Kapitel 16

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Die Fahrt verschlief ich ein weiteres mal fast komplett. Erst kurz bevor wir Grenze zu Utha überquerten und nur noch ungefähr eine halbe Stunde fahren mussten wachte ich wieder auf. Die Landschaft flog an uns vorbei und ich konnte nichts anderes, als fasziniert auf die Umgebung zu starren. Hier war es ganz anders als noch in Kalifornien, plötzlich wurde die Landschaft hügeliger, um nicht zu sagen richtig bergig, ständig schauten irgendwo Felsen hervor.
Es war einfach schön, aber irgendwie auch dumm von Lia, überhaupt weggefahren zu sein. Warum musste sie so viel fahren, nur wandern zu gehen? Der Six Rivers Park war toll, wenn nicht sogar wunderschön gewesen, jedoch glaubte ich kaum, dass es so was vergleichbares nicht in der Nähe gab. Aber jeder so, wie ich er, oder eher sie, es wollte.
Kurz vorm Ziel, zumindest so wie das Navi sagte, obwohl wir immer noch irgendwo im nirgendwo war, schaltete Lia die Musik etwas leiser:,, Hör mal, in ungefähr fünf Minuten sind wir zu Hause, meine Familie wird mich wahrscheinlich erwarten. Ähm, ist es okay, wenn ich dich vorher rauslasse. Oder, keine Ahnung, soll ich dir in ein, oder zwei Stunden noch mal etwas Zeug bringen? Etwas zu Essen?"
Zwar wollte ich nicht noch mehr in Anspruch nehmen, aber sehr wahrscheinlich hatte ich es verdammt noch mal nötig, weshalb ich mit einem zaghaften Lächeln antwortete ,,Das wäre verdammt lieb von dir"
Lia nickte und salutierte:,, Wenn ich schon eine Sechzehnjährige dabei unterstütze, dass sie von ihrer grausamen Oma weglaufen kann, dann sollte ich wenigstens dafür sorgen, dass du auch weiter kommst. " erleichtert lächelte ich. Dann könnte ich sicher noch einen Wunsch äußern:,, Wärst du noch so nett, dass du mir auch noch eine Karte von Utha oder von dieser Umgebung geben würdest?"
Keine drei Minuten später stand ich, samt Koffer, vollgepacktem Rucksack und einer riesigen, unhandlichen Tasche, das wohl mal Lias Zelt gewesen war an der Straße und winkte dem PickUp hinter her.
Ich hatte echt verdammtes Glück gehabt, weil Lia mich, oder ich Lia, aufgegabelt hatte. Es war einfach gut gewesen. Vor allem wenn man bedachte, dass ich jetzt sogar noch ein Zelt hatte. Anscheinend würde es noch dauern, bis ich das nächste Dorf oder die nächste Stadt erreicht hatte.
Dann würde es sich auch verzögern, bis ich meine Waffen gesammelt hatte, die ich definitiv brauchen würde, um gegen Hydra an zu kommen, da reichte meine Kraft nicht. Aber wenigstns konnte ich durch das Laufen ein wenig meine Kraft fördern, auch wenn die Fahrt im Auto schon sehr gemütlich gewesen war.
Wenn es zur nächsten größeren Stadt so ungefähr, sagen wir mal, zwanzig Kilometer waren, dann  würde ich, wenn ich pro Stunde so um die 6km/h lief, in etwas mehr als vier Stunden da sein. Dafür bräuchte ich rein theoretisch nicht mal das Zelt, aber mal ganz ehrlich ich würde mich nie darüber beschweren. Auch wenn ich hier jetzt eine Stunde rum stehen und warten musste, für ein wenig Essen machte ich das doch gerne. Vor allem, weil wir nicht mehr irgendwo angehalten hatten um und was zu holen, was mein Magen mir nun sehr laut und deutlich mitteilte.
Dann würde ich wohl versuchen, mich etwas ab zu lenken, in dem ich schon mal den nächsten Berg hoch kletterte, um ein bisschen die Umgebung  zu erkunden.
Nach dreizig, oder fünfzig Metern begann ich zu überlegen, ob es vielleicht doch länger dauern könnte, bis ich die nächste Stadt erreichte. Aber das lag nicht an der Strecke, sondern daran, dass ich mich verdammt noch mal den Berg hoch hangeln musste. Man konnte nicht mehr normal laufen, Nein es ging viel steiler hoch als erst gedacht, weshalb mir, trotz des milden Wetters sehr bald der Schweiß die Haare runter lief. Und das, obwohl ich mich doch endlich gestern nochmal meine Haare waschen konnte. Eitel konnte ich leider auch nicht sein.
Das schlimme war, dass es noch nicht mal einen anderen Weg gab, oder ich musste halt die gesamte Zeit die Straße entlang laufen, was in der Nacht aber auch nicht gut war.
Nach einer gefühlten Stunde, was aber nicht stimmen könnte, da Lia noch nicht aufgetaucht  war, gab ich auf.
Es hatte einfach keinen Sinn, ich war übermütig gewesen und das war das Ergebnis. So viel Kraft einfach verschwendet. Mist, das war so dumm von mir gewesen. Vielleicht hätte ich bloß da sitzen sollen bis Lia kam, aber jetzt musste ich wohl oder übel runter klettern. Runter klettern ging ha noch, am schlimmsten war es für mich immer gewesen, ins nichts springen zu müssen,nur angekettet an ein Seil, was mir, egal wie oft ich versuchte meinem Gehirn etwas anderes ein zu reden, eindeutig nicht genug Sicherheit bot.
Die kleine Kletterpartie hatte auf jeden Fall einiges an Zeit gefressen, da gab es keine Zweifel, denn ich hatte keine fünf Minuten wieder meine Füße auf dem Boden, der gefühlt immer noch ein bisschen wankte, als auch schon der vertraute Pickup, das einzige Auto, was in der gesamten Zeit hier gefahren war, angekruvt kam.
Und auf der Oberfläche hatte sie eine Tasche voll mit Dosen. Oh ja, wie sehr ich dieses Mädchen vergötterte, denn sie hätte nicht etwa Käsebrote geschmiert, die höchstens zwei Tage hielten, sondern das beste Essen was man in so einem Fall bekommen könnte gebracht. Einfach wunderbar, wie ich ihr umgehend so da. 1000mal mitteilte, in den fünf Minuten, die sie Zeit hatte, bevor ihre Eltern sie schon wieder zu Hause zum Mittagessen erwarteten.
Fast hätte ich eine Träne verdrückt, als Lia dann, nach einer Umarmung und Glück wünschen wieder fuhr.
Denn als ich so auf der Straße stand, mit meinem Zelt und sogar zwei Karten, da wurde mit bewusst, wir weit der Weg noch war.

No tomorrow without a YESTERDAYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt