Kapitel 32

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Es tat mir sehr leid, doch ich musste diesmal, hingegen meiner starken Moral , in ein altes, brüchiges Haus einbrechen. Also das Problem daran war  ja nicht, dass  das Haus einfach alt war, sondern, die Tatsache dass ich mir ziemlich sicher sein konnte, ich würde hier eine sowieso schon  arme Familie beklauen.
Allerdings war es eine Tatsache, dass ich es mir schlicht und einfach nicht leisten konnte, in ein Haus ein zu brechen, wo es wohlmöglich eine Alarmanlage oder Kamaraüberwachung gab. Also hatte ich mich dazu entschieden, einfach nur ein paar alte Klamotten zu klauen, etwas für mich und für Abby, und dann würde ich wohl auch im Supermarkt alles klauen müssen.
Das Haus war klein, aber es befanden sich sicherlich sieben Personen dort, von denen über die Hälfte in einem lauten asynchronen Chor schnarchten.  Die Klamotten welche ich da aus irgendeinem Schrank gegriffen hatte, waren jetzt nicht unbedingt so viel besser als meine alten, doch sie waren weder verbrannt, noch nass und nur ausgetragen, anstatt komplett zerfetzt.
Der Morgen graute schon , als ich mich in einer verlassenen Gasse angezogen hatte und etwas durch die Wohngegend gelaufen war. Alles in allem war es hier eher heruntergekommen, obwohl das die Lage gleich wieder wett machte. Es gab einen wunderschöner Strand und der See war so groß, das man fast meinen könnte, man stände vor dem unendlichen Meer.
Müde fühlte ich nach meine Körpertemperatur. Verdammt, vielleicht hätte ich mir auch noch Schuhe mitnehmen sollen, aber da war mir der Fieber wohl mal wieder zu Kopfe gestiegen.
Jetzt würde ich halt die Pennerin sein, die in zu großer Kleidung, mit zerzausten Haaren und diversen verdreckten Verbänden, ohne Schuhe in den Supermarkt latschte.
Wenn ich ihn dann mal finden würde.
Nach einer halben Stunde, in dem das Leben der Gegend erwacht war, und ich zu dem Schluss kam, dass ich wohl doch nicht so sehr in meinem Outfit auffallen würde, hatte ich endlich den Supermarkt gefunden.
Es war so einer, der jeden Tag, vierundzwanzig Stunden die Woche auf hatte und in dem du so ungefähr alles bekommen konntest. Dann müsste ich mir nicht mal mehr die Mühe machen eine Apotheke zu suchen.
Der Laden war bereits um, ich schätze mal so gegen die sieben Uhr, gerammelt voll, auch wenn die meisten für Brot anstanden. Tatsächlich war ich nicht die einzige, welche keine Schuhe an hatte, ein par jüngere Kinder hockten sogar nur in Pampas auf dem Boden rum, während ihre Eltern sich angeregt unterhielten.
Jetzt hatte ich ein noch schlechteres Gewissen, dass ich nicht bezahlen konnte, aber was sollte ich sonst machen. Abby brauchte Tabletten und ich brauchte Essen. Für einen Moment fühlte ich in mich rein, suchte nach meiner Kraft, nur um zu merken, dass noch nicht genug da war. Oder besser gesagt: Das was mittlerweile zurück gekehrt war, nutzte mein Körper ganz automatisch, um mich am Leben zu halten, die Schmerzen und Wunden zu mindern.
Aber wenn ich hier einfach irgendwas reparieren würde? Das kaputte Fenster zum Beispiel, was einen unangenehmen Windzug rein ließ? Das müsste noch gehen, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie genau. Am besten, ich versuchte es einfach mit einer überatürlichen Hitze, die das Glas wieder miteinander verschmelzen ließ.
Im normalen Zustand hätte ein Gedanke daran gereicht, doch jetzt sammelte ich mir die Sachen zusammen, die ich brauchte und in der Ganitur Klamotten für Abby verstecken konnte, dann stellte ich mich nah an den Ausgang, grüßte einem alten Mann, der sich an mir vorbei drängte und irgendwas auf Spanisch murmelte, während ich versuchte, mich zu fokussieren.
Sofort ließ meine Körperkraft nach, ich spürte die Rückenschmerzen, eine noch stärkere Fiebrigkeit, konnte kaum meinen Blick auf etwas genaues richten.
Aber es klappte. Von meinem Platz an der Tür spürte ich die Hitze, dann hörte ich einen überraschten Aufschrei, jemand zeigte auf das Glas und ich ließ meine Kraft in mich zurück wandern.
Ohne mein Werk zu bewundern drehte ich mich um, verließ in einem Pulk neuer Kunden unbemerkt mit meiner Ware den Supermarkt und hechtete dann, mit stolprigen Schritten und den Lebensmitteln sowie einigen starken Medikamenten, durch die Straßen.

Als ich ankam war Abby endlich wach.
Sie lag immer noch gefesselt im Boot, hat sich nicht wirklich gerührt, doch ihre Augen, waren schon gefüllt mit Hass, starrten mich an, als wäre ich der Grund ihrer misslichen Lage.
Ich versuchte meine Wut und die wirbelnde Gefühle herunter zu schlucken, legte die Klamotten wortlos auf die Bank und holte die Tablettenpackungen daraus hervor.
Abby starrt mich immer noch feindselig an, während ich in die Flasche frisches Wasser aus dem See fülle. Da es nicht so aussieht, als würde sie mit dem Sprechen beginnen, begann ich einfach mal damit, ihren Knebel raus zu nehmen.
,,Ich habe ein paar Tabletten für dich geklaut, die kannst du nehmen, nichts was dich töten würde, wenn ich wollte wärst du ehe schon tot, aber ich brauch ja noch Informationen von dir", die Worte hörten sich schroff an, aber im gerade kamenalle Momente hoch, in denen Abby mich geärgert hatte.
Außerdem ist das die einzige Art, mit der man sie erreichen könnte, ohne einen Vortrag über Schwäche zu bekommen. Und tatsächlich murmelte sie mit rasselnder Stimme, in der sogar noch ein Hauch von Sarkasmus lag:,, Da bin ich mir sicher, dass mein Leben in deiner Hand liegt. Aber kannst du mir, oh du Gnädige, bitte sagen, wie ich Tabletten im liegen schlucken soll"
Ein Hustenfall unterbrach ihre Worte, doch Abby unterdrückte ihn überraschend schnell. Ich spielte das Spiel mit, entgegnete mit hoch gezogenen Brauen:,, Du darfst dich gerne aufsetzten, aber die letzten Tage, in denen ich dir Wasser ein flößen musste, lagst du auch auf dem Boden. Ach, wenn du willst kann ich die Fesseln trotzdem gerne abnehmen"
Darauf antwortete Abby mit nichts mehr als mit einem spöttischem Schnauben.
Ach, ich wusste jetzt einfach schon, dass die nächsten Tage lustig werden würden.

No tomorrow without a YESTERDAYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt