Kapitel 17

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„Ich hatte ganz vergessen wie gut dir dieses Kleid steht, aber ohne würdest du mir noch besser gefallen." Raunte er an mein Ohr, er stand jetzt so nahe vor mir dass sich unsere Oberkörper berührten. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich spürte wie sehr mich seine Worte anmachten. Auf einmal senkte er den Kopf und fing an leichte Küsse auf meinem Hals zu verteilen. Ich legte den Kopf in den Nacken um ihm mehr Platz zu machen. Langsam fing er an, an dieser einen bestimmten Stelle, zu saugen und liebkoste dabei die Stelle weiterhin mit seiner Zunge und seinen Lippen. Ein leises stöhnen entfuhr mir und ich spürte sein grinsen an meinem Hals. Seine Hände waren mittlerweile fest um meine Hüfte und meinen Rücken geschlungen und drückten mich weiter an ihn. Dann hörte er abrupt auf und ging einen Schritt zurück. „Wir sollten los!" sagte er nur und reichte mir ein paar schwarze Pumps. Völlig perplex stand ich einfach nur da und nahm wie in Trance die Schuhe. Schnell zog ich sie an und stöckelte hinter Alex aus der Tür hinaus. Als ich einmal zu ihm rüber schielte bemerkte ich ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen was mich ebenfalls zum lächeln brachte. Aber wieso hat er so abrupt aufgehört? Oder noch besser, wieso hat er das überhaupt getan? Okey wir hatten Sex. Einmal! Und wir haben uns geküsst. Aber dann im nächsten Moment tut er wieder so als wäre nichts gewesen. Aber ich fand es gut so, die Trennung von Josha und die Tatsache dass er mir Fremdgegangen war machte mir immer noch zu schaffen. Ich trauerte der Beziehung zwar nicht hinterher, allerdings tut es schon verdammt weh wenn einem bewusst wird das man hintergangen wurde. Aber Alex brachte mich auf andere Gedanken, wenn auch nicht immer auf jugendfreie, aber es half. Ich hatte ihn in der kurzen Zeit sehr lieb gewonnen und wollte ihn nicht mehr missen. Ich war total in Gedanken verloren so dass ich gar nicht merkte wie Alex mich aus dem Aufzug, mit dem wir in die Tiefgarage gefahren waren, hinauszog. Ich schob meine Gedanken bei Seite und ging neben ihm auf unsere Leute zu die uns schon, vor einem der vielen Vans, erwarteten. „Na endlich, wieso hat das denn so lange gedauert?" maulte Jonny. „Jetzt sind wir doch da, also komm runter. Weiß jeder was er zu tun hat?" rief Alex darauf in die Runde. Alle nickten, außer ich. „Hä? Was meinst du mit zu tun? Ich dachte wir gehen feiern?" fragte ich völlig ahnungslos in die Runde. „Ich erkläre es dir während der Fahrt, ist nichts dramatisches, lediglich eine kleine Rache Aktion für Jace." „Rache? Willst du mich verarschen Alex?" „Nein will ich nicht, und jetzt steig ein!" knurrte er und wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. Um ihn nicht noch weiter zu verärgern tat ich ausnahmsweise mal das was er sagte und stieg ein. Nachdem alle Platz genommen hatten, Fynn war Fahrer, drehte ich mich auch schon erwartungsvoll zu Alex der neben mir saß. „Jetzt sag!" quengelte ich ungeduldig. Er atmete hörbar ein und aus bevor er sprach. „Also, eigentlich wollten wir feiern gehen, aber da Jace heute angeschossen wurde von diesen Bastarden müssen wir erst einmal wieder Klarheit schaffen. Mit so etwas kommt niemand ungestraft davon." „Ist das nicht ein bisschen kindisch und eigentlich viel zu gefährlich? Ich meine Rache? Natürlich ist es beschissen, aber du hast doch selbst gesagt das Chris dabei an allem Schuld war, also warum sich noch einmal in Gefahr begeben?" erwiderte ich. „Ganz einfach, NIEMAND legt sich mit mir an! Und vor allem kommt niemand ungeschoren davon der es tut, ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren. Außerdem sind wir die Rozarez Blood!" Jetzt grinste er wieder, aber es war nicht das schöne Grinsen, nein, es war das teuflische, dass wovon ich eine Gänsehaut bekam. „Wer war das denn überhaupt? Und was für einen Ruf hast du bitte zu verlieren?" ich klang verzweifelter als ich wollte, doch ich musste einfach weiter fragen. „Das waren die ‚Saphirs', eine andere Gang. Und was meinen Ruf betrifft, man nennt mich nicht umsonst ‚Assassino preto'!" Jetzt war ich völlig verwirrt, noch eine Gang? Wie bitte konnte ich 17 Jahre in dieser Stadt wohnen und nie etwas von dem allen hier mitbekommen? Und was bitte sollte das heißen? „Assassino preto?" fragte ich deshalb nach. „Ja, das ist Portugiesisch und bedeutet so viel wie ‚schwarzer Killer'." Ich schluckte, ich war die ganze Zeit so abgelenkt gewesen das ich überhaupt nicht mehr daran dachte wer genau hier vor mir stand. Wie konnte ich nur vergessen dass Alex immer noch ein Auftragskiller war? Und, Oh mein Gott, ich hatte mit ihm geschlafen! Mit einem Auftragskiller! Sofort begann mein Puls wieder zu rasen und ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Schau mich nicht so an, ich habe mir den Namen nicht ausgesucht, das war mein Bruder, er wollte etwas Heimat verbundenes, deswegen Portugiesisch, und die Bedeutung hat in diesem Fall einfach zur Situation gepasst" Erwiderte er nur und sah aus dem Fenster. Da wir zwei allein ganz hinten saßen und uns auch nur leise unterhielten, bekamen die anderen nichts mit, was mir auch ganz recht war. „Und was ist der Plan?" fragte ich nach einer Weile. „Ganz einfach, wir gehen in den Club und suchen diese Ratte die Jace angeschossen hat. Du amüsierst dich einfach ein bisschen derweil, wir regeln das schon." Antwortete er mir während er immer noch aus dem Fenster sah. Ich flüsterte ein ‚Okey' und sah nun ebenfalls aus dem Fenster. Die Tatsache dass heute wahrscheinlich ein Mensch durch Alex' Hand sterben würde beunruhigte mich. Ich versuchte mich wieder auf die Aussicht zu konzentrieren aber es gelang mir nicht wirklich. Nach etwa einer halben Stunde kamen wir in der Stadt an und waren kurz darauf an einem der vielen Parkplätze angekommen. Mittlerweile war es dunkel und nur noch die Laternen und Schaufenster warfen etwas Licht in die dunklen Gassen. Alle stiegen aus, doch als ich ebenfalls aussteigen wollte hielt mich Alex am Arm zurück. „Hier, du wirst sie wahrscheinlich nicht brauchen aber sicher ist sicher." Er reichte mir meine Pistole und ich steckte sie in meine Handtasche. Dann stiegen auch wir endlich aus und gingen mit den anderen durch die Straßen. Tony ging neben mir und musterte mich einmal von oben bis unten. „Dein Kleid ist der Hammer Snow." Rief sie dann begeistert. Ich bedankte mich und gab ihr ebenfalls ein Kompliment für ihr Kleid. Es war sehr kurz, schwarz und eng anliegend, dazu trug sie hohe Stiefel. Ich konnte mir schon denken wieso, bestimmt hatte sie dort ihre Waffe drin. Ich hoffte nur dass sie sie nicht in Gebrauch nehmen musste und alles nach Plan verlief. Auch wenn ich sie erst seit einer knappen Woche kenne, sind sie mir doch alle ziemlich ans Herz gewachsen und auf keinen Fall wollte ich dass jemanden etwas passierte. Tony wühlte in ihrer Tasche und hielt mir auf einmal ihr Puder hin. „Was soll ich damit?" fragte ich sie, sie grinste nur und antwortete schließlich: „Ich wollte es nicht vor versammelter Mannschaft sagen aber du hast da was." Mit dem Finger deutete sie auf meinen Hals und ich wurde schlagartig rot als mir bewusst wurde was sie meinte. Schnell nahm ich ihr dass Puder aus der Hand und betrachtete in dem kleinen Spiegel darin Alex' Kunstwerk. Oh Gott, ein großer rot-lila Fleck zierte meinen blassen Hals. Schnell überpuderte ich die Stelle, was allerdings nicht recht viel half. Dankend gab ich Tony das Puderdöschen wieder zurück. „Immer wieder gern, aber jetzt erzähl, was läuft da zwischen euch?" fragte sie erwartungsvoll. „Naja eigentlich nichts." Sie sah mich skeptisch an. „Okey okey, wir haben miteinander geschlafen, aber das war nur Sex, also keine Gefühle und so." flüsterte ich ihr schließlich zu. „WAS? IHR HABT MIT..." schrie sie, doch bevor sie das offensichtliche aussprechen konnte hielt ich ihr den Mund zu. „Pssst!" „Okey, sorry. Aber was? Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Wann denn? Und vor allem wie war es?" fragte sie mich immer noch überrascht aber immerhin wieder in einer normalen Lautstärke. „Gestern, also eigentlich eher heute Nacht nachdem wir ins Zimmer gegangen sind. Ich weiß auch nicht wieso ich das zugelassen habe. Aber ja, es war verdammt gut, der beste Sex den ich jemals hatte." Zum Schluss hin wurde ich immer leiser und redete eher mit mir selbst. „Krass. Aber tja, unserem lieben Alex kann halt niemand widerstehen." Grinste sie mich wieder an. Dann redeten wir noch ein bisschen über belangloses und kamen nach einer Weile schließlich zu unserem Ziel. Vor dem Eingang stellten wir uns an und gingen rein. Als der Türsteher mich jedoch nach meinem Ausweis fragte sagte ich nur, so beiläufig klingend wie ich konnte, ich hätte ihn letzte Woche beim Ausgehen verloren. Zu meinem erstaunen glaubte er mir und ich durfte durch gehen. Leo, der ebenfalls erst 17 war, schlängelte sich einfach durch währenddessen Alex sich mit dem Türsteher unterhielt und ihn somit ablenkte. Drinnen bezahlte dann Fynn für uns alle und wir bekamen einen Stempel auf die Hand. Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich, den anderen folgte die sich in das laute Getümmel stürzten.

Snow White ~ cold as iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt