Kapitel 2

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Am Cateringwagen angekommen stand Gabi gerade so weit weg, um mitzubekommen wie Vera zurecht gewiesen wurde. 'Gscheit so!', dachte die blonde Schauspielerin schmunzelnd und nahm die Tasse und zusätzlich noch ein Brötchen an sich.
Damit steuerte sie den Wohnwagen an, in dem Biggi gerade dabei war sich anzuziehen. Eine warme Thermoleggins und ein dicker Pullover sollten fürs erste reichen. Es war auch das einzige, was sie auf die Schnelle gefunden hatte. Sie teilte sich den Wohnwagen mit Gabi, da sie die einzigen Frauen waren die wirklich bei jedem Dreh anwesend sein mussten. Im Moment drehten sie oft weiter weg vom Hauptort, der Helikopterbasis in St. Johann im Pongau. Es war anstrengend, aber auch schön, jedenfalls mit den richtigen Kollegen. Biggi fing an ein wenig aufzuräumen, kurz darauf kam Gabriele herein.
"Wie wär's mal mit klopfen?", fragte Biggi sie gespielt vorwurfsvoll. "Hätte ja auch nackt sein können!" Gabi lachte. "Ach komm, Schätzchen. Ich hab dich öfter ohne Klamotten gesehen als ich zählen kann.", antwortete sie und ließ sich auf die kleine Couch fallen. "Klingt ja fast so, als würde ich den lieben langen Tag nichts anderes tun. Wirklich sehr nett von dir." Auch Biggi konnte inzwischen wieder lachen. "So bin ich und im Gegensatz zu anderen kannst du dich sehen lassen." Biggi wusste von wem Gabi sprach, auch ohne das sie den Namen genannt hatte.
"Aber jetzt setz dich erstmal hin und ruh dich mal aus. War ein harter Drehtag heute." Die Kurzhaarige folgte der Anweisung ihrer Kollegin nur zu gerne und setzte sich ebenfalls auf die kleine Couch. Es war für sie immer wieder verwunderlich, wie viel in so einem Wohnwagen Platz hatte. "Hier, dein Tee.", meinte Gabi und überreichte Biggi die dampfende Tasse. "Und was zu Essen, das hast du heute wieder mal voll versäumt.", fügte sie hinzu. "Wenn ich dich nicht hätte, ich wäre schon längst verhungert!"
Biggi stellte die Tasse beiseite und machte sich erstmal über das Brötchen her. "Ich kenn dich mittlerweile eben. War wohl die Aufregung, was?", fragte die Blondine und Biggi nickte. Solche Szenen, die heute eigentlich hätten gedreht werden sollen, kosteten die Schauspielerin trotz allem immer wieder große Überwindung.
"Hat man dir aber nicht angesehen. Sah wie immer perfekt aus, ziemlich echt. Hab für einen Moment geglaubt du wärst richtig verknallt. Wobei.. bei unserem Kollegen kann ich's dir ja nicht verdenken." Biggi verschluckte sich augenblicklich. "Gabi!", rief sie empört. "Was denn?", fragte diese und zuckte mit den Schultern. "Ich sag nur, was ich gesehen habe und selbst du kannst nicht so überzeugend spielen. Gib es zu, du stehst auf ihn."
Biggi konnte nicht glauben, was Gabi ihr da unterstellte. "Du wirst ja ganz rot!", stellte diese fest und lachte. "Jetzt entspann dich mal wieder, das war ein Witz!" Gabi hatte ihre Freundin nur aufziehen wollen, aber Biggi hatte geglaubt sie würde es ernst meinen. "Lass das Vera hören und die bringt mich um!", antwortete Biggi und rang sich ebenfalls zu einem Lachen durch.
Aber sie war gerade ziemlich erschrocken, warum das wusste sie selbst nicht. "Das soll sie mal versuchen!", meinte Gabi. "Sollte die dich einmal anpacken wollen, kriegt die es mit mir zu tun!" Biggi grinste. "Würde ich an ihrer Stelle nicht riskieren.", gab sie zurück und steckte sich den Rest des Brötchens in den Mund. Sie fühlte sich gleich besser und nicht mehr so schlapp, aber ins Bett wollte sie trotzdem so schnell wie möglich.
"Seh ich auch so, die braucht danach einige Botox-Behandlungen mehr!" Aufgrund dieser Aussage von Gabi mussten die beiden Frauen erneut lachen. Biggi war froh, eine Freundin wie Gabi hier am Set zu haben. Hier ging es gerne mal drunter und drüber und beide halfen sich dann gegenseitig die Nerven zu behalten.
Medicopter zu drehen war nicht einfach. Es gab viele Stunts, die die Schauspieler überwiegend selbst durchführten und bei denen sie sich verletzen konnten. Deshalb mussten sie oft unter strengen Sicherheitsvorkehrungen arbeiten und auch wenn es Spaß machte, gingen ihnen manche Situationen an die Substanz. Man brauchte also nicht nur bloßes Schauspieltalent, sondern auch ein hohes Maß an Risikobereitschaft und Disziplin. Kollegen wie Vera erschwerten die Arbeit dann noch zusätzlich.
Und nicht nur Biggi hatte ihre Probleme mit Vera, eigentlich war die ganze Crew involviert. Aber auf Biggi hatte die Blondine es wohl am meisten abgesehen. Gabi verstand es jedoch, ihre Freundin ganz schnell auf andere Gedanken zu bringen, indem sie dann einfach das Thema wechselte.
Dabei fiel ihr auf, dass Biggi sie die ganze Zeit komisch ansah. "Sag mal.. hab ich da irgendwas oder warum starrst du mir so ins Gesicht?", fragte Gabi nach einer Weile. "Ich.. naja, du hast da noch ein bisschen.. hast du dir nach dem Dreh nicht das Gesicht gewaschen?", fragte Biggi vorsichtig. "Doch, zweimal sogar. Warum fragst.. ich hab immer noch das schwarze Zeug im Gesicht kleben, oder?" Biggi nickte daraufhin nur. "Hast du. Du siehst immer noch aus wie der Schornsteinfeger persönlich.", gab Biggi zu und konnte sich dann nicht länger zurück halten. Sie musste einfach lachen.
Heute hatten sie relativ viel mit Feuer zu tun gehabt und dementsprechend hatten sie auch aussehen müssen. "Jetzt lach mich doch nicht aus und hilf mir lieber!", motzte Gabi gespielt verzweifelt und rubbelte sich daraufhin unbeholfen mit der Hand im Gesicht herum. "So geht das nicht weg.", meinte Biggi amüsiert und stand auf. "Das Zeug ist verdammt hartnäckig, aber damit hab ich es rückstandslos abgekriegt." Die braunhaarige Schauspielerin nahm eine Packung Abschminktücher an sich und kehrte damit zur Couch zurück. "Hier, probier's mal damit du Dreckbär.", meinte sie zu Gabi und diese nahm die Tücher dankend entgegen. "Dein Gesicht solltest auch du damit sauber kriegen, aber was die Haare betrifft.. im Notfall kannst du sie ja schwarz färben.", schlug Biggi vor, da Gabi das rußähnliche Zeug auch noch in den blonden Haaren hing. "Nur wenn du deine pink färbst und neongrüne Strähnen rein machst!", stellte Gabi klar und die Freundinnen brachen erneut in Gelächter aus. Dann klopfte es plötzlich an die Wohnwagentür.
"Biggi, Gabi? Seid ihr da drin?" Die Frauen erkannten den Besucher an seiner Stimme, es war ihr Kollege Peter. Biggi stand auf, um ihm die Tür zu öffnen. "Ja, sind wir.", meinte sie und auch Gabi gesellte sich zu ihnen. "Ich soll euch holen, wir sollen alle nochmal vorne antanzen.", offenbarte Peter ihnen und die beiden Schauspielerinnen seufzten. Allerdings hatten sie keine Wahl, weshalb Biggi sich noch schnell Schuhe und eine Jacke anzog. Gabi gab sie ihre Jacke wieder und gemeinsam mit Peter liefen sie zurück zur letzten Kulisse.
Dort standen nach wie vor alle ihre Kollegen, allerdings begann die Crew bereits mit dem Aufräumen der Requisiten. Dennoch wollte der Regisseur noch ein paar Worte an seine Schauspieler richten.
Als Biggi und die anderen bei den anderen angekommen waren, warf Vera ihr einen missbilligenden Blick zu. Biggi hielt diesem stand, bis Thomas dies plötzlich mit bekam und seiner Frau einen Arm um die Schultern legte und ihr etwas zu flüsterte. Biggi konnte allerdings nicht verstehen was er sagte. Gabi war ebenfalls aufgefallen, dass Biggi plötzlich stehen geblieben war und die Blondine mit einem wütenden Blick fixiert hatte. Sie ging ein paar Schritte zurück und legte ihrer Kollegin ebenfalls einen Arm um. "Komm schon, Schätzchen. Je schneller wir dort sind, desto schneller ist er fertig und wir können umso schneller nach Hause fahren."
Gabi dirigierte Biggi bis nach vorne zu ihren Kollegen, die allesamt etwas abseits von Thomas und Vera standen. "Ihr habt heute alle tolle Arbeit geleistet.", erhob der Regisseur seine Stimme. "Die Folge ist soweit im Kasten, für heute ist also Drehschluss!" Das freute alle Anwesenden sehr. "Sie können also jetzt gehen und wir sehen uns Morgen wieder. Allerdings möchte ich nochmal kurz mit zwei von ihnen sprechen. Biggi und Thomas, sie beide bleiben doch bitte noch einen Augenblick."
Biggi verdrehte genervt die Augen, damit gerechnet hatte sie jedoch schon. Deshalb ging sie gleich auf den Mann zu, während Thomas noch mit Vera diskutieren musste, die auch daran etwas auszusetzen hatte.
Bis Vera dann endlich nach gab vergingen so um die fünf Minuten. Biggi stand einfach da und beobachtete das Geschehen. Sie war müde und irgendwie enttäuscht, dass die Szene nicht so hatte aufgenommen werden können wie eigentlich geplant. Das fiel ja auch irgendwie auf ihre Arbeit als Schauspielerin zurück, vor allem weil sie vorhin so ein zickiges Verhalten  an den Tag gelegt hatte. Dabei war sie gar nicht so. Normalerweise war sie immer geduldig und spielte eine Szene auch gerne hundert weitere Male, bis alles passte. Aber heute war es ihr einfach zu viel gewesen, allein nur wegen Vera. Diese Frau brachte Biggi regelmäßig zur Weißglut und heute hatte sie sich eben mal nicht zusammen reißen können. Doch jetzt wurde Biggi nervös, denn eine Audienz beim Regisseur konnte positiv sein, jedoch auch negatives bedeuten.
Und er sah wirklich nicht begeistert aus, jetzt wo er da saß und sich offenbar schon ein paar Ausschnitte des heutigen Materials ansah. Biggi stand ein wenig daneben und malte sich die schlimmsten Szenarien aus.
Was, wenn ihr Diven-Auftritt vorhin zu viel war? Was sollte sie tun, wenn sie raus geworfen wurde? Wobei sie eine Hauptrolle hatte und das nicht mal eben auf die Schnelle ging. Aber schon andere hatten ihren Job durch so ein Verhalten verloren, egal ob Hauptrolle oder nicht. Und das war auch noch ihre allererste große TV-Rolle, die ihr sicherlich beim Durchbruch helfen konnte. Wer würde sie denn noch buchen, wenn sie jetzt aufgrund von Zickereien am Set gefeuert wurde? 'Keiner!', dachte Biggi verzweifelt. Wahrscheinlich würde der Sender sie nicht mal mehr als Programmansagerin zurück nehmen, als das hatte sie nämlich vorher gearbeitet.
Aber warum wollte ihr Regisseur Thomas ebenfalls dabei haben? Biggi konnte sich das alles einfach nicht erklären und wollte das Gespräch einfach nur hinter sich bringen. Deshalb war sie froh als sie endlich alle drei beisammen standen. Allerdings war sie gleichzeitig auch total ängstlich, denn schon jetzt nach der kurzen Zeit bedeutete ihr diese Rolle sehr viel.
Es dauerte noch kurz, bis der Regisseur schließlich das Wort an die beiden Schauspieler richtete. "Ich habe mir die Aufnahmen von heute schon teilweise kurz angesehen.", begann er. "Es sah nicht schlecht aus. Um ehrlich zu sein haben sie ihre Idee sehr gut umgesetzt." Biggi war für einen kurzen Moment erleichtert, denn offenbar hatte ihm das was er gesehen hatte wirklich gefallen. Ihre Idee nannte er es deshalb, weil die Szene anfangs nicht vorgesehen war. Bei der Besprechung zu der Folge haben Biggi und Thomas vorgeschlagen, die zwei Piloten der Serie doch fortan als Paar zu inszenieren und daraufhin war das Drehbuch ein wenig abgeändert worden. Allerdings nur vorläufig, denn total begeistert war von den Verantwortlichen niemand so richtig gewesen. Eine Beziehung von Thomas und Biggi in der Serie war nie vorgesehen gewesen, aber die Schauspieler hatten alle von ihrer Idee überzeugen wollen.
Sie hatten die Vorstellung irgendwie von Anfang an schön gefunden und das Date der beiden wäre die perfekte Gelegenheit gewesen um aus einer engen Freundschaft mehr entstehen zu lassen. Nur hatte Vera verhindert, dass sie die Szene hatten zu Ende drehen können. Das merkte der Regisseur nun auch als nächstes an.
"Leider kam es vorhin ja mehrfach zu unerwünschten Unterbrechungen, weshalb ich mir das nicht weiter anschauen konnte. Vor allem da sie, Biggi, das Set verlassen haben." Biggi wich dem Blick des Mannes zunächst aus, beschloss dann aber, sich zusammen zu reißen. "Das war nicht ganz in Ordnung von mir, das weiß ich.", gab sie zu. "Aber sie müssen sie verstehen.", wandte plötzlich Thomas ein. "Wir waren schon seit Stunden am Drehen und wollten nur noch fertig werden, da sind die Nerven eben nicht mehr ganz so strapazierbar wie sonst. Meine Frau hat Biggi ja auch ziemlich provoziert."
Biggi wunderte es, dass ihr Kollege sie in Schutz nahm. "Allerdings hat sie das.", stimmte der Regisseur dem Schauspieler sofort zu. "Und ich nehme ihnen den Abgang auch nicht übel, im Gegenteil. Rein theoretisch könnten wir die Szene jetzt auch noch schnell fertig drehen und die Storyline wirklich so abändern, wie sie es vorgeschlagen haben. Es gibt da jedoch einen Haken."
Biggi und Thomas warfen sich einen kurzen Blick zu, ehe sie wieder zum Regisseur blickten. "Und was für ein Haken ist das?", fragte Thomas schließlich. "Wie sie wissen, bin ich keineswegs der einzige, der Entscheidungen treffen darf." Die Schauspieler nickten. "Und ob wir das wissen.", meinte Biggi, die sich noch genau an all die Gespräche vor ein paar Wochen erinnern konnte als die Idee mit der Romanze zwischen ihrer Rolle und der von Thomas aufgekommen war. Regisseure, die Geschäftsführung des Senders, Autoren und noch viele andere Verantwortliche mussten etwas absegnen bevor es umgesetzt werden durfte. Eine lästige Nebenwirkung, die man als Schauspieler beim Fernsehen ertragen musste. Kaum einer ließ einen das machen, was man wollte. Überwiegend musste alles strikt nach Drehbuch laufen, improvisieren war nicht erwünscht, denn man musste ja einen Zeitplan einhalten.
"Jedenfalls habe ich bereits Rücksprache mit ein paar Kollegen gehalten und auch mit den Verantwortlichen des Senders, denn wie sie wissen war heute von ihnen einer Anwesend um sich das Ganze ebenfalls anzuschauen.", sprach der Regisseur weiter. 'So schnell?!', fragte Biggi sich, die ja noch vergleichsweise neu in ihrem Job war und noch viel zu lernen hatte. "Das geht so schnell?", stellte die ihre Frage nun laut. "Das geht ohne großartige Verzögerungen und das muss auch so sein.", erklärte der Regisseur ihr. "Jedenfalls sind wir uns einig, dass sie beide eine gute Leistung abgeliefert haben, aber es doch irgendwie gerade nicht zu dem passt was wir eigentlich geplant haben.", offenbarte der Regisseur schließlich. "Die Drehbücher der zweiten Staffel liegen bereits fertig beim Sender vor. Wir müssten das alles verändern und dafür bleibt uns nicht genügend Zeit."
Biggi war sofort klar, dass das nur eine Ausrede war. Wahrscheinlich hatten sie alle nur Angst, dass Streitigkeiten am Set wegen einer eifersüchtigen Ehefrau, die Dauer der Dreharbeiten verlängern würden. Aber Biggi musste zugeben, dass Vera heute ganze Arbeit geleistet hatte und sie die Bedenken sogar verstehen konnte. Trotzdem empfand sie es als unfair, dass wegen Vera der Aufwand der letzten Wochen offenbar nun umsonst war.
Dennoch mussten sich die beiden Schauspieler wohl oder übel damit abfinden, denn vorerst würden sie den Sender wohl nicht völlig von ihrer Idee überzeugen können. Mit der Aussicht, ihre Idee für die dritte Staffel erneut einreichen zu können, verabschiedete sich der Regisseur von Biggi und Thomas.
Sie sahen ihm nach, während er zu ein paar anderen Mitarbeitern lief. "Sorry nochmal wegen dem ganzen Stress.", meinte Thomas plötzlich. "Du kannst wie gesagt nicht dafür.", antwortete Biggi. "Aber nimm es mir nicht übel, wenn ich deiner Frau ab sofort spüren lasse, was ich von ihr halte. Mit dir hat das nichts zu tun, aber ich habe immer versucht mit ihr aus zu kommen und sie zieht so einen Mist ab. Das heute war definitiv genug, mir reicht's jetzt endgültig mit ihr." Thomas nickte nur. "Solange wir beide noch Freunde sind und ihr euch zusammen reißt, werde ich damit schon irgendwie leben können.", meinte er und lächelte unsicher. Biggi erwiderte es. "Klar sind wir noch Freunde.", sagte sie. "Aber ich muss jetzt mal nach Hause, ich hab für Morgen noch keine Zeile Text gelernt. Wir sehen uns.", meinte Biggi schließlich. "Bis dann.", antwortete Thomas und Biggi ging davon.
Ihr Kollege sah ihr noch lange lächelnd hinterher. Sie war irgendwie schon was besonderes, wie er fand und seit einiger Zeit ging sie ihm auch nicht mehr wirklich aus dem Kopf. Er dachte sich dabei jedoch nichts, es war halt einfach so. Vera hatte das Szenario aus einiger Entfernung beobachtet und sah nun ihren Mann da stehen, wie er Biggi hinterher schaute. Deshalb ging sie zu ihm und riss ihn aus seinen Gedanken. "Wenn du fertig bist mit dumm herumstehen, könnten wir ja dann endlich mal fahren!", keifte sie und Thomas fühlte sich irgendwie ertappt.
Er sagte jedoch nichts und folgte seiner Frau einfach zum Auto. Auf dem Weg nach Hause schwiegen sie, die Geschehnisse des Tages hatte beiden Ehepartnern die Laune gründlich verdorben. Deshalb entfachte Daheim dann doch ein ziemlich großer Streit, in dem beide sich gegenseitig Vorwürfe machten, bis Thomas sich nach draußen auf den Balkon verzog um seine Ruhe zu haben.
Auch Biggi dachte auf der Fahrt nach Hause über den heutigen Tag nach. Die Wut auf Vera war nach wie vor da, aber irgendwie musste sie dann immer wieder an Thomas denken und daraufhin musste sie einfach lächeln. Er hätte natürlich auch seine Frau verteidigen können, aber nein, heute hatte er sie unterstützt und Vera die Meinung gesagt. Das ihre Charaktere in der Serie nun vorerst doch nicht zueinander finden würden, fand Biggi schade. Aber dennoch war sie erleichtert, dass ihr Kollege weiterhin mit ihr befreundet sein wollte, trotz das Vera offenbar ziemlich eifersüchtig war. 'Vollkommen grundlos.', dachte Biggi kopfschüttelnd und konnte sich ein spöttisches Lachen nicht verkneifen.
Ihre Heimfahrt dauerte ein wenig länger, da sie nur eine Wohnung etwas außerhalb gefunden hatte. Wie immer rechnete Biggi im Kopf nach. Inzwischen war es fast ein Jahe her, dass sie ihren Geburtsort Wien verlassen hatte. Nie hatte sie sich das vorstellen können, doch nun war es doch geschehen. Und es hatte sein müssen, denn knapp über drei Stunden dauerte eine Fahrt von Wien hierher und das einfach. Sechs Stunden hätte sie somit jeden Tag zurücklegen müssen, wäre sie in Wien geblieben und das war unzumutbar. Vor allem, da so lange Drehtage wie heute schon anstrengend genug waren.
Nachdem Biggi ihren Wagen abgestellt hatte, ging sie ins Haus und schleppte sich dann die Treppen zu ihrer kleinen Wohnung nach oben. Die Schauspielerin hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass hier niemand auf sie wartete. Bis auf ihre Kollegen kannte sie hier ja auch keinen und einen Mann an ihrer Seite hatte sie auch nicht mehr. In manchen Momenten fühlte sich Biggi deshalb einsam, aber heute war sie einfach nur müde und es graute ihr vor dem Gedanken, jetzt noch seitenweise Skript auswendig lernen zu müssen. Dennoch nahm sie nach einer ausgiebigen Dusche Skript und Textmarker zur Hand und machte es sich im Bett gemütlich.
Konzentrieren konnte sie sich jedoch nicht wirklich, denn jedes mal wenn sie den Namen 'Thomas' las, musste sie unwillkürlich an die ziemlich romantischen Szenen von heute denken, die sie gemeinsam mit Thomas durchgespielt hatte und irgendwann schlief Biggi dabei schließlich ein.

Fürs echte Leben gibt's nun mal kein DrehbuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt