Kapitel 29

46 0 0
                                    

Es war ein Akt der höchsten Mühe, dieses verfluchte Boot mit Abby, die in ihrem Fieberwahn weiter ächzte, ins Wasser zu schieben. Aber viel schlimmer war, dass damit noch nicht alles geschafft war, sondern ich auch noch Rudern musste.
Vorsichtig stieß ich Abby mit dem Fuß an, während wir zwei Meter vom Ufer entfernt daher dümpelten. Sie regte sich nicht.
Mein Rucksack mit all seinem Inhalt war vermutlich verbrannt, aber zum Glück hatte ich auch noch ein paar, sehr wenige, Sachen in das Boot gelegt, nur zur Vorsicht, und nichts bedeutenes. Eine Flasche Wasser, eine große Decke, die ich auf meinen Weg hierher  hatte mitgehen lassen.
Bevor mir Abby noch weg starb, setzte ich mich auf den Boden und legte meine Hand auf ihre Stirn. Verdammt, sie glühte regelrecht, sie hatte vermutlich eine noch stärkere Infektion als ich. Und wahrscheinlich war das auch noch meine Schuld, denn ich hatte sie schließlich gefesselt, sodass sie sich gar nicht rühren konnte.
Da ich mal davon ausging, dass jetzt keine Gefahr mehr von ihr ausging, befreite ich sie mich zittrigen Fingern von der Kette,  meinem ehemaligem Gürtel, bevor ich versuchte, ihr etwas Wasser sein zu flößen, und einen Zipfel der Decke an zu feuchten, um ihn ihr auf die Stirn zu legen.
Ich nahm den Sein, welchen ich noch eben im Wasser sauber gewaschen hatte, und befreite Abby von den letzten Fetzten ihrer Hose. Sie sah echt übel aus, bei ihr waren die Wunden nicht nur kleine Kratzer, eine davon blugtete sogar noch leicht, auch wenn das wahrscheinlich nur von der plötzlichen Bewegung kam, aber trotzdem tupfte ich mit einem weiteren Fetzten von der Decke die Wunde sauber und band dann mit einem weiteren streifen Stoff einen Druckverband darum. Es gab nicht schlimmeres, als eie Wunde, die andauernd aufging und nicht verheilte, denn dann musste man  immer wieder bein null starten.
Ich arbeitete mich weiter vor, kratzte einige Wunden wieder auf und nahm dort manchmal sogar ganze Kieselsteine raus, die unter der Kruste eingeschlossen worden waren.
Un d während ich ihren ganzen Körpe vor Wunden reinigte, wachte Abby kein einziges mal auf, gab nur leise Laute der Qual von sich, die mich jedoch nicht innehalten ließen.
Zwar hatte ich nicht oft mit anderen im Team gearbeitet, aber trotzdem schon einige Wunden verartztet und fand es sehr befriedigend zu sehen, wie irgendwann alle Wunden, so gut es eben ging, gereinigt und wo nötig verbunden waren.
Das Boot ließ ich erstmal einfach von den Wellen tragen, denn jetzt war ich wohl an der Reihe. Meine Wunden waren wirklich nicht so schlimm wie die von Abby,aber mein linke Arm war gebrochen. Hofffentlich ein sauberer Bruch, der schnell  verheilte. Für eine behelfsmäßige Stütze für meinen Arem hatte ich leider kein Material, doch dafür konnte ich alles sauber machen.
Ich spürte, wie die Trägheit mich wieder ein holte. Es war dunkel und mein Körper schrie vor Erschöpfung, auch wenn ich wahrscheinlich schon ein paar Tage geschlafen hatte, jedoch versuchte ich mich wach zu halten. Probehalber wollte ich sogar einmal rudern, aber mein linker Arm war wirklich überhaupt nicht zu gebrauchen, weshalb ich frustriert aufgab, den Rest der Decke über Abby und mich warf und sofort einschlief.
Doch diesmal war mein Schlaf um Längen unruhiger. Ich wachte kurz vor der Dämmerung wieder auf und sah dann einen der schönsten Sonnenaufgänge, die ich je gesehen hatte. Der Himmel war sicherlich eine halbe Stunde blut rot.
Doch leider konnte man sich von Schönheit auch nicht satt sehen und jetzt, wo ich einigermaßen versorgt war, setzte auch der Hunger ein. Wehmütig dachte ich an meine Dosen die jetzt wahrscheinlich irgendwo verbrannt lagen.
Essen hatte ich natürlich nicht mit auf mein Boort genommen, weil ich davon ausgegan gen war, dass Hydra es ehe finden und zerstören würde und ich dann nicht auch noch meine Vorräte verlieren wollte, aber das war ja genau anders rum gelaufen.
Seuftzend versucht ich mich zu orientieren. Der See war wirklich groß, und ich war genau auf die Mitte getrieben und schaukelte nun leicht herum, wovon mir etwas schlecht wurde, auch wenn ich sonst eigentlich kein Problem damit hatte. Aber vermutlich lag das nur am Hunger. Dann stellte sich bei mir immer dieses ekelhafte Gefühl ein.
Ich versuchte ab zu schätzten, wo ich wohl am ehesten zum Ufer kommen würde, aber als Abby dann laut zu stönen begann konzentriete ich mich lieber darauf, die Flasche mit frischem Seewasser zu füllen, ihr nochmal Wasser zu geben, die Decke zu befeuchten und ihre Körpertemperartur zu überprüfen. Das Fieber war über Nacht nicht weiter gestiegen, aber auch nicht gesunken, was wohl mehr als genügte, denn  wenn sie sebst für mich schon heiß war..
Es wurde dringend nötig ans Ufer zu kommen. Dann könnte ich ihr eine warme Mahlzeit beschaffen und wenn es gut klappte sogar noch ein paar Medikamente mit gehen lassen. Und wenn es nur Schmerztabletten waren. Egal was Aby mir indirekt angetan hatte, mein Mitleid überwiegte eindeutig. Sie litt richtig.
Ich versuchte ein weiteres mal, zu rudern, diesmal nur mit dem rechtem Arm, aber nach gefühlten dreizig Sekunden schwitzte ich schon, konnte kaum noch Atmen. Es watr schrecklich, aber ich war auch krank...
Die Sonne kroch quälend langsam über den Himmel, einmal gab es keinen Schauer, wo ich Abby unter die Sitzbank legte und versuchte sie mit der Decke zu schützen.
Irgendwann hielt ich das nichts tun und zu sehen, wie Abby litt einfach nicht mehr aus. Ich nahm mir die Kette, befestigte sie an dem Bug des Bootes, dann an meinem Bein und sprang ins eiskalte Wasser.
Ich musste einfach voran kommen.

No tomorrow without a YESTERDAYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt