Kapitel 30

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Harry sprühte nur so vor Anspannung, doch hatte diese nichts mit Angst zu tun. Er war gespannt darauf, ob Snapes Plan wirklich funktionieren würde. Doch daran hatte er wenig Zweifel, denn der Plan hatte Harry sofort überzeugt. Es war wohl wahr, dass Slytherins dafür bekannt waren, die besten Pläne zu schmieden. Nachdem ihm Snape den Plan ausführlich erklärt hatte, konnte er die ganze Nacht nicht schlafen. Trotz dessen fühlte er sich ausgeruhter und wacher denn je. Selbst die Kälte und modrige Luft des Kerkers, konnten daran nichts ändern. Oder auch die Tatsache, dass er Zaubertränke mit Slytherin hatte. Seine Hände zitterten schon vor Aufregung, weshalb er sie in den Taschen seines Umhanges versteckte. Es musste ja nicht jeder merken, dass er gespannt war. Er musste am Morgen auch mehrere Minuten am Spiegel üben, eine neutrale Miene an den Tag zu legen, damit er sich nicht verriet.

Dafür grinste er innerlich von Kopf bis Fuß, doch von außen wirkte er teilnahmslos. Zumindest für Leute, die ihn nicht gut kannten, denn seine Freunde merkten eine Veränderung: ,,Warum bist du so glücklich?'', hatte Hermine schon beim Frühstuck gefragt. ,,Was meinst du?'', hatte er mit seiner ruhigsten Stimme entgegnet. Hermine kniff daraufhin ihre Augen etwas zusammen und es schien Harry so, als ob sie ihn musterte: ,,Weiß nicht, nur du wirkst heute nicht so bedrückt und deine Augen haben ein ganz komisches Glitzern, wie letztes Jahr als du zum ersten Mal den Schnatz gefangen hattest.''

Nach einem kurzen Moment des Schweigens, sagte Harry mit gefälschten Lachen: ,,Ach wirklich, Hermine? Sagen meine Augen wirklich so viel aus?'', Hermine mied daraufhin seinen Blick, denn auf ihrem Gesicht zeichnete sich eine leichte Röte ab. Ihm tat es etwas leid seine Freundin so peinlich zu berühren, doch ansonsten würde Hermine nur weiter Nachfragen und er wusste nicht, wie viele taugliche Lügen er erzählen könnte. Hermine war zwar sonst auch ziemlich flink, wenn es um die Gefühle von ihren Freunden ging, doch dieser Tag übertraf alle. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie am Morgen ihn stürmisch und voller Sorge umarmt hatte, weil er nicht zurückgekommen war. Ron und Neville waren ebenfalls besorgt gewesen, doch da die Zwillinge ihnen erzählt hatten, dass der Schnatz bei diesem Training, sehr schwer zu finden war, hofften sie dass sein Verschwinden daran gelegen hatte. Er erzählte ihnen natürlich von dem Vorfall, wie ihn Schüler in einen Abstellraum gesperrt hatten und auch wie es gerade Snape war, der ihn fand: ,,Snape hatte dich gefunden? Hast du hohe Strafe bekommen?'', hatte Ron gefragt und als Harry ihm erzählte, dass Snape ihn sogar etwas verarztet hatte, schien Ron aus allen Wolken zu fallen: ,,Was? Das hat er wirklich getan? Glaubst du wirklich, dass das Snape war?''

,,Sei nicht so Ron. Nur weil Professor Snape öfters unfair ist, ist er trotzdem ein Lehrer, ob Slytherin oder nicht. Und, wenn Harry verletzt war, war sein Verhalten nur logisch'', belehrte Hermine Ron. ,,Ja, ja... doch du musst zugeben, dass es wirklich schwer zu glauben ist'', Neville nickte automatisch: ,,Ich kann das auch schwer glauben. Professor Snape wirkt im Unterricht nicht führsorglich, manchmal zucke ich sogar zusammen, wenn er auf einmal hinter mir steht'', Harry klopfte Neville verständnisvoll auf den Rücken: ,,Das verstehe ich Neville. Ich war auch ziemlich erstaunt und hatte auch etwas Angst vor Snape'', zwar nicht wegen Snape per se, doch das musste sein Freund nicht wissen.

Wie immer erschien Snape äußerst pünktlich und lief an Harry einfach vorbei. Als alle sich im Raum auf ihre Plätze gesetzt hatten, begann Snape ohne Vorkommnisse den Unterricht und seine tiefe und dennoch leise Stimme, erklang klar und deutlich: ,,Heute werden wir uns mit Giften beschäftigen, besser gesagt mit Schlangengiften. Schlangengifte werden in einer Vielzahl an Tränken oder Salben benutzt, und verleihen diesen, mit der richtigen Dosierung, eine heilende Wirkung'', Snape trat nun an seinem Schreibtisch heran, auf welchem etwas kastenförmiges mit einem Tuch bedeckt war. Als er das Tuch wegnahm, erkannte Harry auch was es war. Es war ein Käfig in dem eine hellbraune Schlange lag. Trotz der Vielzahl an Schülern lag sie ruhig im Käfig. Es erklang ein Staunen im Raum, manche aus Neugier andere aber aus Angst, darunter fiel auch Neville, von dem ein Quieken zu hören war. ,,Das ist eine Klapperschlange, auch Crotalus genannt und gehört zu den Vipern und damit zu einer Gruppe der Giftschlangen. Klapperschlangengift ist ein essentieller Bestandteil von Wundsalben oder auch Tränken für innere Verletzungen. Obwohl ihr Gift hämotoxisch ist und unseren Körper somit schädigt, werden mit den richtigen Zutaten, wie Brennnessel oder anderen nur die gewollten Bestandteile des Giftes entfaltet oder umgekehrt. Bei Tränken wäre es die schnellere Regeneration von Verletzungen oder Blutgerinnung. Doch bevor wir anfangen solche Tränke überhaupt erst zu brauen, sollten Sie wissen und können, wie man das Gift erhält. Obwohl jeder Anfänger sich Klapperschlangengift kaufen könnte, ist es erstens nicht nur überaus teuer, sondern auch von geringerer Qualität. Das selbstständige Extrahieren des Giftes bringt durchaus bessere Tränke zustande. Dies gilt, aber nur bei den Talentierten unter Ihnen, selbst bei den hoffnungslosen Fällen könnte solch ein Schlangengift Ihren Trank niemals retten'', bei diesen Satz hing Snapes Blick auf den Gryffindors: ,,Zuerst braucht man einen Behälter in dem das Gift aufgefangen werden kann. Da Klapperschlangen bei Gefahr zu beißen, werden Sie der Schlange den Behälter vor halten, damit diese dort hineinbeißt und das Gift dort hineinfließt'', Snape schaute sich in der Klasse um, als würde er überlegen: ,,Potter! Komm Sie nach vorne und extrahieren das Schlangengift!'', Harry trat mit zittrigen Beinen nach vorne und blieb vor dem Schreibtisch Professor Snapes stehen. Er wollte gerade nach dem Behälter greifen, als er barsch von Snape unterbrochen wurde: ,,Nehmen Sie gefälligst Handschuhe! Oder wollen Sie gleich in den Krankenflügel!'', daraufhin zog sich Harry die dicken Handschuhe über und öffnete vorsichtig den Käfig. Sofort baute sich die Klapperschlange warnend auf und ihr Schwanz klapperte unheilvoll: ,,Komm mir bloß nicht zu nahe Mensssch! Geh lieber oder du wirssst mein Gift zu ssspühren bekommen!!'', zischte die Schlange. Harry atmete einmal tief durch und erwiderte: ,,Ich mache nichts böses'', die Schlange stellte ihr Klappern ein. Im Hintergrund merkte er, wie seine Mitschüler scharf die Luft einzogen, doch er sprach einfach weiter: ,,Ich brauche nur etwas von deinem Gift für einen Trank. Würdest du mir etwas davon abgeben?'', fragte er hoffnungsvoll. In dem Moment hörte er Getuschel aus der Klasse.

,,Wer hat euch gesagt, dass Ihr reden sollt!'', erwiderte Snape barsch und es war sofort wieder still. ,,Ahh, für einen Trank'', zischte die Schlange voller Freude ,,Wiessso hassst du dasss nicht sssofort gesssagt. Immer, wenn ich Gift abgeben sssoll, bekomme ich danach einen großen Haufen von fetten Mäusssen...'', schwärmte die Schlange. ,,Das ist toll! Okay, beiß dann bitte einmal hier rein'', Harry hielt den Behälter zitternd zur Schlange und diese biss in den Deckel, als wäre dieser aus Papier. Ihr leicht dursichtiges Gift floss gleichmäßig nach unten. Nachdem sich eine beachtliche Menge im Behälter befand, zog sich die Klapperschlange zurück. Snape trat zu ihm heran: ,,Mr. Potter, ich habe Ihnen nicht erlaubt Parsel an der Schlange zu verwenden, wenn dann hätte ich es Ihnen gesagt! 5 Punkte Abzug für Gryffindor und Nachsitzen für das Nichtbefolgen von Anweisungen! Und nun setzten Sie sich wieder hin!''

Als Harry sich wieder gesetzt hatte merkte er, wie still die Klasse geworden war, als ob diese darauf warteten, dass Snape noch was zu Harrys Parsel sagen würde. Doch Snape machte normal mit dem Unterricht weiter. Auch andere Schüler mussten versuchen das Gift der Schlange zu extrahieren. Hermine und ein Mädchen aus Slytherin kriegten es ebenfalls hin. Harry und seine Freunden konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als die Schlange geradewegs in Malfoys Handschuh biss und diesen gar nicht mehr loslassen wollte. Malfoy versuchte hysterisch mit ruckartigen Bewegungen, die Schlangen zu vertreiben, doch letztendlich musste Snape die Schlange, mit einem einfachen Griff an dem Kopf, entfernen. Dieser schickte Malfoy sicherheitshalber in den Krankenflügel, um sich durchchecken zu lassen.

Als der Unterricht zu Ende war, hielt ihn Snape noch auf: ,,Vergessen Sie nicht, um 19 Uhr zum Nachsitzen zu erscheinen!'', Harry nickte ihm zu und verschwand mit seinen Freunden zum nächsten Unterricht: ,,Was war das denn?'', zischte Ron überrascht und die anderen starrten Harry wissbegierig an, doch dieser entgegnete verschwörerisch: ,,Das kann ich euch erst später erzählen, wenn ich mit dem Nachsitzen fertig bin. Ich bin schon sehr gespannt auf das Endergebnis!''

Der Pfad eines GryffindorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt