Wir Mädchen von Santa Lucia

Prolog

Prolog:
"Kati?", wispert es durchs pechschwarze Zimmer aus Rubys Richtung.

Durch das große Fenster scheint der runde Vollmond, direkt ins Zimmer und tunkt es in ein bedrohliches Licht.

Bei Vollmond liege ich wie jedesmal wach und starre Löcher an die Wand.

Bei Vollmond laufen meine Gedanken Amok und ich komme nicht zur Ruhe.

"Bist du wach?", flüstert sie ein
weiteres Mal, diesmal ein Stück lauter.

"Hmhm", murmle ich. Ich höre wie ihre Decke raschelt und sie zu mir herüber getappt kommt.

"Komm mit", flüstert sie. Im schwachen Licht erkenne ich das sie einen dicken Pulli trägt.

"Was? Wohin?", flüstere ich.

"pssst", zischt sie. "Du weckst sie noch auf"

Unsicher schiebe ich die Decke zurück, schlüpfe in meinen Pulli und angel mir meine Taschenlampe.

Die Gänge im rechten Internatsflügel sind gähnend leer und auch hier wirft der Mond lange Schatten.

Es ist so still. Kein Mucks ist zu hören. Nur weit in der Ferne hört man einen Kuckuck rufen.

Mir huscht eine Gänsehaut den Nacken hinunter, doch andererseits ist ein gutes Gefühl.

Es ist klar das wir grade eine der bescheuerten Regeln brechen und es fühlt sich verdammt gut an.

Mir ist ebenfalls klar, dass wenn der Schlosshund uns entdeckt wir am Arsch sind.

Ich muss lachen. Mit viel Mühe kann ich es herunter schlucken.

Ruby merkt es und blitzt mich noch einmal warnend an. Doch ich kann auch bei ihr sehen das sie sich das Lachen verkneifen muss.

Wir huschen den Gang entlang ins große Treppenhaus, die schmale Wendeltreppe hinunter bis  in den Keller.

Ich folge ihr unsicher durch die dunklen, feuchten Gänge.

Es ist nichts zu sehen außer der schmale Schein der Taschenlampe.

Bei jedem Knacken zucke ich zusammen. Ob das gut gehen wird?

Am liebsten würd ich umkehren doch irgendetwas hält mich davon ab.