Clarity

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Mit diesem Kapitel sind wir dann aber auch am Ende von TaeTae's Vergangenheits Drama angekommen. :)
Im nächsten geht es dann wieder mit Jimin weiter~

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Taehyung POV

Eine beklemmende Stille liegt in der Luft, während alle Anwesenden stumm an ihrem Tee oder Kaffee nippen. Einzig und allein das leise Ticken der Wanduhr ist geradezu hören. Jimin und ich sitzen nebeneinander an dem dunklen Holztisch und werfen uns einen unsicheren Blick zu. Keiner weiß so recht was er sagen soll. Mums Blick wandert derweil durch die Wohnung der uns unbekannten Frau, als diese wieder aus der Küche zu uns stößt und eine Teller mit Keksen auf den Tisch stellt.

"Bitte, bedienen Sie sich.", bietet sie uns mit einem schwachen Lächeln an, bevor sie sich zu uns an den Tisch setzt. Mit ihren Händen umschließt sie die Tasse vor sich und dreht sie etwas hin und her. Sie wirkt angespannt und unsicher, genauso wie ich.

"Sie haben es wirklich schön hier. Wohnen sie alleine?", fragt meine Mum schließlich, um irgendwie dieses erdrückende Schweigen zu brechen.
"Oh ähm, nein. Mein Lebensgefährte ist auf der Arbeit. Wir wohnen zusammen hier.", antwortet sie so gleich und nippt dann an ihrer Tasse. Auch wenn sie uns hierher eingeladen hat, scheint es ihr etwas unangenehm zu sein. Verständlicherweise.

Während meine Mum versucht, mit ein bisschen Smalltalk, die Stimmung auf zu lockern und Jimin sich, breit grinsend, an den Schoko Cookies bedient, liegt mein Blick die ganze Zeit auf ihr.
Der Frau, die sich vorhin als meine Tante vorgestellt hat.


~~Rückblick: Auf dem Friedhof~~

"Taehyung?", verlässt es ungläubig ihre Lippen. Erschrocken weiten sich meine Augen, als sie meinen Namen ausspricht und auch Jimin scheint überrascht zu sein.
Woher weiß sie wie ich heiße?
Kenne ich diese Frau, oder besser...kennt sie mich?!

"Du bist es...nicht wahr?", fragt sie mit schwacher Stimme. Ich nicke ganz leicht um ihr zu Antworten. Sie kommt langsam ein paar Schritte auf uns zu. Sofort überrollt mich eine Welle der Unsicherheit, weshalb ich Jimins Hand greife. Alle meine Muskeln verkrampfen sich, je näher sie uns kommt. Erst jetzt fallen mir die Blumen auf, die sie in der Hand hat.
Wie von selbst trete ich einen Schritt zur Seite und sehe zu, wie sie die Blumen auf das Grab legt. Das selbe Grab vor dem ich eben noch stand und all die belastenden Fragen stellte.

Wenn sie dieses Grab besucht, muss sie die Verstorbenen kennen.
Heißt das...dass sie mich vielleicht wirklich kennt?

"Wer...Wer sind sie?", kommt es mir schließlich über die Lippen. Langsam hebt sie ihren gesenkten Kopf und blickt die Inschrift des Grabsteins für einen Moment trauernd an. Als sie sich daraufhin wieder erhebt, wendet sie sich mir und meinem Bruder zu.
"Mein Name ist Lee So-jang. Kim Yu-jeong...war meine Schwester.", erklärt sie uns. Ich brauche einen Moment um zu verstehen, was sie uns gerade mitgeteilt hat.
"Das heißt ja dann...Sie sind Tae's...Tante?!", stellt Jimin, welcher die ganze Zeit über geschwiegen hat, schockiert fest. Mit einem leichten Nicken, bestätigt sie seine Aussage.

Ich...habe Verwandte?

~~Rückblick Ende~~



Ich war nicht sicher, ob ich ihre Einladung annehmen sollte. Mum und Dad hatten gesagt, dass ich das entscheiden soll und mich niemand zwingen würde mit So-jang zu reden wenn ich das nicht wollte. Als sie bestätigt hatte meine Tante zu sein, kamen sofort unzählige neue Fragen in meinem Kopf auf.

Wenn ich noch Verwandte habe...warum kam ich dann in ein Heim?
Hätte ich damals nicht zu ihnen gekonnt?
Wollten sie mich etwa nicht?

Unverzüglich kamen erneut Zweifel und Unsicherheit in mir auf und drohten mich zu verschlucken. Aber wenn ich wirklich Antworten will, auf all diese Fragen, dann ist So-jang wahrscheinlich die einzige, die sie mir geben kann. Deshalb sitzen wir jetzt hier an diesem Tisch.
Ihr scheint mein Blick auf sich aufgefallen zu sein, weshalb sie ihn mit einem sanften Lächeln erwidert.

"Du bist so groß geworden, Taehyung. Als ich dich das letzte mal gesehen habe, konntest du gerade so über diesen Tisch gucken.", sagt sie ruhig. Augenblicklich weicht ihr Lächeln einem bedauernden Blick, welchen sie auf den Tisch vor sich richtet.
"Wie...haben Sie mich erkannt...nach all den Jahren?", traue ich mich zu fragen und kann so gleich wieder ein kleines Schmunzeln auf ihren Lippen erkennen.

"Das war nicht schwer. Du bist das genaue Abbild von deinem Vater. Nur die Augen...die hast du von Yu-jeong. So groß und voller Neugier.", erklärt sie. Für eine Sekunde bleibt mir das Herz stehen, da mir wieder schmerzlich bewusst wird, dass ich überhaupt nicht weiß, wie sie aussahen. Schnell senke ich meinen Blick auf meinen Schoß, in welchem meine zitternden Hände sich in den Stoff meiner Hose krallen. Ich will nicht schon wieder heulen, aber der Schmerz in meiner Brust treibt mir die Tränen in die Augen, welche stumm hinunter tropfen.

Is it Wrong?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt