Kapitel 9

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Die zwei Stunden hatten sich lange angefühlt und ich war ein weiteres mal zu dem überaus überraschenden Schluss gekommen, dass es nicht gut war, denn ich mit meinen verfluchten  Gedanken alleine war.
Dafür hatte ich jedoch zehn Euro gewonnen, indem ich eine einfache Jongliernummer auf einer besonders belebten Straße vorgeführt hatte. Man musste sagen, es gab keine bessere Ausbildung, als die von Hydra.
Ich könnte alles.
Sogar töten.
Aber vielleicht hatte man mir auch einfach das Überlebenskünstlergen von meinem Vater angeboren.
Tony Stark, der jetzt hoffentlich nicht mehr nach mir suchte, sondern sich damit zu Frieden gab, dass ich einfach gegangen war. Schließlich hattte er diesmal auch einen Brief bekommen. Im Gegensatz zu Peter Parker.
Der Zettel schien sich in einer hinteren Hosentasche auf zu wärmen. Er war der Grund, wieso ich so ungern mit mir selber alleine war.
Aber jetzt stand ich, pünktlich, da mir eine Frau mit kurzen, neonpinken Haaren freundlicher Weise die Uhrzeit genannt hatte, vor dem Haus .
Ungeduldig schaute ich ins Lokal, der größte Betrieb war noch nicht abgeflacht, jedoch hatte der Andrang auf die Getränke etwas stabilisiert.
Hinter der Theke stand jetzt ein mittelalter Mann, der zwei Frauen gleichzeitig anmachte, die wiederum mal mit ihm und mal mit den anderen  Männern um sie herum flirteten.
Von Lia war nichts zu sehen.
Unruhig schaute ich mit meinen Schuhen etwas Dreck von der Straße. Der doofe Mann hatte sie doch nicht etwa raus geschmissen, nachdem ich gegangen war.
Nach den ich vorsichtig meinen Kopf durch die Tür gesteckt hatte, um fest zu stellen, dass Lia sich auch nicht im hinteren Teil des Lokals aufhielt, lief ich ein paar Geschäfte weiter, zu einer Gasse, die auf die Hinterseite der Läden führte. Vielleicht gab es ja irgendwo einen Hinterhof, auf dem Lia genauso ungeduldig auf mich wartete.
Tatsächlich, hier hinten gab es eine Sackgasse und nur alle dreißig Meter mal eine Straßenlaterne, die überhaupt funktionierte.
Automatisch wanderte meine Hand kurz zu dem Messer, welches ich an der Innenseite  in meine Hose und in den linken Ärmel gesteckt hatte. In meinem Stiefel steckte auch noch ein Revolver, den Maxime mir schon vor einigen Tagen überreicht hatte, als ich ihm gesagt hatte, dass anscheind ein Tier seine Ernte anfressen.
Demnach war meine Ausrüstung doch ganz gut. An Waffen fehlte es mit schon mal nicht.
Ich zählte meine Schritte mit, um zu wissen, wann ich hinter dem gewünschten Haus stand, als plötzlich ein erstickte Schrei ertönte, der in ein leises Wimmern überging. Es folgte ein lachen, was alles in mir zu Eis erfrieren los. Erinnerungen krochen hoch, an Austin. Austin, der ebenso dreckig gelacht hatte, während er mich folterte...
Ein weitere Schrei, diesmal ängstlicher ließ meine Hand automatisch an das Messer greifen, während ich nun zwei Gestalten im Licht einer weitern Laterne sah.
Ich sprintete los, da hatte jemand eindeutig Angst und war nicht glücklich  mit der Situation.
Als ich näher kam, wurde mir erst bewusst, was ich hier sah.
Es war der Mann, der mich so angeraunzt hatte und Lia.
Eine völlig verzweifelte Lia, die versuchte die groben Hände des Mannes ab zu wehren.
,,Hey, du da, aufhören", rief ich, wobei ich nochmal schneller rannte. Der Mann drehte sich jetzt zu mir um, er erkannte mein Gesicht und wollte gerade weiter machen, als ich ihn erreichte und meine Faust in sein Gedicht donnerte.
Ich würde ja sagen, dass es ein heroischer Kampf war, aber in Wirklichkeit schlug ich ihm einmal volle Kanne ins Gesicht, sodass meine Faust richtig weh tat und schon lag er auf dem Boden.
Eigentlich trat ich nicht nach Leuten, die auf dem Boden lagen, aber dieses widerliche Mistpaket hatte mehr verdient, als eine gebrochene Nase und Nasenbluten. Sein Leben lang sollte er sich daran erinnern, was passieren könnte, wenn er auch nur einmal einen Mensch falsch anschaute.
Man hätte mich gelehrt, wie man jemanden richtig folterte, wo es weh tat, ohne dass man Ohnmächtig würde und was die längste  Folgeschäden hatte. Es war zwar nur ein Tritt, aber ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass dieser auf dem Boden liegenden, leise wimmernd Mann noch länger was davon haben würde.
Nachdem das geregelt war, drehte ich mich zu Lia um, die im Schein der Laterne stand, die Augen weit aufgerissen, die Haare zerstrubelt und  den Pullover, welchen sie sich anstelle des Arbeitshemdes angezogen hatte, ein bisschen nach oben geschoben.
,,Hat er was gemacht?", erkundigte ich mich sanft und hob vorsichtig die Hand, als wäre sie ein scheues Tier, was bei zu schnellen Bewegungen jeden Moment abhauen könnte.
Doch Lia bewegte dich gar nicht, sondern starrte mich einfach nur an, ohne mit der Wimper zu zucken. Das müsste dann wohl die Schockstarre sein.
Vorsichtig berührte ich ihren Arm, worauf hin sie hektisch atmend zusammen zuckte. ,,Hey, Lia, ich bin hier. Ich hab dich. Er wird dir nichts mehr tun.", redete ich auf sie ein.
Es war schrecklich zu wissen, dass ich nichts tun konnte. Ich kannte Lia nicht besonders gut, hatte keine Ahnung davon, wie sie so tickte und wusste auch sonst nichts über sie.
Das einzige, was ich machen konnte war da stehen und warten, bis sie sich gefangen hatte.
Ein paar Minuten verstrichen in kompletter Stille. Gefühlt könnte man teilweise die Ratten hören, die im Dreck herum krochen, bis ich die Stille brach und fragte:,,Willst du ihn anzeigen? Ich sage gerne als Zeugin aus" Das würde zwar meine Reise um einiges in die Länge ziehen, allerdings hatte er dasmehr als verdient. Jeder der so was tat hatte mehr als nur eine Anzeige verdient.
Lia schüttelte den Kopf und Strich sich fahrig über ihre Sugen:, Nein, Nein, ich will nicht, dass meine Eltern was mir bekommen  eigentlich lebe ich in Utha. Aber.. Das weißt du ja. Ich will das einfach nur vergessen."

No tomorrow without a YESTERDAYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt