Langsam wurde ich wach und spürte etwas an meiner Taille. Ich hob die Decke leicht an und stellte fest dass Alex' Arm fest um meine Taille geschlungen war. Erst jetzt spürte ich auch das gleichmäßige Atmen an meinem Nacken. Ich versuchte wegzurutschen aber Alex' Arm hielt mich weiterhin dort wo ich war. Aufwecken wollte ich ihn auch nicht, also beschloss ich einfach noch mal die Augen zu schließen und vielleicht noch ein bisschen schlafen zu können. Was allerdings nicht funktionierte. Prompt meldete sich mein schlechtes Gewissen. Ich hatte in der ganzen Zeit in der ich jetzt hier war kein einziges Mal an meinen Freund Josha gedacht. Stattdessen liege ich jetzt hier mit einem anderen, eigentlich fremden Typen im Bett und lasse mich dazu auch noch von ihm umarmen. Andererseits läuft es auch nicht mehr so gut bei uns. Nach 5 Monaten Beziehung habe ich langsam aber sicher das Gefühl das er mich betrügt. Ich weiß nicht wieso, aber wir machen nichts mehr zusammen, reden nicht mehr über ernste Dinge und im Bett läuft es auch nicht mehr. Wenn er am Handy ist dreht er sich weg und auch sonst benimmt er sich ein bisschen komisch. Wenn ich ihn allerdings darauf anspreche sagt er es sei nichts. Mittlerweile sehen wir uns wirklich nur noch in der Schule. Apropos Schule. Fuck das habe ich ja total vergessen. Schnell rechnete ich aus welcher Tag heute war. Sonntag war die Party, Montag waren wir shoppen, dann müsste heute Dienstag sein. Shit ich muss in die Schule! Gestern war zum Glück Schulfrei wegen der Abi Feier, aber heute war wieder normaler Unterricht. Scheiße. Ich drehte mich sofort zu Alex um und rüttelte ihn an der Schulter. Völlig verschlafen öffnete er die Augen, „Was ist denn los? Es ist doch noch mitten in der Nacht!" „Nein ist es nicht! Alex steh auf du musst mich sofort in die Schule fahren!" „Da musst du nicht mehr hin, beziehungsweise kannst du nicht mehr. Außerdem hast du doch schon einen Realschulabschluss, und für dein neues Leben brauchst du kein Abi mehr." Erst jetzt bemerkte er wohl dass sein Arm auf meiner Taille lag, denn er grinste und zog sie langsam wieder zu sich, aber nicht bevor er mir noch einmal sanft über den Bauch gestreichelt hat. Das allerdings war mir gerade völlig egal. „Was redest du da? Ich muss da hin gehen, ich bin schließlich an dieser Schule angemeldet und wenn ich unentschuldigt fehle hetzen die mir die Polizei auf den Hals, was für uns alle wohl nicht so prickelnd wäre." Bei dem Wort Polizei war Alex' Aufmerksamkeit sofort geweckt. „Dann müssen wir dich von dieser Schule eben abmelden." Er sah auf sein Handy. „Es ist erst 7:28 Uhr, hättest du mit diesem ganzen Drama nicht noch eine Stunde warten können? Ich bin müde!" „Nichts da, steh auf!" Ich selbst richtete mich schnell auf um mich anzuziehen, offensichtlich zu schnell, denn sofort durchzuckte mich ein höllischer Schmerz. Ich sank in die Kissen zurück und stöhnte schmerzerfüllt auf. Ich fühlte mich als wäre ich von einem Lastwagen überfahren worden. Das gestrige Zusammentreffen mit Chris' Füßen und Fäusten hat anscheinend tiefere Spuren hinterlassen als ich dachte. Alex grinste mich nur blöd von der Seite an. „Na, bist du jetzt auch der Überzeugung das liegen bleiben die bessere Option ist?" Dämlicher Idiot. „Nein bin ich nicht!" Sagte ich stattdessen und startete einen neuen Versuch aus dem Bett zu kommen, nur diesmal alles etwas langsamer. Ich biss die Zähne zusammen als ich auf allen vieren zur Bettkante vor kroch. Verdammt wieso musste dieses Bett nur so groß sein. Alex, der sich mittlerweile ebenfalls aus dem Bett gequält hatte, stand nun vor mir und sah mich belustigt an. „Was zur Hölle machst du da?" Jetzt lachte er mich auch noch aus. Ein wirklich toller Morgen! „Ich versuche möglichst schmerzfrei aus diesem verdammten Bett raus zukommen!" schnauzte ich ihn an. „Haha, und deshalb kriechst du auf allen vieren? Naja ich geh mal duschen, so wies aussieht brauchst du sowieso noch etwas länger." Er drehte sich um und ging ins Bad. Als ich es dann auch endlich mal aus dem Bett geschafft hatte, trat ich vor den Spiegel und erschrak leicht. Ich war Leichenblass. Okey das war ich eigentlich immer, aber heute kam es mir extremer vor. Durch die kurze Boxershort und das Tshirt konnte ich die ganzen blauen Flecke an meinen Beinen sehen. Ich hob langsam mein Tshirt an und zog scharf die Luft ein. Ein etwa handgroßer Bluterguss zierte meine komplette rechte Seite und an meinen Rippen waren mehrere blaue Flecke. Auf meiner weißen Haut stachen die Flecken regelrecht ins Auge. Dann entdeckte ich mein Tattoo. Es war immer noch verbunden, aber Jack sagte ich könnte es nach dem ersten duschen abnehmen. Da ich mich nicht weiter über meine vielen blauen Flecke ärgern wollte ging ich rüber zum Schrank. Ich suchte mir eine schwarze Jeans mit einem goldenen Reißverschluss an den Knöcheln und ein schwarzes, etwas zu weit ausgeschnittenes tshirt mit Spitze oben raus. Jetzt brauchte ich nur noch Unterwäsche. Hm, komisch, wir hatten gestern gar keine gekauft. Alex kam wie gerufen, nur mit einem weißen Handtuch um die Hüften, wieder herein. Er grinste nur als er meinen Gesichtsausdruck sah. Er war mehr als durchtrainiert, das musste ich ihm lassen. Ein perfektes Sixpack und mehrere schwarze Tattoos zierten seinen Oberkörper und ich merkte wie offensichtlich ich ihn angaffte. Zum Glück hatte ich mich schnell wieder gefangen. „Alex, ähm ich brauche..." mir war das so peinlich und ich wurde vermutlich knallrot, aber wen hätte ich sonst fragen sollen. „Ich brauche noch Unterwäsche." Jetzt grinste er über beide Ohren und lachte kurz auf. Na toll! Er öffnete die oberste Schublade seiner Kommode und hielt einen roten Spitzen Slip hoch. „Sorry, aber ich konnte den Jungs beim besten Willen nicht ausreden die Unterwäsche für dich zu besorgen. Sie haben es sich quasi zur Lebensaufgabe gemacht das passende für dich zu bestellen! Ich habe echt alles versucht." Jetzt lachte er richtig, dieser Mistkerl! Meine sowieso schon rote Gesichtsfärbung wandelte sich jetzt wahrscheinlich zu dunkelrot, denn es war mir so verdammt peinlich wenn ich daran dachte wie die Jungs meine Unterwäsche in irgendwelchen online Shops raussuchten. Andererseits war die Vorstellung auch ganz witzig. Aber trotzdem! „Wieso glaub ich dir dass nur nicht das du versucht hast sie davon abzuhalten?" knurrte ich immer noch peinlich berührt. Ich ging zur Kommode und suchte mir einfach einen schwarzen Slip und einen schwarzen BH raus. Dann knallte ich die Schublade absichtlich mit zu viel Schwung zu und stapfte ins Bad. Ich verriegelte die Tür und ging Duschen. Das warme Wasser tat gut auf meiner geschundenen Haut und ich blieb etwas länger als nötig unter dem warmen Wasserstrahl. Zu meiner Überraschung stand neben dem Männershampoo auch eins für Frauen. Sogar eine Spülung für braunes Haar war vorhanden. Nachdem ich geduscht hatte, putzte ich meine Zähne und föhnte meine Haare. Alex hat wirklich an alles gedacht. Es lag eine frisch verpackte Zahnbürste parat und sogar ein wenig Schminkzeug. Ich zog mir schnell einen sauberen Lidstrich, tuschte meine Wimpern und gab etwas Puder auf meine blasse Haut. Ein bisschen Bräune würde mir wirklich mal gut tun, dachte ich. Dann entfernte ich den Verband vorsichtig um meinen Arm, zog mich an, wobei ich zugeben musste dass der BH wirklich perfekt saß, und ging wieder hinaus. Da wartete schon Alex auf dem Bett liegend und perfekt gestylt. Offenbar besaß er nicht nur schwarze Sachen, denn er trug ein weißes Tshirt und dunkelblaue Jeans. Sein schwarzes Bandana allerdings trug er trotzdem um den Kopf und ich fragte mich ob er es wohl jemals, außer zum schlafen, ablegte. „Hier, das wollte ich dir gestern noch geben, aber irgendwie hat sich kein guter Zeitpunkt gefunden." Er reichte mir ein kleines, in Geschenkpapier eingewickeltes, Päckchen. Ich nahm es in die Hand und sah ihn fragend an. „Na nun mach schon auf." Drängte er. Ich begann es vorsichtig zu öffnen und hielt dann ein schwarzes Tuch mit kleinen weißen Applikationen in der Hand. Ein Bandana. Das Selbe wie Alex, und all die anderen es hatten. Zu meinem erstaunen freute ich mich. „Danke." Lächelte ich ihn an. Dann wickelte ich es mir zweimal um den Arm und Alex half mir es zuzubinden. Ich hatte gestern gesehen dass Tony es so trug, und da ich mir meine Frisur nicht ruinieren wollte tat ich es ihr gleich. Dann gab er mir noch wunderschöne schwarze, bis zum Knöchel gehende, Absatz Schuhe mit Schnürbändern vorne und meine Lederjacke. Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel und musste zugeben dass ich wirklich nicht schlecht aussah. Bevor ich noch länger vor dem Spiegel stand schob er mich auch schon zur Tür aus. Wir fuhren 2 Mal mit dem Aufzug bis wir endlich in der Tiefgarage waren. „Können wir mit deinem Auto fahren? Bitte!" ich hätte ihn auch auf Knien angefleht wenn er das verlangt hätte, nur um mit diesem Auto fahren zu dürfen. „Wie wären sowieso mit meinem gefahren." Lachte er nur und schon blinkte der schwarze Ferrari auf. Ich ließ mich auf den Beifahrersitz gleiten und war wie im siebten Himmel. Das Auto war innen wie außen die reine Perfektion und ich verliebte mich sofort in das weiche Leder der Sportsitze. Als Alex den Motor startete dröhnte das Auto und ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Wir fuhren hinaus, aber erst nachdem wir 2 Kontrollen durchlaufen hatten. Die erste per Code, um aus der Tiefgarage herauszukommen und dann noch die zweite vor einem großen Tor, das in die Mauer eingelassen war, die um das ehrfürchtige Gebäude gezogen war, das ich von nun an wohl mein Zuhause nennen durfte. Mittlerweile hatte ich mich mit meinem neuen Leben abgefunden. Solange ich meine Mutter noch sehen durfte war das alles erträglich. Und Alex hatte mir vorhin noch versprochen dass ich sie heute sehen durfte.
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Snow White ~ cold as ice
ActionZur falschen Zeit am falschen Ort und dein Leben wird innerhalb von Sekunden ein anderes. Du erfährst Dinge über deinen Vater die du dir nicht einmal im Traum hättest ausmalen können und landest von heute auf morgen gezwungener Maßen mit einem Auft...