte von Theo gelernt, dass ein Ritt nicht mit etwas negativem enden darf.
Als ich dann drauf saß, war auch alles in Ordnung, Trab ging auch.
Da wurde mir bewusst, dass ich an dieser Stelle aufhören musste und ihn für das belohnen müsse, was er gut gemacht hatte.»Ich Idiot«, sagte Marc niedergeschlagen als wir aus dem Wasser kamen.
»Sieh es nicht so eng. Rune tut es ja auch nicht. Du warst einfach zu übereifrig und wolltest mehr als ihr beide gerade im Stande seid zu leisten, das ist nicht schlimm«, sagte ich Aufmunternd und legte meine Hand auf seine Schulter.
»Mag sein.« Er zuckte mit den Schultern.
»Lass jetzt nicht so niedergeschlagen da sitzen. Lass uns lieber an unserer Choreo arbeiten.« Ich stand auf und ging zu den Pferden.
Er folgte mir mit einem Lächeln.Wir arbeiteten noch den ganzen Nachmittag an unserer Choreografie und gingen mit sehr viel Selbstbewusstsein zum Hof.
Wir waren bereit die anderen zu Überraschen.
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Zurück zu mir
Teen FictionDie zwölfjährige Constanze ist ein ganz normales Mädchen. Naja, vielleicht nicht so normal wie du oder ich. Ihr Leben scheint perfekt. Ein behütetes Eltern Haus - eine liebende Familie mit Geld ohne Ende. Was ist wenn aber nicht alles so bleibt wie...