Kapitel 8

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Thomas musste unwillkürlich anfangen zu lächeln. Biggi hatte das, was sie gerade gesagt hatte, wirklich ernst gemeint. Betrunkene sagten schließlich immer die Wahrheit und er freute sich irgendwie über diese Aussage. Denn Vera schätzte ihn schon lange nicht mehr. Für sie war seine Anwesenheit ganz normal und für sie war es selbstverständlich, dass er ihr alles hinterher räumte. Den Haushalt machte er, genau wie er sich eigentlich um alles andere ebenfalls kümmerte. Es hatte sich so eine gewisse Monotonie eingeschlichen und mit Liebe hatte die Ehe inzwischen überhaupt nichts mehr zu tun. Sie existierte nur noch auf dem Papier.
Für Biggi hingegen machte Thomas das gerade wirklich gerne. Behutsam verstaute er ihren Arm wieder unter der Decke, strich ihr noch einmal über den Kopf und machte dann die Lampe auf dem Nachttisch aus. Die Zimmertür ließ er offen. Falls heute Nacht etwas mit Biggi sein sollte, wollte er das schließlich mitbekommen.
Thomas ging wieder ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. An Schlaf war noch nicht zu denken und deshalb schaltete er den Fernseher ein. Genau in diesem Moment flimmerte die Werbung zu 'Medicopter 117' über den Bildschirm. Es handelte sich um eine Ankündigung für die neuen Folgen und er musste lächeln, als Biggi kurz zu sehen war. Ihre Rolle war ihr definitiv wie auf den Leib geschneidert und plötzlich war er froh, dass Biggi die Rolle bekommen hatte und nicht Vera. Denn eigentlich hatte sie sich für die Rolle als Pilotin beworben, was aber keiner wusste und letztendlich hatte Biggi sie bekommen. Unter anderem deshalb konnte Vera Biggi nicht ausstehen, aber das war nur ein Grund von vielen. Thomas überlegte, ob er nun doch die Flasche Alkohol öffnen sollte, ließ es jedoch sein. Er musste nüchtern bleiben, wenn er auf Biggi aufpassen wollte.
Er saß letztendlich einfach nur da und starrte in den Fernseher, bis seine Lider immer schwerer wurden. Es vergingen ungefähr drei Stunden und Manfred war kurz davor einzuschlafen, als er plötzlich einen Schrei hörte.
Er erkannte, dass es Biggi war und war gleich wieder hellwach. Sofort rannte er durch den Flur zu Biggis Schlafzimmer. Je näher er kam, deutlicher nahm Thomas das Weinen wahr. Im Zimmer angekommen erkannte er zunächst nichts, da es dunkel war. Er brauchte aber nur den Lauten zu folgen, um zum Bett zu finden. Er fand den Schalter der Nachttischlampe und schaltete sie schnell ein.
Biggi wälzte sich hin und her und Thomas beschloss, sie einfach zu wecken. Er setzte sich auf die Bettkante. "Biggi!", sprach er sie an, jedoch war das nicht effektiv genug. Daraufhin packte Thomas sie an beiden Handgelenken, da sie langsam aber sicher auch noch anfing um sich zu schlagen. "Biggi, wach auf!" Und endlich öffnete die junge Frau die Augen. Ihr Gesicht war voller Tränen, ihre Augen vor Angst geweitet. Ihre Schreie und auch das Weinen waren kurz verstummt, da sie offenbar ziemlich erschrocken war. Als aber der erste Schreck vorüber war, begann sie wieder zu schluchzen und die Tränen ließen nicht lange auf sich warten. Biggi weinte herzzerreißend und Thomas zog sie einfach in seine Arme. Sofort klammerte Biggi sich fest, als hätte sie Angst um ihr Leben.
"Ist schon gut.", flüsterte Thomas ihr zu. "Schhh, Schh, schh, ich bin ja da. Dir passiert nichts." Biggi zitterte am ganzen Körper und schluchzte immer wieder auf. "Ich.. er war hier und.. und hat es wieder getan.. Ich.. konnte mich nicht wehren!", stammelte die Schauspielerin aufgelöst und Thomas wusste sofort wen sie meinte. Auch war ihm klar, dass sie einen Alptraum gehabt hatte.
"Du hast nur schlecht geträumt.", sagte Thomas ruhig. "Hier bin nur ich und ich tu dir bestimmt nichts, also beruhige dich." Thomas drückte Biggi ein wenig von sich und nahm ihr Gesicht in seine Hände. "Hier bin nur ich, sonst keiner.", versicherte er ihr erneut und strich ihr mit dem Daumen eine Träne von linken Wange. Biggi spürte, dass sie wirklich nicht in Gefahr war und beruhigte sich allmählich.
Die sanften Berührungen fühlten sich gerade unheimlich gut an und deshalb legte sie ihre Hand auf die von Thomas. Biggi wollte nicht, dass er sie weg nahm. Tief blickten sich die beiden in die Augen und Biggi legte ihre Stirn an die von Thomas. Seine Nähe tat ihr gut und es dauerte nicht lange, bis sich auch ihre Lippen trafen und sie in einen Kuss verfielen. Anfänglich war es ein eher zurückhaltender, schüchterner Kuss. Doch das änderte sich gleich darauf, als sich beide an das Gefühl gewöhnt hatten.
Allerdings merkte Biggi, dass sie gerade dabei waren, einen Fehler zu begehen und das obwohl sie nach wie vor alles andere als nüchtern war. Sie unterbrach den Kuss. "Wir dürfen das nicht tun!", flüsterte sie entsetzt und auch Thomas war erstmal entsetzt. "Du hast recht, das.. das war ne ziemlich blöde Idee.", gab der Schauspieler zu und strich Biggi eine Strähne hinters Ohr. "Wir tun das also nicht nochmal.", sagte Biggi und biss sich auf die Unterlippe. "Nein, das wäre nicht gut.", antwortete Thomas.
Jedoch konnten die beiden ihren Blick nicht voneinander abwenden und schließlich taten sie es doch nochmal. Immer wieder küssten sie sich innig und wurden dabei immer leidenschaftlicher. Irgendwann zog Thomas Biggi zu sich auf den Schoß und wanderte mit den Händen langsam unter ihr T-Shirt. Sie waren dabei, weiter zu gehen und beide wollten es auch. Über eventuelle Konsequenzen, die ihr Vorhaben mit sich bringen konnte, dachten sie in diesem Moment gar nicht wirklich nach. Gerade hatten sie nur noch Augen füreinander und Biggi ließ sich von Thomas von ihrem Oberteil befreien. Irgendwann hob er sie, während sie sich küssten, einfach hoch und legte sie in der Mitte des Bettes ab. Schnell entledigte er sich noch seinen Schuhen und seiner Hose, ehe er sich neben Biggi ins Bett legte und ihre Lippen wieder zueinander fanden.
Lange dauerte es nicht mehr, bis auch noch all ihre restlichen Kleidungsstücke ausgezogen und achtlos irgendwohin geworfen waren. Thomas hatte sich über Biggi gelegt und küsste sie zärtlich. Noch war er sich nicht sicher, ob sie wirklich bis zum äußersten gehen wollten. Doch Biggi nickte nur und zog ihn wieder an sich. Kurz darauf drang er langsam in sie ein und beide konnten sie ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Sie wurden eins miteinander und lagen einige Zeit später erschöpft und eng umschlungen da.
Während Biggi relativ schnell einschlief, lag Thomas noch bis zum Morgen wach. 'Was haben wir nur getan?', fragte er sich. 'Was hab ich nur getan?', berichtigte er seine Gedanken.
Thomas war zwar ebenfalls müde, aber zu aufgewühlt, um zu schlafen. Er beobachtete Biggi, die seelenruhig in seinen Armen lag. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und ihr Mund wurde von einem leichten Lächeln umspielt. Ihre linke Hand ruhte in der von Manfred, ihre rechte lag auf seiner Brust, während seine auf ihren Schulterblättern lagen. Sie schien sich wohl zu fühlen. Irgendwie fand Thomas Gefallen daran, Biggi anzuschauen. Auch jetzt wo sie schlief sah sie wunderschön aus, selbst ungeschminkt. Sie war einfach eine Naturschönheit. Bei Vera war das irgendwie anders. Ungeschminkt ging sie gar nicht erst aus dem Haus und die ersten Schönheits-OPs hatte sie auch schon hinter sich. Mit sich zufrieden war Vera dennoch nicht und es waren bereits weitere Eingriffe geplant. Bei Biggi hingegen war alles noch so natürlich und das unter anderem das gefiel Thomas sehr.
Und obwohl sie noch nicht wirklich nüchtern gewesen war, musste er zugeben, dass der Sex nicht schlecht gewesen war. Im Gegenteil. Es war schöner gewesen als mit Vera und das, obwohl sie verheiratet waren. Aber zwischen ihnen war sowieso schon länger nichts mehr gelaufen, da ihre Ehe nur noch aus Streit und Vorwürfen bestand. Und nun war es zwischen Thomas und Biggi zum Intimsten gekommen, was zwischen Menschen passieren konnte und es war wundervoll gewesen. Jedenfalls empfand Thomas so.
Sanft ließ er seine Hand auf Biggis Schulter hin und her gleiten. Die junge Frau gab einen wohligen Seufzer vor sich und das Strahlen in ihrem Gesicht nahm zu. Plötzlich begann sie sich zu bewegen und gab dabei einen undefinierbaren Laut von sich, der Thomas zum Grinsen brachte.
Sanft strich er ihr durchs Haar und hoffte aber gleichzeitig, dass sie noch ein wenig weiter schlief. Denn sobald sie aufwachte würde sie realisieren, was passiert war und Thomas hatte keine Ahnung, wie sie dann reagieren würde. Das sie erstmal die Fassung verlor, war für ihn aber am wahrscheinlichsten.
Und während Thomas weiter nach dachte, übermannte auch ihn die Müdigkeit und ihm fielen die Augen zu.

Fürs echte Leben gibt's nun mal kein DrehbuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt