Kapitel 44

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Minerva war noch nie ein Fan von Gerichtsverhandlungen gewesen, selbst nicht zu der Zeit als sie selbst noch in der Abteilung für Magische Strafverfolgung gearbeitet hatte. Zu ihrer Erleichterung hatte ihre Position selten eine Anwesenheit, bei solchen Angelegenheiten verlangt. Ihre Aufgabe bestand eher darin gefälschte Verteidigungszauber herauszufinden; Juristerei war nicht wirklich ihr Fachgebiet. Doch ihre Zeit im Ministerium war sowieso nicht voll Blumen und Sonnenschein gewesen. Der Konkurrenzkampf, die Intrigen und dazu die doch weitverbreitete negative Haltung zu Muggeln. Sie war froh als sie doch die Position als Lehrerin für Verwandlung angenommen hatte. Auch wenn diese Kinder ihr oft den letzten Nerv raubten, war es doch der Beruf in dem sie wirklich aufging und er war diesen Stress wert.

Den einzigen im Ministerium den sie vermisst hatte, war ihr zu dieser Zeit noch gute Freund Elphinstone Urquart gewesen. Mit seinem Witz und Schneid hatte er ihre sonst so von Heimweh geplagten Tagen, nach Schottland und ihrer Familie, versüßt. Nichtsdestotrotz waren sie selbst nach ihrer Zeit im Ministerium gute Freunde geblieben, bis er ihr ein Jahr nach Voldemorts Verschwinden einen Antrag gemacht hatte. Dieses Unterfangen hatte wirklich seine Entschlossenheit gezeigt oder seine Sturheit, denn wie oft er ihr einen Antrag gemacht hatte, wäre beinahe eine eigenes Buch wert. Nicht, dass sie ihn nicht gemocht hatte, doch ihr Herz gehörte zu dieser Zeit noch jemand anderen. Auch wenn sie diesen Mann nie bekommen hätte. Doch als die Zeit sie langsam einholte, nahm sie schließlich seinen Antrag an. Auch, wenn ihre Ehe leider nur von kurzer Dauer gewesen war, lag Elphinstones Tod nicht schon acht Jahre zurück, waren es dennoch sehr schöne Jahre gewesen. Elphinstone hatte extra wegen ihres Berufs ein kleines Cottage in Hogsmeade erworben damit sie ihren Feierabend bei ihm verbringen konnte. Sie konnte sich noch gut an die Besuche ihrer Neffen und Nichten erinnern. Es waren sehr schöne Tage gewesen. Sie sollte wirklich ihre Neffen und Nichten, wie auch ihren Bruder Malcolm, mal wieder einladen.

,,Minerva, geht es dir gut?'', Albus schaute sie mit einem Hauch von Besorgnis an. Obwohl Albus Dumbledore Jahrzehnte älter war als sie und zu ihrer Schulzeit ihr Lehrer war, hatte sie während der Jahre als Professorin eine innige Freundschaft zu ihm aufgebaut. Auch wenn sie ab und an mit seiner Geheimnistuerei zu kämpfen hatte. ,,Ja Albus, mache dir keine Sorgen. Du weißt doch wie ich Verhandlungen hasse.'', sie schaute sich im Gerichtssaal um. Sie saßen bei den unteren Sitzplätzen, was nur an der Tatsache lag, dass sie die Kläger waren. Aber Albus saß ohnehin bei allerlei Verhandlungen meist in den vordersten Reihen. Das Ministerium hatte damals bei Voldemorts Schreckensherrschaft öfters als einmal seinen Rat hinzugezogen.

Alle wichtigen Mitglieder des Zaubergamot waren anwesend, solch eine Anzahl an Mitgliedern war sonst nur bei äußerst prekären Fällen der Fall. Minerva konnte sich dies nur damit erklären, dass Harry Potter damit zutun hatte. Anderenfalls wäre nicht solch eine Schaar an Personen anwesend gewesen. Sogar Cornelius Fudge hatte sich für dieses Ereignis herausgeputzt und die gewohnte, für ihren Geschmack überholte, limonengrüne Melone residierte auf seinem Kopf. Er sah angespannt aus und unterhielt sich mit Lucius Malfoy. Fudges rechte Hand Rufus Scrimgeour, dessen Haare eher einer Mähne glichen, sah dagegen genervt in den Reihen umher. Als sein Blick auf ihre Gruppe traf, wurde sein Blick um eine Nuance kühler, doch neben ihr und Albus bemerkten Augusta und Arthur nichts von alledem.

Zur Fudges linken stand wiederum ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren. Es war der gleiche, der die Kinder vor einigen Wochen ausgefragt hatte, wie hieß er nochmal? Sie glaubte sein Nachname hatte etwas mit Anton zu tun. Der junge Mann war, wie es aussah, in einem heiteren Gespräch mit Richterin Amelia Bones verwickelt. Minerva machte sich um den Ausgang der Verhandlung wenig Sorgen, wenn Bones die Verhandlung leitete. Sie war zwar eine strenge, aber dennoch gerechte Richterin und hatte schon viele knifflige Fälle gemeistert.

Der Raum wurde allmählich kühler und sie konnte ihre eigen Atem sehen, der wie Nebelwolken in der Luft verharrte. Der Raum wurde, wenn möglich dunkler und das Licht der sonst so hellen Fackeln erinnerte nun eher an beinahe erloschener Glut. Als das Licht endgültig erlosch, war es so als ob selbst ihre innere Wärme sich in Rauch aufgelöst hätte. Die Kälte machte sie beinahe schwindelig---

---Ein Junge mit strahlendem Lächeln ging auf die Knie---

---Die Angst sie würde ein unerfülltes Leben, wie ihre Mutter führen---

---Ein Gebrochenes Herz, welches Jahrzehnte brauchen würde zu heilen---

---Das dunkle Mal in einer einsamen Nacht---

---Eine Blutlache, die sich im Parkett festsog---

---Tränen und schmerzverzerrte Schreie---

---Die kalte Hand ihres Bruders in ihrer---

Minerva machte mit einem tiefen Atemzug ihre Augen wieder auf und versuchte diese Gedanken schnellstens zu vertreiben und sich auf das zu fokussieren, was inmitten des Saales stattfand. Sie wusste was nun folgen würde, es war einer der Gründe warum sie Gerichtsverhandlungen auch mied. Ein tiefes Röcheln hallte im Saal wider und sie sah, wie der Boden anfing zu gefrieren. Zwei große schwebende Gestalten betraten den Raum. Diese Kreaturen waren in grauen Umhängen gehüllt, die an den Enden zerrissen waren. Ihre knochigen und ungesund aussehenden grauen Hände hatten sich, beinahe fanatisch, an die Schultern eines Mannes gekrallt, der wie eine Puppe, deren Fäden man durchgeschnitten hatte, unbeweglich mitgezogen wurde. Seine Fußsohlen berührten nicht den Boden und seine Statur wirkte wie die eines Mannes, dessen Lebenskraft ihm beraubt wurde.

Minerva wünschte nur wenigen Menschen solch eine Prozedur und der sich heute in dieser Situation befindende Mann war niemand anderes als Gilderoy Lockhart. Verschwunden war sein strahlendes Lächeln und die glamouröse Erscheinung. Nein, Gilderoy wirkte beinahe wie eine Leiche. Seine Haare waren fettig und hingen ihm in Strähnen im Gesicht und durch die Gläser ihrer Brille sah sie, dass Gilderoys sonst so blauen Augen leer und matt wirkten. Er wehrte sich nicht mal, Minerva bezweifelte, dass sie es selber, in solch einer Situation, gekonnt hätte. Wer sich einmal in den Klauen dieser widerwertigen Dementoren befand, verlor nicht nur alle Hoffnung, sondern wurde auch gezwungen seine schlimmsten Erinnerungen nachzuerleben; und dabei das Gefühl zu haben, dass alles Gute der Welt verschwunden war.

Aus der Dunkelheit des Raumes erschien ein hellblauer Schein - ein Licht, welches den Saal wie ein Nachtlicht, welches von Monstern befreite, den Raum erhellte. Minerva sah, wie aus der Zauberstabspitze eines dunklen, breitgeschulterten Mannes eine Gestalt entsprang. Es war ein Luchs, welcher mit einer angeborenen Eleganz sein Licht wie ein Schild, um die Zuschauerplätze im Atrium spannte. Das Tier, dieser Patronus, wie Minerva wusste, schwebte inmitten des Saales in Kreisen, als würde dies das Netz aus Licht um sie herum erneuern.

Gilderoy wurde grob in den großen Holzstuhl, in der Mitte des Saales, befördert. Damit war er den Blicken aller Zauberer und Hexen ausgesetzt. Er schaute mit erschöpften, teilweise flehendem Blick hinauf zu den Zuschauern. Ein Geräusch, wie das eines Hammers, ertönte im Atrium und die Stimmen, die zuvor noch fieberhaft in Gesprächen vertieft waren, erstarben augenblicklich.

,,Im Namen des Zaubergamots eröffnen wir nun den Fall um Gilderoy Lockhart. Dieser soll am 26. April 1993, um ca. 23Uhr versucht haben vier Schüler mit einem Vergessenszauber zu belegen. Diese Tat verstößt gegen den Kodex von Lehrbefugten, wie auch gegen Paragraph 15 Absatz 4 des Einsatzes von Obliviierungen ohne Autorisierung.'', Amelia Bones schaute mit kühlem Blick auf Gilderoy hinab: ,,Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen Mr. Lockhart?''

Der Pfad eines GryffindorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt