In Court

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Einen wunderschönen guten Tag :D

Ich hoffe ihr hattet gestern alle einen schönen Abend und seit gut ins neue Jahr gekommen! Zum start hau ich gleich noch ein paar neue Kapitel raus :3

Auch wenn ich mich echt freuen würde, wenn mal jemand ein Wort sagen würde :/ So einen kurzen Kommentar, das wäre schon echt nice!!

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Eingehüllt in die weiche Decke und mit einem bequemen Kissen im Rücken, hocke ich in Hobis Bett und nippe an meiner heißen Tasse 'Gute Nacht-Tee', die mein bester Freund mir nach dem Essen gemacht hat. Er schwört darauf, dass der hilft besser zu schlafen und schaden kann es definitiv nicht.

"Du hattest also echt was mit Taehyung-ah, deinem eigenen Bruder, am laufen. Versteh mich nicht falsch, aber das ist echt strange.", entgegnet Hobi nun auf meine Erzählungen von vorhin. Da mein kleiner Nervenzusammenbruch wieder vorbei ist, können wir uns nun in ruhe unterhalten, während ich ihm beim Mario Kart spielen lieber nur zugucke.

"Ich weiß...", erwidere ich leise und sehe in die Tasse in meinen Händen, schwenke die heiße Flüssigkeit etwas hin und her.
"Und irgendwann hat er einfach gesagt, 'das wars'? Schluss, Ende, is nich mehr?", vergewissert er sich was ich bestätige.
"Wortwörtlich hat er gesagt, dass wir besser damit aufhören sollten. Und das, direkt nachdem wirs getrieben haben. Was wohl bemerkt, von ihm ausging, nicht von mir!" Schwer seufzend nehme ich noch einen Schluck von meinem Tee und genieße die Wärme, welche sich gleich darauf in mir ausbreitet.
"Und wie gings dir damit?"

Lange muss ich über diese Frage nicht nachdenken.
"Beschissen.", antworte ich knapp und sehe kurz aus dem Fenster. Draußen ist es bereits stockdunkel, dabei ist es noch gar nicht so spät.
"Irgendwie...kam ich mir ziemlich verarscht vor. Ich frage mich immer noch was das alles eigentlich für ihn bedeutet hat. Ob ich einfach nur ein netter Zeitvertreib war, weil er gerade niemanden hatte.", füge ich schließlich hinzu und sehe schließlich auf den großen Fernseher.

Verwirrt, weil der Charakter meines besten Freundes stumpf gegen die Wand fährt, sehe ich zu diesem. Sein Blick liegt ernst auf mir, weshalb ich etwas überfordert blinzle.
"Was?", frage ich leise und bekomme auch sofort meine Antwort.
"Traust du Taehyung-ah echt zu so herzlos zu sein?", stellt Hobi mir die Gegenfrage.

"Hobi du...fährst gegen die Wand.", sage ich und deute auf den Bildschirm, doch das interessiert ihn gar nicht. Er drückt einfach auf Pause und sieht mich weiter abwartend an.
"Naja, im Grunde war das ja unsere Abmachung...solange wir beide Single sind...vergnügen wir uns miteinander. Auch wenn wir nie wirklich explizit darüber geredet haben.", erkläre ich leise und spiele verunsichert mit meiner Tasse.
"Das ist keine Antwort auf meine Frage!"

Wieder kommt mir ein leises Seufzen über die Lippen.
"Nein, eigentlich traue ich ihm das überhaupt nicht zu. Dafür ist Tae viel zu lieb und fürsorglich.", gestehe ich schließlich und ziehe nachdenklich die Augenbrauen zusammen.
"Siehst du, das denke ich auch. Es war für ihn bestimmt nicht bedeutungslos. Aber er wird sicher einen Grund gehabt haben, diese Entscheidung zu treffen, den können wir aber nur spekulieren solange du ihn nicht direkt fragst."
"Ich hab aber Angst vor seiner Antwort.", nuschle ich leise vor mich hin, doch Hobi versteht mich trotzdem. Auch wenn ich in Hieroglyphen rede.
"Tja, aber nur so kannst du sicher sein."
Leider hat er damit recht.
Nach einem Moment der Stille, in dem Hobi versucht hat, das Rennen noch irgendwie zu retten, hat nicht funktioniert, erhebe ich wieder das Wort.

"Yoongi wollte letztens, wo ich bei ihm gepennt habe, mit mir schlafen.", haue ich einfach so raus und überrumple meinen besten Freund wohl etwas mit dieser Info, was mir sein Blick deutlich verrät.
"Und habt ihr?", fragt er schließlich, doch ich schüttle den Kopf.
Nachdem Hobi die Konsole und den Fernseher ausgemacht hat, wendet er sich mir nun gänzlich zu.
"Du willst mir also sagen, dass du mit Taehyung-ah ständig, ohne zu zögern geschlafen hast, aber bei Yoongi-ah, mit dem du offiziell in einer Beziehung bist, aus welchen Gründen auch immer, kneifst?", fasst er meine Worte in einer Frage zusammen.

Kurz zucke ich mit den Schultern und sehe in seine Fragenden Augen, dann aber nicke ich, da es den Nagel eigentlich genau auf den Kopf trifft. "Stimmt"
"Naja...ziemlich eindeutige Kiste wenn du mich fragst.", sagt er und lässt sich neben mich in die Kissen fallen.
Ich stelle die mittlerweile leere Tasse zur Seite und rutschte etwas runter um mich auch hin zu legen. Wenn es wirklich so offensichtlich ist, warum kann ich mich dann nicht entscheiden?

"Für mich klingt das alles so, als würdest du versuchen dich mit Yoongi-ah von deinen Gefühlen für Taehyung-ah abzulenken. Und das ist bestimmt nicht der beste Grund für eine Beziehung. Du magst Yoongi, aber du willst ihn nicht so nah an dich heran lassen wie deinen Bruder."

Nachdenklich starre ich an die Decke. Irgendwie liegt Hobi mit allem was er sagt richtig. Rein objektiv betrachtet nutze ich Yoongis Gefühle für mich aus um mich besser zu fühlen, um nicht ständig daran zu denken, dass Tae mich nicht so will wie ich ihn. Das unsere Liebe nicht funktionieren kann.
Nachdem ich nach einigen Momenten immer noch nichts dazu gesagt habe ergreift mein bester Freund wieder das Wort.

"Am Ende ist es immer noch deine Entscheidung was du jetzt tust, Jiminie. Aber vielleicht ist es besser wenn du zu beiden ein bisschen Abstand hältst, dich von all diesen verwirrenden Gefühlen distanzierst und dich auf was anderes konzentriert. Zum Beispiel das Tanzen oder die Schule. Und dann wirst du ja merken zu wem es dich zurück zieht.", rät er mir und sieht mich aufmunternd von der Seite her an.
Ich erwidere seinen Blick und lächle leicht gequält.
"Vielleicht hast du recht.", stimme ich seinen Worten zu, da sie für mich ziemlich plausibel klingen. So etwas ähnliches hatte mir Seoyoung Noona ja auch geraten.
"Das heißt dann wohl, dass ich mit Yoongi Schluss mache...oder?", frage ich und bekomme nur ein Nicken von Hobi als Antwort.
Bei dem Gedanken wird mir irgendwie unwohl und ich verstecke mein Gesicht in meinen Händen.

Er wird mich hassen.

~~

Starr richte ich meinen Blick auf den Boden vor mir und knete nervös meine Hände, die ich in meinem Schoß gefaltet habe. Immer wieder wippe ich noch nervöser mit meinem linken Bein, bis ich mich selbst dazu zwinge es sein zu lassen um nicht alle anderen noch verrückt zu machen. Ich hab das Gefühl, diese dämliche Krawatte schnürt mir die Luft zum atmen ab. Mit jeder Minute die wir hier sitzen und warten zieht sie sich enger um meinen Hals.
Erst das beruhigende streicheln, der Hand meiner Mutter, auf meinem Rücken sorgt dafür, dass ich einmal tief durchatme.

"Ganz ruhig, mein Schatz. Es wird sicher nicht mehr lange dauern."
Nur leider beruhigen ihre Worte mich nicht wirklich, denn das bedeutet dass der Prozess gleich losgehen wird.
Wieder versuche ich mich daran zu erinnern wie Hobi mir Mut gemacht hat und an Taes aufmunternde Worte heute Morgen. Das er nicht hier sein kann, sondern gerade in der Schule sitzt, frustriert mich etwas. Ich würde mich besser fühlen wenn er bei mir wäre.

"Park?", ertönt plötzlich eine tiefe Männerstimme und lässt mich aus meinen Gedanken hoch schrecken. Jetzt ist es soweit.
Kurz wische ich meine schweißnassen Hände an meiner Anzughose ab und stehe auf. Zusammen mit meine Eltern betrete ich den Gerichtssaal.
Während Mum an der Seite platz nimmt, führt Dad mich auf die Seite der Kläger, wo wir uns setzen. Unauffällig lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Es gibt kein Publikum oder sowas, nur die Geschworenen, die nachher entscheiden ob schuldig oder nicht.

Als dann die Tür auf der anderen Seite des Raumes auf geht und ER, in Begleitung eines Polizisten und seines Anwaltes, den Saal betritt, spüre ich erneut die Panik in mir aufkommen. Was wenn das alles hier nicht gut ausgeht?
Schnell sehe ich zu meinem Vater neben mir, die Unsicherheit wiegt schwer in meinem Blick, doch sein aufmunterndes Lächeln beruhigt mich ein klein wenig.
"Mach dir keine Sorgen, Jimin. Du musst nur die Wahrheit sagen. Den Rest mach ich.", versichert er mir und seine Hand auf meiner Schulter gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.


Meine Panik legt sich einfach nicht, seit die Verhandlung läuft. Nur mit einem Ohr lausche ich meinem Vater wie er die Anklage des Sexuellen Missbrauchs in 5 Fällen dem Richter vor bringt. Kurz kneife ich die Augen zusammen, als wieder diese Bilder vor meinem inneren Auge aufblitzen und kämpfe mit den Tränen. Ich will doch einfach nicht mehr daran denken müssen. Kurz sehe ich auf und merke, dass SEIN Blick immer noch auf mir liegt. Schnell schaue ich wieder auf den Tisch vor mir. Er soll aufhören mich so an zu starren!
Sein Blick brennt sich förmlich in meine Haut. Ich hab das Gefühl ihm schon wieder so schutzlos ausgeliefert zu sein wie damals.

"Wir beginnen mit der Befragung des Klägers.", verkündet der Richter schließlich. Ich sehe zu meinem Vater, der mir deutet in der Mitte des Saals platz zu nehmen. Mit zittrigen Beinen stehe ich auf, gehe zu dem kleinen Tisch der dort steht und lasse mich auf den Stuhl sinken.
Hier fühle ich mich noch unwohler!

"Also gut, Jimin. Du weißt, dass du vor Gericht die Wahrheit sagen musst?", ist die erste Frage des älteren Mannes direkt vor mir.
"J-ja.", antworte ich knapp und muss mich kurz räuspern, da meine Stimme nicht so will wie ich. Kerzen grade sitze ich da, jeder Muskel in meinem Körper so angespannt, das es beinah weh tut, die Hände in meinem Schoß miteinander verschränkt.
"Sehr gut. Dann erstmal zu deinen Daten. Deine Name ist Park Jimin, 17 Jahre und im letzten Jahr an der Seoul High School, ist das richtig?"
"Ja, das ist richtig.", bestätigt ich, dieses mal mit etwas festerer Stimme.
"In welcher Beziehung standest du zu dem Angeklagten Herr Kim?"

Kurz schaue ich auf meine Hände, meine Fingernägel bohren sich schmerzhaft in meine Haut, aber nur so kann ich mich von den aufkommenden Tränen ablenken.
"Meine Schule...bietet einen Tanzkurs nach dem Unterricht an, er...war das letzte Jahr über unser Trainer.", antworte ich ehrlich und richte meinen Blick wieder auf den Richter.
"Standet ihr euch nahe?"
"Ich...hab ihn immer als Vorbild gesehen, aber...nein. Außer bei dem Kurs hatten wir nichts miteinander zutun."

Vor der nächsten Frage graut es mir schon den ganzen Tag, auch wenn ich genau wusste dass sie kommen würde.
"Wie ist es zu den Übergriffen gekommen, wenn doch auch noch andere Schüler an diesem Kurs teilgenommen haben?"
Nervös kaue ich mir auf der Unterlippe rum, während sich die Erinnerungen in meinem Kopf abspielen, als wäre es erst Gestern gewesen.
"Ich war...wegen dem anstehenden Wettbewerb ein bisschen länger geblieben. Alle anderen waren also schon weg, als es das erste mal passierte. Danach...hat er...immer einen Vorwand gehabt...um mich da zu behalten.", antworte ich und werde mit jedem Wort leiser.

"Was genau hat er getan?"
Mein Blick geht völlig ins Leere als ich den Mund öffne um zu antworten, aber kein Ton meine Lippen verlässt. Stumm rollt die erste Träne meine Wange hinunter und tropft von meinem Kinn herunter auf meine Hände.
Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht aussprechen.
Das ist der Moment, in dem mein Vater von seinem Platz aufsteht und vortritt.
Mein Blick hängt immer noch unfokussiert in der Luft, aber seine Stimme verrät mir, dass er da ist.

"Euer Ehren, wenn das in Ordnung ist würde ich es meinem Mandanten gerne ersparen dieses traumatisierende Erlebnis erneut wiedergeben zu müssen und mich dafür lieber auf seine Polizeiliche Aussage berufen. Da er dort schon einmal alles erzählt hat was vorgefallen ist."

"Stattgegeben. Dann hören wir uns jetzt die Aufnahme von Jimins Aussage an.", stimmt der Richter zu. Er scheint zum Glück Mitleid mit dem weinenden Jungen vor ihm zu haben.
Auf die Frage, ob es für mich okay ist nicke ich nur. Ich bin erleichtert es nicht erzählen zu müssen, aber mal sehen wie lange das anhält.

Einen Moment herrscht Stille, bis Dad die Aufnahme an einem bestimmten Punkt startet.

*
"Jimin. Was genau hat er dir angetan?", erkenne ich die Stimme der Polizistin mit der ich damals gesprochen habe.
"E-Er...er hat...mich in der Dusche überrascht und...mich von hinten an die Wand gedrückt."
In der kurzen Pause, hört man nichts außer meiner leisen Schluchzer die ich dort noch zu unterdrücken versucht habe.
"Ich...hab mich gewehrt, aber...er hat mir die Hände gefesselt. Ich hab gesagt er soll aufhören, aber...", breche ich den Satz ab. Man hört wie ich mir die Nase putze, dann wieder ein leises Schluchzen.
"Er hat immer wieder gesagt, das ich es doch auch will. Irgendwann...hab ich es aufgegeben...und nur gehofft dass es schnell vorbei ist. Er hat...mich angefasst...und schließlich seine...Finger...eingeführt. Naja, sie wissen schon.", drücke ich leicht rum, da mir das so furchtbar unangenehm war. Es jetzt nochmal zu hören macht es allerdings auch nicht besser.

"Ja, ich verstehe. Und dann?", hört man wieder kurz die Polizistin.
"Naja, lange...hat er sich mit der Vorbereitung nicht aufgehalten. Falls man das überhaupt so nennen konnte.", fahre ich mit brüchiger Stimme fort.
"Dann hat er seine Hose geöffnet und...es hat so weh getan..."
Meine Stimme glich nur noch einem hauchen, da ich erneut mit den Tränen kämpfte. Die leisen Schluchzer wurden immer lauter. Dann ein tiefes ein und ausatmen. Ich versuchte mich zu beruhigen, denn meine Erzählung war noch nicht am Ende.

"I-ich...konnte nicht...nichts machen, ich... Er ist einfach...in mir...gekommen. Erst da hab...hab ich gemerkt, dass...er kein...kein...", stotterte ich hilflos und versuchte diese Worte über meine Lippen zu zwingen.
"Er hat kein Kondom benutzt, oder?", kommt die Polizistin mir zur Hilfe, da sie verstand worauf ich hinaus wollte. Ich weiß noch genau wie ich hastig den Kopf geschüttelt hatte.
"Ich fühle mich immer noch...so dreckig...", gestehe ich flüsternd.
*


Wieder höre ich ein leises Schluchzen, aber dieses mal kommt es nicht von der Aufnahme, nicht von mir. Es ist meine Mutter, die all das heute zum ersten mal hört. Gerne hätte ich es ihr erspart.
Und das war gerade mal der erste Übergriff. Ich kann sagen, dass es nicht schöner wird.

"Tu doch nicht so! Du wolltest es doch genau so haben!", ruft ER plötzlich laut in den Saal und lässt mich damit ängstlich zusammenfahren. Meine Schultern beben, als ich kläglich versuche die Tränen zurückzuhalten, aber scheitere.
"Ruhe! Oder ich verweise Sie des Saals!"

~~

Dieser ganze Prozess war einfach nur meine persönliche Hölle gewesen. Und das warten auf das Urteil ist genau so scheiße. Seit einer halben Stunde sitzen wir schon hier und warten darauf, dass der Richter und die Geschworenen wieder den Saal betreten. Herr Kim wurde währenddessen raus gebracht, da er während des Prozesses noch ein paar mal laut geworden ist. Seit er nicht mehr im selben Raum ist wie ich, konnte ich mich auch etwas entspannen, doch das sollte sich wieder ändern.
Sofort wende ich meinen Blick ab, als er wieder in den Saal gebracht wird. Ich kann spüren wie sich mein Puls wieder unangenehm beschleunigt.
Wir stehen auf als die Tür aufgeht und der Richter, gefolgt von den Geschworenen, den Saal betritt und sich als erster auf seinen Platz setzt.

"Die Geschworenen haben sich zur Beratung zurückgezogen und ein einstimmiges Urteil gefällt.", fängt der ältere Mann an und schaut von seinen Unterlagen, welche er vor sich liegen hat, auf.

"Hiermit erkläre ich den Angeklagten für..."

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