Biggi öffnete die Wohnungstür und hörte Thomas, wie er fluchte, da er die Treppen nur beschwerlich hinauf gehen konnte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er bei ihr oben angekommen war und Biggi erschrak bei seinem Anblick. Er blutete im Gesicht und an den Händen, außerdem war er, aus welchem Grund auch immer, nass.
Thomas war vorhin ja hingefallen und dabei ist er mit dem Kopf auf dem Boden gelandet. Die Flasche Vodka war bei diesem Sturz zu Bruch gegangen und deshalb waren seine Klamotten nun voller Alkohol. Die Verletzungen an den Händen kamen überwiegend von dem Versuch, sich abzufangen. Allerdings hatte er sich beim Aufstehen auch an den Scherben geschnitten. "Wie siehst du denn aus?!", entfuhr es der Schauspielerin entsetzt. Im Licht sah Thomas nun aus, als wäre er aus einem Horrorfilm entsprungen. "Können wir reden?", fragte er Biggi lallend und konnte sich dabei kaum auf den Beinen halten. "So kommst du mir hier nicht rein!", stellte Biggi klar. "Und wie viel hast du denn Getrunken, ich rieche das bis hierher!", meinte sie. "Ein, zwei Bier!", erwiderte Thomas.
"Kann ich rein?", wollte er schließlich wissen. "Nein!", stellte Biggi erneut klar. "Am liebsten würde ich dich vorher unter die Dusche stellen, aber.." Biggi konnte ihren Satz nicht beenden, da Thomas schon an ihr vorbei stürmte. "Dusche is gut!", lallte er und lief den Flur entlang zum Badezimmer. Er kannte sich in Biggis Wohnung inzwischen bestens aus, sodass er auch im betrunkenen Zustand wusste, wo es lang ging. Und Biggi hatte ihn nicht aufhalten können, so flink war er gewesen und außerdem stand sie ja immer noch unter dem Einfluss des Schlafmittels. Ihre Reaktion kam dementsprechend verlangsamt, aber sie kam. "He, so war das jetzt nicht gemeint!", rief Biggi Thomas hinterher, ließ die Wohnungstür zu fallen und eilte durch den Flur. Schon auf dem Weg zum Bad hörte sie plötzlich, wie das Wasser in der Dusche angestellt wurde. Und als sie die Tür auf riss, traute Biggi ihren Augen nicht. Thomas stand nun tatsächlich unter der Dusche, allerdings hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich vorher auszuziehen. Er stand dort also in all seinen Klamotten unter dem Wasserstrahl.
"Oida.. Ich fass es nicht!", murmelte Biggi ungläubig. Thomas sah sie jedoch einfach nur an, während das Wasser auf ihn nieder prasselte. "Soll ich dir vielleicht noch'n Waschmittel und nen Weichspüler organisieren?", wollte die Schauspielerin wissen. "Dann werden die Klamotten vielleicht auch anständig sauber, wenn du dich schon damit unter die Dusche stellst.", fügte sie hinzu und Thomas sah sie mit großen Augen an. "Geht das denn?!", fragte der inzwischen vollkommen durchnässte Mann, der aufgrund des Alkohols keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. "Du bist ja mal vollkommen von der Rolle.", meinte Biggi seufzend und begriff, dass er wohl gerade selbst nicht wirklich wusste, was geschah. Sie merkte, dass wohl mehr hinter seinem Alkoholkonsum stecken musste und deshalb beschloss Biggi, ihren Groll vorerst zu begraben. Schließlich war er damals auch für sie da gewesen, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben richtig betrunken gewesen war und es ihr richtig mies gegangen war. An das, was in dieser Nacht noch passiert war, konnte Biggi sich auch noch sehr gut erinnern. Doch sie versuchte, diese Gedanken zu verbannen. Sie wollte ihm zwar helfen, aber lediglich als Freundin und nicht als Geliebte.
"Was is'n jetzt mit dem Waschmittel?", fragte Thomas und Biggi seufzte erneut. Sie lief zur Dusche und musste aufpassen, nicht auszurutschen, da Thomas die Tür der Dusche offen gelassen hatte und somit hatte sich davor jetzt eine ziemliche Pfütze gebildet. "Das lassen wir mal.", stellte Biggi klar. "Zieh die Klamotten einfach aus, ich hänge sie zum Trocknen auf." Doch dieser Plan war zum Scheitern verurteilt, denn plötzlich wurde sie von dem Mann in der Dusche gepackt und mit hinein gezogen.
Biggi schrie auf, denn das Wasser war eiskalt. "Bist du eigentlich komplett bescheuert?! Was soll der Mist?! Jetzt bin ich genau so nass wie du!", wetterte die Schauspielerin und bemerkte jetzt erst den Blick, den Thomas ihr zu warf. Er war liebevoll und verträumt und auch jetzt merkte sie erst, dass er sie ganz fest hielt. Sie war wie gefesselt von seinen blauen Augen und bevor Biggi sich wehren konnte, zog Thomas sie nah zu sich, um sie küssen zu können. Biggi war im ersten Moment perplex, aber gleichzeitig war sie auch dabei, sich in diesem Kuss zu verlieren. Aber das würde bedeuten, dass sie ihren Vorsatz nicht einhielt und das wollte sie nicht riskieren.
Es mussten erst klare Fronten geschaffen werden, bevor es zwischen ihr und diesem Mann wieder zu irgendwelchen intimen Situationen kam. Deshalb löste sich die Schauspielerin von Thomas, auch wenn es ihr alles andere als leicht fiel. "Nicht!", flüsterte sie und stemmte ihre Arme gegen seine Brust, als er nochmal versuchte, sie an sich zu ziehen. "Hör auf!", befahl Biggi und konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken. "Hör bitte auf.", wiederholte sie ihren Wunsch nochmal, aber diesmal nicht so schroff. "Du bist gerade nicht du selbst und wir müssen erst die Fronten klären, bevor wir beide nochmal irgendwas.. unüberlegtes tun.", versuchte die junge Frau es so einfach wie möglich auszudrücken.
"Soll das heißen, ich darf dich nicht mehr küssen?!" Thomas war entsetzt. "Ich hab's vermasselt, stimmt's? Total vermasselt!" Biggi kam es so vor, als wäre der Mann vor ihr den Tränen nahe und das war er auch. Seine Augen wirkten glasig und das nicht nur aufgrund des Wassers, das von oben kam. "Ich hab meine Frau verloren und jetzt verliere ich auch noch dich! Das ist doch vollkommen scheiße!"
Biggi verstand nicht, worauf Thomas hinaus wollte. Aber offensichtlich war er ziemlich aufgewühlt und Biggi dachte gleich daran, dass er Vera womöglich die Wahrheit gesagt haben konnte. Aber um das herauszufinden, musste sie Thomas erstmal beruhigen und vor allem trocken legen und ausnüchtern.
Zunächst stellte Biggi erstmal das Wasser ab und legte dann beide Hände an sein Gesicht. "Du hast mich doch nicht verloren, sonst würde ich nicht hier stehen und dir helfen wollen.", sagte sie sanft. "Aber um ein Gespräch kommen wir nicht herum und das führe ich erst mit dir, wenn du nüchtern bist. Ich werde dir jetzt helfen, die nassen Sachen auszuziehen und dann duscht du richtig. Ich suche dir in er Zwischenzeit neue Klamotten.", erklärte Biggi und glücklicherweise hatte sich in den letzten Wochen das ein oder andere Kleidungsstück von Thomas bei ihr angesammelt. Aber zuerst musste er aus den durchnässten Klamotten raus, wobei Biggi ihm wie geplant half, da Thomas sich selbst kaum auf den Beinen halten konnte. Die Schauspielerin zog ihm zunächst die Jacke aus, anschließend den Rest.
"Kriegst du das hier hin?", fragte sie und Thomas nickte leicht. "Dusch dich, ich komme gleich wieder.", sagte Biggi und stieg aus der Dusche. Sie selbst war auch nass bis auf die Knochen und musste sich nun auch erstmal umziehen, bevor sie etwas anderes tun konnte. Notgedrungen zog sie sich gleich im Bad bis auf die Unterwäsche aus und schlüpfte dann in ihren Bademantel. Die nassen Sachen warf sie allesamt erstmal in die Badewanne und anschließend verließ Biggi das Badezimmer, um sich im Schlafzimmer umzuziehen. Danach suchte sie für Thomas ein paar seiner Kleidungsstücke aus. Viel Auswahl hatte sie nicht und es war eigentlich auch egal, die Hauptsache war, dass er überhaupt etwas anziehen konnte. Sie brachte alles ins Bad und legte Thomas noch Handtücher hin, ehe sie ins Wohnzimmer ging, um dort auf der Couch einen Schlafplatz für Thomas vorzubereiten. Des Weiteren legte sie Verbandszeug bereit, um die Wunden des Schauspielers versorgen zu können. Jetzt hatte er anscheinend noch keine Schmerzen, aber das würde sich bestimmt ändern, wenn er wieder bei Sinnen war.
Das würde spätestens erst in ein paar Stunden der Fall sein und da er so definitiv nicht arbeiten konnte, musste Biggi sich irgendetwas einfallen lassen. Allerdings hatte sie keine Chance, um darüber nachzudenken, denn Thomas kam nun ebenfalls ins Wohnzimmer. Er wirkte nach wie vor verwirrt.
"Setz dich.", wies Biggi ihn an. "Ich möchte mir gerne deine Verletzungen anschauen." Thomas torkelte daraufhin wortlos zum Sofa und ließ sich dort nieder. Zuerst kümmere sich Biggi um die kleine Platzwunde am Kopf und als sie damit fertig war, versorgte sie die Schnitte an Thomas' Händen. "Das könnte jetzt ein bisschen brennen.", warnte Biggi ihn vor, nachdem sie das Sprühfläschchen mit dem Desinfektionsmittel zur Hand genommen hatte und davon gab sie, nachdem sie ihre Warnung ausgesprochen hatte, etwas auf die Wunde in Thomas' Handfläche.
Der Schauspieler zuckte zwar zusammen, aber er beschwerte sich nicht. Biggi sah die Wunde nochmal genau an, ehe sie eine Kompresse darauf legte. "Splitter scheinen keine drin zu sein, Glück gehabt.", meinte die junge Frau und begann, die Hand mit einem Verband zu umwickeln. Thomas sah frisch geduscht und mit versorgten Verletzungen nur noch halb so schlimm aus, aber dennoch wirkte er sehr mitgenommen.
"Vielleicht ist es das Beste, wenn du jetzt mal deinen Rausch aus schläfst. Ich hab dir hier alles zurecht gelegt, die Decke sollte warm genug sein.", meinte Biggi und sammelte den Müll ein, der durch das Auspacken des Verbandsmaterials entstanden war. Sie wandte sich bereits zum gehen um, doch Thomas hielt sie zurück, indem er sie am Arm fest hielt. "Bleibst du nicht hier?", fragte er erschrocken.
"Nein.", antwortete Biggi. "Bleibe ich nicht. Ich schlafe drüben in meinem Bett und du hier. Ich habe dir gesagt, dass wir erst miteinander reden müssen und das will ich erst, wenn du wieder bei Verstand bist. Wir brauchen eine Lösung, verstehst du? Das mit uns, das war in meinen Augen ein verdammt großer Fehler. Jedenfalls hätten wir das niemals so durchziehen dürfen und ich hätte das früher einsehen müssen. Du hintergehst deine Frau und ich meine Prinzipien, das können wir nicht leugnen. Du kannst froh sein, dass ich dich überhaupt hier schlafen lasse. Und jetzt gute Nacht, Thomas.", meinte die Schauspielerin und befreite sich aus seinem Griff, woraufhin sie das Wohnzimmer auch verließ und somit saß Thomas nun alleine da. Das Licht hatte Biggi auch ausgeschaltet, aber eine kleine Lampe leuchtete noch in der Ecke auf einem Schrank und deshalb war es nicht komplett dunkel. Das hatte Biggi absichtlich so gemacht, damit Thomas in der Nacht den Weg zum Badezimmer leichter fand. Für alle Fälle hatte sie auch einen Eimer bereit gestellt. Thomas sah trotz seines betrunkenen Zustands ein, dass es nichts bringen würde, Biggi hinterher zu gehen und deshalb legte er sich gleich aufs Sofa. Die Ansage der Schauspielerin war schließlich deutlich genug gewesen.
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Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch
FanficWie wäre es gewesen, wenn die Charaktere der Serie lediglich Schauspieler gewesen wären? Wie wäre es da hinter der Kamera abgelaufen? Und was wäre passiert, wenn sich zwei von ihnen ineinander verlieben, obwohl sie wissen welche Konsequenzen dies na...