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[Taehyung]

Ich ließ von der Umarmung nicht ab. Stattdessen ließ ich mir meine Zeit, denn ich wusste, dass er sich von allein von mir lösen würde, sobald er genug davon hatte, weshalb ich es weiterhin genoss und es so lange ausnutzte, wie er sich dabei wohl fühlte. Ich möchte ihn zu nichts drängen oder zu etwas zwingen was er nicht möchte, ich genieße einfach nur seine Fortschritte und gehe voll und ganz nach seinem Tempo. Er braucht seine Zeit und das ist völlig okay.

„Danke" flüsterte ich nur, um nicht zu laut zu sein, da ich direkt an seinem Ohr war. Wie erwartet löste er sich nach einigen Sekunden von mir, hielt dabei seinen Kopf gesenkt und schien mich nicht ansehen zu wollen. Ich fand es aber nicht schlimm, da ich damit beschäftigt war mich so sehr über diese kurze Zuneigung zu freuen, dass es seine darauffolgende Abneigung abmilderte.

„Und? Überrascht?" Fragte mich Jin grinsend, woraufhin ich nickte. „Ja, definitiv. Das kam echt unerwartet." Leicht lachte ich und die anderen freuten sich darüber, dass die Überraschung funktioniert hat. „Wie kamt ihr eigentlich so plötzlich dazu? Ich habe nicht erwartet dieses Jahr zu feiern." Jimin und Hoseok zeigten beide gleichzeitig auf Jungkook, welcher nun aufblickte und erstmal zu seinen Freunden sah, bevor er seine Rehaugen auf mich richtete. „Es war alles seine Idee." fügte Jimin hinzu und lächelte.

Dies überraschte mich noch mehr, als die Überraschung selbst. Jimin und Hoseok waren die einzigen die ansatzweise verstehen konnten, wie sehr mich diese Tatsache freute und wie viel Hoffnung sie mir schenkte, da nur die beiden von dem Vorfall und dem, was danach passierte wussten. Sie wussten aber nicht von allem, wussten nicht, wie stark sich seine Persönlichkeit geändert hat, sondern nur, dass er uns alle vergessen hat. Wahrscheinlich haben sie erst am ersten Tag in der Schule bemerkt, dass er sich anders verhielt als sonst.

Aber nach all dem habe ich nicht erwartet so etwas tolles von ihm zu bekommen. Dass er zwischen dem ganzen Stress, den er in sich trug überhaupt daran dachte, mir eine Überraschung zu machen, ließ mir warm ums Herz werden. Vielleicht war ich ihm ja doch nicht so unwichtig, wie es zu sein schien. Doch ich wollte mir nicht zu große Hoffnungen machen.

„Echt? Du warst das?" Fragte ich eher leise, damit die anderen, die gerade miteinander sprachen es nicht mitbekamen und sich von meinem kleinen Schock nicht beirren lassen würden. Er nickte nur und senkte seinen Kopf wieder leicht. „Kann ich später mit dir reden? Wenn alle wieder gegangen sind." Fragte er mich und es schien, als würde er sich über etwas Sorgen machen, was er loswerden wollte.

„Klar, aber wenn du willst können wir auch jetzt schon darüber sprechen. Wir könnten kurz weg gehen." Meinte ich, woraufhin er seinen Kopf schüttelte und es dann etwas hob, mich aber immer noch nicht ansah. Er setzte ein schwaches Lächeln auf. „Nein, es ist besser, wenn wir später darüber sprechen. Tut mir Leid, falls ich dich jetzt damit irgendwie neugierig gemacht habe, aber denk einfach nicht darüber nach. Genieß deine Geburtstagsfeier."

Er hat mich tatsächlich neugierig gemacht und für einen Moment hatte ich die Sorge, dass es etwas schlimmes wäre. Aber wenn er es auf später verschieben wollte, sollte es doch nichts dringendes sein, oder?

Mit dem Gedanken lächelte dann auch ich leicht und nickte. „Okay. Danke, dass du das für mich gemacht hast. Ich schätze das wirklich sehr." Meinte ich, was ich auch wirklich so meinte. Für einige war es nichts besonders großes, aber in diesem Fall war es etwas, was ich wirklich zu schätzen wusste, da mir bewusst war, wie schwierig er es im Moment hatte und ich nicht einmal von ihm erwartete, dass er an meinen Geburtstag, welcher gleichzeitig unser zweiter Jahrestag war, dachte. „Gerne. Das ist das Mindeste, was ich tun kann."

Unsere Unterhaltung wurde von Yoongi, einem guten Freund von mir unterbrochen. „Taehyung, willst du nicht deine Geschenke auspacken?" Fragte er und hielt mir ein eingepacktes Geschenk hin, welches mit viel Panzertape eingewickelt war. „Wieso-" wollte ich ihn gerade fragen, wieso er es so eingepackt hatte, hörte aber mitten im Satz auf und nahm es einfach entgegen. „Einfach nur, damit du es bisschen anstrengender hast." Lachte er belustigt, woraufhin ich ebenfalls lachte. „Ich hasse dich. Warte, ich hole eine Schere."

[...]

„Danke, dass ihr da wart. Kommt gut nach Hause." Verabschiede ich mich von meinen und Jungkook's Freunden, die die letzten waren, die gingen, da meine Eltern bereits vor drei Stunden gegangen waren. Nachdem wir uns dann verabschiedet hatten, schloss ich die Haustür, woraufhin ich fast schon wie auf Knopfdruck gähnte. Mit einem Blick auf die Uhr sah ich, dass es zwei Uhr war und wir somit bis in die Nacht hier saßen. Jungkook ist sogar eingeschlafen, was ich sehen konnte, als ich wieder ins Wohnzimmer ging und ihn schlafend auf dem Sofa sah, und das, obwohl wir ziemlich laut waren. Wahrscheinlich ist er eingeschlafen, in der Zeit, in der wir uns verabschiedet hatten.

Auch in der Zeit, in der ich die ganzen leeren Alkoholflaschen, die wir getrunken haben und die Snacks aufräumte, wachte der jüngere nicht auf, weshalb ich ihn dann wohl wecken musste, da ich ihn hier nicht schlafen lassen wollte und ihn auch ungern ins Bett tragen und dort umziehen wollte, wie ich es eigentlich getan hätte, da ich nicht wollte, dass er sich deshalb am Morgen erschreckt und denkt, ich hätte sonst etwas mit ihm getan.

„Jungkook, wach auf. Alle sind weg." Flüsterte ich und rüttelte leicht an ihm, während ich mich an der Lehne des Sofas festhielt, da ich aufgrund des Alkohols in meinem Blut für einen Moment mein Gleichgewicht verlor. Leicht öffnete er seine Augen und sah mich an, ehe auch er gähnte und sich dabei streckte.

„Sorry, ich wollte nicht einschlafen." Meinte er mit nur halb offenen Augen und setzte sich aufrechter hin. „Alles gut. Du warst früh wach, wegen der Schule und es ist auch ziemlich spät. Zum Glück haben wir morgen Wochenende, sodass du ausschlafen kannst. Kannst ins Bett gehen und schlafen. Ich habe schon für mich alles hier hin gebracht." Sagte ich und erwartete, dass er jetzt ins Zimmer gehen würde, doch er blieb sitzen und schüttelte seinen Kopf.

„Ich wollte doch mit dir reden." Wieder sah ich auf die Uhr, die schon halb drei anzeigte. „Willst du es nicht lieber morgen tun? Ich glaube du bist ziemlich müde." Wieder schüttelte er seinen Kopf „ich möchte es jetzt tun." Sagte er und rieb sich seine Augen, um wacher zu werden. „Okay" ich setzte mich neben ihn, wobei sich mein Körper noch immer ziemlich schwer, aber gleichzeitig auch sehr leicht anfühlte, da ich angetrunken war, aber nur leicht, weshalb ich vollkommen bei Sinnen war.

„Worüber möchtest du sprechen?" Fragte ich ihn, um ihm einen Ansatz zum Sprechen zu geben. „Ich wollte mich entschuldigen. Dafür, dass ich deinen Geburtstag vergessen und stattdessen den Tag mit Changkyun verbracht habe. Dazu war es unser Jahrestag, den ich ebenfalls vergessen habe. Es tut mir wirklich Leid. Ich weiß, dass es für dich sicherlich kein unbedingt schöner Tag war und ich hoffe ich konnte es wenigstens mit dieser Überraschungsfeier wieder gut machen. Verzeihst du mir?" Die ganze Zeit über sah er bei seiner Rede, die er wohl einstudiert hatte, runter auf seine Hände, die auf seinem Schoß lagen und bei seiner letzten Frage sah er mich an. Meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

„Es gibt da nichts, was ich verzeihen muss. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich es dir nicht übel nehme. Ich kann verstehen, dass du nicht daran gedacht hast, immerhin war es erst einige Tage nach dem Vorfall und außerdem warst du ziemlich krank. Du hattest andere Sachen im Kopf und das ist verständlich. Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Und die Überraschung war wirklich toll. Mach dir deswegen keine Sorgen."

„Sicher?" Ich nickte und lächelte leicht. Ich hatte das Gefühl, als würde er langsam, mit der Zeit immer sanfter und offener werden und mir immer näher kommen. Ich konnte es bereits sehen, unsere Zukunft, gemeinsam, so wie es schon immer war und wie ich es wollte. Wie wir es wollten. Es war bereits greifbar, es fehlte nicht mehr sehr viel.

„Es gibt noch etwas, was ich dir sagen wollte. Ich wollte es dir vorhin nicht sagen, damit ich dir den Tag nicht verderbe und du die Zeit mit deiner Familie und Freunden genießen kannst. Ich möchte ehrlich mit dir sein. Wegen der Umarmung.. ich wollte wirklich versuchen dir wieder näher zu kommen. Aber irgendwie habe ich es in diesem Moment nur getan, weil du so traurig gewirkt hast, als du mich umarmen wolltest und es dann doch nicht gemacht hast. Nur deshalb habe ich dich umarmt, nicht weil ich es selber wollte. Ich wollte es nicht und fühlte mich in diesem Moment ehrlich gesagt ziemlich unwohl."

Und somit schien er wieder so weit weg von mir zu sein, auch wenn er direkt neben mir saß. Er saß neben mir, aber brach mir mit so einer kleinen Sache das Herz, welches sich zuvor mit unnötig viel Hoffnung gefüllt hatte.

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Habe am Samstag ein Date, goodbye

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FROZEN | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt