Mama hielt vor Katrins Haus und klopfte an der Tür.
Katrin öffnete mit einem Baby auf dem Arm die Tür und staunte nicht schlecht.
»Gott Tilly, lass dich ansehen«, sie umarmte Mama fest und lud sie ein rein zukommen.
»Wie kommt es, dass du wieder hier bist?«, fragte sie erstaunt.
»Lange Geschichte, aber auf jeden Fall war es eine schwere Entscheidung zurück zukommen, weil ich nicht wusste wie es so sein wird, wenn ich wieder hier sein werde, aber bis jetzt bin ich echt positiver Dinge.«
»Du hast hier immer ein Platz gehabt und wirst es auch immer haben, so wie jeder andere von uns auch. Hast du schon mit den anderen Geredet?«, hakte Katrin interessiert nach.
»Claudi, Rosa und Bienchen waren schon da und mit Claudi und Rosa hab ich echt lange geredet, aber Sabine war echt wütend«, meinte Mama ein wenig wehmütig.
»Ach Tilly mach dir nichts draus, sie ist nicht wirklich wütend, nur geschockt, traurig und glücklich gleichzeitig, sie freut sich eigentlich richtig, dass du wieder da bist. Aber dennoch will sie wütend auf dich sein, auch wenn sie es eigentlich nicht ist.«
»Mag sein«, antwortete Mama wieder ein wenig traurig, ließ sich davon aber nicht unter kriegen und fuhr schmunzelnd fort, »Nick ist ja bezaubernd und von Theo hab ich auch nur gutes Gehört. Und Emilo ist ja ein richtig hübscher und lieber junger Mann geworden«, schmunzelte Mama.
»Oh ja das ist er, wann hast du ihn gesehen?«
»Er hat Conni gerade eben nach Hause gebracht und ich hab ihn dann zum Spielplatz zurück gefahren und da kamen wir ins Gespräch.«
»Conni?«, fragte Katrin während sie das Baby auf ihren am hin und her schaukelte.
»Ja meine Tochter Constanze. Ich hab gehört du hast vier kleine Mäuse. Und das auf deinem Arm muss wohl, der Kleidung nach zu urteilen, die Greta sein oder?«
»Kleine Mäuse? Du meinst wohl kleine Monster«, witzelte Katrin. »Aber ja der älteste Emil, oder Emilo wie du ihn früher immer nanntest, wird dir wohl nicht fremd sein. Dann mein 12 jähriger Rabauke Moritz, dann kommt der fünf jährige Charmeur Tommy und zum Schluss die kleine 11 Monate alte Greta. Die übrigens immer alle wach hält.«
Mama und Katrin fingen an zu lachen.
»Wollen wir uns in die Küche setzen, Greta möchte bestimmt noch was essen, so wie eigentlich immer«, lachte Katrin.
»Sie sieht aus wie Emil als er noch so alt war«, meinte Mama nostalgisch.
»Wie Zwillinge, nur war Emilo nicht so aufgedreht und hat alle auf trab gehalten und schon gar nicht um diese späte Uhrzeit«, meinte sie mit einen liebevollen lachen, während sie Greta einen Löffel Bananenbrei in den Mund schob.
»Willst du Mal?«, fragte Katrin nachdem sie bemerkte wie Mama ein wenig sehnsüchtig beim Füttern zusah.
»Ähm ich weiß nicht. Wäre das denn für dich okay?«, antwortete Mama verlegen.
»Ob das für mich okay wäre? Ich bitte darum, ich meine was du alles damals für mich, Torsten und Emil gemacht hast. Du warst die geborene Babysitterin. Emil hatte dich gerne und bei Greta wird es bestimmt nicht anders sein.«
»Danke«, war das einzige was Mama von sich gab. Sie setzte sich auf Katrins Stuhl und fing an die kleine zu füttern.
Sie aß artig auf und war danach ziemlich müde.
Katrin, Mama und Greta setzten sich ins Wohnzimmer und Greta schlief in wenigen Minuten auf Mamas Arm ein.
»Weißt du eigentlich, dass ich sie nach deiner Mutter benannt habe?« meinte Katrin während sie Greta aufs Sofa legte.
Mama sagte nichts, schaute nur die kleine Greta an, während sich ihre Augen mit Tränen füllten.
»Also eigentlich wollte ich sie Emely nennen, aber als sie da war und ich ihr kleines Gesichtchen sah, musste ich an dich und deine Mama denken. Ich wollte sie nicht genauso wie jemanden nennen der mir am Herzen liegt, denn das wäre nicht richtig, also nannte ich sie Greta, abgeleitet von deiner Mama Margarete. Die kleine Greta hat sofort von allen den Spitznamen Gretchen bekommen, so wie deine Mama«, sagte Katrin und umarmte Mama.
»Weißt du wer mir mit am meisten hier gefehlt hat?« Mama unterdrückte ihre Tränen und erzählte weiter. »Emil, es war Emil. Natürlich hab ich euch unglaublich vermisst, aber Emilos Geschrei, seine Versuche zu gehen, seine Versuche zu reden und sein lachen haben mir unglaublich gefehlt. Alles hat mir gefehlt. Ich war in den 15 Jahren wo ich weg war, nicht einmal so glücklich wie ich es hier immer war. Natürlich war ich glücklich dort, habe geheiratet, wohnte in einem schönen Haus, konnte mir alles kaufen was ich wollte und hatte genug Kontake, aber irgendwie hat mir immer was gefehlt. Ihr habt mir gefehlt, das hier alles hat mir gefehlt«, Mama kullerte eine Träne über die Wange, die Katrin schnell mit ihrem Zeigefinger auffing.
»Hey hier wird nicht geweint! Es ist alles okay, keiner ist dir böse, du bist wieder hier, wir sind alle hier. Wir haben dich alle genauso vermisst und auch hier fehlte etwas. Jeder von uns wollte damals hier weg, aber keiner zog es durch. Nur du, und ehrlich gesagt hattest du allen Grund dazu. Wir sind alle noch die alten, genauso wie du, sonst wärst du nicht wieder hier.«
Katrin nahm Mama erneut in den Arm, die einfach nur da saß und eine Träne nach der nächsten ihre roten Wangen hinunter liefen.
»Selbst Emil hat dich vermisst. Nachdem du weg warst, hat er seine ersten Worte gesprochen und das war nicht Mama oder Papa. Er hat "Tante Tilly" gesagt.«
Jetzt musste auch Katrin sich eine Träne aus den Augen wischen.
»Du hast ihn toll hinbekommen«, sagte Mama schluchzend und stand dann vom Sofa auf. Sie ging zu den Fotos, die an der Wand hingen, und schaute sie an.
Es hingen dort viele Bilder von ganz unterschiedlichen Anlässen und Jahren.
Es gab viele Bilder von Emil in vielen unterschiedlichen Situationen zusehen. Mal im Zoo oder am Strand, als Baby, in der Grundschule, auf Feiern und, und, und.
Aber ein Bild, dass machte Mama fertig.
Mama nahm dieses Bild und sah es genau an.
Eigentlich war es nicht viel anders als die anderen Bilder, es war sogar vergleichsmäßig langweilig, aber sie konnte ihren Blick nicht abwenden.
»Wer ist das?«, fragte sie auf einmal völlig aus der Bahn geworfen.
»Zeig Mal her«, entgegnete Katrin verwirrt.
Mama ging mit dem Foto zitternd rüber zum Sofa und setzte sich.
»Wer ist das?«, fragte sie erneut und sogar noch viel aufgebrachter.
»Verdammt noch mal wer ist das?!«, sagte Mama fast schreiend, so dass Katrin ein bisschen Angst bekam.«
»Tilly beruhige dich, das Bild ist noch gar nicht so alt. Das ist Theo«, Katrin zeigte auf das Mädchen was zusehen war und redete weiter. »Sie hat Emil das reiten beigebracht und das ist der erste Ausritt der beiden gewesen.«
»Wie heißt das Pferd?«, fragte Mama mit aufgebrachter Stimme.
»Das Pferd was Emil reitet heißt glaub ich Fritz, ganz liebes Pfe...«
»Nein, nicht er!«, schrie Mama verzweifelt und zeigte auf das Pferd unter Theo. »WIE HEIßT DIESES VERDAMMTE PFERD?!«, wiederholte sie sich.
»Ähm weißt du nicht mehr wer das ist? Er war doch Mal dein Baby, dein Rocky?!«, meinte Katrin ziemlich irritiert.
Mama fiel das Bild aus der Hand und sie fing bitterlich an zu weinen.
»Nein... Nein... NEIN... das ist nicht wahr, das kann nicht wahr sein. Das ist nicht richtig!«
Mama sackte zu Boden und rollte sich zusammen.
»Tilly! Um Gottes Willen, was ist los?! Sieh mich an«, Katrin hockte sich neben Mama und versuchte sie zu beruhigen. »Sieh mich verdammte scheiße nochmal an!«, schrie sie panisch und fing selber vor Angst an zu weinen.
»TORSTEN!«, schrie Katrin panisch die Treppe hinauf.
Ihr Mann rannte ganz verschlafen die Treppe hinunter und realisierte zuerst gar nicht was los war.
»Was ist denn hier los?!«, sagte er entsetzt.
Mama lag immernoch auf dem Boden und schrie, Katrin versuchte sie zu beruhigen, weinte aber selber unglaublich dolle.
Katrin stand vom Boden auf und Torsten nahm sie in den Arm.
»Was ist hier passiert?«, fragte Torsten der immernoch noch entsetzt da stand.
»I-i-ich weiß es nicht, wir haben einfach nur geredet und dann hat sie sich dieses Bild von der Wand geholt, das wo Theo und Emil ausreiten waren und auf einmal sackte sie in sich zusammen und schrie nur noch. Was sollen wir tuen?«, fragte Katrin aufgebracht.
»Ich Versuche sie zu beruhigen und du rufst Sabine an, vielleicht weiß die ja weiter«, versuchte Torsten seine Frau zu beruhigen.
Katrin schnappte sich Greta, die durch das ganze Geschrei wach geworden war und ging die Treppe hoch um dort in ruhe telefonieren zu können.»Hallo Sabine, Tilly...«
Sabine unterbrach Katrin und meinte: »Ja ja, ich weiß Tilly ist wieder da. Ganz ehrlich ich will davon gerade nichts hören, ich lege denn jetzt auf okay?«
»NEIN!«, schrie Katrin ins Telefon. »Hör mir zu, Tilly sitzt hier und ist nur am weinen und am schreien. Sie lässt sich nicht beruhigen. Was soll ich tun?«
Katrin war ziemlich aufgebracht und Sabine verstand den Ernst der Lage.
»Wie? Was ist passiert? Was war der Auslöser dafür?«, fragte Sabine die sich ordentlich Sorgen machte.
»Es war nichts, wir haben geredet und sie hat sich dann die Bilder an der Wohnzimmerwand angesehen. Alles war in Ordnung bis sie auf einmal dieses Bild von Emil und Theo auf Fritz und Rocky bei ihrem ersten Ausritt in der Hand hatte, du weißt welches ich meine oder?«
»Gott, ich glaube ich weiß was los ist«, meinte Sabine plötzlich. »Okay wir machen das so, ich bringe gleich Nick und Theo vorbei, die schlafen dann bei dir. Ich hole Tilly ab und dann sehen wir weiter. Ich erkläre dir dann alles morgenfrüh okay?«
»Ja okay, aber was machen wir mit der Tochter von Tilly? Die kann doch nicht die ganze Nacht alleine sein.«
»Die hole ich dann mit Nick und Theo ab und die kommt dann einfach mit hier her.«
»Denkst du nicht, dass sie es komisch finden und eventuell nicht mitkommen wird? Ich meine sie kennt uns doch nicht wirklich«, meinte Katrin besorgt.
»Stimmt, da hast du Recht«, Sabine überlegte kurz und meinte dann plötzlich: »Okay bessere Idee, wir machen das so, ich bringe Nick, Theo und Emil zu Tilly nach Hause. Emil und Theo können dann aufpassen. Du kannst hier dich von diesem Schock erholen und zur Ruhe kommen und ich kann mit Tilly sprechen.«
»Gut, ich rufe Emil an, dass er nach Hause kommen soll und erkläre ihn dann das Wichtigste. Ich denke nicht, dass er ein Problem damit haben wird«, sagte Katrin erleichtert.
»Gut Mäuschen, beruhige dich jetzt, ich hole Tilly und Emil in so 20 Minuten ab.«
»Danke, bis gleich. Beeilt euch bitte.«
»Ja das machen wir, Versuche du Tilly ein wenig runter zubekommen.«Katrin rief ihren Sohn an und schilderte im Groben was passiert war, er kam sofort nach Hause und erklärte sich, wie erwartet, bereit mit Theo auf mich und Nick aufzupassen.
Mama hatte sich ein wenig beruhigt, zumindest schrie sie nicht mehr, sie murmelte nur noch irgendwas unverständliches vor sich hin und lag zusammen gekauert mit einer Wolldecke auf dem Sofa.Ich war immer noch alleine Zuhause und machte mir schon ein wenig Sorgen was mit Mama war. Es klopfte an der Tür und ich öffnete sie, ich dachte erstmals, dass Mama da wäre, aber es waren Theo, Nick und ihre Mama. Sie erklärten mir, dass meine Mama einen wichtigen Termin hat und Theo, Nick und Emil mit mir Zuhause sein werden. Zuerst fand ich es ein bisschen komisch, aber dann nahm ich es einfach so hin. Nick und ich wussten nicht, was die Wahrheit war, das war vielleicht auch besser so, denn wer möchte denn schon bitte hören, dass seine Mama einen Nervenzusammenbruch hatte?
Nach kurzer Zeit stand Sabine vor Katrins Tür um Emil und Mama abzuholen.
Moritz hat auch von dem ganzen nichts mitbekommen. Emil hingegen schon, genauso wie Theo. Sie wussten beide zwar nur das Gröbste, aber sie wussten genug um den Ernst der Lage zu verstehen.Emil setzte sich schon Mal in Sabines Auto und Sabine ging zu Mama um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
»Wo ist das Bild, welches sie in diesem Zustand gebracht hat?«, fragte Sabine.
Katrin holte den Kaputten Rahmen mit den Bild aus der Küche und gab es Sabine.
»Wie ich's vermutete«, meinte sie zu Katrin und setzte sich neben Mama.
»Sag mir dass, das nicht so ist wie ich denke«, sagte Mama emotionslos zu Sabine.
»Lass uns gleich reden, du kommst jetzt erstmal mit zu mir und beruhigst dich ein bisschen. Wie klingt das für dich?«, sagte Sabine ruhig.
»Ich kann nicht, ich muss zu meiner Tochter. Sie ist alleine«, meinte Mama genauso emotionslos wie das was sie davor meinte.
Mama saß einfach nur da und starrte vor sich hin.
»Mach dir keine Sorgen um deine Tochter, Theo, Emil und Nick sind bei ihr.«
Sabine drückte Mama fest und nahm sie mit zum Auto.Sabine ließ Emil vor unserem Haus raus und fuhr weiter zu ihrem Hof.
»Sag mir dass, das nicht er ist!«, schrie Mama plötzlich verzweifelt während Sabine die Straße bis zum Ende entlang fuhr.
Sie versuchte Mama zu beruhigen: »Tilly, jetzt beruhige dich erstmal. Wenn wir da sind mache ich dir einen Tee und dann reden wir in aller Ruhe.
»Verdammte scheiße er ist es, ich hab doch Recht oder?«, fragte Mama Sabine so ruhig wie es ihr gelang.
»Tilly bitte, wir sind gleich da und dann reden wir«, entgegnete Sabine Mama.
»ICH WILL EINFACH WISSEN OB ER ES IST!«, schrie Mama Sabine an.
Sabine machte eine Vollbremsung und schrie zurück: » FUCK MAN! JA MATHILDE, JA ER IST ES! GENAUSO WIE ER ES DIE LETZTEN 15 JAHRE GEWESEN WAR! SO WIE ER ES VERDAMMT NOCHMAL IMMER GEWESEN IST!«
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Zurück zu mir
JugendliteraturDie zwölfjährige Constanze ist ein ganz normales Mädchen. Naja, vielleicht nicht so normal wie du oder ich. Ihr Leben scheint perfekt. Ein behütetes Eltern Haus - eine liebende Familie mit Geld ohne Ende. Was ist wenn aber nicht alles so bleibt wie...