Kapitel 8

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Langsam senkte er den Kopf in meine Richtung. Wir sahen uns immer noch tief in die Augen. Er wird mich nicht küssen. Er dreht sich gleich wieder weg, wie vorhin auch. Meine Gedanken spielen vollkommen verrückt und mein Herz raste. Er war jetzt schon kurz vor meinen Lippen. Er sah mir immer noch in die Augen. Irgendwas veränderte sich in seinem Blick, dann plötzlich spürte ich seine weichen Lippen auf meinen und ich schloss fast automatisch die Augen. Zuerst war er noch zögernd und vorsichtig, doch dann öffnete er geschickt meine Lippen und der Kuss wurde wilder und leidenschaftlicher. Er drängte sich mit seinem Körper gegen meinen und ich konnte nicht anders und legte meine Hände auf seine Brust. Seine Hände glitten an meinem Oberkörper auf und ab und mit einem Mal hob er mich hoch sodass ich auf der Ablage saß. Ich spreizte leicht die Beine und er drängte sich dazwischen. Mittlerweile vergrub ich meine Finger in seinem Nacken und seinen wundervollen Locken. Meine Beine schlang ich um seinen Oberkörper. Der Kuss war der Wahnsinn und ich spürte ein leichtes Ziehen im Unterleib. Oh Gott was macht dieser Kerl nur mit mir. Ein lautes räuspern ließ uns auf der Stelle auseinander fahren und ich sprang schnell von der Ablage. Tony stand in der Küchentür und grinste uns an. "Ich kann auch später wieder kommen." Lachte sie und wollte sich umdrehen um zu gehen. "Ja wäre besser" sagte Alex scharf zu ihr. "Nein nein bleib hier." Erwiderte ich sofort und warf Alex einen bösen Blick zu. Er schnaubte nur kurz und holte dann seinen Teller um ihn abzuwaschen. "Okey, ich wollte eigentlich nur fragen wann ihr kommt, die anderen sind schon ganz heiß drauf dir deinen Namen zu geben, sie haben sogar schon ein paar Vorschläge." Sie grinste immer noch. "Wir räumen nur noch kurz auf und dann kommen wir." Sagte ich schnell und sie ging wieder. Wortlos räumten wir die Küche auf und gingen dann den Flur entlang zum Aufenthaltsraum. Alex hat mich seitdem nicht mehr angeschaut. Na toll jetzt ist er wieder angepisst. Wir kamen rein und setzten uns zu den anderen die uns schon sehnlichst erwartet haben. Offensichtlich hat Tony noch nichts erzählt und es wäre mir lieb wenn das auch so bleiben würde. Es muss nicht gleich jeder wissen dass ich mit Alex rum gemacht hatte. "Also kommen wir am besten gleich zur Sache" rief Leo und fuhr fort. "Vorschläge?" Die Jungs riefen alle sofort durcheinander. Von Sexy Chic bis Bloody Jenn war alles dabei und ich musste zugeben die Namen gefielen mir alle keines Wegs. "Und Black Angel?" Fragte Alex ruhig in die Runde und ich musste sofort an Marija und unseren Shoppingtrip denken. "Der wäre echt gut, wie bist du darauf gekommen?" Fragte Jonny erstaunt. "Einfach so, es würde passen." Antwortete Alex ein wenig nachdenklich. Nach kurzem Überlegen schaltete sich Tony ein, sie hatte noch gar nichts gesagt seit wir hier sind. "Hm, und wie wäre es mit Snow White? Ich meine weiß wie Schnee bist du ja wirklich und dunkle Haare hast du auch, als ich dich das erste Mal gesehen habe musste ich sofort an Schneewittchen denken." Die Idee gefiel mir ebenfalls verdammt gut und ich musste zugeben dass es wirklich perfekt passen würde. Blasse Haut, dunkle Haare, der Name war gut. Und er klang auch nicht so blöd wie die anderen alle. Den anderen gefiel er auch, nur Alex sah ein wenig grimmig. "Aber der hat ja gar nichts gefährliches, wir sind hier in einer Gang und nicht im Disneyland." Schnaubte er und sah Tony genervt an. "Wieso nicht? Du hast selbst gesehen wie sie nicht einmal mit der Wimper gezuckt hat als Chris Sie verprügelt hat. Offenbar hat sie ihre Gefühle soweit unter Kontrolle dass sie sie zur rechten Zeit abstellen kann und eiskalt wird. Eiskalt wie Schnee." Die Begründung war gut, nur wusste ich nicht ob das nun ein Kompliment war über das ich mich freuen, oder mir eher Sorgen machen sollte. Alex Gesicht hellte sich wieder ein bisschen auf und er musste Tony Recht geben. "Also wer ist für Snow White?" Rief Leo in die Runde und alle hoben die Hand. "Gut, dann wäre das ja schon mal geklärt. Von nun an meine Liebe bist du Snow White. Bedeutet, wenn wir auf einer Mission sind und uns über Headsets oder so verständigen heißt du Snow White." Ich nickte nur. Dann fingen die anderen wieder an sich zu unterhalten und Tony zog mich mit sich zur Toilette in den Gang. Als sie die Tür zum Aufenthaltsraum hinter sich schloss, fing sie auch schon wie blöd an zu grinsen. "Du und unser lieber Alex also, hm?" Lachte sie. Ich merkte wie ich wieder rot wurde und senkte den Blick. "Es ist einfach passiert." stammelte ich nur. "Haha, oh mein Gott das ist so süß! Aber pass auf, ich habe Alex noch nie mit einer festen Freundin oder so gesehen. Im Normalfall kommen die Weiber nur zum vögeln zu ihm oder er zu Ihnen. Das läuft dann ein paar Wochen so und dann lässt er sie abblitzen. Ich will nicht dass er dasselbe mit dir macht, hörst du? Ich will dir jetzt auch keine Angst machen, aber Alex hat mit den höchsten Rang von allen von uns. Jeder hat einen Heiden Respekt vor ihm und er könnte uns alle wahrscheinlich mit dem kleinen Finger um nieten. Also was ich damit sagen will, er ist gefährlich." Mittlerweile waren wir am Klo und lehnten am Waschbecken. Sie sah mich immer noch leicht besorgt an. "Naja also wir haben ja heute im Fitnessraum eine Runde Kickboxen gemacht und da war er jetzt ehrlich gesagt nicht so der Hit. Natürlich war er sehr gut, aber wir waren beide eher auf dem Selben Level was das Können angeht wenn ich das so sagen darf." "Dann hat er dich gewinnen lassen. Glaub mir, Alex ist eine Kampfmaschine. Nicht einmal Fynn kann ihn besiegen und Fynn ist schon verdammt gut." "Er hat mich gewinnen lassen?!" Ich schrie fast, aber das war mir im Moment egal. "Ja, denn wenn er ernsthaft gekämpft hätte ständest du jetzt nicht hier, sondern würdest wahrscheinlich immer noch am Boden liegen. Andererseits, bei dir weiß ich nicht so genau, du kannst ziemlich was weg stecken." Sie lächelte mich liebevoll an und ich beruhigte mich sofort wieder. "Wahrscheinlich wollte er dir einfach den Tag nicht noch mehr vermiesen, ich habe schon gehört was bei dir heute alles los war. Dein Ex ist echt ein Arschloch." "Warte mal, du wusstest das? Woher?" Ich war völlig verwirrt, ich hatte doch noch gar keine Gelegenheit es zu erzählen. "Alex hat mir geschrieben, gleich nachdem er dem Wichser eine verpasst hat. Er war selbst völlig fertig mit den Nerven weil er nicht wusste was er nun mit dir machen sollte. Ob er dich nun in den Arm nehmen, oder einfach in Ruhe lassen sollte. Ich glaube er war genauso mit den Nerven am Ende wie du." Sagte sie jetzt wieder lachend. "Er hat ihm eine rein gehauen? Zu mir hat er gesagt er hat ihm nur gedroht! Und was hast du ihm dann geraten?" Fragte ich. Oh Gott er wird Josha doch wohl hoffentlich keine verpasst haben, auch wenn er es verdient hätte, ich würde es nicht wollen. "Also mir hat er was anderes geschrieben. Aber ich habe ihm gesagt dass er dich in den Arm nehmen soll. Hat er das eigentlich gemacht?" "Nein hat er nicht, aber er hat sich neben mich gesetzt und mir eine Zigarette gegeben. Aber ich wollte nicht dass er ihn schlägt, das hätte ich auch allein hingekriegt wenn ich es denn gewollt hätte! Außerdem hat er mich angelogen, dieser Mistkerl!" Fluchte ich. "Haha Okey, eine Zigarette ist in solchen Fällen natürlich auch hilfreich. Aber sei nicht so streng mit ihm, so ist er halt, manchmal ein wenig aufbrausend aber tief in seinem inneren ist er total lieb. Außerdem überleg mal, du hast grade den Typen als Mistkerl bezeichnet, der dir vor einer Stunde noch die Zunge in den Hals gesteckt hat, das gehört sich nicht." Jetzt musste ich auch lachen, war gleichzeitig aber immer noch sauer auf ihn weil er mich angelogen hatte. "Tony? Du wirst es doch niemanden sagen oder?" Ich wollte mich unbedingt versichern dass es unter uns blieb. "Keine Sorge, euer kleines Geheimnis ist bei mir sicher, außerdem will ich es euch auch nicht kaputt machen, er sieht seit langem mal wieder ein bisschen fröhlicher aus und ich glaube es liegt an dir. Und er schaut dich die ganze Zeit an, egal was du machst, ist dir das noch nicht aufgefallen? Aber pass trotzdem auf, Alex' Stimmungen sind so wechselhaft wie die einer Schwangeren, und ich will unbedingt vermeiden das er dir weh tut." "Danke dass du es niemanden weiter sagst." Bedankte ich mich bei ihr mit einer Umarmung. Es ist mir tatsächlich noch nicht aufgefallen das er mich offensichtlich beobachtete. Wir unterhielten uns noch kurz über das Treffen mit meiner Mum und dann gingen wir auch schon wieder zum Aufenthaltsraum. Alle saßen sie immer noch auf ihren Plätzen, nur der von Alex war leer. "Wo ist er hin?" Fragte ich und deutete auf den leeren Platz. "Er war müde und ist ins Bett gegangen, an deiner Stelle würde ich mich beeilen hoch zu gehen bevor er eingeschlafen ist, ansonsten kommst du nicht mehr ins Zimmer." Sagte Fynn und lächelte mich freundlich an. Ich verabschiedete mich noch von allen und ging dann zum Aufzug. Oben angekommen klopfte ich an die Tür. Niemand öffnete. Ich ballte meine Faust und schlug ein wenig fester auf die Tür, als sie mit einem Ruck aufgerissen wurde. „Bist du wahnsinnig? Was machst du so einen Krach?" Na das fing ja schon einmal wieder gut an. Ich drängte mich an ihm vorbei ins Zimmer und er schloss die Tür. „Sorry ich dachte du schläfst schon weil du so lange gebraucht hast." „Das waren vielleicht 30 Sekunden die du vor der Tür standest, deine Geduld lässt echt zu wünschen übrig." Tadelte er mich, aber ich ignorierte es, nahm mir die Boxershort und das Tshirt von gestern und verschwand ins Bad. Dort sprang ich schnell unter die Dusche um mir den mittlerweile getrockneten Schweiß von vorhin abzuwaschen, trocknete mich ab und zog mich schnell um. Ich putzte mir die Zähne und ging frisch geduscht wieder in das Zimmer. Als ich wieder aus dem Bad kam kramte Alex gerade in einer seiner Schubladen. Ich setzte mich aufs Bett und sah ihm dabei zu wie er mein Handy hervor zog und es mir reichte. „Hier, ich hab es über Nacht aufgeladen, der Akku sollte noch einigermaßen voll sein." „Danke." Ich entsperrte mein Handy und Oh mein Gott, ich hatte 367 Nachrichten. Als ich auf den Whatsapp Button drückte erschienen auch schon die verschiedenen Chats. Ich hatte 10 Nachrichten von Liz und 15 entgangene Anrufe von ihr. Dann ein paar Nachrichten meiner Mum und eine von Josha. Die restlichen Nachrichten stammen alle aus meiner Mädels Gruppe und einer Gruppe in der meine kompletten Freunde waren und wir immer unsere Partys besprachen. Ich schrieb meiner Mum nur noch schnell eine Gute Nacht und ignorierte die restlichen. Dann legte ich mein Handy auf den Nachttisch und sah zu Alex der immer noch vor mir stand und mich beobachtete. Tat er das schon die ganze Zeit? „Scheint als wärst du ziemlich beliebt." „Naja, normal halt denke ich." Erwidere ich nur und sah ihm immer noch in die Augen. „Ich habe die Nummern von Leo, Tony, Jace, Jonny, Fynn und mir eingespeichert falls mal etwas sein sollte." „Okey, danke." Er setzte sich neben mich aufs Bett und grinste mich an. Gott dieser Typ hat echt Stimmungsschwankungen wie eine Schwangere wie Tony so schön sagte. Jetzt lacht er auf einmal wieder wo er mich vorhin noch so angefaucht hatte und ignoriert hat. „Der Kuss war echt heiß, für eine eiskalte Snow White." Grinste er mich schelmisch an. Ich wurde auf der Stelle rot und konnte gar nicht fassen was er da gerade gesagt hat. Ich dachte wir würden den Kuss nicht mehr erwähnen, aber offensichtlich hatte Alex andere Pläne. „Bitte was?" brachte ich nur leicht heiser heraus. „Du hast mich schon verstanden." Grinste er wieder. „Du hast mich heute beschissen im Training." Platzte es aus mir heraus, ich musste diese unangenehme Spannung zwischen uns irgendwie abtöten. „Ja das habe ich." Sagte er nun etwas kühler, aber nicht ohne weiterhin zu grinsen. „Wieso? Ich wollte einen ernsthaften Kampf haben und keinen indem du mich gewinnen lässt." Schnaube ich verächtlich. „Hätte ich richtig gemacht hättest du dich vermutlich nicht mehr bewegen können. Außerdem wollte ich mit dir trainieren und dich nicht zusammen Schlagen." Sagte er immer noch ruhig. „Du bist ganz schön eingebildet weißt du das?" sagte ich und sah ihm direkt in die Augen. „Ich gebe zu manchmal bin ich das wohl. Aber ich kann dich beruhigen, so schlecht warst du gar nicht. Im Gegenteil, ich musste mich teilweise sogar richtig anstrengen. Und das Kompliment für deine Ausweichmanöver und deine schnelle Auffassungsgabe war ernst gemeint." Es beruhigte mich das ich wenigstens ein bisschen punkten konnte. Nichts desto Trotz kratzte es an meinem Ego. Da ich nichts sagte fuhr er fort. „Du bist nicht schlecht, das muss ich dir lassen. Aber deine fehlende Ausdauer und dein Mangel an weiteren Techniken und Griffen aus der MMA wird dir zum Verhängnis werden. Darauf werden wir jetzt erstmal bauen in den nächsten Wochen. Morgen in der Früh gehen wir joggen, dann zeig ich dir ein paar Grundlagen zur Selbstverteidigung und danach noch ein paar Griffe aus der MMA die dir in einem Streetfight zugute kommen können." Ohman, na das klang ja wunderbar. Einerseits freute ich mich auf das Training morgen, andererseits wäre ein Tag vor dem Fernseher oder mit einem guten Buch im Bett auch nicht schlecht. „Aber wir sollten vielleicht langsam mal schlafen, es ist schon spät und morgen wird ein langer Tag." Mit diesen Worten stand er auf und ging auf seine Seite des Bettes. Wir deckten uns beide mit unseren Decken zu und er schaltete das Licht per Fernbedienung aus. Jetzt war es stockfinster bis auf den die paar Lichtstrahlen die der Mond durch das Fenster warf. Gerade als ich mich seitlich hingelegt hatte hörte ich die Decke neben mir rascheln und spürte Alex' warmen Atem an meinem Ohr. Ich drehte mich auf den Rücken und sah ihn an. Sein Gesicht war direkt über meinem. Er sah mich nur an und schon breitete sich eine gewaltige Gänsehaut über meinem gesamten Körper aus. Was macht dieser Junge nur mit mir? Er bemerkte meine körperliche Reaktion anscheinend und ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit wie ich im Mondlicht sah. „Gute Nacht, Snow White." Flüsterte er an meine Lippen und dann senkte er den Kopf und legte seine Lippen auf meine. Es war nur ein kurzer Kuss, ehe er sich wieder von mir löste und sich auf seine Bettseite begab. Ich blieb noch eine Weile genau in dieser Position und genoss das kribbeln auf meinen Lippen dass Alex' Kuss hinterlassen hatte. Dann flüsterte ich ebenfall ein Gute Nacht und schlief ein.



Snow White ~ cold as iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt