Sincerity

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Taehyung POV

Im Schneidersitz, sitze ich auf der kleinen Bank die vor dem Klavier steht. Mit meinem Zeigefinger drücke ich immer wieder eine der unzähligen Tasten und lausche ihrem, darauf folgenden, Ton. Manche lasse ich nur kurz erklingen, andere so lange wie sie zu hören sind. Ich bin nicht musikalisch, was man vermutlich auch hört, meine Kreativität spielt sich alleine auf dem Papier ab. Oder ner Leinwand, ich bin nicht so wählerisch.
Aber genau genommen versuche ich mit dem geklimper nur, mich von meinem vor Nervosität rasendem Herzen abzulenken. Klappt so semi gut.
Das leicht genervte Seufzen hinter mir, hindert mich daran die nächste Taste zu betätigen.

"Ehrlich Tae, gleich binde ich dir die Hände auf den Rücken und kette dich an die Heizung.", murrt Yoongi mir entgegen. Als ich mich zu meinem besten Freund herum drehe fährt er sich frustriert mit beiden Händen durchs Gesicht. In seinem Stuhl zurückgelehnt sitzt er vor dem Computer.
"Nerve ich dich?", frage ich neckisch, obwohl ich die Antwort darauf natürlich weiß. Sein finsterer Blick bestätigt dies aber nochmal und bringt mich zum schmunzeln.
"Du hast gesagt ich soll mit dem reden warten bis du fertig bist mit arbeiten, du hast gesagt 'Es dauert nur noch 10 Minuten' und das war vor..." Demonstrativ hebe ich mein Handy vor meine Nase um auf die Uhrzeit zu gucken. "Vor einer dreiviertel Stunde.", stelle ich fest und sehe meinen besten Freund gespielt Vorwurfsvoll an.

Ich hab mich Heute mit Yoongi verabredet um mit ihm zu reden. Ich habe viel darüber nachgedacht, was Dr. Jung mir am Montag gesagt hat und ich will ihm endlich von Jimin und mir erzählen. Ich hab nicht erwartet, dass er an einem Freitag Abend so lange arbeiten würde, vor allem da wir gerade Ferien haben, hatte ich gehofft mehr Zeit mit ihm verbringen zu können ohne das er abgelenkt ist. Wieder kommt Yoongi ein Seufzen über die Lippen, aber dieses mal klingt es eher verzweifelt als genervt.
"Sorry Tae, ich komm gerade einfach nicht weiter."
"Vielleicht solltest du es dann lieber für Heute gut sein lassen...", schlage ich vorsichtig vor. Ist ja nicht so als würde ich ihm seit gut einer Stunden gerne etwas wichtiges sagen, oder so. Mein ja nur. Ergeben nickt mein bester Freund auf meinen Vorschlage, speichert seine Arbeit nochmal ab und fährt den Computer schließlich herunter. Mit dem nun schwarzen Bildschirm kehrt die Nervosität zurück in meine Knochen. Unsicher ziehe ich die Ärmel meines Pullis bis über meine Hände um zu verstecken wie sie zittern.

Okay, Taehyung! Jetzt wird es ernst. Hau es einfach raus. Kneifen ist nicht, hörst du?!
"Ich hab Hunger...", stellt Yoongi plötzlich fest und kratzt sich leicht an der Wange. Ohne seine Worte wirklich zu realisieren starre ich ihn an.
Mein Hals ist staubtrocken, trotzdem muss ich schlucken und kneife kurz die Augen zu um mich irgendwie zu beruhigen. So schlimm wird es schon nicht werden.
"Wir könnten uns was bestellen wenn du bock hast.", redet er einfach weiter ohne überhaupt auf eine Antwort zu warten. Yoongi nimmt sein Handy in die Hand und tippt darauf herum. Immer wieder öffne ich den Mund, schließe ihn aber stumm wieder. Mein Herz schlägt mir bis zu den Ohren, es ist echt ein Wunder, dass es noch nicht explodiert ist. Tief atme ich einmal durch.
"Lust auf Hühnchen?"
"Jimin und ich sind ein Paar!", schreie ich meinen besten Freund beinahe an, sobald er seine Frage ausgesprochen hat.

Stille

Langsam öffne ich meine immer noch zugekniffenen Augen und richte meinen Blick auf meinen Gegenüber. Geschockt liegen seine weit aufgerissenen Augen auf mir. Ob das jetzt aber an der Information liegt, die ich ihm gerade gegeben habe, oder aber an der plötzlichen Lautstärke, in der ich diese von mir gegeben habe...das kann ich nicht sagen. Stumm blinzelnd sehe ich ihn an. Ich will etwas sagen, mich erklären, aber es ist als hätte jemand mein gesamtes Vokabular einfach gelöscht. In meinem Kopf herrscht völlige Leere, dafür kann ich die Panik in meinem inneren aufsteigen spüren. Ich weiß nicht was ich jetzt machen soll und senke verunsichert meinen Blick auf den Boden.

"Kein Grund mich gleich so an zu schreien...", kommt es schließlich überraschend ruhig von meinem besten Freund. Verwirrt sehe ich doch wieder zu ihm auf.
"Was?", kommt es mir leise über die Lippen. Irgendwie...habe ich eine andere Reaktion erwartet. Seufzend lässt Yoongi die Hand, in der sich immer noch sein Handy befindet, in seinen Schoß sinken.
"Weißt du Tae, irgendwie hab ich sowas schon vermutet...", fängt er an und sieht sich dabei in seinem kleinen Studio um. Letztendlich bleibt sein Blick aber auf mir liegen. Deutlich steht mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben, was ihn wohl kurz schmunzeln lässt.

"Auch wenn ich Jimin eher aus dem Weg gegangen bin ist mir nicht entgangen, dass ihr beiden noch mehr aneinander geklebt habt, als früher schon. Aber ich war mir eben auch nicht sicher, also hab ich nichts gesagt. Immerhin seid ihr ja schon irgendwie Brüder, hm?"
Waren wir echt so offensichtlich?
Jimin und ich haben doch extra immer aufgepasst, dass wir möglichst alleine sind wenn wir uns näher gekommen sind. Trotzdem hat Yoongi es bemerkt.
"Und...das ist Okay für dich?", frage ich vorsichtig nach. Auch wenn seine Reaktion doch sehr entspannt wirkt, heißt das ja nichts. Kurz scheint er über meine Frage nach zu denken, bevor Yoongi schließlich mit den Schultern zuckt.
"Klar, warum nicht.", setzt er an und lehnt sich dabei etwas vor, um sich mit den Armen auf seinen Knien ab zu stützen. "Wenn es euch glücklich macht.", fügt er noch hinzu und sieht mich dabei schwach lächelnd an.

Diese ganze Situation überfordert mich gerade etwas. Die ganze Zeit habe ich versucht mich mental auf ein Riesen Donnerwetter einzustellen, mir überlegt wie ich Yoongi besänftigen könnte um unsere Freundschaft zu retten und er?! Er sagt einfach, dass es okay ist? Den Unglauben aus meinem Gesicht lesen könnend fängt Yoongi leicht an zu Lachen.
"Was? Soll ich dich lieber anschreien oder so?", fragt er mich belustigt, worauf ich aber schnell den Kopf schüttle. Darauf kann ich doch gut verzichten.
"Ich hab einfach nicht erwartet, dass du das so locker hin nimmst.", gebe ich ehrlich zu und erwidere sein Lächeln.

Is it Wrong?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt