Kapitel 24

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Schnell schaute ich mich um ob einer der Jungs durch das Geräusch aufgewacht sein konnte, aber beide schliefen seelenruhig weiter. Ich nahm die Fessel ab und stand auf. Langsam und darauf bedacht leise zu sein schlich ich auf die andere Seite, der von Felsen umgebenen Lichtung, zu dem einzigen Durchgang in den Wald. Ein Stück weit vom Feuer weg wurde es kälter und ich wickelte die dünne Decke ein wenig fester um mich. Ich huschte durch die Öffnung und stand auf einem geschotterten Weg mitten im Wald. Hier war es noch dunkler als auf der Lichtung. Nur der Mond schimmerte zwischen ein paar Bäumen hindurch und erleuchtete den dunklen Boden. Da ich nicht sofort erwischt werden wollte falls die Jungs mich suchen sollten, aber auch nicht die Orientierung verlieren wollte, beschloss ich ungefähr 50 m neben dem Weg, im düsteren Wald zu gehen. Einfach gerade aus. Irgendwo hin wird mich dieser Weg schon führen. Nach einer Weile wurde ich immer müder, doch ich durfte nicht schlapp machen! Nicht bevor ich in Sicherheit war! Dieser Gedanke trieb mich an immer weiter zu gehen. Ich muss schon Stunden gelaufen sein, denn langsam ging die Sonne auf und der Wald erhellte sich ein wenig. Ich bin zwar kein Angsthase, aber so ein stockfinsterer Wald, allein und mit dem Wissen auf der Flucht zu sein, kann einem schon eine Gänsehaut bereiten. Aber diesen Gedanken versuchte ich einfach so gut es ging zu verbannen. Gerade als ich schon kurz davor stand mir eine kleine Pause zu gönnen, erkannte ich in ein paar hundert Metern eine Lichtung und sah ein rotes Auto vorbei fahren. Ja! Ich habe es geschafft! Rote Autos sind gut, dass sind dann auf jeden Fall nicht die Saphirs! Voller Euphorie ging ich einen Schritt schneller und kam endlich an der Straße an. Ja! Ich habe es tatsächlich geschafft! Endlich bin ich wieder frei! Jetzt brauchte ich nur noch eine Mitfahrgelegenheit, aber die Autos ließen auf sich warten. Nach 10 Minuten warten kam immer noch keins. Also ging ich einfach an der Straße entlang weiter. Irgendwann wird schon ein Auto kommen. Vielleicht ist hinter der Kurve ja sogar ein Haus oder eine Wohnsiedlung in der ich Hilfe anfordern konnte. Nach weiteren 10 Minuten war ich schließlich hinter der Kurve angekommen. Und, tatsächlich, es war zwar kein Haus, aber ein Parkplatz. Schnell rannte ich zu dem LKW hin der hier wohl gerade eine Pause einlegte. Es war das einzige Fahrzeug. Ich hämmerte gegen die Tür, doch nichts rührte sich. Wahrscheinlich schläft der Fahrer, schließlich ist es ja auch noch ziemlich früh. Ich klopfte noch eine gefühlte Ewigkeit gegen die Tür und schrie dass der Fahrer doch bitte aufmachen sollte. Wie konnte ein Mensch bitte so fest schlafen dass er mein Geschrei und Geklopfe nicht hörte? „Jenny, Jenny, Jenny!" kam es plötzlich von hinten. Geistesgegenwärtig drehte ich mich um. „Nein!" war das einzige was meinen Lippen entkam. Vor mir stand Denniz der belustigt den Kopf hin und her schüttelte! Wie zur Hölle konnte er mich nur finden? „Wann kapierst du es wohl endlich? Entkommen ist zwecklos. Wir werden dir immer einen Schritt voraus sein. So wie jetzt auch. Der Fahrer reagiert nicht weil er nicht mehr existiert! Und jetzt komm her, ich habe keine Lust dir noch weiter hinterher zu rennen." Sagte er in einem bedrohlich ruhigen Ton. Warte, was? Der Fahrer existiert nicht mehr? Er hat doch wohl keinen unschuldigen umgebracht. Oder doch? Doch darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Sofort drehte ich mich um und rannte los. Weit kam ich allerdings nicht, denn ich prallte in eine Brust, eine stahlharte wohlgemerkt, und wurde zu Boden geschubst. Nun stand auch Dominic, mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen vor mir, und baute sich vor mir auf. Ich versuchte mich wieder aufzurappeln und weiter zu rennen, aber ich hatte keine Chance. Denniz packte meine Arme und Dominic schlug mir einmal kräftig ins Gesicht und in den Bauch sodass ich in Denniz festen Griff zusammensackte. Ich musste würgen und spuckte auf den Boden. Scheiße war das Blut? Ich habe tatsächlich Blut gespuckt! Dieser Bastard! Denniz schleifte mich zu dem schwarzen Van, den ich noch gar nicht bemerkt hatte, und schmiss mich auf den Sitz. Dann kam er über mich und jagte mir eine Spritze in die Armbeuge. Ich zischte vor Schmerz auf, doch dann wurde langsam alles verschwommen. Ich war wie in Trance als er mich anschnallte, dann schlief ich ein. Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete lag ich in einem weichen Bett. Das Zimmer in dem ich war glich eher einem Hotelzimmer, nur dass Hotelzimmer für gewöhnlich keine Gitter vor den Fenstern haben. Verdammt, ich hatte es doch tatsächlich versaut... und dabei war ich so nahe dran frei zu sein! Ich hasse die Saphirs! Ich hasse sie einfach für alles! Ich hörte wie sich ein Schlüssel im Schloss umdrehte und die Tür geöffnet wurde. Nico kam mit einem Tablett hinein. „Guten Morgen Schönheit!" begrüßte er mich gut gelaunt. Schönheit? Sein ernst? Ich muss schrecklich aussehen nach meiner Flucht durch den Wald! Doch als ich an mir runter sah erschrak ich. Ich trug ein weites Tshirt und eine Unterhose die nicht mir gehörte! Und als ich meine Haare berührte fühlten sie sich weich an, nicht so zerzaust wie sie vorher waren. Was zum Teufel war hier bitte los?! „Was habt ihr mit mir gemacht?" schrie ich ihn an. Er stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch und setzte sich zu mir aufs Bett, wobei ich noch ein Stück weiter hinter gegen das Kopfende rutschte. „Nichts. Ich habe dich nur gewaschen. Du hast gestunken und warst total dreckig. So konnte ich dich ja nicht ins Bett lassen, dann hättest du nur alles versaut." Antwortete er schlicht. „Was? DU HAST MICH AUSGEZOGEN UND GEWASCHEN? SAG MAL HACKTS BEI DIR?" brüllte ich ihn an, ich war einfach so außer mir und fassungslos! „Ach komm hab dich nicht so. An dir ist nichts dran was ich nicht schon einmal gesehen hätte." Auf diese Scheiß Antwort erntete er nur einen bitterbösen Blick. Der Kerl hat es doch tatsächlich gewagt mich auszuziehen. Ganz zu schweigen von den Dingen die er wahrscheinlich noch mit mir gemacht hat als ich bewusstlos war. Doch offensichtlich konnte er Gedanken lesen, denn er hob abwehrend die Hände und beteuerte: „Oh, keine Angst ich habe nicht mit dir geschlafen. Ich steh nicht so drauf wenn meine Partnerin nichts davon mitbekommt. Aber keine Angst, dass werden wir vielleicht ja mal nachholen und dann verspreche ich dir wirst du alles mitkriegen." Zwinkerte er mir zu. „Träum weiter!" knurrte ich nur, mit dem Versuch meine Aggressionen irgendwie wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Hier, du musst was essen!" er reichte mir das Tablett mit einem Käsebrot, Tomaten, Gurken und einem Glas Wasser. Wow, seit wann so großzügig? Aber darüber konnte ich mir nachher noch genug Gedanken machen. Jetzt ging es erst einmal um das Essen! Ich hatte ganz vergessen wie gut so eine Tomate oder ein Käsebrot schmeckt und ich genoss es in vollen Zügen. Nico machte derweil den Fernseher gegenüber vom Bett an und setzte sich neben mich ans Kopfende, wobei ich ein paar Zentimeter von ihm wegrutschte. Eigentlich war er der netteste von den vieren, aber ich traute ihm dennoch nicht über den Weg. Schließlich war er ein Saphir. Und einem Saphir konnte man niemals trauen.







Hey, sorry das erst so spät das Update kommt, aber ich habe zur Zeit viel Stress und bin kaum Zuhause, aber ich versuche in nächster Zeit wieder regelmäßiger zu updaten. <3

Snow White ~ cold as iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt