Und dieser Drehtag sollte es gewaltig in sich haben. Nach der Maske hieß es für alle Schauspieler drehen bis zum späten Abend und für Biggi gleich noch mehr Stress, da bei ihr heute überhaupt nichts funktionierte. Der Text saß nicht, die Anweisungen von der Regie konnte sie nicht wie sonst sofort umsetzen und in Thomas' Nähe hielt sie es auch nur bedingt aus, weshalb sie des Öfteren mal auf Toilette oder in ihre Garderobe verschwand. Bis die Szenen mit ihr dann im Kasten waren, dauerte es dementsprechend länger. Thomas hingegen wirkte auf sie ziemlich gelassen und konzentriert wie immer. Wie er das schaffte war für Biggi ein Rätsel.
Als eine Szene nur mit Thomas und Biggi auch nach dem eigentlichen Drehschluss nicht abgedreht war, schickte der Regisseur alle ihre Kollegen nach Hause, während die beiden noch bleiben mussten. Sie waren sowieso im Verzug, deshalb musste der Rest der Folge heute noch fertig werden. Es war nur eine ganz simple Szene, in denen die beiden Schauspieler nur ein paar Worte wechseln sollten, jedoch bekam Biggi das nicht hin. In der Gegenwart ihres Kollegen war sie einfach zu nervös, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Aus diesem Grund hatte der Regisseur sie nun schon zum gefühlt hundertsten Mal zurecht gewiesen und bei jedem Mal wurde er forscher. Viel Geduld hatte er nicht mehr und das machte Biggi zusätzlich zu schaffen.
Der Regisseur verhängte eine kurze Pause über das Team und jeder hatte so die Möglichkeit kurz durch zu schnaufen. Biggi nahm sich gleich wieder ihr Skript zur Hand, um ein weiteres Mal die Passagen durch zu gehen. Aber sie wollten einfach nicht hängen bleiben, woran die junge Frau fast verzweifelte. Als dann plötzlich jemand unerwartet zu sprechen begann, zuckte Biggi zusammen.
"Heute wohl nicht ganz bei der Sache, was?" Es war Thomas und Biggi schreckte zurück. Es war das erste Mal heute, dass er versuchte ein normales Wort mit ihr zu wechseln. "Musst du dich so anschleichen?!", fragte die Schauspielerin ihn wütend, aber das brachte ihren Kollegen nicht aus der Ruhe.
"Verzeihung.", sagte Thomas und setzte sein übliches Lächeln auf. Biggi blickte sofort wieder auf ihr Skript. Dieses Lächeln machte sie nervös, genau wie die bloße Anwesenheit dieses Mannes. "Willst du irgendwas bestimmtes?", fragte Biggi, ohne nochmal aufzusehen, in der Hoffnung Thomas würde einfach gehen. Jedoch nahm er ihr dann einfach die Dokumente aus der Hand.
"Sag mal spinnst..", setzte Biggi an, hatte jedoch keine Chance aus zu sprechen. "Du brauchst die nicht.", stellte ihr Kollege klar. "Du kannst das schon längst und wenn du dich mal ein bisschen zusammenreißen würdest, dann würdest du das auch hinkriegen!", fügte er hinzu. "Was glaubst du eigentlich wer du bist?!", ging Biggi ihn an. "Derjenige, der an deinem Versagen heute Schuld hat.", antwortete Thomas ruhig und diese Aussage verwunderte Biggi. "Und ich möchte nicht, dass das ewig so weiter geht. Nur wir beide wissen, was da passiert ist und das wird auch so bleiben. Zumindest sollte es das, wenn du dich nicht weiterhin wie eine Anfängerin verhältst, die keine Ahnung hat was sie da eigentlich tut." Das meinte Thomas nicht so böse, wie es vielleicht klang, denn er wusste das es genau das war, was Biggi nun brauchte. Jemand, der ihr erklärte, dass es keinen Grund gab sich so zu verhalten. Und er hatte Recht. Es war auffällig, wenn sie es nicht schaffte sich normal in seiner Nähe zu benehmen. Ihre Kollegen waren nicht auf den Kopf gefallen, früher oder später würden sie einen Verdacht haben, warum Thomas und sie nicht mehr miteinander umgingen wie vorher. "Den nächsten Durchgang kriegen wir hin und dann haben wir auch Feierabend. Das klingt doch gut, oder nicht?" Er erwartete keine Antwort, weshalb er gleich wieder Richtung Set davon ging.
"Und mein Skript?!", rief Biggi ihm hinterher, da Thomas das noch bei sich trug. "Das braucht ein Naturtalent wie du nicht mehr!", entgegnete Thomas bestimmt und hörbar gut gelaunt. Biggi sah ihm kopfschüttelnd hinterher, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Kurz darauf ging auch sie wieder zurück auf ihren vorgesehenen Platz, da die Pause zu Ende war. Und der nächste Durchlauf klappte ohne Unterbrechung, sodass sie endlich fertig wurden.
Während die Crew dann noch das Set aufräumte, gingen Biggi und Thomas in ihre Garderoben. Biggi war froh, als sie endlich die Tür hinter sich zu machen konnte. Sie sehnte sich nach ein paar Stunden Schlaf und beschloss heute Nacht hier zu bleiben. Nach Hause zu fahren rentierte sich nämlich kaum noch und sie bezweifelte, dass sie in ihrem Bett so ohne weiteres schlafen konnte. Außerdem stand hier drin eine gemütliche Couch, die man ausziehen und zum Bett umfunktionieren konnte. Ihr fehlte es hier an nichts, das musste man dem Sender wirklich lassen.
Biggi zog sich um und setzte sich dann vor den großen Spiegel. Es wurde Zeit, ihr Gesicht von allem Make-Up und sonstiger Schminke zu befreien. Privat wäre sie so nie herum gelaufen. So übertrieben geschminkt fühlte sie sich einfach nicht so wohl. Jedoch war es nötig für die Kamera, denn sie musste da jederzeit gesund und munter aussehen und dabei aber gleichzeitig auch irgendwie noch natürlich. Bei Hitze im Sommer war es immer am schlimmsten, da dann ständig einer an ihrem Gesicht herumwerkelte und es alle paar Minuten eine neue Schicht Puder oben drauf gab. Es gab aber auch Tage, an denen es gar nicht so verkehrt war, so stark geschminkt werden zu müssen. Vor allem heute war Biggi der Meinung, dass das Make-Up notwendig gewesen war, denn darunter kamen nun ihre Augenringe wieder deutlich zum Vorschein. Das Wochenende hatte definitiv seine Spuren hinterlassen und dementsprechend länger hatte es heute Morgen in der Maske gedauert. Nachdem auch die letzten Reste von Make-Up und Wimperntusche verschwunden waren, begann Biggi, sich ihren Schlafplatz her zu richten. Es war nicht das erste Mal, dass sie hier schlief, deshalb hatte sie auch Bettzeug immer vorsorglich und auf Vorrat in einem der Schränke verstaut.
Gerade als sie fertig war, klopfte es auf einmal. Biggi hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand hier war. "Wer ist da?", fragte sie deshalb, bevor sie die Tür öffnete. "Zimmerservice.", ertönte es von draußen und Biggi erkannte den Besucher sofort. Es war Thomas und kurz zögerte sie, ehe sie die Tür einen Spalt öffnete. "Was willst du?", wollte Biggi wissen. Ihre Stimme klang angespannt und kühl.
Davon ließ sich der Schauspieler jedoch abermals nicht beeindrucken. "Ich hab gesehen, dass dein Auto noch da steht und wollte mal nach dir schauen.", gab Thomas zu. "Mir geht's prima!", entgegnete Biggi bissig. "Ich glaub dir kein Wort.", stellte ihr Kollege klar. "Können wir bitte mal reden?", fragte er daraufhin. "Tun wir doch!", erwiderte Biggi erneut in einem zickigen Ton. "Biggi.", sagte Thomas seufzend und plötzlich fiel der Schauspielerin auf, dass sie vielleicht doch ein wenig zu hart zu ihm gewesen war. "Okay, komm rein.", gab sie schließlich nach und ließ Thomas herein kommen.
Dieser schloss die Tür hinter sich, blieb aber bei ihr stehen. Biggi hingegen lehnte sich gegen ihren Schminktisch. "Du wolltest reden, also reden wir.", sagte Biggi nach ein paar Augenblicken des Schweigens. "Okay.. also.. was da zwischen uns passiert ist, wird auch unter uns bleiben. Jedenfalls von meiner Seite aus.", begann Thomas zögerlich. "Von meiner auch.", antwortete Biggi. "Es darf auch niemand erfahren, weil ansonsten sind wir dran. Nicht nur, dass wir nochmal Probleme mit dem Sender kriegen. Deine Frau sollte es noch viel weniger erfahren."
Thomas zuckte mit den Schultern. "Oder.. Etwa nicht?", fragte Biggi, die von dieser Geste irritiert war. "Dann wüsste sie wenigstens mal wie es sich anfühlt.", meinte Thomas und es dauerte kurz, bis Biggi verstand. "Sie hat dich also auch schon betrogen, willst du mir das damit sagen?" Der Schauspieler nickte. "Vor ein paar Monaten." Das zu hören tat Biggi leid, jedoch ließ sie sich nichts anmerken.
"Hast du also nur mit mir geschlafen, um ihr jetzt ebenfalls eins auszuwischen? Ich meine ich war betrunken und leicht rum zu kriegen, es würde mich nicht wundern.", wollte sie wissen. "Was?!", rief Thomas empört. "Herrgott nochmal, Nein! Ansonsten würde ich doch wollen, dass sie es erfährt oder nicht?!" Das klang nachvollziehbar. "Stimmt auch wieder.", antwortete Biggi deshalb.
"Das Problem an sich ist ja auch eigentlich nicht, das es überhaupt passiert ist.", meinte Biggi nach ein paar verschwiegenen Momenten. "Sondern.." Sie traute sich nicht es auszusprechen. "Sondern das es gut war.", beendete Thomas ihren Satz. "Allerdings.", flüsterte Biggi kaum hörbar. "Und dazu gehören ja immer zwei, ich hab dich ja nicht aufgehalten.", fügte sie wieder ein wenig lauter hinzu. "Nein, das hast du nicht.", stimmte Thomas ihr zu und schmunzelte.
"Wir haben das beide verbockt.", meinte Biggi daraufhin. "Und mein Auftritt danach.. es tut mir leid, dass ich dich angeschrien und einfach so raus geworfen hab. Ich war nur überfordert mit der Situation und das erste Mal in meinem Leben total verkatert.", erklärte sie weiter. "Danke übrigens, dass du so auf mich aufgepasst hast. Wärst du nicht gewesen, würde ich wahrscheinlich immer noch im Bad liegen." Darüber mussten die beiden nun lachen. "Gern geschehen.", sagte Thomas. "Jederzeit wieder." Biggi schüttelte gleich den Kopf. "Auf keinen Fall!", stellte sie klar. "Nie wieder Alkohol! Ich hab's fast 30 Jahre ohne geschafft und das was ich da getrunken habe reicht definitiv für den Rest meines Lebens!", fügte die Schauspielerin hinzu. "Schade, da kann ich mich ja gar nicht nochmal um dich kümmern.", erwiderte ihr Kollege.
"Kannst du dich denn an alles erinnern?", fragte er schließlich vorsichtig und Biggi nickte. "Anfangs konnte ich mich an nichts erinnern, aber inzwischen weiß ich alles. Das kam alles nach und nach wieder.", offenbarte sie ihm. "Ansonsten könnte ich ja nicht sagen, dass es.. akzeptabel war.", sprach Biggi weiter. "Das war es.", pflichtete Thomas ihr bei und Biggi biss sich auf die Unterlippe.
"Ich weiß ganz genau, dass du mich zuerst geküsst hast.", sagte sie und blickte Thomas mit ihren braunen Rehaugen an. "Dafür hast du dich als erstes an meinem Gürtel vergriffen.", hielt dieser dagegen und auch ihm entging diese gewisse Spannung, die plötzlich in in der Luft hing. nicht. "Ja, aber dann hast du meinen Hals geküsst.", führte Biggi fort. "Woraufhin du mir das T-Shirt ausgezogen hast." Während Thomas sprach, drehte er den Schlüssel um und sperrte somit die Tür ab. "Ach, hab ich das?", fragte Biggi unschuldig und lief auf Thomas zu. Er tat es ihr gleich und als sie sich schließlich gegenüber standen, verfielen sie in einen leidenschaftlichen Kuss.
Und so schnell konnten die beiden auch nicht mehr voneinander ablassen. Sowohl Thomas als auch Biggi genossen die Küsse und das, obwohl sie sich geschworen hatten, dass das vor ein paar Tagen nur ein Ausrutscher gewesen war. Doch jetzt passierte es wieder und sie wussten beide, dass es auch diesmal nicht beim Küssen bleiben würde. Obwohl ihnen klar war, dass sie erneut dabei waren einen Fehler zu begehen, fühlte es sich trotzdem irgendwie richtig und gut an. Es war absurd.
Thomas ließ seine Hände irgendwann unter Biggis Oberteil gleiten und zögerte dann jedoch. Als sie merkte, dass er sich unsicher war, hob sie einfach ihre Arme und gab ihm somit die Einverständnis, dass er ihr das T-Shirt ausziehen durfte. Daraufhin folgten alle weiteren Kleidungsstücke der beiden und als Biggi ihre Arme um seinen Hals legte, um ihn wieder zu küssen, nutzte Thomas diese Gelegenheit um sie hoch zu heben und zur Couch zu tragen. Dort legte er sie vorsichtig ab und legte sich neben sie. Es folgten weitere zärtliche Küsse, Streicheleinheiten und sanfte Berührungen.
Diesmal nahm auch Biggi alles mit klarem Verstand war. Kein Alkohol verzerrte diesmal ihre Wahrnehmung und sie genoss es, so liebevoll berührt zu werden. Den beiden Schauspielern wurde bewusst, dass sie sich genau danach gesehnt hatten. Das hier war mehr, als nur eine simple Affäre. Hier ging es nicht nur um das eine, es war ganz klar eine gewisse Zuneigung und Anziehung im Spiel. Dem jeweils anderen nahe sein, genau das hatte ihnen die ganze Zeit über gefehlt, doch so ganz wahrhaben hatten es beide nicht gewollt. Das war nun anders. Keiner von ihnen wollte abbrechen, weder sie noch er. Und so verschmolzen sie schließlich gänzlich miteinander, bis sie nach einigen schönen Minuten gemeinsam ihren Höhepunkt erlebten. Schwer atmend lagen sie anschließend nebeneinander und schwiegen. Sie brauchten kurz um zu realisieren, dass es erneut geschehen war und zwar einvernehmlich. Keiner von ihnen war diesmal betrunken gewesen, also ließ es sich wie beim letzten Mal schon mal nicht darauf schieben.
Schließlich durchbrach Biggi die Stille. "Was sollen wir jetzt tun?", fragte sie leise. "Ich meine.. jetzt, wo es nochmal passiert ist." Thomas antwortete nicht sofort. "Ich weiß es nicht.", gab er schließlich zu. "Ich weiß nur, dass ich es nicht bereue. Das mag sich vielleicht absurd anhören, aber.." Biggi unterbrach ihn. "Nein, ganz und gar nicht.", meinte sie. "Ich fand es.. auch schön. Sehr schön sogar, nur.. du bist verheiratet.", erinnerte sie Thomas. "Ich wollte nie eine Ehebrecherin sein und jetzt hab ich schon das zweite Mal mit dir.. du weißt schon. Das ist nicht richtig.", stellte Biggi nachdenklich klar. "Egal wie schön es auch war.", fügte sie hinzu. Die beiden hatten sich zueinander hin gedreht. Thomas hatte bereits vorhin schon die Decke über ihnen ausgebreitet, die so groß war das sie trotz dem Abstand zwischen den beiden über beide Körper passte.
"Du bist keine Ehebrecherin.", sagte Thomas bestimmt. "Das zwischen Vera und mir ist schon lange keine Ehe mehr. Wir schlafen ja nicht mal mehr im selben Bett und das seit Monaten.", offenbarte er anschließend. "Seitdem sie dich betrogen hat.", schlussfolgerte Biggi und Thomas nickte. "Genau so ist es.", erwiderte er. "Und warum bist du dann immer noch mit ihr zusammen?", wollte Biggi wissen. "Auch darauf hab ich keine richtige Antwort. Vielleicht weil ich gehofft habe, dass es irgendwie wieder gut wird. Aber inzwischen.. inzwischen glaube ich, dass eine andere Frau mich viel glücklicher machen könnte. Jedenfalls hat diejenige das in öfter geschafft als Vera und das obwohl ich sie erst seit ein paar Monaten kenne." Thomas sah Biggi auf eine ganz bestimmte Weise an und ihr wurde bewusst, dass er sie damit meinte. Und als er sich dann auch noch hinüber beugte, um sie zu küssen, bestanden ihrerseits keinerlei Zweifel mehr, was das betraf.
"Am besten wir schlafen jetzt, komm her.", sagte der Schauspieler und zog Biggi in seine Arme. Erst jetzt merkte sie, wie müde sie eigentlich war. Gleichzeitig war sie aber auch irgendwie glücklich.
Fest kuschelte sich Biggi an Thomas und so schliefen die beiden letztendlich ein.
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Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch
FanfictionWie wäre es gewesen, wenn die Charaktere der Serie lediglich Schauspieler gewesen wären? Wie wäre es da hinter der Kamera abgelaufen? Und was wäre passiert, wenn sich zwei von ihnen ineinander verlieben, obwohl sie wissen welche Konsequenzen dies na...