Kapitel 16

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Er zeigte mir wie ich meine Waffe laden musste und entsicherte, dann ging es auch schon los. Zuerst ein paar Übungen mit der ungeladenen Waffe wobei er mir zeigte wie ich richtig stehen musste um am besten zielen zu können. Dann gab er mir riesige Köpfhörer und deutete mir auf die Zielscheibe zu schießen die den Umriss eines Menschen hatte. Ich entsicherte meine Waffe und fing an zu zielen. Ohne länger drüber nachzudenken drückte ich ab. Wow, trotz der Kopfhörer dröhnte der Schuss in meinen Ohren und meine Hände zitterten von dem Rückstoß. Doch als ich wieder auf die Zielscheibe sah konnte ich es kaum fassen, genau ins Herz! Ich versuchte gar nicht erst meine Freude darüber zu verstecken und rief ungläubig: „Wow hast du das gesehen?! Mein erster Schuss und gleich voll getroffen! Ich bin voll gut!" „Ja hab ich, ich bin ja nicht blind, aber das war nur Glück, wenn du 5 Mal hintereinander auf den Selben Punkt triffst ohne lange zu zielen, dann bist du gut." Zerstörte er meine Freude. Konnte er nicht einmal das Positive in einer Sache sehen? Ich setzte meine Kopfhörer wieder auf und begann erneut zu zielen. Wieder ertönte der Knall und, shit, daneben. Alex hatte also Recht, es war tatsächlich nur Glück. Nach ein paar weiteren Schüssen gewöhnte ich mich an das laute Geräusch und meine Treffsicherheit wuchs langsam. Immerhin traf ich die Zielscheibe. Nach ca. einer halben Stunde wurde ich mir immer sicherer, ich traf ab und an in der Herz Gegend und ab und zu am Kopf und war mehr als zufrieden mit mir. Alex anscheinend auch denn er zog mich in einen Raum neben an in dem ein paar Kisten unterschiedlicher Höhe standen und mehrere Zielscheiben. Er erklärte mir kurz was ich nun tun sollte. Zuerst hinter dem Mannshohen Kasten hervor schießen, mich danach hinter dem kleineren verstecken und ebenfalls schießen und dann sollte ich versuchen während ich auf die andere Seite des Raumes lief die Zielscheibe zu treffen. Puh, okey, gesagt getan. Ich platzierte mich hinter den großen Kasten und Alex gab das Startsignal. Vorsichtig lugte ich an dem Kasten vorbei und versuchte schnell zu zielen und zu schießen. Ohne zu gucken ob ich getroffen hatte, rannte ich geduckt zu dem kleineren Kasten und hielt mich in Deckung. Schnell wiederholte ich dass selbe wie gerade und schoss. Jetzt kam das schwierigste, ich stand auf und lief zur anderen Seite des Raumes, mit einem Auge versuchte ich noch zu zielen, drückte dann allerdings einfach auf Gut Glück ab. Geschafft. Ich nahm meine Kopfhörer ab und ging wieder zu Alex der mich ungläubig ansah. „Willst du mich verarschen? Du hast alle getroffen! Aufs erste Mal!" Ich sah rüber zu den Zielscheiben und, tatsächlich, in jedem war ein Loch in Herz Gegend! Ich musste grinsen, stolz wie ich war. „Das war der absolute Hammer Jenny!" Na toll, jetzt wurde ich auch noch rot von seinen ganzen Komplimenten. „Komm, wir trinken einen Kaffee, hast du dir verdient." Mit diesen Worten zog er mich zum Aufzug und drückte die Taste nach oben. Wir machten uns jeweils eine Tasse Kaffee, öffneten das große Terrassenfenster, hockten uns auf den Boden und ließen die Füße durch das Geländer nach unten baumeln. Ein Glück dass ich keine Höhenangst habe, wir sind im 2. Stock und dadurch das die Räume alle ziemlich hoch sind, kommt es mir eher vor wir der 4. Aber die Aussicht war wirklich schön. Unter uns lag die Wiese auf der wir, oder besser gesagt ich, heute Sport gemacht hatten, dann stand dort eine riesige Eiche, dann die Mauer und dahinter der Wald. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Wir genossen unseren Kaffee und Alex reichte mir eine Zigarette. Wir redeten über das Schießtraining und über meine Waffe. Offensichtlich hatte jeder, etwas höhere Rang, eine Waffe mit eingravierten Namen. Auf die Frage warum ich dann eine bekommen habe obwohl ich kein hoher Rang war, antwortete er nur dass mein Onkel es so wollte. Er wollte dass ich eine eigene Waffe hatte und außerdem sah er mich als etwas Besonderes an da ich ja seine Nichte war. Ich wusste nicht wie ich Jaron einschätzen sollte, einerseits war er mein Onkel und würde mir bestimmt nie etwas antun, andererseits ist er auch der Anführer der Rozarez Blood. Und Anführer zu sein bedeutet eiskalt zu sein und das ausnahmslos zu jedem. Seit unserem Gespräch nach meiner Ankunft hatte ich ihn nicht mehr gesehen und einerseits war ich auch froh darüber. Gerade als ich Alex fragen wollte was für heute Abend noch geplant war, um mich auf andere Gedanken zu bringen, betrat niemand anderes als Chris die Küche. Oh oh, er sah nicht sehr erfreut aus. „Du! Wie zur Hölle kommst du dazu mich beim Chef schlecht zu machen?!" die Worte waren zum Glück nicht an mich gerichtet was mich beruhigte. Einen angepissten Chris würde ich heute nicht mehr überstehen. Alex war die Ruhe selbst als er antwortete: „Es war nur die Wahrheit. Wenn du Scheiße baust, steh gefälligst dazu anstatt die Schuld bei anderen zu suchen!" „Hast du sie noch alle? Ich hab alles Erdenkliche getan um mich hoch zu arbeiten, hab mir den Arsch aufgerissen dafür, und jetzt? Nur weil du deine Verdammte Klappe nicht halten kannst hab ich jetzt die ganze Scheiße am Hals man!" „Das ist nicht mein Problem." Antwortete Alex nur Axel zuckend. Chris schnaubte vor Wut und ging auf Alex los. Blitzschnell war Alex aufgesprungen und schubste Chris von sich weg. „Willst du dich wirklich mit mir anlegen?" er war immer noch die Ruhe selbst aber man spürte die Anspannung im ganzen Raum. Ich saß immer noch am Boden und sah zu den beiden hoch. Sie lieferten sich ein Blick Duell und irgendwann knickte Chris ein und ging immer noch wutschnaubend aus dem Raum. Bevor er die Tür hinter sich zu knallte rief er noch: „Dieses Gespräch ist noch nicht beendet!" Alex hockte sich wieder zu mir und war wieder völlig entspannt. „Was war das denn gerade?" platzte es aus mir heraus. „Das war ein wütender Chris." Sagte er tonlos. „Ja das ist mir klar, aber was hat er gemeint mit du hast ihn verpfiffen?" „Ich habe ihn nicht verpfiffen, ich habe lediglich meinen Job erledigt, und dazu gehört eben dafür zu sorgen das jeder dass macht was er soll. Und das hat Chris nun einmal nicht!" sein Blick war in die Ferne gerichtet während er sprach. „Was hat er denn gemacht?" „Lange Geschichte." Antwortete er nur aber ich war viel zu neugierig um es dabei zu belassen. „Jetzt sag schon." „Neugier bringt die Katze um." Erwiderte er nur wieder emotionslos und stand auf. „Ach komm schon, was kann er denn schon so schlimmes getan haben dass du es mir nicht sagen kannst?" Jetzt war sein Blick auf mich gerichtet. Seine Augen funkelten mich an und er knurrte: „Er hat Jace in Gefahr gebracht okey? Jace hätte dabei drauf gehen können! Und das nur weil er den Held spielen wollte, so etwas geht einfach nicht! Er hat sich an den Plan zu halten und nicht an seine eigenen Vorstellungen!" Ich war geschockt. „Was ist nun mit Jace?" fragte ich und spürte wie sich mein Herzschlag beschleunigte. „Es geht ihm gut, er wurde nur angeschossen, halb so wild. Es geht nur darum das Chris sich nicht an den Plan gehalten hat. Es hat Jace zwar jetzt nur an den Rippen erwischt, aber es hätte genauso gut das Herz sein können. So was können wir hier nicht gebrauchen! Wenn es einen Plan gibt ist dieser auch einzuhalten. Die Gefahr ist einfach zu groß das etwas passiert." „Gehören Schießereien nicht zu eurem Alltag?" „Natürlich tun sie das, aber wenn Chris sich an den Plan gehalten hätte wäre Jace nichts passiert! Ich mein, dafür gibt es ja einen Plan, damit eben niemand verletzt wird." „Ja da hast du Recht." Er reichte mir die Hand, ich nahm sie und zog mich daran hoch. Wir stellten die Tassen zum abspülen und schlossen das Fenster. „Komm, wir müssen dir noch was schönes zum Anziehen raussuchen." „Was? Warum?" ich war völlig perplex. „Wir gehen heute in einen Club feiern und ich möchte dass du ein Kleid trägst." Er grinste mich an. „Aha, und wieso sollte ich auf dich hören? Ich kann schließlich tragen was ich will." Grinste ich provozierend zurück, er sollte merken dass er nicht mit mir herum springen konnte wie es ihm gerade passt. „Erstens weil du under dressed wärst, zweitens weil ich stärker bin als du und es dir sowieso anziehen werde und drittens weil ich es so will." „Tja, leider muss ich dich enttäuschen, ich habe noch nie das gemacht was andere von mir wollen." Mit diesen Worten ging ich immer noch grinsend an ihm vorbei. Am Aufzug angekommen, holte mich Alex wieder ein und stieg mit mir ein. „Du bist verdammt frech für jemanden der ganz genau weiß dass ich dich mit dem kleinen Finger umlegen könnte." Wir sahen beide geradewegs zur Tür und grinsten vor uns hin. „Und du bist ganz schön arrogant." Konterte ich nur und ging zu unserer Zimmertür als der Aufzug sich öffnete. Alex schloss die Tür auf und ging geradewegs ins Bad. Perfekte Gelegenheit also um mir ein Outfit zusammen zu suchen das NICHT seinen Vorstellungen entsprach, aber dennoch gut aussah. Ich entschied mich für einen schwarzen Skaterrock mit einem Silbernen Reißverschluss hinten. Darüber ein schwarzes Crop Top dass meinen Bauch und mein Bauchnabelpiercing zeigte. Zufrieden mit meiner Wahl setzte ich mich aufs Bett und wartete bis Alex aus dem Badezimmer heraus kam. Nach einer gefühlten Ewigkeit tat er das auch und...Wow! Er trug eine schwarze Anzugjacke mit weißem Hemd und einer dünnen schwarzen Krawatte Untenrum trug er eine dunkle Jeans, was es nicht gar so edel wirken ließ. Sein Anblick flashte mich und ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Er sah aus wie ein Model! Daneben würde ich mit dem einfachen Rock und dem Crop Top wirklich ein bisschen under dressed aussehen. Kleid war also wirklich Pflicht. Verdammt ich hasste es wenn ich klein bei geben musste. Schluss endlich stand ich dann doch auf, ging zum Schrank, legte die beiden Sachen wieder an ihren Platz und nahm mir ein Kleid. Aber nicht irgendein Kleid. Nein, das Kleid das Alex für mich ausgesucht hatte bei Marija im Laden. „Ich habe dir doch gleich gesagt du sollst ein Kleid tragen." Grinste er mich jetzt nur hämisch an. Ich erwiderte nur ein genervtes ‚Jaja' und ging ins Bad. Dort gönnte ich mir erst einmal eine ausgiebige Dusche und föhnte mir dann die Haare. Dann zog ich das Kleid an und Wow, ich hatte ganz vergessen wie schön es war. Sofort fing ich an zu grinsen und freute mich auf den Abend an dem ich dieses wunderschöne Kleid ausführen durfte. Ich schminkte mir leichte Smokey Eyes und lockte meine Haare mit dem Glätteisen dass ich unter dem Waschbecken fand. Dann steckte ich sie noch ein wenig hoch und fixierte alles mit Haarspray. Bevor ich raus ging, checkte ich noch einmal mein Aussehen und atmete einmal tief durch. Dann betrat ich wieder das Zimmer und Alex sog hörbar die Luft ein. Ein leises ‚Wow' entfuhr ihm als es langsam aufstand und auf mich zu kam.

Snow White ~ cold as iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt