23. "du gehörst nur dir"

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Sie lächerte mir warm ins Gesicht, doch dann wurde ihre miene wieder etwas ernster.

"ich.. möchte dir erzählen was passiert ist. Damals"

Sie drehte sich um und setzte sich auf das Ledersofa. Ich stellte mich zu ihr und wartete gespannt auf das was sie sagte. sie fing an zu erzählen....

(Warnung: es könnte für manche das folgende Thema sehr schwer sein. Doch ich habe darauf geachtet es nicht zu genau zu erzählen)

"ich habe ihn geliebt... Lukas "

Begann sie

"Ich hab ihn in der Schule kennengelernt und er war so ein Gentleman. Anfangs fand ich das etwas albern, aber er hat mir zu jeder Unterrichtsstunde die Tür aufgehalten. Er war immer gut zu mir, und hat mich beschützt, kein Wunder dass man sich da verliebt....."

Sie schaute an eine leere Stelle an der Wand um mich nicht ansehen zu müssen

" Ich war so naiv"

Flüsterte sie als sie ihren Blick senkte.
Ich merkte, dass es sehr schwer für sie war und das tat mir weh

"in den ersten Wochen unserer Beziehung war alles perfekt... Zu perfekt. Er hat mich jeden Tag nach der Schule heim gefahren oder wir sind ins Kino gegangen. Er hat mir lauter tolle Sachen geschenkt. Mittlerweile frag ich mich, ob das als Bestechung gedacht war... "

Sie stieß einen kurzen Lacher aus, als wäre das ganze lächerlich.
Ich fragte mich im stillen, was sie wohl damit meinte, doch ich hörte ihr einfach weiter zu

" Doch nach etwa einem Monat begann er sich komisch zu verhalten. Er war ununterbrochen in meiner Nähe und ich durfte gar nicht mehr selbst entscheiden ob ich was mit ihm unternehmen wollte. Er hat angefangen aufdringlich zu werden und mich nicht mehr allein zu lassen. Ich verbrachte jeden Tag bei ihm, und kam manchmal erst nach 4 Tagen wieder heim, weil er mich nicht gehen lassen wollte... "

Ich merke, wie es langsam schwerer für sie wurde zu erklären, denn sie rieb sich die ganze Zeit nervös die Hände und zitterte ein wenig.

" es wurde immer schlimmer und schlimmer, bis er irgendwann anfing wie besessen von mir zu werden. Er fing an... mich ohne meinen Willen.... anzufassen und zu küssen und ich wusste nicht was ich tun sollte. Er hat es jeden Tag getan, er wollte... Nur noch das eine.. Selbst wenn er es mit Gewalt bekommt. "

Eine Träne lief ihr über die Wange und ich merkte wie sie sich vorsichtig über ihren Bauch streichelte. Dann setzte ich mich vorsichtig zu ihr und sie nahm ohne mich anzusehen meine Hand

" Ich dachte zu dem Zeitpunkt, dass ich ihn noch liebte, ich konnte mich nicht von ihm trennen, doch ich wollte das was er tat nicht. Ich war wie gelähmt... Unfähig etwas dagegen zu unternehmen. Er sagte immer wieder ich würde ihm gehören. Ich wollte es mama so oft sagen, aber ich wusste nicht wie..wie konnte ich überhaupt zulassen dass sowas passierte. "

Langsam floßen ihr die tränen die wange entlang und sie schluchzte leise. Ich rutschte ein Stück zu ihr rüber und legte ihr meine Hand um die Schultern. Es fühlte sich an als wäre due ganze welt verstummt und nurnoch ihr schluchzen war zu hören...

" was ist passiert jule? "

Fragte ich sie vorsichtig, weil ich wusste, sie wollte es loswerden

" er.... Er hat mich Missbraucht kai, mich geschlagen, wenn ich nicht tat was er wollte, ich hatte haufenweise blaue Flecken, natürlich achtete er darauf, dass sie an einer Stelle waren, an der sie keiner sah. Er sagte immer wieder,, er tut das doch nur, weil er mich liebt", doch ich hatte panische Angst vor ihm. Ich wollte mich nicht trennen, weil ich Angst vor dem hatte, was er dann mit mir tut, also ließ ich es zu. Ich wurde depressiv und bekam ständige Angstzustände."

Sie strich immernoch über ihren Bauch und ich bekam ein unwohles Gefühl

" Meine schlimmste Erkenntnis war wohl die, als ich nach einiger Zeit merkte, dass ich von ihm Schwanger war"

Ihre Stimme brach und ich setzte mich vorsichtig vor sie, um ihr in die Augen zu sehen. Ich wusste noch nicht genau, wie ich das alles verkraften sollte, doch sie tat mir so unendlich leid

"Lukas hat das Kind nicht gewollt... Er ist mit mir zum abtreiben gegangen und hat mir keine Wahl gelassen. Ich wollte das Kind zu der Zeit. Aber mittlerweile denke ich, das war die einzige richtige Entscheidung die Lukas je für mich getroffen hat, denn wie hätte ich damit Leben können? "

Sie atmete hörbar ein und aus, versuchte sich zu beruhigen und ich nahm ihre hände in meine, während ich sie bedauernd ansah.

" James ist der einzige, der alles weiß. Meiner Mum hab ich nur erzählt, dass wir uns getrennt haben, weil er mich mal geschlagen hat.... als wäre das alles gewesen. Wäre James nicht gewesen...Er hat nicht lockergelassen und immer wieder gefragt was los ist, bis ich es ihm erzählt habe. James hat Lukas angezeigt und er war kurze Zeit im Jugendgefängnis.  Ich kam von ihm Frei... "

Sie legte ihren Kopf an meine Schulter und fing an zu weinen.

" ich wollte das doch alles nicht"

Schluchtzte sie. Ich nahm sie fest in den Arm und streichelte ihr über den Rücken während sie immer wieder versuchte Luft zu holen.

"Jule,es ist vorbei... Du musst keine Angst mehr haben. Ich werde ihn von dir vernhalten"

Flüsterte ich leise

"ich bin immer für dich da jule"

Ich konnte nicht wirklich realisieren was Jule mir erzählt hatte, doch ich wollte einfach nur für sie da sein

"Jule... Lass dir niemals einreden du würdest jemandes Eigentum sein..."

"du gehörst nur dir"

Sie hob langsam ihre Kopf und sah mich an. Ihre Augen waren Rot und angeschwollen. Ihre Wangen waren Tränenverschmiert und ihr Gesichtsausdruck war unendlich traurig.

Jules pov:

Ich sah in seine braunen Augen, alles war verschwommen und dennoch konnte ich seinen leidenden Blick erkennen. Er wollte mir helfen, er wollte mich verstehen. Doch das einzige was ich wollte war...... Ihn küssen.

Ich bewegte mich langsam auf ihn zu, bis unsere Lippen sich berührten, er zuckte kurz zusammen, weil er dass wahrscheinlich nicht erwartete doch dann erwiderte er den Kuss.

Als ich ich küsste vergaß ich alles. Ich vergaß Lukas, ich vergaß all die schlimmen Momente, den Schmerz . Das einzige was ich fühlte war das kribbeln in meinem Bauch und das Gefühl von zuhause, dass sich in mir ausbreitete. Die Unsicherheit verschwand und ich wünschte mir, dass dieser Moment nie endet.
doch das tat er...

Langsam löste sich Kai wieder von mir und sah mir in die Augen . Seine Augen funkelten und er sah glücklich aus.

*Ich glaube... Ich habe mich verliebt. Hoffentlich ist es diesmal kein Fehler*

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Oh man, das war echt schwer zu schreiben. Mir geht sowas irgendwie immer sehr nah, obwohl es ja nur ein Buch ist, aber viele Menschen auf dieser welt haben sowas schonmal erlebt und das ist ein schmerzhafter Gedanke.

Ich hoffe euch hat das Kapitel trotz des harten Themas gefallen

               
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An alle, die in ihrem Leben schon jegliche Form der Gewalt erfahren mussten.. Ihr seid nicht allein. Wendet euch an ein Hilfetelefon oder versucht mit freunden oder verwandten zu reden. Es gibt immer eine Lösung, man muss nur daran glauben und die Hoffnung nicht verlieren..
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-danke fürs lesen💗✨

Du gehörst nur dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt