Sleepover

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"Liebst du Yoongi?"

Diese Frage geistert mir durch den Kopf, seit Tae sie Montagabend gestellt hat. Eine wirkliche Antwort hatte ich ihm darauf nicht gegeben. Stattdessen habe ich stotternd versucht mich heraus zu reden und ihn letztendlich irgendwie abgewimmelt. Aber das ist ihm sicher bewusst gewesen, immerhin ist Tae ja nicht blöd.

Liebe ich Yoongi? Gute Frage eigentlich. Ich weiß es nicht.
Und das nervt mich tierisch!

Ich bin gerne mit ihm zusammen, er ist lieb, zuvorkommend und behandelt mich immer gut. Auch wenn er manchmal so viel Gefühl zeigt wie ein Stein, hört er immer zu wenn ich ihm was erzähle. Er reagiert zwar kaum darauf, aber das ist ok. Klar, das rauchen geht mir gewaltig gegen den Strich, aber ob er sich das abgewöhnen lässt. Keine Ahnung.
In einer Beziehung geht man eben Kompromisse ein, nicht wahr?

Aber ist das was ich für Yoongi empfinde...wirklich Liebe?
Oder genieße ich es einfach von ihm die Zuneigung zu bekommen, die ich mir selbst von Tae verbiete?

Ich habe in der vergangenen Woche viel Zeit mit Yoongi alleine verbracht wenn ich nicht gerade mit tanzen beschäftigt war, aber all diese Zeit verging, ohne, dass ich eine Antwort auf meine Frage gefunden habe.
Wieder ein Gedanke mehr, der mich belastet. Is ja Super, dass in 3 Tagen dieser blöde Gerichtstermin ist und demnach in 4 Tagen das wichtigste Vortanzen meines Lebens!
Yay...das Leben hasst mich!

Dennoch versuche ich mich gerade nur auf meine Choreo zu konzentrieren, was auch ausnahmsweise ganz gut funktioniert. Sie muss einfach perfekt werden. Weshalb ich für Seoyoung Noonas Hilfe sehr dankbar bin.

"Sehr gut, Jimin. Das sieht klasse aus, aber achte darauf, dass du deine Körperspannung auch im Sprung nicht verlierst. Dann landest du sicherer. Gleich nochmal!", ruft sie mir über die Musik zu. Mit einem Nicken signalisiere ich ihr, dass ich sie gehört habe, bevor sie sich Hobi zu wendet, der genauso wie ich noch an den Feinheiten für Freitag feilt.
Schwer atmend gehe ich zu der Musikbox und stoppe das Lied. Ich brauche eine Minute um wieder zu Atem zu kommen und nutze die kurze Pause um was zu trinken. Seoyoung sieht vielleicht aus wie ein Engel, aber tief in ihrem Inneren ist sie ne Sklaventreiberin die mit der Peitsche hinter dir steht und dich zu Bestleistungen antreibt!

Gefällt mir!

Das harte Training mit ihr hat nämlich den schönen Vorteil, dass ich überhaupt nicht dazu komme auch nur eine Sekunde nach zu denken. Und dafür nehme ich jeden brennenden Muskel gerne in kauf.
Kaum hat sich meine Atmung etwas beruhigt, starte ich das Lied wieder von vorne.
Nochmal.

Nochmal!

NOCHMAL!

Ehe ich mich versehe ist es auch schon 18 Uhr, was das Ende für Heute bedeutet. Mit vor Anstrengung zitternden Beinen, gehe ich an die Seite und hebe meine Sachen auf, wobei mir der Schweiß von der Nase tropft.
Mit meinem Handtuch trockne ich mir grob das Gesicht und sehe zu meinem besten Freund, der schwer atmend auf dem Boden liegt und alle viere von sich streckt. Hobi scheint genauso fertig zu sein wie ich. Langsam wackle ich zu ihm rüber und gehe neben ihm in die Hocke.

Mit der flachen Hand haue ich ihm leicht auf den Bauch, was ihn erschrocken zusammenfahren lässt.
"Ahhh~ Was soll das Jiminieee?", stöhnt er ganz außer Atem und bringt ein ersticktes Lachen heraus.
Auch ich muss kurz lachen, bevor ich mich auf den Hintern fallen lasse, da ich kaum noch Kraft in den Beinen habe.

"Du Hobi...", fange ich leise an. Sofort horcht mein bester Freund auf als er meinen verunsicherten Ton hört. Schwerfällig quält er sich in eine sitzende Position und stützt sich mit beiden Händen hinter sich auf dem Boden ab.
"Was ist los?", will er gleich besorgt wissen was mich schmunzeln lässt. Ich bin so froh immer mit ihm reden zu können.

"Ich hab ganz dringenden Übernachtungsparty Bedarf! Kann ich vielleicht Morgen bei dir pennen?", frage ich, da ich das was mir auf der Seele brennt schlecht hier ansprechen kann.
"Mitten in der Woche?", fragt er skeptisch, worauf ich aber nur nicke.
"So dringend, hm? Klar kannst du, Mum und Dad haben sicher nichts dagegen. Was ist mit Kookie?", fragt er weiter und nickt in die Richtung des Jüngeren der scheinbar auch gerade seine Sachen zusammen sammelt um zu gehen.

Schnell schüttle ich den Kopf, Kookie darf definitiv nichts davon wissen, ich will ihn nicht verletzen, da ich weiß dass er Gefühle für Tae hat.
"Nur wir beide, bitte.", antworte ich ihm noch bevor der Jüngere bei uns ankommt. Hobi bestätigt meine Aussage nur mit einem Nicken und sieht dann zu dem dazu Gestoßenen hoch.

"Seit ihr so weit?", will der Jüngere strahlend wissen und sieht uns abwechselnd an. Wie kann er immer noch so viel Energie haben?!
Erledigt nicken wir beide und ich strecke Kookie sogleich eine Hand entgegen.
"Hilf mir mal auf. Ich glaub ich schaff das nicht mehr alleine.", gestehe ich grinsend und werde auch sofort mit einem kräftigen Ruck auf die Beine gezogen.

"Jimin, hast du noch ne Sekunde?"
Während Kookie auch Hobi auf die Beine hilft wende ich mich an Seoyoung die gerade auf uns zukommt. Die anderen Schüler begeben sich bereits alle in die Umkleiden.

"Ja klar.", stimme ich ihr etwas überrascht zu und sehe zu meinen Freunden. "Geht schon mal vor, ich komm gleich." Nickend verabschieden sich die beiden von unserer Trainerin und folgen den anderen.
"Was gibts denn?", frage ich etwas verunsichert, was sich aber gleich wieder legt als sie mich anlächelt.
"Du hast große Fortschritte gemacht, deine Choreografie ist toll und man sieht, dass du auch neben dem Kurs viel geübt hast. Fühlst du dich denn sicher für Freitag? Du bist ja am Donnerstag nicht da, richtig?"

Bei ihrem Lob kann ich es nicht verhindern etwas verlegen zu werden und kurz den Blick zu senken. Bei ihre Fragen sehe ich allerdings gleich wieder auf. Bedrückt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und überlege wie ich antworten soll.
"Naja...ich bin wegen des Gerichtstermins von der Schule frei gestellt worden...und ich weiß nicht wie lange das alles dauern wird, also...gehe ich erstmal nicht davon aus dass ich es her schaffe. Auch wenn es mir lieber wäre vor Freitag nochmal zu üben.", gebe ich zu und senke seufzend meinen Blick auf den Boden.

Ich weiß dass ich die Schritte drauf habe, aber ich bin dennoch furchtbar nervös. Außerdem schreit der Perfektionist in mir, dass es noch nicht reicht. Das ich es noch besser machen kann und das verunsichert mich noch mehr. Auch wenn ich immer mein bestes gebe. Was wenn mein bestes nicht gut genug ist?
Eine Hand auf meiner Schulter holt mich aus meiner Abwärtsspirale an Gedanken heraus und ich sehe Seoyoung Noona wieder an. Sie scheint meine plötzliche Unsicherheit bemerkt zu haben und versucht sie nun mit ihrer sanften Berührung zu vertreiben.

"Keine Sorge Jimin, wenn du Freitag fit bist und dich konzentrierst, dann mache ich mir absolut keine Sorgen. Sie werden dich lieben!", versichert sie mir und zwinkert mir aufmunternd zu.
"So und jetzt sieh zu, dass du hier rauskommst.", scheucht sie mich mit einer wedelnden Handbewegung zu den Umkleiden. "Die Anderen beiden warten sicher auf dich!"
Mit einem leisen Kichern lächle ich sie an und setze mich in Bewegung.
"Ja, Noona!"

~~

"Danke nochmal, dass ich Heute hier schlafen darf.", bedanke ich mich bei Hobis Eltern und verbeuge mich so tief ich kann. Da wir schon seit Jahren befreundet sind, kennen sie mich gut, dennoch würden nicht alle Eltern es erlauben, dass unter der Woche Besuch zum übernachten kommt.

"Ach Gottchen, Jimin. Du weißt doch dass du hier immer Willkommen bist.", versichert mir Mrs. Jung was ich lächelnd zur Kenntnis nehme. Sie sind wirklich unglaublich nett und ich fühle mich hier immer als wäre ich zuhause.
"Aber ich will nicht, dass ihr zu lange wach bleibt! Immerhin habt ihr Morgen Schule.", erinnerte Hobis Vater uns mit erhobenem Zeigefinger. Was mein bester Freund nur grinsend Kommentiert. "Keine Sorge, Paps. Wir gehen rechtzeitig schlafen."

Ich folge Hobi in sein Zimmer, am ende des Flures. Anders als ich, wohnt er mit seinen Eltern in einer riesigen Eigentumswohnung mit offenem Wohn- und Essbereich, einer großen Küche mit Insel und generell großen Zimmern. Als wir das geräumige Schlafzimmer meines besten Freundes betreten schmeiße ich meinen Rucksack mit meinen Schlafsachen und meine Schultasche einfach auf sein 2x2m Bett und lass mich gleich daneben fallen.

Die ersten male wo ich hierher gekommen bin, habe ich Hobi immer für das ganze tolle Zeug beneidet, welches er von seinen Eltern bekommt. Die teuren Möbel, der dicke PC, die Musikanlage, der riesige Fernseher und die Spielekonsolen. Heute weiß ich, dass ich dafür keinen Grunde habe.
Denn der Preis für all diese coolen Sachen ist der, dass er seine Eltern kaum sieht. Er ist Einzelkind, sein Vater Leitender Polizeidirektor und seine Mutter Neurochirurgin. Sie sind also so gut wie nie da, dass ich sie gerade beide angetroffen habe ist echt ein Wunder. All diese Sachen sind Entschuldigungsgeschenke, weil sie so wenig Zeit für ihren Sohn haben und wenn ich ehrlich bin möchte ich nicht mit ihm tauschen.

Während ich meinen Gedanken nach hänge, ertönt plötzlich leise Musik, weshalb ich meinen Kopf etwas aus der weichen Decke anhebe. Hobi hat sein Handy an die Anlage angeschlossen und lässt jetzt seine gute Laune Playlist im Hintergrund laufen, bevor er sich im Schneidersitz zu mir aufs Bett setzt.

"Was willst du machen, bis es essen gibt? Mama kocht extra, weil du heute hier schläfst noch was, bevor sie zur Arbeit muss.", verkündet er lächelnd und wippt aufgeregt mit seinen Beinen. Seine Mum ist echt zu gut, für mich müsste sie sich die Mühe echt nicht machen, aber ausreden lässt sie sich so etwas auch nicht. Hab ich schon versucht.
"Keine Ahnung, ein bisschen was zocken? Dabei können wir quatschen.", schlage ich vor und setze mich dabei auf. Immerhin wollte ich extra herkommen, weil ich jemandem zum reden brauche.
"Klingt gut!", stimmt er mir gleich zu und springt wieder vom Bett auf. Ich glaube langsam Hobi hat heute noch nicht genug Energie abgebaut.

~~

"Ach, verflixte Scheiße!", fluche ich leise und lasse den Controller frustriert in meinen Schoß fallen. Ich hasse dieses Spiel, warum hab ich ausgerechnet Mario Kart vorgeschlagen?!
Ich versuche Hobis kleinen Freudentanz, wegen seinem erneuten 1. Platz zu ignorieren, aber das ist gar nicht so leicht.
"Was ist los Jiminie? Du bist schon wieder Letzter geworden.", stellt mein bester Freund grinsend fest und lässt es sich natürlich nicht entgehen es mir wieder unter die Nase zu reiben.

"Die Strecke ist einfach Kacke.", schiebe ich es darauf.
"Das sagst du schon seit 5 Rennen.", macht er mich aufmerksam und fängt sich dafür einen Bösen Blick über den er nur herzlich lacht.
"Die sind halt alle Kacke! Sei bloß still du Blöde Kuh!", schimpfe ich schmollend und verschränke meine Arme vor der Brust.
Dieses Spiel macht wirklich aus Freunden Feinde, jedes mal aufs neue. Aber natürlich wissen wir beide, dass die Beleidigungen die wir uns beim spielen an die Köpfe werfen nicht ernst gemeint sind.

Während der ersten Runden, hat Hobi angefangen zu erzählen wie es lief, als er Namjoon seinen Eltern vorgestellt hat. Ich kann mir bildlich vorstellen wie sein Vater den Armen hat zittern lassen. Ich weiß noch genau wie eingeschüchtert ich damals war, als ich ihn das erste mal kennen lernte.

"Jetzt zu dir. Warum hast du so großen Übernachtungsparty Bedarf und warum unbedingt nur wir zwei?", wollte er schließlich wissen und sah mich eindringlich an. Die verspielte und neckende Stimmung ist auf einmal einer ziemlich ernsten gewichen.
Ich hab versucht mich mental auf diese Unterhaltung einzustellen, immerhin wollte ich sie ja führen. Dennoch fällt es mir schwer die richtigen Worte zu finden. Nachdenklich spiele ich ein bisschen an den Knöpfen rum.

"Naja...", setze ich an und sehe meinen besten Freunde mit besorgtem Blick an. "...ehrlich gesagt hat es irgendwie auch mit Kookie zutun und ich hab Angst ihn zu verletzen. Ich will nicht, dass er irgendwie sauer auf mich ist.", erkläre ich und sorge damit für einen ziemlich verwirrten Ausdruck in dem Gesicht meines Freundes.

Also fange ich an zu erzählen.
Von meiner Unsicherheit bezüglich meiner Gefühle für Yoongi.
Meinen andauernden Gefühle für meinen eigenen Bruder, die ich nicht los werde, egal wie sehr ich es auch versuche.
Tae's Nacht mit Kookie und seine Gefühle für meinen Bruder.
Tae's merkwürdiges Verhalten und all das was wir miteinander hatten.
Die immer näher rückenden Abschlussprüfungen die mich zunehmend beunruhigen.
Und weil das alles noch nicht genug Teenie Drama ist kommt noch der ganze Stress wegen des Gerichtstermins dazu und meine Angst beim Vortanzen zu versagen und meinen Traum platzen zu sehen wie eine Seifenblase.

"Ich kann nicht mehr! Ehrlich, ich hab das Gefühl mir platzt jeden Moment der Schädel.", flüstre ich mit brüchiger Stimme und kann das Schluchzen nicht länger zurück halten.
"Ich schlafe in letzter Zeit so beschißen, weil ich einfach keine Ruhe finde. Ich krieg kaum noch was runter...ich weiß, dass ihr euch alle Sorgen macht weil ich so wenig essen, aber ich kann einfach nicht. Mir wird kotzübel sobald ich nur daran denke!"

Still hat mein bester Freund meinen Worten gelauscht.
Ohne auch nur eines darauf zu erwidern zieht er mich in seinen Arme und ich lasse meine Stirn erschöpft gegen seine Schulter fallen. Weinend liege ich in seinen Armen, während er mir beruhigend über den Rücken streichelt.
Auch wenn es mir gerade echt bescheiden geht, tut es unheimlich gut, all diese Gedanken die jeden Tag in meinem Kopf umher kreisen endlich mal laut auszusprechen. All diese Lasten, die ganze Anspannung und den Stress einfach mal heraus zu heulen.

Es vergehen einige Minuten, bis ich mich wieder beruhigt habe und mich langsam von meinem besten Freund entferne. Blinzelnd sehe ich auf das Shirt, welches an der Schulter völlig durchnässt ist und ziehe meine laufende Nase hoch.
"Tschuldige..."

Hobi verzieht gespielt angeekelt das Gesicht, als er sieht was ich hinterlassen habe.
"Unfassbar, wie konntest du nur? Zur Strafe für dein unverzeihliches Vergehen mein T-Shirt vollgerotzt zu habe, verurteile ich dich die nächsten 5 Runde Mario Kart wieder gegen mich zu verlieren.", verkündet er mit einer Ernsthaftigkeit, die mich schmunzeln lässt.
"Aber das sollte dir ja nicht schwer fallen.", fügt er schließlich hinzu und strahlt mich breit grinsend an.

Kurz muss ich lachen und wische mir mit meinem Ärmel die Spuren meiner Tränen aus dem Gesicht.
"Du bist so ein Arsch, ehrlich!"


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Dieses Kapitel ist ein wenig länger geworden als die anderen ^^'
Aber ich wollte den Cut nicht früher setzen, da ich diese Bromance von Jimin und Hobi einfach so schön finde und ich diese Stelle für Jimins Werdegang auch unheimlich wichtig finde.
Das geht im nächsten Kapi auch noch weiter :)

Das geht im nächsten Kapi auch noch weiter :)

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Is it Wrong?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt