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» Kapitel 5 «
Sansa
Die Schiffe waren in einiger Entfernung auszumachen. Seit Sansa in Königsmund war, hatte sie mit ihrer Cousine Maeribel das Spiel entwickelt zu raten wohin die einzelnen Schiffe fahren würden und weshalb. Mittlerweile war ihre Cousine jedoch nicht mehr da, und das Spiel machte alleine keinen Spaß. Sansa ging immer noch fast jeden Tag hinaus auf den Steg in der Schwarzwasserbucht und beobachtete die Schiffe, die vorbeifuhren. Jedes dieser Schiffe war aus unterschiedlichen Gründen unterwegs. Wohin sie wirklich waren, wusste Sansa nicht, doch es spannend so zu tun als wüsste sie es. Die Sehnsucht nach ihrem Ratespiel hatte auch an diesem sonnigen Tag nicht abreißen wollen. Irgendwen müsste sie doch als ihren neuen Spielpartner ausmachen können, hatte sie sich zum Ziel gesetzt. Zufälligerweise war ihr im Burggarten Margaery über den Weg gelaufen. Vielleicht würde sie ja mit ihr die Schiffsrouten erraten wollen. Und tatsächlich, Margaery hatte dazu nicht nein gesagt.
Wie lange sie schon hier standen und die Schiffe aus der Entfernung sahen, konnte Sansa nur schätzen. Zu viel Spaß machte es, als dass sie genau noch wusste, wie viel Zeit bereits vergangen war. Margaery, die neben ihr stand, schien es genauso viel Spaß zu machen.
„Jetzt bist du wieder dran, Sansa.", brannte sie auf die nächste Runde.
Sansa sah sich die Schiffe genauer an. Das Schiff mit der blauen Flagge hatten sie eben geraten. Es müsste aus den Freien Städten kommen und bald im Hafen von Königsmund anlegen. Es zog von rechts vorbei. Dahinter war ein anderes Schiff, welches sie sich aussuchte. „Siehst du das Schiff dahinter?", fragte sie und zeigte mit dem Finger so, dass Margaery ungefähr wusste welches der Schiffe sie meinte.
„Du meinst das hinter dem Schiff, welches ich eben hatte?"
„Genau", nickte sie und überlegte, woher es kommen könnte und weshalb in der Nähe der Hauptstadt war. „Ich habe meine Vermutung."
Überlegend legte Margaery sich einen Finger unters Kinn und stieß ein lautes überlegendes Murmeln aus. „Mhm...ich glaube, es kommt aus Dorne."
„Warum?", hakte sie nach.
„Weil die Flagge eine gelb-orangene Sonne hat. Es kann nur aus Dorne sein. Das Schiff wird den Hafen ansteuern, da bin ich mir ganz sicher, weil es nach links steuert", sagte sie und schmunzelte. „Ich sage, dass das Schiff leckere, saftige Früchte geladen hat. Orangen, Zitronen und Blutorangen. Aber auch Feigen und Maracuja. All die Leckereien, die köstlich schmecken."
Breit grinsend nickte Sansa. Ähnlich, nicht identisch, aber ihre Geschichten ähnelten sich. In ihrer Geschichte kam das Schiff ebenfalls aus Dorne, hatte als Fracht jedoch nicht nur Obst, sondern auch feinste Leinenstoffe geladen.
„Nun du.", forderte sie Margaery auf, die zu den Schiffen sah und begann sich eine Geschichte auszudenken.
„Lady Sansa, Lady Margaery.", sagte Lord Baelish hinter ihnen, der auf sie zukam und ihr Spiel unterbrach. Er nickte ihnen zu. „Verzeiht, aber könnte ich einen kurzen Moment mit Euch allein reden, Lady Sansa?"
Es missfiel ihr. Doch hielt Sansa ihre Enttäuschung darüber zurück sie zu zeigen und sah zu Margaery, der kaum anzusehen war, dass es ihr ebenfalls nicht zu gefallen schien.
„Ich werde meinen Verlobten aufsuchen", teilte sie mit und lächelte Sansa an, schenkte Lord Baelish aber nichts, nur ein knappes Nicken. „Lord Baelish."
Margaery ging an ihnen vorbei und ließ Sansa mit dem Meister der Münze zurück. Sofort fühlte es sich für Sansa so an, als würde ein heftiger Wind aufziehen und ihr eine Gänsehaut bescheren. Aber nicht mal ein Lüftchen war zu spüren, die Luft war angenehm und die Sonne strahlte breit vom Himmel.
„Was gibt es so Wichtiges, Lord Baelish?", forderte sie ihn auf mit der Sprache rauszurücken.
Er nickte knapp. „Danke, dass Ihr mir die Zeit schenkt" Er schien zu zögern, jedoch machte er kurz darauf den Mund auf. „Ich traf kürzlich Eure Mutter. Sie ist ganz begierig darauf Euch wiederzusehen."
„Oh, wirklich.", murmelte sie, wollte weitersprechen, doch unterbrach Lord Baelish sie.
„In der Tat. Und Eure jüngere Schwester Lady Arya sah ich ebenfalls."
„Das kann nicht sein. Sie ist seit vielen Monaten verschwunden, ihr könnt sie doch nicht wirklich gesehen haben."
Statt einer Antwort erschien bloß ein düsteres Lächeln, welches nicht so leicht sagen würde, wo ihre Schwester wäre. Arya war seit so langer Zeit fort und hatte nie etwas von sich hören lassen. Beinahe hätte Sansa angefangen zu glauben, dass ihre Schwester vielleicht tot war. Doch nun zu hören, dass Arya noch lebte und sogar Lord Baelish auf seiner kleinen Reise zu Renly Baratheon begegnet war, ließ sie glücklich stimmen. Doch wie könnte sie es anstellen, dass er ihr mehr darüber erzählte? Gewiss würde er es nicht aus freien Stücken tun. Dafür war Lord Baelish zu gerissen. Und ihr kam eine Idee.
Als Königsmund angegriffen worden war, hatte große Angst geherrscht. Die Frauen und Kinder hatten sich in Maegors Feste zurückgezogen gehabt. Auch Sansa war unter ihnen gewesen. Die Angst und das Heimweh waren über sie an diesem Abend gekommen. Ihre Familie war so weit weg, die sie seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Lord Baelish war in der Feste bei seiner Frau und seiner Tochter gewesen. Tante Lysa hatte ihn an jenem Abend aber keines Blickes gewürdigt und war in einen merkwürdigen Singsang aus Beten verfallen. Einzig Minisa hatte mit ihm geredet, was sie mitgehört hatte. Ihre Cousine hatte ihm vorgeschlagen zu fliehen. Er würde es sich überlegen, hatte er ihr mitgeteilt.
Bevor er gegangen war, hatte Sansa ihn aufgehalten. Denn die Tendenz einer Flucht war ihr an diesem Abend so groß erschienen. Aber als er ihr es tatsächlich angeboten hatte, hatte ihr Tante Lyanna einen Blick zugeworfen, der Argwohn ausgestrahlt hatte und bei Sansa eine Schuld. So hatte sie sich nicht weiter fühlen wollen, weswegen sie sein Angebot letzlich abgelehnt hatte. Doch vielleicht wusste Lord Baelish ihre Worte nicht mehr.
„Ihr hattet mir, an dem Abend des Angriffs auf Königsmund, angeboten zu fliehen.", sprach sie aus.
„Was ihr abgelehnt hattet, Lady Sansa. Ihr hattet lieber hierbleiben wollen, hattet ihr gesagt", sagte er jedoch leider das, wovon sie gehofft hatte, dass Lord Baelish es nicht mehr wusste und räusperte sich. „Ihr seid Eigentum der Krone, Euch zu rauben ist Verrat. Wenn Ihr einer einzigen Person davon erzählt..."
„Ich würde es niemanden sagen", unterbrach Sansa ihn widersprechend und versuchte ihrem Ziel noch näher zu kommen, indem sie ihn einwickelte. „Ich lüge miserabel. Das hattet ihr selbst gesagt."
„Ich warte auf einen Auftrag, der mich weit aus der Hauptstadt führen wird.", teilte Lord Baelish ihr mit.
Sansa zog eine Augenbraue hoch. „Mein Onkel würde euch sicher nicht weglassen. Schließlich hat er Minisa und Tante Lysa als Hofdamen eingesetzt und missbraucht sie gegen euch als Druckmittel."
„Ihr seid ein kluges Mädchen", lobte er sie, was sie jedoch geflissentlich ignorierte. Ihr Onkel war die letzte Person, von der sie irgendwelche Komplimente brauchte. „Aber wenn ihr weiterhin fliehen wollt, Lady Sansa, dann haltet Euch bereit. Ich bekomme noch einen Auftrag der weit ist."
Ohne sie zu Wort kommen zu lassen, nickte er Sansa zu und ging, einfach so.
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𝐅𝐄𝐔𝐄𝐑𝐏𝐑𝐈𝐍𝐙𝐄𝐒𝐒𝐈𝐍, maeribel & fionn
Fanfiction━ 𝑷𝒓𝒊𝒏𝒛𝒆𝒔𝒔𝒊𝒏 𝑴𝒂𝒆𝒓𝒊𝒃𝒆𝒍 𝑻𝒂𝒓𝒈𝒂𝒓𝒚𝒆𝒏 wird in die Flusslande geschickt, um dort den jungen gut aussehenden Fionn Tully zu heiraten. Als sie dort ankommt, ist ganz Schnellwasser in tiefe Trauer verfallen. Fionns Großvater Hoster...