Kapitel 14

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Zu dieser Zeit ging es nun auch für ihre Kollegen am Set auf den Feierabend zu. Thomas hatte sich nach dem Streit mit Biggi auch nicht wirklich konzentrieren können und war mittlerweile zu dem Entschluss gekommen, über reagiert zu haben. Jedoch wusste auch er nicht, wie es mit ihren weitergehen sollte. Er wusste nur, dass er mit Biggi reden musste. Allerdings erfuhr er, als er nach ihr suchte, dass sie bereits vor ein paar Stunden das Set verlassen hatte und bekam am Rande mit, dass es ihr wohl gar nicht gut gegangen war.
Thomas plagte das schlechte Gewissen. Biggi ging es wegen ihm schlecht und seine Frau log er seit Wochen an. Natürlich, sie hatten sich auseinander gelebt. Aber auf lange Sicht würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich zu entscheiden. Und auch wenn Biggi und er die Abmachung getroffen hatten, zu warten bis ihre Verträge für Medicopter ausgelaufen waren, beschloss der Schauspieler nicht mehr länger zu warten. Das tat weder ihm und vor allem Biggi nicht gut. Er wollte sie, das stand fest. Doch solange sie nicht reinen Tisch gemacht hatten, konnten sie nicht öffentlich miteinander leben. Dabei fiel es ihm schon jetzt unheimlich schwer, so zu tun, als wäre zwischen ihnen nichts weiter als nur Freundschaft. Er hatte es satt und er ahnte, dass auch Biggi das nicht mehr lange aushielt. Irgendwie würden sie eine Lösung finden, aber es länger zu verheimlichen war nicht die richtige.
Also stieg Thomas, nachdem er sich umgezogen hatte, gleich ins Auto und fuhr nach Hause. Dort lebte er jedenfalls offiziell noch und das gemeinsam mit Vera. Er war nur noch hier zum schlafen, sofern er nicht vor gab, dass die Dreharbeiten mal wieder länger dauerten. Auch damit sollte Schluss sein. Er wollte Vera die Karten auf den Tisch legen, seine Sachen packen und dann zu Biggi fahren, um sie zu trösten. Denn er konnte nur ahnen, wie mies es ihr nach seinem Auftritt vorhin ging.
Als er jedoch vor dem Haus parkte, fiel ihm sofort ein Auto auf, welches er kannte. Es war das eines guten Freundes von ihm und Thomas war überrascht, dass er hier war. Ausgemacht hatten die Männer jedenfalls nichts und Thomas wurde misstrauisch. Als er das Haus schließlich betrat, wusste er auch warum. Im Flur lagen Kleidungsstücke verteilt herum, die direkt zum Schlafzimmer führten und den Schauspieler traf die Erkenntnis, dass auch seine Frau jemand anderen hatte. Nur war es bei ihr nicht das erste Mal und am liebsten hätte er die beiden zur Rede gestellt.
Doch stattdessen zog Thomas sich sofort wieder aus dem Haus zurück, stieg wieder ins Auto und legte so schnell wie möglich einige Kilometer Abstand zwischen sich und dieses Gebäude. Wie er sich jetzt fühlen sollte, wusste er nicht. In seinen Gedanken herrschte Chaos. Seine Emotionen waren ein ganz wirres Gemisch aus Wut, Verzweiflung, Trauer und Hilflosigkeit. Er wusste nicht, wie genau er sich jetzt verhalten sollte. Das schlechte Gewissen gegenüber Vera war verschwunden und das gegenüber Biggi war nun doppelt oder sogar dreifach so viel geworden. Ihr gegenüber hatte er sich verhalten wie ein Arschloch und das, obwohl sie nur ihren Job hatte machen wollen.
Bei Vera hatte das gerade nichts mit dem Job zu tun gehabt und es war nicht das erste Mal in ihrer Ehe, dass sie ihm fremd ging. Und das es ausgerechnet mit einem seiner besten Freunde passierte, konnte Thomas kaum fassen.
So schnell wie nur möglich bahnte sich der Schauspieler seinen Weg durch die Innenstadt. Den Weg zu Biggis Wohnung kannte er inzwischen auswendig und nicht mal eine halbe Stunde später kam er dort an. Vollkommen angespannt saß er hinterm Steuer und er ließ es auch erst los, nachdem er bereits ein paar Minuten vor dem Wohnhaus gestanden hatte. Thomas stellte den Motor ab und stieg aus. Es war in der kurzen Zeit irgendwie kälter geworden, jedenfalls bildete er sich das ein. Seine Fahrt hatte Thomas nur ganz kurz zwischendurch unterbrochen, um sich eine Flasche Vodka und drei Dosen Bier an der Tankstelle zu kaufen. Die zwei Dosen und auch fast die Hälfte der Flasche hatte er bereits noch auf der Fahrt getrunken und nun war er dementsprechend angetrunken. Aber anders hatte er sich nicht zu helfen gewusst und Biggi nüchtern gegenüber zu treten, würde er gerade nicht schaffen.
Er blickte hinauf zu den Fenstern, die zu Biggis Wohnung gehörten. Alles war dunkel, aber ihr Auto war da, also musste sie zu Hause sein. Thomas leerte auch noch die letzte Dose Bier und nahm nochmal einen Schluck aus seiner Flasche, die er schließlich auch mit sich nahm. Torkelnd lief er dann um das Haus herum zum Eingang und stolperte dabei, woraufhin er hin fiel. Es dauerte einige Zeit, bis er sich wieder aufgerafft hatte und seinen Weg fortsetzen konnte.
An der Haustür angekommen suchte er nach Biggis Klingel. "Schwerin.. Schwerin..", murmelte er dabei und als er den Namen endlich gefunden hatte, klingelte er Sturm.
Biggi schreckte aus dem Schlaf hoch. Zuerst glaubte sie, sich das Klingeln nur eingebildet zu haben, da sie aufgrund der Schlaftablette noch vollkommen im Delirium war. Doch dann realisierte sie, dass gerade wirklich jemand energisch an ihrer Tür klingelte. Sie beschloss es zu ignorieren, doch das funktionierte nicht.
Auf einmal hörte es dann doch auf und Biggi hoffte, endlich weiter schlafen zu können. Allerdings vernahm sie dann Rufe direkt vor ihrem Schlafzimmerfenster. Thomas wusste genau wo sich dieses befand und stand nun direkt darunter, in der Hoffnung Biggi so irgendwie zu wecken. Die Schauspielerin erkannte die Stimme sofort.
"Biggi!", schrie Thomas und sofort stand die Schauspielerin auf. Mit ihm hatte sie definitiv nicht gerechnet. "Hallo, Brigitte!", rief Thomas nochmals. "Ey, Schwerinchen! Ich bin's, komm mach mal die Tür auf!"
Biggi eilte zum Fenster. "Wir müssen reden!", teilte Thomas ihr in diesem Moment lautstark mit, als sie das Fenster öffnete und nach unten blickte. "Sag mal spinnst du?!", herrschte die junge Frau ihren nächtlichen Besucher an. "Es ist Mitten in der Nacht und du weckst die ganze Nachbarschaft auf!" Biggi war nicht erfreut, Thomas zu sehen. Doch irgendwie fiel ihr gleich auf, dass er gerade nicht ganz er selbst war.
"Lass mich rein!", rief Thomas von unten herauf und nun hörte Biggi deutlich, dass er wohl betrunken war. "Biggilein, mach die Tür auf! Ich will nur reden, was ganz wichtiges bereden! Es tut mir alles leid, echt verdammt leid!"
Biggi überlegte hin und her, entschied sich dann aber dafür ihn rein zu lassen. Ansonsten bekam wirklich noch einer der Nachbarn etwas mit und das musste definitiv nicht sein. "Okay, okay!", sagte sie schließlich. "Geh zur Haustür, ich mach dir auf. Aber hör um Gottes Willen mit dem Geschrei auf!"
Daraufhin schloss Biggi das Fenster wieder und Thomas torkelte zurück zur Tür und Biggi ging derweil zu ihrer Wohnungstür. Sie betätigte einen Knopf und als Thomas das Summen unten vernahm, ließ sich die Haustür öffnen. Jetzt musste er nur irgendwie die Treppen rauf kommen, was sich als schwieriger herausstellte, als er gedacht hatte.

Fürs echte Leben gibt's nun mal kein DrehbuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt