Kapitel 5

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Ich sitze im Auto und schaue zu wie die Häuser an mir vorbei ziehen. Meine Heimat. Ich werde sie verlassen. Mein geliebtes London. Meine Mutter ist bester Laune pfeift zu einem song den Seb angemacht hat und lässt ihre Hand aus den Fenster baumeln. Es macht mich krank die so glücklich zu sehen es macht mich kaputt das ich mit ansehen muss wie es ihr nichts ausmacht mich einfach so ab zu schieben. Ich stecke mir meine Musik in die Ohren und lehne mich an die Fensterscheibe.

 Wie so oft im schönen England haben die Wolken sich dicht zugezogen und es regnet. Zwar nur leicht aber trotzdem das deprimiert mich nur noch mehr.

Ich höre ein Musical das von einer Gruppe Verrückter Hippie handelt die sich weigern ihre Haare abzuschneiden. Ich schließe meine Augen und versinke in meiner Welt. Das Auto rast über die Straße in Richtung Autobahn. In Richtung Hölle. In Richtung Arsch der Welt. In Richtung Canterbury.

Meine Augen fallen zu und ich schlummere ein.

Ich wache ruckartig auf als wir über eine holprige Allee fahren. Ich öffne meine Augen und schaue mich um. Meine Kinnlade fällt herunter, vor und steht ein Riesen Tor. Darüber ist in schöner Schnörkel schriebt geschrieben: Santa Lucia

Wir fahren durch das Tor und holpern über einen schicken schotterweg. Schon hier ist das Gras sorgfältig gemäht und die Bäume gekonnt gestutzt. Das kann ja lustig werden wenn schon allein der Garten aussieht wie bei der Queen. Plötzlich öffnen sich die paar Bäume und gibt den Blick aufs Internat frei.

Es ist riesig und so beeindruckend es sieht aus wie im Bilderbuch. Als hätte ein berühmter Mahler es hier hinein gezeichnet. Ich komme gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Vor dem Internat befindet sich in einem Bogen eine riesige Vorfahrt wo ein duzend Autos stehen. Überall herrscht Tumult. Überall wird verabschiedet und Wiedergesehen.

In meinem Bauch fängt es vor Aufregung wie Wild an zu kribbeln. Ich bin hier für nicht gemacht, das ist einfach nicht meine Welt. Ich mein wie die allein rum laufen und dann diese Riesen Autos in denen sie hier her kutschiert wurden. Ich gehör hier einfach nicht her.

Zögernd steige ich aus dem Auto aus. Ich atme kurz durch und schaue mich um.

Überall laufen Mädchen in feinen schuluniformen herum. Ein blauer Bläser wo das Schulwappen, eine Schwalbe, drauf abgebildet ist. Sie alle tragen blau grün Karierte Röcke, mehr oder weniger lang. Ich fühle mich so fehl am Platz, in meinem zu großen Nirvana Hemd und den Dock Martins an meinen Füßen. Voll allen Seiten werde ich angestarrt. Noch nie einen normalen Menschen gesehen oder was? Hätte ich am liebsten geschrieen.

Ich hasse es die neue zu sein. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Meine Mutter schaut mich lächelnd an. Ich werfe ihr einen tötenden Blick zu, ich hasse sie dafür das sie mich hier her gebracht hat.

"Ich gehör hier nicht her" fauche ich.

"Jetzt sei nicht so pampig das wird alles super glaub mir" flötet sie. Seb steht daneben und winkt grade einer Frau die auf uns zu kommt. Sie hat graue Haare die sie zu einem Zopf geflochten hat. Ihr Gesicht ist gezeichnet vom Leben. Um ihren Mund ziehen sich Tiefe lachfalten und ihre Augen strahlen so viel Freude, Liebe und Freundlichkeit aus, das mir beinahe schlecht wird. Wie kann man nur so glücklich sein wenn man HIER arbeitet.

"Sebastian" ruft sie und drückt ihn fest. "Hallo du musst Kate sein" sagt sie nun an mich gewandt. Ich zwinge mich ein schwaches Lächeln hervor zu bekommen, was mir nicht ganz gelingt was ich an Ihrem Blick erkenne. Sie schaut Sebastian und meine Mutter unsicher an. Ich seufze.

"Holly wird dir zeigen wo dein Zimmer ist" meine Mutter stößt mich an und gibt mir einen strengen Blick der mir so viel sagen soll wie 'benimm dich Fräulein' "es ist Zeit uns zu verabschieden" sagt sie nun und nimmt mich fest in den Arm. Ich lasse meine Arme schlaff an meinem Körper herab hängen. Doch ich weiß egal wie viel Hass ich spüre ich werde sie vermissen. Sebastian macht Anstalten mich ebenfalls zu umarmen doch packe meine Koffer und stapfe davon ohne noch einmal zurück zu schauen.


Wir Mädchen von Santa LuciaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt