Kapitel 22

658 30 0
                                    

Ich fahre erschrocken hoch als neben mir ein Ohren betäubendes klingeln erschallt. Ich schlage die Augen auf und sofort bin ich gefangen in Ethans Blick. Es braucht einen kurzen Moment und schon sind alle Erinnerungen von gestern zurück. An Ethans Zügen kann ich erkennen das sein Gehirn ebenso arbeitet wie meines. Doch uns bleibt keine Möglichkeit ein Wort zu wechseln den eine aufgebrachte Frauenstimme nähert sich.

"Eth raus aus dem Bett verdammt" ruft diese.

"Schnell Versteck dich" flüstert Ethan hastig und ich springe hinter sein großes Bett und kauere mich zusammen. Ich höre nur noch wie die Tür aufgestoßen wird.

"Ah du bist aufgestanden" höre ich die Stimme jetzt ganz nah "wie siehst du überhaupt aus. Ab mit dir unter die Dusche aber schnell" es scheint wohl seine Mutter zu sein wenn man von dem Ton ausgeht den sie drauf hat. Und dann fällt es mir wieder ein. Ethan ist der Sohn der Direktorin. Was das für mich bedeutet wenn ich erwischt werde, könnt ihr euch bestimmt denken. Ich versuche mich noch mehr in die Ecke zu drücken. Um alles in der Welt darf ich nicht gesehen werden.

"Ethan wo warst du?" Höre ich jetzt die Fragende Stimme von seiner Mutter.

"Mom mach nicht so ein Riesen Ding draus, echt es war nur ne Party" 

"Wir haben eine Verabredung Ethan. Du bist um 1:00uhr zu Hause" faucht sie.

Mit diesen Worten verlässt sie sein Zimmer und knallt hinter sich die Tür zu. Erleichtert atme ich aus. Langsam richte ich mich auf und schaue zu Ethan. Er dreht sich langsam zu mir um und blickt mich an. Doch nicht so wie letzte Nacht, er schaut überall hin als in meine Augen. Sein Blick schweift unbefangen in der Luft herum.

Ethan fährt sich unsicher durch seine Haare. Ich weiß ganz genau was jetzt kommt.

„Hör zu Kate.-„

„Schon ok ich sag niemanden was. Gestern ist nichts passiert" unterbreche ich ihn. Er schaut mich unsicher an.

„Danke" sagt er schwach.

„Bitte, wofür auch, du hast mich benutzt und geküsst. Also da muss man sich doch nicht bedanken, hat ja eh nichts bedeutet" ich bin wütend. Auf ihn und auf mich. Warum habe ich mich nur auf diesen Kuss eingelassen. Er war betrunken. Ich war es nicht. Ich war bei vollem Verstand. Ich habe all das zugelassen, obwohl ich wusste das es mich zerbrechen würde.

Ich stürme aus dem Zimmer, bevor wir noch ein Wort wechseln. Ich höre wie Ethan mir noch etwas hinter her flüstern will. Doch ich habe mich schon wie ein Mäuschen aus seinem Zimmer geschlichen und den Flur hinunter. Die Luft ist rein ich höre das Radio aus der Küche schallen und klappernde Teller. Schnell wie der Fuchs habe ich mich zur Wohnungstür hinaus geschlichen.

Im Internat angekommen. Stehle ich mich zurück ins Zimmer. Es ist noch früh. Es scheint als würden Ethan und seine Mutter vor all den Mädchen aufstehen. Leise schließe ich die Tür hinter mir.

Das Zimmer liegt ruhig vor mir. Nur von draußen hört man die ersten Vögel singen.

Alle drei Betten sind belegt. Alle Mädchen schlafen seelenruhig als wäre nichts passiert. Als wäre es ein ganz normaler Morgen. Als sei alles beim Alten. 

Ich könnte mich auch noch einmal hin legen, doch ich bekomme kein Auge zu. Ich liege einfach nur da und starre Löcher in die Decke. Die Gedanken an Ethan lassen mich nicht los. Der Kuss lässt mich nicht los. Und immer wieder rege ich mich über meine Dummheit auf. Wie leichtsinnig ich war und wie blöd. Ich wusste das es nicht gehen wird das ich es mir vielleicht einfach nur gewünscht habe das es am nächsten Morgen beim alten seien würde. Doch das leben ist ein Arschloch das sollte ich langsam mal wissen


Wir Mädchen von Santa LuciaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt