Als ich langsam wieder zu mir kam, merkte ich dass ich in einem fahrenden Auto saß. Der Sitz unter mir ruckelte und ich stieß mit dem Kopf gegen die Scheibe als der Wagen eine Kurve fuhr. Ich öffnete die Augen und rieb mir meinen Kopf. "Ah du bist wach. Wurde auch Zeit." Erkannte ich Alex' Stimme. Ich saß auf dem Beifahrersitz neben ihm. "Wo fahren wir hin?" stotterte ich noch leicht benommen. "Das wirst du schon noch früh genug sehen." Antwortete er und lächelte was mich ein bisschen beunruhigte. Ich ging noch einmal in Gedanken das geschehene durch und meine vorherige Wut kehrte zurück. "Ihr habt mich schon wieder betäubt!" Entfuhr es mir scharf. Plötzlich unruhig rutschte Alex auf seinem Platz herum. "Ja, aber anders warst du nicht ruhig zu stellen und ansonsten hätten wir dir wehtun müssen." "Naja das ist aber trotzdem kein Grund mich gleich mit Chloroform außer Gefecht zu setzen." Er lachte. Toll, jetzt findet er das auch noch lustig. "Wir hätten dir auch den Schädel einschlagen können damit du Ruhe gibst, Baby." Er grinste immer noch ins Lenkrad was mich nur umso rasender machte. "Ihr könntet mich auch einfach nach Hause fahren und in Ruhe lassen, wie wäre das?" "Du weißt dass das nicht geht. Und gewöhn dir deinen Ton ab. Du magst vielleicht die Nichte vom Boss, und die Tochter unseres damaligen Anführers sein, das gibt dir aber noch lange keinen Freifahrt Schein so frech zu sein." Shit. Das hatte ich bis gerade noch total verdrängt. Offenbar war mein Vater tatsächlich der Anführer der, wie hießen sie noch mal, ach ja Rozarez Blood. Ich will und kann es nicht glauben, aber die Beweise sind angesichts des Portraits doch ziemlich eindeutig. Verdammt, wie konnte ich von einem schönen Party Abend nur in so etwas hier rein geraten? Wäre ich doch nur daheim geblieben, dann hätte ich mein altes Leben wenigstens noch. Apropos altes Leben, was ist mit meiner Mum? "Fahren wir zu meiner Mum?" Frage ich ihn schon fast flehend. "Was? Nein, wie kommst du da drauf?" Verdutzt schaut er mich an. "Warum nicht? Ich will sie sehen! Ich muss sicher sein das es ihr gut geht, Außerdem weiß sie nicht wo ich bin und sie macht sich sicher Sorgen." "Keine Angst, deiner Mum geht es gut, sie denkt du wärst bei deiner Freundin." Na toll. Gerade als ich etwas erwidern wollte fuhr er auf einen Parkplatz. "Wir sind da." Er schnallte sich ab und stieg aus dem Wagen. Ich wollte ebenfalls gerade aussteigen, doch aus irgendeinem Grund bekam ich die Tür nicht auf. Ich rüttelte fester an ihr als sie auf einmal aufgerissen wurde und ein grinsender Alex vor mir stand. "Kindersicherung, Baby." Sagte er nur und ich sah ihn wütend an. "Ach komm, dachtest du wirklich ich lasse die Tür unverschlossen damit du im nächsten Moment gleich den nächsten Fluchtversuch starten kannst? Und jetzt schau mal nicht so böse, die Leute gucken schon." Er hatte recht ein paar Leute mit Einkaufstüten in der Hand sahen zu uns rüber und beobachteten die Szene. "Denk nicht einmal dran zu schreien. Es würde dir nur Ärger verschaffen, und wir wollen deinen hübschen Körper doch nicht verunstalten müssen, oder?" Es war nur ein leises Flüstern an meinem Ohr, aber es ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Er war so nah. Viel zu nah. Dann nahm er meine Hand und zog mich aus dem Van hinaus. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber es war zwecklos. Wir gingen eine Seitenstraße hinein und er steuerte direkt auf einen Tattoo Laden zu. Wie versteinert blieb ich stehen und er drehte sich zu mir um. "Was ist?" Fragt er. "Was wollen wir hier?" "Sicher gehen, dass du nicht mehr vergisst wo du hingehörst." Ein gefährliches Grinsen fuhr über seine Lippen und ich erstarrte. "Nein! Das kannst du nicht tun! Nicht gegen meinen Willen! Und weder gehöre ich zu euch noch bin ich eine von euch." Ich spuckte die Worte voller Hass aus, doch Alex schien das nicht zu beeindrucken denn er zog mich einfach weiter in den Laden. Innen sah er genauso Furcht erregend aus wie von außen. Die Wände waren dunkel gestrichen und überall hingen Fotos von bereits gestochenen Tattoos. Eigentlich hatte ich nichts gegen Tattoos. Im Gegenteil, ich wollte mir selbst eins stechen lassen sobald ich 18 bin. Aber ich wollte frei entscheiden was auf meine Haut kommt und nicht gezwungen werden mir vermutlich irgendein Gang Symbol auf die Haut tätowieren zu lassen. Alex begrüßte den Glatzköpfigen Mann am Tresen per Handschlag, worauf der Typ mir ebenfalls die Hand hinhielt. Als ich sie nicht nahm, rempelte mich Alex kurz mit der Schulter an und bedeutete mir mit seinem eiskalten Blick die Begrüßung anzunehmen. Also schüttelte ich die Hand, des mit Tattoos übersäten Mannes, widerwillig. "Das ist also die Nichte vom Boss? Hübsches Ding ." Sagte er und ließ seinen Blick an mir herunter gleiten. "Ja allerdings." Zwinkerte mir Alex zu, woraufhin ich genervt wegschaute. Sie schoben mich in einen der hintersten Räume und das erste das mir auffiel war die große Schwarze Liege in der Mitte. "Ich hol nur kurz mein Zeug." rief der Typ und verschwand. Alex schubste mich unsanft zur Liege, doch als ich einfach nur vor ihr stehen blieb und ihm einen bösen Blick zuwarf, kam er direkt vor mich. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und sah ihm in die Augen. "Hör zu wir können das hier auf die harte oder auf die weiche Tour machen! Entweder du bist jetzt brav und machst was wir sagen, oder du schläfst ein paar Stunden! Ich allerdings würde dir raten einfach brav zu sein, denn zu viel Chloroform ist nicht gut für so einen kleinen Körper wie deinen." Er ließ mir also praktisch keine Wahl. Na toll. Langsam setzte ich mich auf die Liege. Plötzlich kam Alex näher. Er stellte sich direkt neben mich und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Mein Atem wurde schwerer und ich sah ihm direkt in die Augen. Sein Blick war auf einmal viel weicher, so kannte ich ihn gar nicht. Sein Kopf senkte sich immer weiter und auf einmal strichen seine Hände über meine Schultern und zogen leichte Kreise auf ihnen was mir eine Gänsehaut bescherte. Seine Lippen kamen meinen immer näher. Er wird mich doch wohl jetzt nicht küssen?! Oder doch? Scheiße man was mach ich da, ich habe einen Freund. Jenny denk an Josha! Schubs ihn weg! Seine Lippen strichen von meiner Wange langsam hinunter zu meinem Hals und küssten mich dort. Ich schloss meine Augen und konnte mir ein leises aufstöhnen nicht verkneifen. Gott fühlt sich das gut an! Die Gedanken an Josha verschwanden. Seine Hände strichen weiter um meine Arme, streichelten sie, doch plötzlich hörte ich ein klicken. Ich riss die Augen auf und starrte in das dreckig grinsende Gesicht von Alex. Ich versuchte meine Arme zu heben doch als ich runter sah, sah ich zwei Fesseln die sich jeweils um meine Handgelenke schlossen. Dieser Bastard! Er hatte mich nur Abgelenkt um mich unbemerkt an diese Liege zu fesseln! Ich kochte vor Wut und funkelte ihn an. "Sorry Babe, aber freiwillig hättest du dich ja wohl kaum dazu hinreißen lassen dich fesseln zu lassen." Der Typ brachte es wirklich noch fertig zu grinsen! Am liebsten würde ich ihm sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Doch stattdessen zog ich an meinen Fesseln die sich sofort in meine Wunden Stellen von den vorherigen Fesselungen fraßen. Der Schmerz ließ mich zusammen zucken doch ich verzog keine Miene. "Du Bastard!" Funkelte ich den Jungen vor mir wütend an. "Hey, jetzt sag nicht es hätte dir nicht gefallen. Dein Stöhnen war wie Musik in meinen Ohren, Baby! Aber wehe du beleidigst mich noch einmal! Dann kannst du dich die nächsten Wochen von Wasser und Brot aufrecht halten!" Seine anfangs ruhige Stimme hebt sich zum Ende hin, und als er die Drohung aussprach lief es mir eiskalt den Buckel runter. Wasser und Brot? Will der mich verarschen?
Doch schon kam der Glatzköpfige wieder herein. Er hatte ein paar Tüten in der Hand und legte sie auf die Ablage neben der Liege. Bewegungsunfähig wie ich war sah ich nur zu wie er langsam sein Equipment auspackte und aufbaute um mir mein Tattoo zu verpassen. Während er immer noch alles vorbereitete unterhielten sich die zwei und ich schloss einfach die Augen und versuchte mich ein bisschen zu beruhigen. Wieso zur Hölle hab ich ihn nicht einfach weggeschubst als er mich am Hals geküsst hat? Bin ich blöd? Ich hätte beinahe meinen Freund betrogen! Und das schlimme ist mir hat es tatsächlich auch noch gefallen! Was ist nur los mit mir, das wäre die perfekte Gelegenheit gewesen eventuell auch die Flucht ergreifen zu können. Völlig in Gedanken versunken merkte ich gar nicht wie die zwei aufgehört hatten zu reden. Ich öffnete die Augen und sah wie der Glatzkopf endlich fertig war mit Aufbauen. Dann krempelte mir Alex den rechten Ärmel meines Tshirts hoch damit mir der andere die Vorlage auf meinen Arm anbringen konnte. Ich wollte sehen wie es ausschaut aber die Sicht wurde mir von Alex' Arm versperrt. Alex, der meinen Versuch es zu sehen bemerkt hatte grinste nur wieder blöd und hielt seinen Arm weiterhin davor. „Du wirst es schon noch sehen wenn es fertig ist. Sei nicht so ungeduldig!" „Was heißt hier ungeduldig, es ist schließlich meine Haut und da will ich auch gefälligst sehen wie es aussieht was ihr mir da verpasst!" die Worte kamen mir etwas schärfer über die Lippen als ich eigentlich wollte, aber ich war einfach so sauer über das alles hier. Alex' Blick verhärtete sich kurz dann grinste er wieder. „Erste Lektion, Baby. Geduld!" Pff, der kann mich mal. Und sein Baby und die Scheiß Lektion kann er sich sonst wohin stecken! Ich hörte wie mein Tätowierer die Nadel anschmiss und sich meiner Haut näherte. Unruhig rutschte ich herum. Ich will kein komisches Gang Symbol auf meiner Haut haben. Doch wehren war zwecklos. Alex griff sich mit beiden Händen meinen Oberarm und hielt ihn ruhig. Dann spürte ich ein stechen und es ging los. Ich gab auf mich zu wehren da es sowieso nichts brachte. Außerdem, wenn es schon dieses Gang Symbol sein muss dann soll es auch sauber gestochen sein und nicht verwackelt. Es tat nicht weh, was mich wunderte. Ich dachte immer das Tattoos ziemlich schmerzhaft seien. Aber das kommt wohl auch auf die Stelle drauf an. Als Alex merkte wie ich mich entspannte ließ er seinen Griff lockerer.Nach einer Weile klingelte sein Handy und er verschwand nach draußen. „Und wie ist es so bei der R-Blood?" fragt mich der Glatzkopf gut gelaunt. „Hab gehört das Hauptquartier soll ziemlich schick sein." „Ach so, ja ähm, das stimmt. Aber ich habe noch nicht allzu viele Räume gesehen." „Das wirst du bestimmt noch. Die Jungs sind zwar hart zu knacken aber keine Monster. Die meisten haben einfach schon zu viel Scheiße erlebt oder gesehen." „Hmm wahrscheinlich." Antwortete ich nur drauf weil ich nicht weiter in dieses Thema einsteigen wollte und Alex auch nicht in Schutz nehmen wollte. Jack, wie er sich später vorstellte, war eigentlich ein ziemlich cooler Typ. Wir unterhielten uns die ganze Zeit während er seelenruhig weiter meinen Arm bearbeitete. Er erzählte mir von ein paar Kunden die verrückte Tattoos bei ihm machen ließen und langsam taute ich auch auf. Wir lachten zusammen und ich vergaß fast komplett meine missliche Lage und die Tatsache dass ich mir hier gerade ein Gang Tattoo stechen ließ. Kurz bevor Jack fertig war, kam auch Alex wieder. Meine Stimmung verdüsterte sich wieder und ich überlies das reden wieder ihnen beiden. Als Jack die Nadel weglegte und mit einem Tuch das Blut noch schnell wegwischte, wurden meine Fesseln auch schon von Alex gelöst. Ich stand auf und ging zum Spiegel auf der anderen Seite. Ein etwa 10 cm großer Stern strahlte nun auf meinem rechten Oberarm. Er war abwechselnd schwarz und weiß und hatte in der Mitte ein R für Rozarez und unter dem R stand Blood. Ich muss zugeben es sah richtig schön aus. Bis auf das Blood, das macht das ganze irgendwie ein bisschen zu blutrünstig. Ich bin überrascht dass es mir gefällt. Die anderen zwei, ihren Blicken nach zu urteilen, offensichtlich auch. Vorsichtig fragt Jack: „Und gefällt es dir?" „Das Tattoo ist echt schön, die Bedeutung dazu macht das alles allerdings kaputt. Und wieso musste das Blood da stehen?" „Weil die R-Blood nun mal in vollen Namen Rozarez Blood heißt. Bedank dich bei deinem Vater." Erwidert Alex ein bisschen genervt. Na toll. Danke Daddy. Jack verband noch schnell meinen Arm und Alex bezahlte. „Falls du mal wieder ein neues Tattoo willst, komm einfach vorbei, ich gebe dir eins aufs Haus." Rief Jack mir noch zu als Alex mich schon hinaus zog. Ich dankte ihm und stolperte hinter Alex her. „Na war doch gar nicht so schlimm oder?" grinste Alex mich an, als wir wieder im Auto saßen. „Jaja, ist schon gut. Wo fahren wir hin?" frage ich ihn stattdessen als er vor einem Klamotten Geschäft parkt. „Wir gehen jetzt shoppen!" Was?! Er steigt aus und öffnet mir die Türe von außen. Dann nimmt er wieder meine Hand und zieht mich in einen ziemlich schicken Laden.
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Snow White ~ cold as ice
ActionZur falschen Zeit am falschen Ort und dein Leben wird innerhalb von Sekunden ein anderes. Du erfährst Dinge über deinen Vater die du dir nicht einmal im Traum hättest ausmalen können und landest von heute auf morgen gezwungener Maßen mit einem Auft...