15. Wozu Drogen? Ich habe doch Eiscreme

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Stolz betrachtete ich meine Zimmerwand. Ganze zwei Stunden hatte es gedauert bis ich die Grundumrisse für meine Fotowand fertig hatte. Mein Plan war es die ganze pissgelbe Wand mit Fotos zu schmücken. Ein Teil war voll mit den Fotos meines Vaters, die er mir geschickt hatte. Auf manchen waren meine Lieblingsplätze abgebildet. Diese Bilder ließen mich jedes mal aufseufzen. So etwas wie Lieblingsplätze hatte ich in London nicht. Auf anderen Fotos sah man sogar meine Großeltern. Meine Oma, eine füllige Dame die berühmt für ihren unglaublichen Apfelkuchen war, mit  lauter Stimmer und  einer Schwäche für harte Sachen. Mein Großvater dagegen war eher unauffälliger. Es gab keinen Tag an den er mal nicht ein kariertes Hemd trug. Außerdem stand er immer unter der Fittiche meiner Großmutter und erzählte jedem, ob dieser es hören wollte oder nicht, wie er eine Bären erlegt hatte. Doch wenn man meiner Oma glaubte, dann hat er sich vor Angst in die Hose gemacht.

Sich die Fotos anzusehen verpasste mir gleichzeitig einen Stich und doch dieses schöne Gefühl von Heimat. Trotz zwei Stunden Arbeit war die Wand noch ziemlich leer. Ich werde wohl oder übel Paparazzi spielen müssen. Das Problem bei meiner Fotografenkarriere war, dass wenn ich einmal anfing nicht mehr aufhören konnte. Wäre also möglich eine Anklage wegen Störung der Privatsphäre zu bekommen wenn ich mitten in London stehe und 100-mal dieselbe Stelle fotografiere.

Konzentriert ging ich die Treppe herunter und versuchte dabei immer eine Stufe auszulassen.  Im Wohnzimmer saßen Mr. Patel und Rory und sahen sich einen Film an. Ich legte meine Ellenbogen an den Couchrücken und betrachtete den Bildschirm.

Raj hatte die Nervensäge wohl überredet einen indischen Film zusehen. Zumindest sahen die Schauspieler ihm unglaublich  ähnlich.  Nach drei Minuten Dialog zwischen den Hauptcharakteren, brummte mir breits der Schädel.

 Liebe! Warum geht es in diesen Filmen immer um Liebe?

Er will die Frau. Die Frau will ihn nicht.  Sie verliebt sich plötzlich in ihn und er hat ne andere.  Sie stirbt fast vor Kummer und plötzlich will er sie doch. Sie bekommen 3 1/2 Kinder und leben bis an ihr Lebensende in einem Haus am Strand. Schluss! Aus! Ende!

Man könnte meinen der Mensch lebt nur mit dem Ziel den Traumpartner zu finden.  Sich dann an den Menschen zu richten, sich selbst zu vergessen und dan,n wenn der andere keine Lust mehr hat, mit Herzschmerz in der Scheiße sitzen.  Genervt lief ich in die Küche und holte mir einen Ben&Jerry aus dem Gefrierschrank. Nala kam hoffnungsvoll in die Küche gerannt, also schnappte ich ihr eine Packung Hundekekse. 

¨Ich glaube es wird Zeit für ein Frauengespräch!¨

Zur Antwort schleckte sie mir über die Hand. Das deute ich mal als ein ¨Ja¨. Ich setzte mich auf den Küchenboden und lehnte mich an der Theke ab. Nala saß neben mir und sah mich mit großen Augen an. Ich reichte ihr einen der braunen Mini-Knochen.

¨Bin ich verzweifelt wenn ich meine Probleme mit einem Hund bespreche?¨ Laut kauend starrte sie mich an. 

¨Nicht das ich an deinen Fähigkeiten als Zuhörerin zweifle, aber braucht man als 17-Jährige nicht Freunde die einem zuhören?¨

Frustriert stopfte ich mir den vollen Löffel in den Mund, während Nala mich fordernd in die Seite stupste. Mit Mädchen in meinem Alter hab ich mit 12 den Draht verloren. Ich lebte mein Leben und sie verbrachten 22 Stunden am Tag damit seufzend Herzchen auf ihren Block zu malen. Nala verlor die Geduld und bellte die Tüte Leckerlis neben mir an.

¨Du hast Recht, Nala. Ich bin eine Einzelgängerin! Ich brauche niemanden!¨

Nachdenklich griff ich nach dem nächsten Knochen und reichte ihn ihr. Doch bevor sie ihn auch nur in den Mund nehmen konnte, griff ich mit beiden Händen nach ihrem Kopf und sah in ihre großen Knopfaugen. Erschrocken erwiderte sie meinen Blick.

Live, Laugh but please don't Love me (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt