Missed You

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"Und?! Wie ist es gelaufen? Wie war es? Jetzt erzählt schon.", will Kookie aufgeregt wissen und sieht uns abwechselnd abwartend an. Zusammen mit meinen beiden Freunden habe ich es mir auf Hobis Bett bequem gemacht, die Pizza die wir uns bestellt haben in der Mitte. All die Fragen brennen dem Jüngeren schon die ganze Zeit auf der Zunge, seit er hier angekommen ist. Bis gerade eben hatte er sich aber gut zusammen gerissen.
Wir alle nehmen uns ein Stück, bevor mein bester Freund genau so aufgeregt beginnt alles haargenau zu erzählen.

Nur mit einem Ohr höre ich ihm zu, da meine Gedanken wieder zu etwas anderem abschweifen. Immer wieder hallt die Frage in meinem Kopf wieder, die ich der Studentin gestellt hatte, welche sich dort um die Anmeldung der Bewerber gekümmert hat.


"Und...wie viele werden aufgenommen?", hatte ich sie gefragt und ihr etwas entschuldigendes Lächeln ließ mich da schon nichts gutes ahnen. Ihre Antwort jedoch hatte mich ganz schön aus der Bahn geworfen.
"Nur 30...", hielt sie es knapp, was mir die Kinnlade aufklappen ließ.


Nur etwa ein Drittel all der Bewerber die beim Vortanzen waren werden es letztendlich auch auf die Uni schaffen. Wie kann ich glauben, dass ich einer davon sein könnte?
Hobi hatte versucht mich so gut es ging zu beruhigen, aber als ich aufgerufen wurde schlotterten mir die Knie. Alles hing von diesem Vortanzen ab und ich kann überhaupt nicht einschätzen, ob ich gut war oder voll verkackt habe. Ich hab zwar keine Schritte vergessen, aber was wenn meine Ausführung nicht gut war? Wenn ich nicht im Takt war? Vielleicht hat ihnen meine Choreographie auch einfach nicht gefallen?!

Erschrocken zucke ich zusammen, schaue auf und reibe mir über die schmerzende Schulter, gegen die Hobi mich eben geboxt hat.
"Au?!", entkommt es mir nur leicht empört.
"Hör auf darüber nach zu denken.", erwidert er nur lächelnd, da ihm wohl klar ist worüber ich mir gerade wieder den Kopf zerbreche.
"Du warst bestimmt super, wie immer. Und jetzt kannst du eh nichts mehr daran ändern, es ist vorbei. Jetzt heißt es Daumen drücken!"
Ich weiß, dass er recht hat, aber das ist leichter gesagt als getan. Seufzend senke ich meinen Blick und lasse seine Worte unkommentiert.

"Vielleicht reden wir lieber über was anderes.", kommt der Vorschlag von dem Jüngeren, weshalb wir beide zu ihm schauen.
"Zum Beispiel?", fragt Hobi neugierig.
"Die anstehenden Frühlings-Ferien? Was machen wir? Wo fahren wir hin?", will Kookie wieder aufgeregt wissen und schweift mit seinem Blick zwischen uns hin und her. Stimmt, bald sind Ferien. Die letzten vor unseren Abschlussprüfungen im Sommer, wohl bemerkt. Der beste Zeitpunkt um noch mal richtig Spaß zu haben und für mich um Abstand zu allem zu gewinnen, was mich belastet.
"Weit weg, bitte.", entgegne ich auf seine letzte Frage und erwidere ihre fragenden Blicke mit einem schiefen Lächeln.

Da unsere Eltern uns nur vermutlich nicht alleine irgendwo hin fahren lassen werden, haben wir uns darauf geeinigt, dass ich meine Tante in Busan frage, ob wir uns eine Woche bei ihr einquartiert dürfen. Busan wäre weit genug weg von Seoul, zumindest gebe ich mich damit zufrieden, und wir können ans Meer und die Stadt unsicher machen. Außerdem hat es den kleinen aber feinen Vorteil, dass ich mich dort ein klein wenig auskenne.

~~

Zu dritt nebeneinander, eingekuschelt in Hobis Decke und bewaffnet mit unmengen an Kissen, liegen wir in dem riesigen Bett. Kookie an der Wand, ich außen und Hobi in der Mitte, weil er am meisten Schiss hat, pressen wir uns aneinander und schauen hochkonzentriert auf den Fernseher. Wessen Idee war es noch gleich einen Horrorfilm zu gucken? Genau, Kookies!
Ich würde das nicht vorschlagen und mein bester Freund schon gar nicht, der zuckt nämlich schon beim kleinsten Schatten zusammen und hat schon den ein oder anderen unmännlichen Schrei losgelassen.

Mit noch etwas mehr Druck klammere ich mich an Hobis Arm, welcher das Kissen in seinen Händen an seine Brust drückt, als würde sein Leben davon abhängen. Der Jüngste von uns hingegen schaufelt grinsend das Popcorn in sich hinein, als würde er irgendeine x-beliebige Komödie gucken. Was ist bloß falsch mit dem Jungen?!

Ich traue mich kaum noch auf die Flimmerkiste vor uns zu gucken. Beide Hände halte ich mir vors Gesicht und spicke irgendwie durch meine Finger. Das ist einer dieser Momente im Film, in dem du genau weißt 'Gleich passiert was!', eigentlich will ich nicht hingucken, aber wirklich lassen kann ich es auch nicht. Dass die Protagonisten auch immer den gruseligen Geräuschen folgen müssen. Ich meine, kein normal denkender Mensch würde das im echten Leben machen, oder?!
Naja, außer Kookie vielleicht.

Es kommt wie es kommen muss. Der nächste Jumpscare und ich fahre richtig erschrocken zusammen. Aber nicht nur wegen der Szene selbst, sondern auch weil mein bester Freund neben mir schreit, als wäre er es der gerade abgestochen wird. Zusätzlich, hat der dem Jüngeren, bei hochreißen seiner Hände, auch noch das Popcorn aus den Händen geschlagen, welches sich jetzt auf dem ganzen Bett verteilt wieder findet.
Völlig schockiert und erschrocken zugleich sieht Kookie uns mit seinen riesigen Knopfaugen an. Ein paar Sekunden der Stille, in denen er entsetzt blinzelt, bevor wir alle drei in Gelächter ausbrechen.

Die beiden sind echt sowas von nicht Normal.
Und ich liebe es!

~~

Es ist schon Nachmittag als ich am nächsten Tag wieder zuhause ankomme. So gerne ich noch mehr Zeit mit meinen beiden Freunden verbracht hätte, ich hab Mum versprochen, jetzt wo alles wichtige rum ist, wieder mehr für die Schule zu machen. Immerhin darf ich bei meinen Prüfungen nicht durchfallen, das wäre das Ende meines Traums.
Also begebe ich mich, nachdem ich meine Eltern kurz begrüßt habe, direkt in mein Zimmer und an meinen Schreibtisch. Auch wenn ich mir meinen Samstagabend schöner vorstellen kann, krame ich meine Schulsachen raus und fange an zu lernen. Leider führt da kein Weg drumrum.
Was sein muss, muss eben sein!


"Hey, Chim~", trällert mir mein Bruder, einige Zeit später, ins Ohr und fällt mir von hinten um den Hals. Erschrocken zucke ich zusammen, so konzentriert war ich auf meine Aufgaben, und sehe ihn wahrscheinlich an wie ein Auto. Ich habe ihn nicht mal in mein Zimmer kommen hören. Sein Kinn liegt auf meiner Schulter und wir sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Für den Bruchteil einer Sekunde fällt mein Blick auf seine wundervoll nach oben geschwungenen Lippen. Er lächelt.
"Hi, Tae.", erwidere ich seine stürmische Begrüßung nur leise und sehe schnell wieder runter in mein Buch. Schon jetzt merke ich wie mein Herzschlag einen Zahn zulegt.

"Du hast dich gar nicht gemeldet.", flüstert Tae mir quengelig ins Ohr, was mich ein wenig erschaudern lässt. Seine tiefe Stimme beschert mir einfach immer eine Gänsehaut.
"Wie war dein Vortanzen? Ich will alles wissen!", sagt er aufgeregt und drückt mich dabei nur noch enger an seine Brust.
Okay Bye Konzentration, war echt nett mit dir. Meld dich irgendwann mal wieder.

"Ich...gut...denk ich.", stottere ich etwas hilflos und lege meinen Stift endlich beiseite. Ich spüre förmlich wie Taes verwirrter Blick sich in meine Haut brennt und sein Griff sich lockert.
"Gut? Denkst du?", fragt er skeptisch und lässt dabei ganz von mir ab. "Ist das alles?"
Unsicher zucke ich einfach mit den Schultern und sehe meinen Bruder schließlich wieder an.
"Ich war so furchtbar nervös...dass ich nicht wirklich sagen kann ob ich gut war.", gestehe ich ihm, weshalb er zu lachen beginnt.

"Echt so schlimm gewesen?", hackt er nochmal nach und sieht mich mit seinem unverschämt süßen Grinsen an. Kein weiteres Wort schafft es über meine Lippen, weshalb ich nur nicke und meinen Blick beschämt auf den Boden richte. Sanft fährt seine Hand mir durch die Haare und bleibt schließlich auf meiner Wange liegen. Seine Berührungen sind so federleicht, doch sie brennen sich in meine Haut, bringen sie zum kribbeln.
Kurz schließe ich meine Augen und schmiege mich ein wenig mehr in seine Hand. Wie sehr ich das doch vermisst habe.

Als ich meine Augen wieder öffne, blicke ich direkt in seine leuchtenden, braunen Augen, die mir mit so viel Liebe entgegenblicken, dass es mir im Herzen weh tut. Er hat sich vor mir hingehockt, damit ich seinem Blick nicht erneut ausweichen kann, allerdings ist das sowieso unmöglich sobald ich mich einmal in seinen Augen verloren habe. Ich habe noch nie jemanden so ehrlich Lächeln sehen wie meinen Bruder.
"Du warst sicher klasse, da bin ich mir sicher! ", muntert er mich auf und will seine Hand sinken lassen, doch schnell greife ich nach ihr und halte sie an meiner Wange. Bitte, nur noch ein bisschen länger.

Ein wenig überrascht blinzelt Tae mir entgegen, wahrscheinlich kam das für ihn gerade echt plötzlich, doch das ist mir egal. Ich will nicht, dass es schon aufhört. Es darf noch nicht aufhören!
Seine Finger auf meiner Haut, ich will mehr von diesem Gefühl. Wie er mich berührt, jeden Zentimeter meines Körpers. So sanft als würden Schmetterlinge über meine Haut tanzen. Ich kann ihm einfach nicht widerstehen, diesem Drang Tae nahe zu sein, so sehr ich es mir auch vornehme. Es geht einfach nicht.

"Hör nicht auf...", flüstere ich nur leise. Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen sieht er mich an und lässt seinen Daumen über meine Wange streicheln.
"Mach dir keine Sorgen. Ich weiß wie du tanzt, sie können dich gar nicht ablehnen.", redet er mir erneut gut zu, was mich kurz lächeln lässt. Tae ist immer so fürsorglich.
"TaeTae..."
"Hmm?"

Ich habe es wirklich versucht, aber...

"Ich hab dich vermisst."
Meine Stimme gleicht nur noch einem hauchen, als ich mich zu ihm vor lehne und meine Lippen auf seine lege.

...ich kann einfach nicht ohne ihn.

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Jetzt wirds wieder richtig cute!! ;)

Is it Wrong?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt