Taehyung POV
Trocken muss ich schlucken, als ich daran denke was gestern Nacht passiert ist. Die Bilder von Jimin, wie er nackt in diesem Badezimmer sitzt und mich zusehen lässt wie er sich selbst befriedigt. Mir wird augenblicklich heiß und meine Hände fangen an zu schwitzen. Wie er all meinen Worten gefolgt ist und immer wieder meinen Namen von sich gegeben hat. So erregt und voller Lust.
Ich habe das tatsächlich nicht zum ersten mal gemacht, so über Video, aber es war bei weitem besser als ich erst erwartet habe. Die Gefühle, die Jimins Anblick in mir ausgelöst hat waren überwältigend schön. Und ich konnte sehen, dass es ihm genauso ging.
Als wir erst nur geschrieben haben, dachte ich nicht, dass er da wirklich mit macht.
Aber so kann man sich irren.
Das nervöse Kribbeln in meinem Magen wird immer schlimmer, aber es ist nicht nur die Freude, dass wir das selbe füreinander empfinden, die mich so fühlen lässt. Da wiegt noch etwas anderes mit...
...und es wiegt unheimlich schwer.
"Taehyung?", ertönt die mir so bekannte weibliche Stimme und holt mich aus den Tiefen meiner Gedanken zurück.
"Hm?", gebe ich verwirrt blinzelnd von mir und hebe meine Blick, der bis eben noch auf den grauen Teppichboden gerichtet war. Ein verständnisvolles Lächeln liegt auf den Lippen der etwas älteren Frau, in dem Sessel vor mir.
"Ich habe dich gefragt, ob es etwas gibt worüber du reden möchtest.", erinnert sie mich freundlich und dreht den Kugelschreiber in ihrer Hand ein paar mal. Ihre Beine hat sie anmutig überschlagen, das Klemmbrett liegt in ihrem Schoß. Frau Dr. Jung, meine Therapeutin. Ich war so mit meinen Gedanken abgedriftet, dass ich ganz vergessen habe, wo ich mich gerade befinde.
"Ich...", setze ich an. Suche aber noch nach den richtigen Worten um zu beschreiben was gerade in mir vorgeht. Unsicher kaue ich auf meiner Lippe herum. Ich sitze so steif auf diesem Sofa wie schon lange nicht mehr, was der Frau vor mir sicher nicht entgangen ist.
"Ich bin...verwirrt.", drücke ich mich schließlich ziemlich vage aus.
"Ist etwas vorgefallen?", hakt sie mit ruhiger Stimme nach. Es liegt keinerlei Druck in dieser, ich weiß, dass ich nicht antworten muss, wenn ich es wirklich nicht will, aber...
Mit zusammengezogenen Augenbrauen senke ich meinen Blick wieder.
...deswegen bin ich schließlich hier, oder nicht?
Ich weiß, das nichts was ich sage diesen Raum hier verlassen wird. Hier kann ich mir alle meine Gedanken und Gefühle, die mich belasten, von der Seele reden, ohne Angst haben zu müssen, dass irgendjemand davon erfährt. Von dieser Sicherheit bestärkt, nicke ich.
"Gestern Nacht...mit Jimin.", erkläre ich zögerlich und versuche meine schwitzigen Hände an meiner Hose zu trocknen.
Dr. Jung weiß von meinen Gefühlen für meinen Bruder. Auch wenn ich es immer noch merkwürdig finde offen darüber zu reden, tut es gut. Denn sie hat mich nicht eine Sekunde lang dafür verurteilt. Bei ihr habe ich das Gefühl, dass es okay ist wenn Jimin und ich und lieben. Das es nicht...'verrückt' ist.
"Ist etwas schlechtes passiert?", will sie wissen. Sofort schüttle ich den Kopf und muss unwillkürlich grinsen. Definitiv Nein! Sie notiert sich etwas auf ihrem Klemmbrett bevor sie mich abwartend ansieht, ob ich es ihr erzähle.
"Er...ist bis Samstag mit seinen beiden Freunden in Busan, bei unserer Tante.", fange ich meine Erzählung an und lehne mich unbewusst auf dem Sofa zurück. Ich entspanne mich etwas.
"Wir konnten wohl beide nicht schlafen und...haben geschrieben. Bis es dann...'ausgeartet' ist.", umschreibe ich es nett und bekomme ein verstehendes Nicken von ihr als Antwort. Wieder macht sie sich Notizen dazu, was auch immer daran relevant ist.
"Hast du es genossen?"
Mit leicht geröteten Wangen weiche ich ihrem Blick kurz aus. Wie könnte ich nicht?! Das einzige was gestern Nacht hätte noch besser machen können, wäre gewesen ihn wirklich anfassen zu können. Trotzdem liegt es mir furchtbar schwer im Magen.
"Ja...hab ich...", nuschle ich ziemlich bedrückt.
"Aber du bist nicht glücklich.", stellt sie das offensichtliche fest. Ich zucke nur mit den Schultern. Das alles verwirrt mich so sehr, dass ich das Glück, welches ich verspüre, wenn ich an Jimin denke, nicht nach außen tragen kann.
Es herrscht Stille.
Dr. Jung muss ihre Frage gar nicht aussprechen, ich weiß, dass sie wissen möchte warum das so ist. Aber ich bin dankbar, dass sie mir die Zeit gibt, die ich brauche um all die in meinem Kopf kreisenden Gedanken zu ordnen.
"Manchmal...frage ich mich, ob...es besser wäre...", quälend langsam kommen die Worte über meine Lippen. Ratlos starre ich auf meine Finger und spiele mit diesen. "...wenn sie mich nie adoptiert hätten."
Ein schweres Seufzen kommt mir über die Lippen, als ich diesen Satz ausgesprochen habe. Es ist als würde mit ihm eine tonnenschwere Last meinen Körper verlassen. Noch nie zuvor, haben ich irgendjemandem diesen Gedanken mitgeteilt, weil er mir selbst viel zu viel Angst macht.
"Ich liebe meine Familie, ich könnte mir keine bessere wünschen!
Aber ich liebe nunmal auch Jimin. Nur leider anders, als ich meinen Bruder lieben sollte.", spreche ich einfach aus was mir gerade eben durch den Kopf rauscht.
"Und es macht mich fertig, dass ich mit niemandem darüber reden kann."
Dieser enorme Druck in mir, fühlt sich grauenvoll an. Beängstigend!
Meine Augen beginnen immer mehr zu brennen und ich merke wie die Tränen langsam meine Sicht verzerren. Schniefend wische ich mir mit dem Ärmel meines Pullis über die Augen. Still und aufmerksam hört Dr. Jung mir zu, schreibt sich immer wieder etwas auf und wartet geduldig darauf, dass ich fertig erzählt habe.
"Nicht mit unseren Eltern, da sie es nicht wissen sollen. Nicht mit unseren Freunden, nicht mal meinem besten Freund kann ich was sagen. Ich fühle mich wie ein elender Verräter, weil ich Yoongi anlüge.", gestehe ich mit brüchiger Stimme.
Als wieder einen Moment Ruhe herrscht, nimmt Dr. Jung das wohl als Zeichen, dass ich erstmal fertig damit bin meine Gedanken zu äußern.
"Yoongi und Jimin waren einen Zeit lang ein Paar, richtig?", entnimmt sie ihren Notizen aus unseren vorherigen Sitzungen, was ich nickend bestätige. "Und nun machst du dir Sorgen, was dein bester Freund sagen oder denken könnte, wenn er erfährt, dass du mit seinem Ex-Freund eine Beziehung führst."
Kurz lasse ich mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Wieder ein nicken.
"Meinem eigenen Bruder.", füge ich leise hinzu.
"Taehyung, ich möchte, dass du diese Tatsache, dass Jimin dein Bruder ist, einfach einmal beiseite schiebst. Sieh ihn mal nur als einen anderen Jungen, einen Mitschüler."
Fragend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und hebe meinen Blick, um die Frau vor mir an zu sehen. Lieb lächelt sie mich an, bevor sie weiter redet.
"Würdest du dich Yoongi gegenüber dann anders verhalten?"
Einige Minuten vergehen, in denen ich ernsthaft darüber nachdenken muss, was sie mich gerade gefragt hat. Wäre mein Verhalten gegenüber Yoongi anders...wenn Jimin nicht mein Bruder wäre?
Der Gedanken, dass diese beiden Sachen vielleicht zusammenhängen könnten, kam mir bis eben nie. Je länger ich darüber nachdenke, desto nervöser werde ich. Das drücken in meiner Brust verunsichert mich dabei nur noch mehr.
Wenn Jimin einfach nur irgendein Mitschüler wäre, dann hätte ich es Yoongi sicher erzählt. Vermutlich hätte ich ihn damit auch noch aufgezogen, er hätte es mir nie übel genommen. Gut, vielleicht ein bisschen, aber er würde mir nie böse sein wenn wir den selben Typen mögen und er sich für mich entscheiden würde. Andersrum genau so. Ich würde ihm nie die Schuld an seinen Gefühlen und denen eines anderen geben. Das würde es immerhin auch nicht ändern. Unsere Freundschaft stand schon immer über solchen Dingen.
Yoongi war der Bruder den ich mir ausgesucht hatte, mein bester Freund. Wir hatte immer über alles reden können, egal wie schwierig es auch war.
Warum ist das jetzt anders?
Frustriert vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen und schließe die Augen. Mir schwirren so viele Gedanken und Fragen durch den Kopf, dass sich mir schon alles dreht. In der völligen Dunkelheit, in der ich mich gerade befinde, kann ich deutlich das Blut in meinen Ohren rauschen hören. Mein Puls geht zu schnell. Dieses beklemmende Gefühl in mir wird immer präsenter.
"Taehyung...", dringt Dr. Jungs sanfte Stimme an meine Ohren und schickt eine Welle der Ruhe durch meinen Körper. Die Art wie sie meinen Namen sagt, so verständnisvoll und voller wärme, lässt mich geborgen fühlen. Zögerlich und mit zusammengezogenen Augenbrauen hebe ich den Blick aus meinen Händen und sehe sie hilflos an.
"...alle deine Sorgen und Ängste lassen sich auf den einen Gedanken in deinem Kopf zurück führen. Der Gedanke, dass Jimin und du nicht zusammen sein 'dürft', weil ihr Brüder seid.", erklärt sie, sobald sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit hat. So wie sie das gerade sagt, klingt es wie das offensichtlichste der Welt.
"Aus dem Grund fragst du dich auch, ob es nicht besser wäre, wärst du nicht von deiner Familie adoptiert worden. Aber würde es das denn besser machen?", fragt sie mich schließlich. Lange brauche ich nicht für meine Antwort.
"Dann wäre alles weniger kompliziert."
"Vielleicht, aber hättest du Jimin und all deine Freunde, dann überhaupt kennen gelernt?", macht sie mich vorsichtig auf meinen Denkfehler aufmerksam. Erschrocken weiten sich meine Augen.
"Nein...", kommt es mir flüsternd über die Lippen. Natürlich hätte ich das nicht. Wie konnte ich da nur nicht dran denken?
Das einzige woran ich von meiner Vergangenheit weiß, ist dass ich eigentlich aus Degu komme und damals aus Vermittlungs Gründen nach Seoul gebracht wurde. Allerdings weiß ich das auch nur, weil meine Eltern es mir verraten haben, nachdem meine Erinnerungen an den Unfall zurück kamen und wir darüber gesprochen haben.
Wäre ich damals in Degu geblieben, dann hätte ich Yoongi, Namjoon, Kookie und Hobi...dann hätte ich Jimin...nie kennen gelernt. Ich kann mir mein Leben ohne diese Menschen gar nicht vorstellen.
Dieses beklemmende Gefühl der Verwirrung, welches eben noch so schwer auf meine Brust drückte, wich plötzlich der erleichternden Erkenntnis, dass ich so viele Menschen um mich habe die mich lieben. Völlig unabhängig davon, was mir passiert ist und wo ich herkomme.
"Ich möchte dir einen Vorschlag machen, Taehyung. Da ich glaube, dass es dir gut tun würde.", ergreift Dr. Jung wieder das Wort, nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. Ist unsere Zeit etwa schon um? Abwartend sehe ich die ältere Frau an. Ich kann nicht leugnen, dass ich etwas nervös bin, was für ein Vorschlag das wohl sein wird.
"Nach allem was du mir erzählt hast, seit du wieder her kommst, bin ich der Meinung, dass dich das Unwissen über deine Vergangenheit und deine Leibliche Familie, unterbewusst sehr stark belastet."
Schwer muss ich schlucken, als ich ihren Worten lausche. Rühren alle meine Ängste wirklich 'nur' daher? Irgendwie kann ich mir das schwer vorstellen. Menschen, an die ich keine wirklichen Erinnerungen habe, keine Gesichter, nichtmal ihre Namen kenne ich.
"Ich würde dir empfehlen, diese Lücken zu füllen. Deine Eltern helfen dir sicher gerne dabei an Informationen zu kommen und da Jimin eine sehr große Emotionale Stütze für dich ist, wäre es ratsam wenn ihr das gemeinsam macht. Es würde dir zum Beispiel helfen, den Ort auf zu suchen, wo sie beigesetzt wurden um dieses Trauma, welches du bei dem Unfall erlitten hast, und welches seit der ersten Panikattacke wieder deutlich erkennbar ist, zu verarbeiten."
Langsam nicke ich. Irgendwie ist das gerade viel zu verdauen, was mich wieder zunehmend verunsichert. Dieses liebe, aufmunternde Lächeln, welches Dr. Jung mir aber gerade schenkt, lässt mich zuversichtlich sein. Auch auf meine Lippen schleicht sich ein kleines Lächeln, das erste mal seit ich Heute hier sitze.
"Danke, Dr.", sage ich leise.
"Natürlich, Taehyung.", erwidert sie freundlich und erhebt sich damit aus ihrem Sessel. Damit ist die Sitzung für Heute beendet und auch ich stehe auf. Als ich aber die Tür ansteuere und mich verabschiede, hält sie mich doch noch einmal zurück.
"Ach und Taehyung."
Fragend sehe ich zu ihr, die Türklinke bereits in meiner Hand.
"Auch wenn es schwer ist. Ehrlichkeit ist immer die richtige Entscheidung."
DU LIEST GERADE
Is it Wrong?
FanfictionIch weiß es ist falsch auf ihn zu stehen, aber wie könnte ich nicht? Je länger das alles noch geht, desto schwerer wird es für mich sein ihn irgendwann los zu lassen. Aber...kann etwas das sich so gut anfühlt...wirklich falsch sein? Ich kann einfach...