Kapitel 32

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Genervt schnipse ich Abby gegen die Schulter, welche mich sofort zurück stößt und zwar genau so, dass sie meinen blauen Fleck trifft, das war Absicht, da wa ich mir mehr als hundert Prozent sicher, aber wie hieß es so schön, der klügere gab nach.
Also ignorierte ich sie und beugte mich wieder über die Papiere. Das war unsere erste halbwegs annehmbare Unterkunft seit ungefähr.. zwei Monaten.
Nachdem ich innerhalb von zwei Tagen unter voller Anstrengung mit einer durchgehend nervenden Abby schwimmend den See durchquert hatte, waren wir an einem Wald raus gekommen und mussten dort für eine Woche ein Lager aufschlagen, bis ich wieder Kraft gesammelt hatte und Abby überhaupt in der Lage war, sich zu bewegen.
Ich schielte von der Seite zu ihr rüber. Es war wirklich schrecklich mit ihr gewesen und sobald sie bei Bewusstsein war, hatten wir uns auch schon gestritten, wobei jedes mal ein kräftiger Husten- oder Schüttelfrostanfall die Spionin dazu gebracht hatte, zu verstummen. Aber ich war trotzdem jedes mal auch nur ganz kurz davor gewesen, sie einfach gefesselt, ohne irgendwelche Medikamente im Wald vergammeln zu lassen.
Letztendlich tat ich es doch nicht, sodass wir irgendwann, als auch die Essensvorräte weg waren wohl oder übel weiter mussten. Den nächsten Stopp machten wir an einer Farm, wo ich uns wieder einige Lebensmittel und Klamotten klaute,jedoch im Gegenzug mit meiner Kraft durch einen Wasserschwall ein Lagerfeuer der Kinder lösche, was sonst einen Waldbrand aus gelöst hätte.
Wegen dieser guten Tat zog Abby mich, auf die schlechte Weise, noch eine Woche auf, in  der ich ihr mehrmals fast in die ramponierte Fresse geschlagen hätte und ihr Zustand sich langsam besserte, wodurch die Fesseln immer wichter wurden.
Wie genau ich an Informationen über ihren hoch verehrten Hydra-Verband kommen konnte, war mir noch nicht ganz klar gewesen. Ich meine, natürlich war mir nicht nur eine Methode der Folter bei gebracht worden, doch Abby war die starrsinnigste Person, die auf der ganzen Welt existierte, man konnte sie nicht brechen.
Außerdem, aber das wollte ich auch jetzt noch nicht so ganz zu geben, wollte ich sie, trotz ihrer Unverschämtheit und Frechheit nicht quälden, denn ich hatte schließlich schon am eigenen Leib erfahren, wie schmerzhaft das ganze war.
Die Entscheidung, was zu tun war sollte mir schließlich erspart bleiben:
Als Abby und ich gerade in einer weiteren, der zahllosen Städte, die wir durch schwarzfahren mit Zug, erreichten, waren,  bekam ich die Chance ihr Leben zu retten.
Um an ein bisschen Geld zu kommen, hatte ich mich ein wenig umgehört und tatsächlich ein illigalen Boxkampf gefunden, an dem ich teilnehmen konnte. Also nahm ich Abby mit, schloss sie  in eine unsichtbare Blase, was mich nach dem vielen üben mit ihr nun nicht mehr so viel Kraft kostet, und wollte gerade in den Ring gehen, um gegen einen doppelt so großen, und wahrscheinlich dreimal so schweren Typ zu kämpfen, da sah, ich aus dem Augenwinkel, wie zwei Männer sich Abby näherten.
Mir war sehr wohl bewusst, dass sie sich gut alleine verteidigen konnte, auch wenn meine fesselnde Blase sie für den Moment an den Platz in der Ecke des düsteren Lokals fesselte, aber Worte reichten Abby schon genug als Waffe.
Trotzdem beschloss ich, den Kampf so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, auch wenn die Meute, welche dem großen, der mich mit einem grimmigen lächeln ansah, bewundernd zu johlte und ein großes Drama erwarteten. Solche Orte waren generell einfach nicht meine Szene.
Fünf Minuten gab ich dem Mann, schlug ihn dann k.o., wobei ich darauf achtete, dass er erst noch etwas Blut verlor, dann schwang ich mich wieder aus dem Rang, sammelte mein Geld ein und ging wieder zu Abby, die die ganze Zeit schon dabei war, mich mit ihren Blicken zu töten. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran.
,,Das ist doch lächelich, du könntest so viel Geld mit mir machen, stattdessen musste ich mich gerade von sieben Typen an machen lassen", zischte sie mir zu, streckte die Hand nach mir aus und verbrannte sich prompt.
Mein grinsen war etwas, müde, meine Nerven lagen blank und ich hatte so um die drei Wochen zu wenig Schlaf. So etwas wie Abby undankbares hatte ich selten erlebt. Also drängte ich sie bloß wortlos hier raus, bevor noch was passierte.
Offenbar waren die sieben Leute, mit denen  Abby gesprochen hatte nicht ganz falsch gewesen, denn sie erwarten uns schon, schubsten mich, ohne dass ich reagieren konnte auf den Boden. Sofort rappelte ich mich auf, doch da war es schon zu spät: Abby, die kalte, starke, unnahrbare Spionin lag auf dem Boden, hielt ihr Hände um ihr Bein, was blutete wie sonst was.
Sie hatten mich überrascht, wodurch meine Schutzblase zerplatz war. Ich richtete sie wieder auf, doch da war es schon zu spät, ein Mann stach mit einem grausamen Lachen nochmal zu.
Wut zuckte in mir auf und ich griff sie an, erledigte die sieben Männer in einem rotem Schleier des Hasses. Wie konnten sie es wagen?!

Das ganze war jetzt wieder einige Tage her, aber nachdem die Abby wieder aufgewacht war, hatte sich etwas geändert. Sie war nicht nett zu mir, aber ich wusste, dass sie jetzt auf meiner Seite stand, was vielleicht auch daran liegen konnte, dass sie bemerkt hatte, dass ich die erste Person seit langem war,die sich wirklich um sie kümmerte, anstatt einfach weg zu laufen.
Vielleicht hätte das sie noch nicht überzeugt, um so plötzlich die Seite zu wechseln, aber mein halbstündiger Monolog, indem ich eine Flasche Wasser runter kippte und fast weinte, kochte sie letztendlich weich. Zumindest hatte ich das Gefühl, ihr trauen zu können.
Das hatte ich lange mehr gehabt, das Gefühl des Vertrauens aber wenn ich jetzt so zu Abby schaute, die mit gerunzelter Stirn meinen Blick erwiederte und mich anraunzte, ich solle nicht nur starren, sondern auch arbeiten, hatte ich das Gefühl, es könnte ganz gut werden. Und Abby schien das auch zu wissen.

No tomorrow without a YESTERDAYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt