Nach Wahrsagen hatten sie Hermine im Gemeinschaftsraum gefunden. Mit Neville und Ginny an je einer Seite saßen sie nahe dem einzigen Bücherregals innerhalb des Gemeinschaftsraumes. Es bestand aus einer Collage aus verschiedensten Heldentaten von Hexen und Zauberern aus den vergangenen Jahrhunderten. Merlins Gründung seines Ordens der Merlin und seiner Schlacht gegen Morgana waren natürlich eines der oft gelesenen Bücher, welches jeder Gryffindor in seinem ersten Schuljahr gelesen haben musste. Und das, obwohl Merlin eigentlich ein Slytherin war, eine Tatsache, die vehement übersehen oder ignoriert wurde.
Hermine hatte sich derweilen schon etwas beruhigt, ihre Hände waren nicht mehr zu Fäusten geballt: ,,Egal, Wahrsagen ist sowieso keine richtige Magie! Mit Arithmantik kann ich genauso die Zukunft vorhersagen und das sogar auf die Nachkommastelle genau!''
Harry verzog vor Schmerz leicht das Gesicht, die schiere Anzahl an Zahlen, die er einmal in Hermines Notizen gesehen hatte, brachten seinen Kopf in Tumult. Gleichungen an Gleichungen reihten sich in Arithmantik aneinander, dass man nicht erkennen konnte, wo eine Zahl anfing und wo sie aufhörte. Bei dem Anblick war er zutiefst erleichtert gewesen, das Fach nicht belegt zu haben. Deshalb und weil er wusste, dass Malfoy ebenfalls dort war. Wie es den Anschein machte, wetteiferten Hermine und Malfoy, um den Platz als Jahrgangsbester. Diese Information hatte ihn ehrlich gesagt erstaunt. Bei dem Mist, welchen Malfoy öfters von sich gab, dachte er nicht, dass das Akademische weit oben auf seiner Liste stehen würde. Gerade, weil dieser so oft von seinem Einfluss redete. Doch wie es aussah, kannte er noch nicht alle Seiten von Malfoy. Nicht, dass er das auch wollte. Unterricht mit den restlichen Slytherins und Malfoy in Antike Runen waren genug Stunden für ihn, bei denen er ihn ertragen musste.
,,Genau das ist die richtige Einstellung.'', sprach Ginny und zog Hermine auf ihre Beine: ,,Und nun verschwende keinen Gedanken mehr daran. Wie wäre es, wenn du deine neu erlangte Freizeit für etwas Besseres verwendest? Du wolltest mir doch schon länger von deiner Idee erzählen.''
Hermine runzelte die Stirn und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, welche sich dadurch noch mehr aufbauschten: ,,Ich hatte keine Zeit daran weiterzuarbeiten...''
Ginny blickte sie triumphierend an: ,,Dann weißt du ja, womit du deine neue freie Zeit nutzen kannst.'', sie schlang einen Arm um die größere Hexe und führte sie in Richtung Ausgang. Ginny drehte ihren Kopf zu der Jungs Truppe und gab ihnen ein Daumen hoch.
Ron schaute derweilen verwirrt auf den Ausgang, in dem die Mädchen verschwanden. Er drehte sich zu ihnen um: ,,Geht es nur mir so oder habe ich etwas verpasst?''
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,,Ugh! Monty Jiggs verpasst einen weiteren Quaffel von seiner Teamkollegin Parker Faye! Hufflepuffs einzige Chance auf einen heutigen Sieg gegen Gryffindor liegt bei ihrem Sucher Cedric Diggory. Mal schauen, welcher unserer beiden Star Sucher den heutigen Sieg davontragen wird!''
Lee Jordans Stimme war nur leise über dem Quidditch Feld zu hören, das starke Gewitter schluckte nicht nur die Sonnenstrahlen, sondern auch alles andere um sie herum. Es war furchtbar dunkel und der Wind peitschte so stark gegen ihn, dass er froh darüber war, dass Hermine ihm vor dem Spiel seine Brillengläser verzaubert hatte. Obwohl es in Schütten regnete, blieb kein einziger Wassertropfen auf seinen Linsen. Er musste Hermine unbedingt nochmal nach dem Zauber fragen. Doch das konnte jetzt erst mal warten.
Seine Aufgabe lag nämlich gerade darin, den Schnatz zu finden und das möglichst bevor er zum Eiszapfen erfror. Cedric Diggory war nicht nur neuer Teamkapitän des Teams, sondern hatte das Team bis auf den Kern modernisiert. Wood hatte sie schon davor gewarnt, das Team nicht zu unterschätzen, deshalb beobachtete er auch genau, wie Diggory nahe dem Spielgeschehen seine Runden drehte. Ein weiter Windstoß fegte gegen ihn und er musste seinen Besen fest umklammern, um nicht sein Gleichgewicht zu verlieren.
Er schaute erschöpft gen Himmel, die Wassertropfen prasselten wie Patronen gegen seine Haut und er fragte sich innerlich, wer die wunderbare Entscheidung getroffen hatte, dass dieses Wetter Sport tauglich war. Ein Blitz erhellte den Himmel und aus der Ecke seines linken Brillenglases sah er ein Funkeln, welches ihn innehalten ließ. Ein lauter Knall ertönte, als er mit einer flinken Umdrehung nach unten sauste. Die Wassertropfen fegten bei der Geschwindigkeit von seiner Kleidung, als er auf die kleine Form des Schnatzes zu steuerte. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, flog er mitten ins Spielgeschehen.
Er duckte sich tiefer, um mehr Geschwindigkeit aufzunehmen. Er kam dem Schnatz immer näher, voller Antizipation streckte er seine rechte Hand aus. Seine Fingerspitzen streiften gegen die vergoldeten Flügel des Schnatzes, welche mit der Geschwindigkeit eines Kolibris mithalten konnten.
,,Harry, pass auf!''
Ehe er die weibliche Stimme zuordnen konnte, sah er gerade noch, wie etwas in seine Richtung flog. Seine Welt drehte sich daraufhin und als seine Sicht sich wieder normalisierte, sah er geradewegs in die dunkle Wolkendecke. Schreck breitete sich in seinen Fasern aus, und erst Sekunden später sah er, wie er seinen Besen mit Händen und Beinen noch immer umklammerte. Das einzige Problem war, dass er kopfüber auf seinem Besen war.
,,Bei Merlin, geht es dir gut Harry?'', er drehte sich zu seiner linken und sah Angelina, welche besorgt neben ihm auf ihrem Besen flog. Harry nickte leicht benommen und Angelina half ihm aus seiner misslichen Position. Angelina sprach weiter, doch ihre Sorge wurde unterbrochen, als das Team der Hufflepuffs in Jubelschreie ausbrach und als Einheit nach oben flog. Voller Euphorie umkreisten sie Cedric Diggory, der Stolz den Schnatz nach oben hielt.
Die gelbe Sektion der Tribüne brach ebenfalls in Jubel aus, vereinzelt hörte man auch auf der Ravenclaw Tribüne Ausrufe der Freude. Und die Slytherins mussten man erst gar nicht erwähnen, die sich natürlich über die Niederlage der Gryffindors freuten. Harry konnte es den Schlangen beinahe nicht übelnehmen, denn wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, hätte er sich über deren Niederlage gefreut. Aber eben nur beinahe; sollten die Slytherins doch so laut lachen und toben wie sie wollten, beim nächsten Spiel gegen sie wäre er bereit.
Als sie auf dem Boden waren, wurde Cedric von seinen Teamkameraden schon in die Umkleide getragen. Seine Teamkameraden dagegen sahen ebenfalls erleichtert aus, das Spiel endlich hinter sich zu haben. Er sah mehrere Meter von ihnen entfernt die Zwillinge, die sich wie Hunde das Wasser vom Körper schüttelten. Doch das nützte nicht sonderlich viel, denn als sie fertig waren, machte der Regen sie wieder nass.
Insgeheim war er auch froh, endlich ins Warme zu kommen. Als er seinen linken Arm, aber bewegen wollte, durchfuhr ihn dort ausgehend ein stechender Schmerz, der sich bis zu seiner Schulter hochzog. Ein Zischen entwich ihm darauf und er legte seinen anderen Arm vorsichtig darüber. Angelina runzelte nachdenklich die Stirn: ,,Mhm, das sollte sich mal Madame Pomfrey ansehen. Der Klatscher hat dich immerhin unverblümt getroffen.'', Harry verdrehte leicht die Augen, sein Arm fühlte sich nicht so schlecht an. Er war sich sicher, dass es in ein paar Tagen von selbst verheilen würde.
Zumindest war es sein linker Arm, damit würde es ihm beim Schreiben und Zaubern nicht sonderlich einschränken. Angelina gab ihm verärgert einen Klaps auf den Kopf: ,,Sei doch nicht so stur!'', er blickte sie darauf finster an, doch sie hob nur unbeeindruckt ihre Augenbraue: ,,Es wird dir schon nicht schaden. Immerhin sollst du beim nächsten Spiel in Hochform sein.''
,,Du hörst dich ja an wie Wood.'', stichelte er aus Spaß, zum Glück war ihr Kapitän schon zu den Umkleidekabinen gegangen, denn ansonsten würde dieser es ihm beim nächsten Training gewiss heimzahlen. Angelina lächelte ihn schief an: ,,Früh übt sich! Immerhin musste ich es Oliver hoch und heilig versprechen, euch Frechdachse nächstes Schuljahr unter Kontrolle zu halten.'', auf ihre Worte schaute er sie verblüfft an: ,,Du wirst also wirklich Teamkapitän?''
Angelina verschränkte ihre Arme und schaute ihn herausfordernd an: ,,Wer kommt denn sonst infrage? Bist du etwa enttäuscht?'', Harry schüttelte lächelnd den Kopf: ,,Auf gar keinen Fall. Herzlichen Glückwunsch! Wissen es die anderen schon?''
,,Noch nicht, Oliver und ich wollten es erst nach den Winterferien bekannt geben. So lange heißt es stillschweigen bewahren, okay?'', zu seinem Leidwesen verwuschelte sie seine Haare und winkte ihn ins Trockene des Stadions.
Im Nachhinein würde eine Niederlage beim Quidditch das Geringste sein, worüber er sich dieses Schuljahr Sorgen machen würde.
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Der Pfad eines Gryffindors
FanfictionNachdem er erfuhr, dass er ein Zauberer ist, dachte Harry, er könnte ein neues unbeschriebenes Leben beginnen. Leider hatte das Schicksal andere Pläne für ihn, denn als ,,Der Junge-der-lebt'' ist er berühmter denn je. Mit neuen Freunden und Feinden...