Kapitel 22

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Wenig später wurde ich von ihm in ein weiches Bett gelegt und zugedeckt. Dann hörte ich nur noch wie er die Tür hinter sich schloss, bevor ich einschlief.

Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe, doch durch ein leichtes rütteln an der Schulter wachte ich schließlich auf. Denniz, Nico und noch jemand, etwa um die 20, den ich nicht kannte, standen im Zimmer und starrten mich an. Sofort versuchte ich mich hektisch aufzusetzen, wurde aber sogleich wieder von Nico zurück ins Kissen gedrückt. Dann stellte sich der Fremde in den Vordergrund. "Hey, ich bin Phil. Wie geht's dir." Fragte er und musterte mich von oben bis unten. "Beschissen." Brachte ich krächzend heraus, bevor ein heftiger Hustenanfall mich unterbrach. "Hm, hört sich ja schon einmal nicht so gut an." Stellte er fest. Der Kerl ist wirklich ein Genie.
"Lasst uns ein bisschen allein, ich komme dann raus wenn ich fertig bin."
Nico und Denniz gingen ohne Widerworte hinaus und ließen mich mit ihm allein. Phil hatte eine Art Rucksack dabei aus dem er sogleich ein Fieber Thermometer herauszog und es mir in den Mund steckte. Nach einer Weile piepte es und er zog es mir wieder raus. "41,5 Grad." Murmelte er vor sich hin. Shit. Dann versuchte er meine Decke wegzuziehen, doch ich versuchte sie irgendwie oben zu halten und maulte ihn an was das solle. "Ich will dich nur abhören, krieg dich wieder ein." Maulte er zurück, also ließ ich es zu. Länger hätte ich die Decke sowieso nicht festhalten können. Er hörte mich kurz ab und ich atmete ein paar Mal tief durch. Ohne weitere Gegenwehr ließ ich ihn auch noch meinen Bauch abtasten und in den Rachen schauen. Zum Schluss legte er mir noch einen Zugang in der Armbeuge, hängte den Beutel mit der Medizin drin auf und gab mir eine Spritze. Wofür die war wusste ich nicht. Dann holte er die anderen zwei wieder herein und blieb mit ihnen neben der Tür stehen. Er erklärte ihnen was ich hatte, doch ich verstand nur Bruchteile davon. Irgendwas mit heftige Grippe, unterernährt und stark unterkühlt. Dazwischen hat er noch irgendetwas gesagt doch ich verstand es nicht. Meine Augen wurden auch immer schwerer und langsam dämmerte mir was in der Spritze wohl gewesen sein musste. Phil hat mir ein Schlafmittel gespritzt, dieses miese Arschloch. Andererseits war ich froh, so konnte ich wenigstens einmal ruhig und in einem halbwegs warmen Bett einschlafen.
Das nächste Mal als ich aufwachte saß Denniz am Bettrand und beobachtete mich. "Hier, damit du uns nicht erfrierst." Er reichte mir eine Wärmflasche die ich dankend annahm und mir unter die Decke schob. "Wie geht's dir?" Fragte er immer noch kühl. "Besser." Erwiderte ich nur. "Gut. Später bringt dir Aaron noch einen Tee, also schlaf besser nicht wieder ein." "Danke. Aber wie lange wollt ihr mich denn hier noch festhalten?" Fragte ich und sah ihm dabei direkt in die Augen. Ich sah ein Überraschtes funkeln in ihnen als er antwortet: "So lange bis die Rozarez Blood nach unserer Pfeife tanzt, ganz einfach." Dann ging er aus dem Zimmer und ich hörte wie er die Tür von außen abschloss. Die R-Blood wird sich niemals den Saphirs ergeben! Vorher sterben sie lieber alle als dass sie nach deren Pfeife tanzen! Auf Freilassung brauchte ich also nicht zu hoffen. Bleibt nur noch meine Hoffnung auf Flucht oder Rettung. Zumindest hoffte ich dass meine Freunde mich retten würden.
Ich vermisste sie alle so schrecklich. Vor allem Alex... Er und Tony sind mir am meisten ans Herz gewachsen und ich glaube ich Ihnen auch. Durch Zufall hatte ich einmal mitgekriegt wie jemand Alex gesagt hat dass unten ein Zimmer nun für mich frei geworden wäre, doch anstatt mir Bescheid zu sagen das ich packen soll, hat er es einfach ignoriert. Offensichtlich gefällt es ihm dass ich bei ihm mit wohne. Ehrlich gesagt hätte ich auch nicht ausziehen wollen. Ich hatte mich mittlerweile so an sein gleichmäßiges Atmen beim Schlafen, seine nächtlichen Anrufe und seine Launen gewöhnt dass es komisch wäre ein eigenes Zimmer alleine zu haben.
Ich war gerade so richtig tief in Gedanken versunken dass ich im ersten Moment gar nicht bemerkte das Aaron das Zimmer mit einer Kanne Tee und einem Becher betreten hatte.
Er setzte sich zu mir aufs Bett und schenkte mir einen Becher voll Tee ein. Wortlos reichte er ihn mir und ich nippte einmal an dem heißen Becher. "Schaust schon besser aus als gestern." Sagte Aaron leise in meine Richtung. "Äh danke." "Ich soll übrigens dein Medikament wechseln." Schon nahm er meinen Arm mit der Kanüle drin, fummelte irgendwas daran herum und wechselte den Beutel. Dann verkabelte er alles wieder und ich spürte ganz leicht wie neue Flüssigkeit in meinen Arm rann. Ein ziemlich ekliges Gefühl, aber solange es hilft ist es gut. Und das tat es, mittlerweile war ich zwar immer noch schwach, aber wenigstens ging es mir nicht mehr so dreckig. Nur mein Husten war noch immer schlimm, aber das wird bestimmt auch bald wieder.
Kaum ist man krank, werden diese Gangster hier sogar mal ganz nett. Daran könnte ich mich gewöhnen. Allerdings wusste ich auch zu was sie hier fähig waren und ich wollte eigentlich nicht provozieren es am eigenen Leib zu erfahren. Eigentlich.

Snow White ~ cold as iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt