Kapitel 7 1/2

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Es war wie als hätte mir jemand einen Kübel Wasser ins Gesicht geschüttet. Wie bescheuert bist du eigentlich Jenny. Du hast doch jetzt nicht wirklich geglaubt dass er dich küsst oder? Außerdem was willst du von ihm, er ist ein Mörder! Aber in dem Moment als er mich ansah, es war so anders. Aber das habe ich mir bestimmt nur eingebildet, außerdem wollte er mich nicht küssen, sonst hätte er mich ja auch wohl kaum von sich runter geschoben. Gott wie peinlich, hoffentlich hat er nicht gemerkt das ich ihn küssen wollte. „Lauf noch 10 Runden um die Halle, ich komm gleich wieder." Er ging in einen Nebenraum, die Umkleiden denke ich mal, und ich begann zu laufen. Wie ich schon sagte, ich hasse laufen! Und dann auch noch ohne Musik! Aber ich tat wie mir befohlen und lief brav meine 10 Runden. Zum Glück war die Halle, also eigentlich mehr der Raum, nicht groß, sodass ich schnell fertig war. Da er immer noch nicht wieder gekommen ist, beschloss ich kurzerhand an einen der Boxsäcke zu gehen und meinen Frust raus zu lassen. Ich zog mir schnell die Handschuhe an und schon schlug ich auf den Boxsack ein. Auf einmal kam alles erlebte von heute wieder hoch. Ich sah Josha wieder mit dieser Schlampe rumknutschen und wurde immer wütender. Ich war sauer auf mich selbst. Wie konnte ich nur denken dass Alex mich küssen will, bist du eigentlich blöd Jenny? Und dann noch dieses ganze Drama hier. Wie konnte mein Leben eigentlich so aus den Fugen geraten? Was soll ich denn jetzt hier? Soll ich auch mit Drogen dealen? Oder besser gleich noch irgendwelche Leute umbringen? Nein! Ich wollte einfach wieder zu Liz, meiner Mum und meinem alten Leben. Ich drosch immer fester auf den Boxsack ein. Nach einer Weile erlosch meine Wut und mir stachen die Tränen in die Augen. Ich konnte sie nicht mehr zurückhalten. Als sank ich auf den Boden, riss mir die Handschuhe von den Händen und vergrub mein Gesicht in ihnen. Es tat gut einfach mal zu weinen. Nach ein paar Minuten habe ich mich wieder beruhigt und wischte mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Erst jetzt bemerkte ich die dunklen Stellen auf den Bandagen. Verdammt! Ich wickelte sie schnell ab und sah den Grund dafür. Offensichtlich habe ich zu fest auf den Boxsack geschlagen und so haben die Bandagen an meinen Knöcheln gerieben. Die Wunden sind nicht tief aber sie bedecken meine kompletten Knöchel und bluten. Na toll.

Ich höre wie hinter mir eine Tür zu fällt und ich drehe mich ruckartig um. Alex kommt auf mich zu. „Sorry das es so lange gedauert hat aber ich musste noch etwas erledigen. Aber du hast dich ja gut beschäftigt wie ich sehe." Er klang wieder ganz normal und zeigte auf den Boxsack. Dann bemerkte er meine Fingerknöchel. „Scheiße man was hast du denn angestellt?" fragte er entsetzt. „Die Bandagen saßen wohl nicht richtig und haben dann gerieben. Alles halb so wild." „So schaut es aber nicht aus. Komm mit." Er führte mich in die Umkleide und bedeutete mir mich auf die Bank zu setzten was ich ohne Widerworte tat. Er holte einen Verbandskasten aus der Ecke was meiner Meinung nach viel zu übertrieben für die paar Schrammen ist, aber er ließ sich nicht abhalten. Er nahm meine Hand in seine und wischte das Blut weg. Dann nahm er ein Desinfektionsspray und sprühte es auf meine Hand. Es brannte wie Feuer und ich zuckte kurz zusammen. „Halb so wild also, hm?" sagte er wieder mit seinem altbekannten Grinsen. „Ja, ich hab mich nur erschrocken weil es so kalt war." Log ich und versuchte ihn nicht anzusehen. „So ist das also." Erwiderte er nur und verband dann anschließend meine Hand. Dasselbe machte er auch mit meiner linken Hand, da waren die aufgerissenen Stellen allerdings nicht allzu groß wie an meiner Rechten. Es reichten zwei kleine Pflaster. Hast du geweint?" Sah er mich fragend an. "Was? Nein wie kommst du darauf?" Log ich und schaute weg. "Doch hast du, deine Augen sind noch ganz rot! Wieso hast du geweint?" Fragte er mich. Er sah ein wenig besorgt aus, oder bilde ich mir das bloß ein? "Ich hatte einen schwachen Moment und da ist mir einfach alles über den Kopf gewachsen." Antwortete ich ehrlich und wurde rot. Ich hasste es wenn jemand sieht wie schwach ich eigentlich bin oder sein kann. Das macht mich verletzlich dieser Person gegenüber. "Jeder hat mal einen schwachen Moment, das muss dir nicht peinlich sein, im Gegenteil." Sagte er und Strich mir mit einer Hand über die gerötete Wange.

Snow White ~ cold as iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt