Rettung

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Kenneth

Ein Schlid, so stark, wie ich es mir nicht hätte träumen können. Seine Macht durchfloss meine Fingerspitzen, ich lenkte jede Ausbeulung, jeden Rand, jede Fläche mit meinen Gedanken und die waren schneller als ich.

Die Hexe legte sich wirklich ins Zeug. Sie setzte alles in dieser Ruine in Brand und suchte nach einer Lücke, um mich zu verbrennen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie noch nichts von Kyles und Helens Verschwinden bemerkt hatte, und so mein Plan aufging. Sie beschoss mich permanent und ihr diabolisches Grinsen verwandelte sich bald in ein kleines, hilfloses Lächeln.

Ich war stark. Ich konnte sie bändigen, sie einsperren oder ihr die Luft innerhalb der von mir geschaffenen Sphäre um sie herum nehmen, bis sie erstickte. Aber ich war kein Mörder. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es war, jemanden zu töten. Ich hatte gehört, dass Menschen danach nicht mehr dieselben sien würden. Und was passierte mit mir, wenn ich nicht mehr derselbe war?

Und das wusste die Hexe. Spätestens, als ich sie wieder lachen sah, wusste ich, dass sie es wusste. Es war ihr Vorteil. Dass ich nicht wusste, ob ich mental dazu fähig war, sie zu besiegen.

Sobald ich anfing, zu zweifeln, wirkte sich das auf meinen Schild aus. Immer wieder gab es Lücken. Schlupflöcher, durch die die Hitze des Feuers außerhalb drang. Ich konnte nicht erklären, wieso ich plötzlich zweifelte. Ich wusste immer, was ich hatte, oder wer ich war. Da wurde es mir bewusst: ich musste gar nicht zweifeln. Ich musste gar nicht nachdenken. Ich musste mich fragen, warum. Warum tat ich dies hier? Warum war ich hier und bekämpfte die Hexe?

Weil ich Kyle rettete. Weil ich Helen ihren Bruder wieder gab. Und weil ich Helen rettete. Alles andere spielte keine Rolle. Sicherlich rettete ich auch mich selbst. Aber an allererster Stelle stand Rettung ihrer vor dem Bösen.

Ich konnte das. Ich konnte sie töten. Sie war nur böse, sie war es nicht wert, noch zu leben. Sie musste von dieser Welt gehen, um ihren Frieden zu finden. Sie musste erkennen, dass es immer jemanden geben würde, der sie aufhielt. Damit sie nicht mehr daran glaubte, die Welt übernehmen zu können. Damit sie von uns gegangen sein würde.

"Na, werden wir schwach", meinte die Hexe höhnisch. "Geben wir nach, Rushworth?"

Ich verengte die Augen zu Schlitzen. Ihr Einschüchterungsversuch funktionierte bei mir nicht. Bei Kyle hätte er vielleicht gewirkt, aber nicht bei mir. Ich war stark, mental stark und nicht klein zu kriegen, das war meine Stärke.

Sie legte nach. Feuer. Überall. Ich konnte nur bestaunen, wie viel Macht dieses Element hatte. Wenn es nur einmal zu dicht an mich heran kam, wäre ich Grillfleisch. Es könnte mich tatsächlich töten. Aber das tat es nicht. Ich wusste es zu verhindern. Ich hatte es im Griff, mein Schild hielt. Und nicht mehr lange und sie würde darin ersticken. Ihr Kampf brachte nichts.

Doch wieso grinste sie dann? Sie grinste siegesgewiss, owbohl sie am verlieren war. Und das konnte nichts Gutes heißen. Es konnte nur sein, dass ich etwas noch nicht bemerkt hatte, das ihr zum Sieg zu helfen.

Und da war es. Eine Brührung meiner Hand. Die wohl bekannte Kühle von Helens Fingern. Oh, Helen. Meine wuderbar dumme Helen. Sie stürzte uns ins Unheil. Oder rettete sie mich?

"Töte sie nicht", flüsterte sie. Über den Lärm der tosenden Flammen hinweg war ihre Stimme kaum zu hören. "Sperr sie weg, aber tu das nicht."

Vielleicht hatte sie Recht. Ich, der Mörder. Nein. Das war ich nicht. "Sie muss gehen. Sie muss uns in Ruhe lassen. Und das wird sie nicht, solange sie nach Weltherrschaft strebt. Ich tu das nicht aus Hass."

"Sperr sie ein. Kannst du nicht ein Schild um sie aufbauen?", fragte sie. "Begrabe sie, mach sonst was, aber töte sie nicht."

Einen Moment sah ich zu ihr hinunter und dann nickte ich. "Okay."

The Impossible Ones - Vergiss mich nicht [NICHT AKTUELLE VERSION)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt