Die Schauspielerin war wirklich noch wach, saß auf ihrer Couch und hatte sich vorhin noch schnell eine Flasche Sekt und Wein an der Tankstelle besorgt. Damit verstieß sie gegen ihre Prinzipien, denn in ihrem Leben hatte sie bis jetzt nie Alkohol angerührt, aber nach dem Tag heute hatte sie einfach das Bedürfnis, sich zu betrinken. Schließlich taten das alle und sie hoffte, dass es ihr dadurch besser gehen würde.
Die ersten Schlückchen waren noch verdammt eklig gewesen, aber mit jedem Schluck den sie nahm wurde es leichter. Als es dann plötzlich klingelte, zuckte sie zusammen. Sie ließ es sich aber nehmen, die zweite Flasche noch schnell leer zu trinken, bevor sie auf stand. Ihr war ziemlich schwindelig und laufen konnte Biggi auch nur noch schwerfällig. Sie hatte die Flaschen innerhalb kürzester Zeit getrunken und da sie vorher nichts gegessen hatte und das nicht gewohnt war, zeigte der Alkohol dementsprechend schnell seine Wirkung. Irgendwie schaffte sie es zur Tür und dort drückte sie auf den Knopf, der die Haustür unten öffnete. Um nicht umzufallen, lehnte sie sich am Türrahmen an.
Als Thomas die Treppe hoch kam, war Biggi ziemlich erstaunt. "Du hier?", fragte sie. "Du solltest zu Hause sein, bei deiner Frau, die mir heute mal wieder das Leben zur Hölle gemacht hat!" Durch den Alkohol hatte sich Biggis Wut auf Vera wieder verstärkt und Thomas erinnerte sie gerade nur an diese Frau.
"Ich dachte, ich schaue mal vorbei und sehe nach wie es dir geht.", erklärte Thomas ruhig. "Mir geht's super!", entgegnete Biggi bissig. "Aber wenn du schon mal da bist, kannst du mir das da gleich geben. Ich brauch eh Nachschub!" Biggi nahm Thomas einfach die Flasche Alkohol aus der Hand, die er aus welchem Grund auch immer mitgenommen hatte und kehrte einfach in ihre Wohnung zurück. Eigentlich hatte er geplant, das nur er ein oder zwei Gläschen zu sich nahm, nachdem Biggi ja eigentlich nichts trank. Thomas erkannte allerdings, dass ihr Gang ziemlich schwankend war. 'Ist sie etwa betrunken?', fragte er sich, bezweifelte es aber zunächst, da Biggi sonst immer jegliche Art von Alkohol abgelehnt hatte. Doch nachdem, was sie gerade gesagt hatte, musste sie wohl tatsächlich Alkohol getrunken haben und das anscheinend nicht gerade wenig.
Nachdem sie ihm die Tür offen gelassen hatte, trat Thomas in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Er fand Biggi im Wohnzimmer auf der Couch sitzend, auf dem Tisch standen tatsächlich zwei leere Glasflaschen. "Hast du etwa getrunken?", fragte Thomas Biggi, die erstmal anfing zu lachen. "Nö, die Flaschen stehen hier nur zur Deko rum!", lallte die Schauspielerin. "Überraschung, Hase.. Ich hab tatsächlich was getrunken und mal das getan, was eigentlich jeder macht und es is eigentlich gar nicht so übel!"
Thomas konnte nichts erwidern, da er ziemlich erschrocken über Biggis Zustand war. Sie versuchte seine Flasche zu öffnen, scheiterte aber kläglich. "Hilf mir mal!", motzte Biggi und hielt Thomas die Flasche hin. Er nahm sie an sich, zögerte jedoch. "Ich glaube du hattest für heute schon genug, meinst du nicht." Das war keine Frage, sondern eine von ihm aufgestellte Tatsache. "Spielverderber!", entgegnete Biggi trotzig und verschränkte die Arme, ehe sie sich zurück gegen die Couchlehne sinken ließ.
"Darf ich mich setzen?", wollte Thomas wissen. "Mach doch was du willst.", antwortete Biggi resigniert und Thomas setzte sich neben sie aufs Sofa. Es herrschte Schweigen und die Stille wurde erst von einem Schluchzen unterbrochen, das von Biggi kam. Ohne das Manfred es gemerkt hatte, hatte sie zu weinen begonnen.
"Hey, was ist denn los?", fragte er erschrocken. "Ich bin ne Versagerin!", schluchzte Biggi und Thomas hatte Mühe, sie zu verstehen. "Egal was, ich vermassel alles! Ich bin unfähig, so unfähig!" Eigentlich war Thomas gekommen, um normal mit Biggi zu reden, aber das war wohl nicht mehr möglich. Sie war so weg getreten, dass sie wirres Zeug redete und irgendwann weinend in den Armen ihres Kollegen lag. Und Thomas war froh, hergekommen zu sein, denn so war Biggi wenigstens nicht alleine und er konnte sie trösten. Sie tat ihm unfassbar leid.
Wie lange er sie im Arm gehalten hatte wusste Thomas nicht, jedoch löste sich Biggi plötzlich von ihm. Sie war ziemlich blass geworden. "Mir ist schlecht!", brachte sie mühevoll hervor. "Kein Wunder.", sagte Thomas und stand auf. "Wir gehen ins Bad, komm."
Er half Biggi beim Aufstehen und hielt sie beim Gehen aufrecht, denn das konnte sie von alleine nicht mehr. Im Badezimmer angekommen eilte sie die letzten Schritte zur Toilette und kaum hatte sie sich davor hin gekniet, musste Biggi sich auch schon übergeben. Thomas kniete sich neben sie und strich ihr beruhigend über den Rücken. Sie sollte merken, dass jemand da war. Mehr konnte er in diesem Moment auch gar nicht für sie tun.
Einige Minuten vergingen und Biggi musste sich wieder und wieder übergeben. Alles, was sie wohl innerhalb von kurzer Zeit getrunken hatte, kam nun wieder retour. Sie schluchzte immer mal wieder auf und hielt sich den Bauch. Dieser zog sich nämlich immer wieder schmerzhaft zusammen.
"Das hört ja gar nicht mehr auf!", schluchzte Biggi aufgelöst. "Doch, natürlich hört das wieder auf. Viel kann es jedenfalls nicht mehr sein, das was da gerade noch raus kommt ist nur noch Galle und Magensäure." Thomas wusste, dass Biggi noch nie in ihrem Leben betrunken gewesen war, deshalb wollte er sie beruhigen indem er ihr alles so genau wie möglich erklärte. "Und warum tut das so weh?!", fragte Biggi weinend. "Das lässt auch gleich wieder nach, keine Angst. Sobald das ganze Zeug wieder draußen ist, geht's dir gleich wieder besser. Versuch mal ganz ruhig durch die Nase ein- und durch den Mund wieder auszuatmen, das hilft ein bisschen." Thomas machte es vor und Biggi machte es ihm nach. Es half aber nur ganz kurz, denn wieder kam es Biggi hoch und auch das landete wieder in der Toilette.
"Es tut mir leid!" Biggi war wenigstens noch so weit klar im Kopf, um Scham zu empfinden. "Ist schon in Ordnung.", antwortete Thomas, dem das Ganze wirklich nichts ausmachte. Er ekelte sich nicht so schnell wie manch andere Menschen, was ihm nun dabei half, bei Biggi bleiben zu können. Diese hatte die Arme auf dem Rand der Toilette ab gestützt und den Kopf in die Hände gelegt.
Als Thomas sich einigermaßen sicher war, dass es erstmal vorbei war, reichte er Biggi ein Stück Toilettenpapier. Mit diesem wischte sie sich den Mund ab. "Ich hol dir mal ein Glas Wasser, bleib du einfach genau da wo du bist.", bat Thomas Biggi und verließ das Bad. Die Schauspielerin lehnte sich erschöpft gegen die Wand der Badewanne, die sich in unmittelbarer Nähe befand und schloss kurz die Augen. Alles drehte sich.
Derweil war Thomas in die Küche gegangen und dort schenkte er das besagte Glas Wasser für Biggi ein. Damit kehrte er ins Badezimmer zurück. Biggi hatte sich gegen die Badewanne gelehnt und die Augen geschlossen, gut sah sie gerade wirklich nicht aus.
Thomas kniete sich wieder hinunter und stupste Biggi an. "Hier, dein Wasser." Mit verweinten Augen sah Biggi ihn an und nahm das Glas an sich. Es festzuhalten fiel ihr nicht leicht, aber es ging gerade noch so. "Nimm am besten ganz kleine Schlückchen. Nicht, dass dir gleich wieder alles hoch kommt." Biggi nickte leicht und trank vorsichtig einen Schluck Wasser. Es folgten ein paar mehr, aber wie Thomas es gesagt hatte, trank sie sehr langsam und immer nur einen Schluck nach dem anderen.
"Geht's wieder?", erkundigte sich Thomas. "Ja, es geht wieder.", antwortete Biggi. "Mir ist nur so schwindelig.", gab sie zu. "Das ist leider so, wenn man betrunken ist." Vorsichtig strich Thomas Sabine eine ihrer kurzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und erschrak, als er auf einmal einen blauen Fleck entdeckte. Dieser befand sich auf ihrer rechten Wange und war nur ganz leicht zu sehen, aber dennoch da. Ganz sanft berührte Thomas Biggis Wange. Zweifellos stammte der blaue Fleck von Veras Attacke heute Mittag.
"Tut dir die Backe noch weh?", wollte Thomas wissen und Biggi schüttelte den Kopf. "Ich hab schon schlimmeres überstanden, sofern du auf die Ohrfeige deiner Frau anspielen solltest." Thomas wusste, dass Biggi wohl von ihrem Ex-Mann sprach, der ihr gegenüber gewalttätig geworden war. Genau in diesem Augenblick entdeckte er eine eigentlich unauffällige Narbe auf ihrer Stirn.
"Glastisch.", sagte Biggi, als sie bemerkte was Thomas gerade ansah. "Er hat mich geschubst und ich bin genau auf die Ecke geknallt. Eigentlich hab ich mir geschworen, dass nie wieder jemand Hand an mich legt. Naja.. Ich hab ja heute gesehen, dass ich immer noch zu schwach bin, um mich zu verteidigen."
Biggi senkte den Blick, doch Thomas hob ihr Kinn gleich wieder an. Erneut faszinierten ihn diese braunen Augen, die nun wieder direkt in seine blickten. Er räusperte sich. "Am besten ist, wenn du jetzt ein bisschen schläfst.", meinte Thomas und erhob sich. Biggi wollte es ihm gleich tun, schaffte es aber nicht.
"Ich komm nicht hoch.", gab Biggi zu und Thomas beugte sich wieder hinunter. "Dann bring ich dich ins Bett, einverstanden?" Da Biggi wirklich keine Kraft mehr hatte, nickte sie einfach und Thomas hob sie ohne großartig zu überlegen hoch. Biggi legte ihm lediglich die Arme um den Hals und legte ihren Kopf erschöpft gegen seine Brust. Sie fühlte sich wohl und sicher und für Thomas war es keine große Sache, denn seiner Ansicht nach war Biggi wirklich nur ein Fliegengewicht.
Er trug sie bis ins Schlafzimmer und setzte sie dort auf dem Bett ab. In Jeans konnte er sie allerdings kaum schlafen lassen, weshalb er ihr die Hose aus zog, ohne das Biggi auch nur einmal dagegen protestierte. Ebenfalls half er ihr aus ihrer Strickjacke und ihrem T-Shirt. Im Kleiderschrank fand er gleich darauf ein etwas weiteres Oberteil, in dem es sich bestimmt sehr gut schlafen ließ. Das zog er Biggi an und brachte sie dann dazu, sich hinzulegen. Jedenfalls legte Biggi sich seitlich aufs Bett und Thomas hob dann lediglich nur noch ihre Beine hinein. Vor Müdigkeit und Alkoholkonsum nahm Biggi kaum noch etwas wahr. Nachdem sie wie es sich gehörte im Bett lag, nahm Thomas die Bettdecke an sich und breitete sie über Biggi aus. Sofort kuschelte sie sich ein und schloss die Augen.
Thomas holte dann noch einen Eimer mit ein wenig Wasser und ein paar Taschentücher, für den Fall, dass sie sich heute Nacht nochmal übergeben musste. Er musste lächeln, als er Biggi so ruhig da liegen sah. Beinahe hätte er geglaubt, sie würde bereits schlafen, aber das war nicht so. Nachdem er ihr vorsichtig über den Kopf gestreichelt hatte, wollte er gehen, doch Biggi griff nach seiner Hand.
"Bleibst du hier?", fragte Biggi flüsternd. "Nur bis Morgen früh, bitte? Ich will nicht alleine sein!" Eigentlich hatte Thomas geplant nochmal mit Vera zu sprechen, wenn er nach Hause kam, aber irgendwie war Biggi ihm gerade wichtiger. "Ich bleibe hier, wenn du das möchtest.", versprach er ihr deshalb.
"Danke!" Biggi lächelte ihn an. "Vera hat so ein Glück mit dir.. Ich würde alles dafür geben, einen Mann wie dich zu finden." Während Biggi sprach, wurde sie immer leiser und schlief schließlich ein.
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Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch
FanficWie wäre es gewesen, wenn die Charaktere der Serie lediglich Schauspieler gewesen wären? Wie wäre es da hinter der Kamera abgelaufen? Und was wäre passiert, wenn sich zwei von ihnen ineinander verlieben, obwohl sie wissen welche Konsequenzen dies na...