Kapitel 11

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Am nächsten Morgen wurde ich von den warmen Sonnenstrahlen geweckt die sich den Weg durch das Fenster bahnten. Ich öffnete die Augen und war zu meiner Überraschung sofort hellwach. Alex lag schlafend neben mir im Bett. Mir fiel ein Stein vom Herzen ihn unversehrt zu sehen. Dann war bei ihm gestern wohl ebenfalls alles nach Plan verlaufen.

Ich checkte kurz mein Handy und schrieb meiner Mutter wie es ihr geht. Liz Nachrichten ignorierte ich wieder da ich sie nicht anlügen wollte und auch nicht wusste was ich ihr schreiben sollte. Mittlerweile war es 11 Uhr, also habe ich noch zweieinhalb Stunden Zeit bis ich mich mit Tony traf. Bevor ich mich hier langweile konnte ich genauso trainieren gehen, dachte ich mir und stieg vorsichtig aus dem Bett um Alex nicht zu wecken. Schnell machte ich mich fertig und verließ das Zimmer. Unten im Fitness Raum waren bereits ein Paar Jungs, die ich allerdings nicht kannte. Zwei von ihnen trainierten gerade Nahkampf und zwei weitere schlugen auf den Boxsack ein. Als ich den Raum betrat nickten mir die zwei am Boxsack nur kurz zu und konzentrierten sich wieder auf den Sack. Die anderen zwei bemerkten mich gar nicht. Ich sah mich kurz in dem großen Raum um und steuerte dann auf das Laufband in der Mitte zu. Ich hatte es die letzten Male gar nicht bemerkt. Ich beschloss zehn Minuten zum aufwärmen zu joggen und legte auch schon los. Während ich in einem angenehmen Tempo lief beobachtete ich den Kampf der anderen zwei. Sie kämpften wirklich gut, aber man sah deutlich dass der Typ mit dem blauen Tshirt überlegen war. Nach ein paar Minuten beendeten sie ihren Kampf und umarmten sich kurz. Die zwei am Boxsack hörten ebenfalls auf und hockten sich zu den anderen um etwas zu trinken. Einer von ihnen sagte etwas und schon sahen mich 4 Augenpaare an. Es war mir so unangenehm wie sie mich musterten, als wäre ich sonst wer. Wahrscheinlich wussten sie sogar wer ich bin. Gott wie peinlich. Kann man denn nicht einfach trainieren? Noch dazu wenn ich gerade am laufen bin! Ich kann mir direkt vorstellen wie ich aussehe. Total verschwitzt und nicht besonders gut! Ich warf ihnen einen genervten Blick zu und sie sahen zum Glück endlich wieder weg. Nachdem ich etwas länger als geplant gelaufen war, stellte ich das Laufband langsamer und blieb schließlich stehen. Dann machte ich ein paar Übungen für Bauch und Arme und holte mir letztendlich ein paar Bandagen und Boxhandschuhe. Ohne die Jungs zu beachten ging ich auf einen freien Boxsack zu und fing an ihn zu bearbeiten. Erst nur mit den Fäusten und dann schließlich auch mit gezielten Fußtechniken. Eigentlich hasste ich Boxsäcke, aber es war gut zum Muskelaufbau. Außerdem werde ich ganz bestimmt keinen dieser Typen fragen mit mir zu kämpfen. Schließlich habe ich die zwei vorhin gesehen und wusste dass ich nicht die geringste Chance hätte. Außerdem haben sie nicht Kickboxen gemacht sondern alles vermischt. Da würde ich nur ablosen mit meinen paar neu gelernten Techniken. Im Augenwinkel sah ich wie sie mich beobachteten und das ging mir schrecklich auf die Nerven. Ich hasste es einfach beobachtet zu werden, beim Sport besonders. Ich schlug noch ein paar Mal fest auf den Boxsack ein, ließ dann von ihm ab und drehte mich zu den Jungs. „Seid ihr nicht hier um zu trainieren?" fragte ich scharf. Alle vier sahen mich verwundert an, hatten sich aber schnell wieder gefasst. „Doch, wir machen nur eine kleine Pause." Grinste der Typ mit dem blauen Tshirt dreckig. „Ach ja? Diese kleine Pause dauert aber dann schon verdammt lange. Außerdem hört endlich auf mich so anzustarren!" fuhr ich ihn an. Langsam wurde ich ein wenig sauer. „Wer bist du?" fragte mich der, der vorhin gegen den Jungen in blau gekämpft hatte. „Wieso willst du das wissen?" konterte ich genervt und zog mir meine Handschuhe aus. „Weil wir es wissen wollen und weil wir gewettet haben." Okey, jetzt wurde ich neugierig. „Über was habt ihr denn bitte gewettet?" Der Junge mit den blonden Haaren, der mir vorhin zugenickt hatte, antwortete für ihn. „Wir haben gewettet wer du bist. Die drei meinen du bist Alex' neues Betthäschen und ich habe gewettet du bist irgendeine Neue die aus ihrem langweiligen, alten Leben fliehen wollte." Wow. Wie dämlich Menschen doch sein konnten. Seine Worte machten mich rasend. Betthäschen? Sein Ernst?! Und irgendeine Neue? Okey, neu war ich ja wirklich. Aber als ob ich wirklich freiwillig hier eingestiegen wäre nur weil ich aus meinem Alltag fliehen wollte. Ganz bestimmt nicht! Ich funkelte ihn böse an und ging einen Schritt auf sie zu. „Glaubst du wirklich ich würde hier freiwillig einsteigen? Und was zur Hölle fällt euch ein mich als Betthäschen zu bezeichnen? Habt ihr sie eigentlich noch alle?!" meine Stimme wurde ein bisschen lauter als beabsichtigt aber das war mir egal. Als sie mich immer noch grinsend ansahen sprach ich es einfach aus, ich meine warum sollten sie nicht wissen wer ich war. „Ich bin Jenny Rozarez, die Tochter von Chain Rozarez und die Nichte von Jaron!" ein geschockter Gesichtsausdruck legte sich über ihre Gesichter und es verschlug ihnen die Sprache. Sehr gut, sollen sie nur wissen mit wem sie sich anlegen. Ich musste grinsen als ich ihre Gesichter sah, es war einfach zu komisch. Dann fand der Typ im blauen Tshirt wieder seine Stimme. „Oh, Sorry. Ähm, das wussten wir nicht." Er klang richtig demütig als er das sagte und auch die anderen murmelten eine Entschuldigung. Irgendwie gefiel es mir, sie hatten Angst vor Jaron, das spürte man sofort. Angst davor was er mit ihnen machen würde wenn ich petzen würde. Schließlich bin ich seine Nichte. „Kann ich dann endlich in Ruhe weiter trainieren ohne angegafft zu werden oder habt ihr noch irgendwelche Wetten offen?" rief ich in die Runde und alle vier verneinten. Dann machten sie sich wieder an ihr eigenes Training und ich beschloss mit einer Art Polster weiter zu trainieren. Ich zog mir die MMA Handschuhe an und hockte mich rittlings auf das Polster. Dann schlug ich wieder mit verschiedenen Techniken zu. Mal mit den Fäusten, mal mit dem Ellbogen. Gelegentlich änderte ich meine Position und begann wieder zuzuschlagen. Als ich eine kurze Pause machte kam der Typ im blauen Tshirt zu mir und setzte sich neben mich.

„Hey, wir haben uns ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Dean." Stellte er sich vor und reichte mir die Hand. Er entschuldigte sich noch einmal für sein dummes Verhalten und ich verzieh ihm. Dann redeten wir noch kurz über belangloses. Wie lange ich schon hier wohne, wie ich es finde jetzt in der Gang zu leben und so weiter. Ich muss zugeben er ist wirklich nett, auch wenn er am Anfang ein ziemliches Arschloch war. Aber das war hier vermutlich jeder. Dann half er mir noch kurz beim aufräumen und wir verabschiedeten uns. Die anderen drei waren bereits gegangen.

Wieder oben vor dem Zimmer, klopfte ich an die Tür in der Hoffnung dass Alex schon wach sein würde und ich hatte Glück. Bereits nach dem zweiten Klopfen öffnete er die Tür und sah mich verwundert an als er mein Outfit sah. „Du warst trainieren?" fragte er mich erstaunt. „Ja war ich, irgendwie muss ich ja besser werden." Er nickte nur kurz und ich ging ins Bad um zu duschen und mich umzuziehen für unseren heutigen Shoppingtrip.

Snow White ~ cold as iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt