Ohne Glaube

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Alle Katzen auf der Lichtung starrten Shadow entgeistert an. Gewitter brach das Schweigen. "Was? Das glaube ich dir nicht.", knurrte er. Natürlich., dachte Shadow. Wer auch sonst würde ihn als erstes anzweifeln.

Schatten schüttelte ebenfalls abschätzig den Kopf. "Dieser Lehrling muss Wahnvorstellungen haben. Er würde es niemals mit der Anführerin vom Stamm des Lichtes aufnehmen können."

"Dieser Lehrling ist mein Sohn.", entgegnete Finsternis wütend und schlug mit dem Schweif.

Tornado warf Shadow einen finsteren Blick zu. "Und wenn schon! Dieser Kater ist viel zu schwach, um solch einen Mord zu begehen. Er schafft es ja nicht mal, die anderen Lehrlinge im Probekampf zu schlagen."

Daraufhin folgte bedächtiges Schweigen und der Großteil murmelte zustimmend. Dann erhob All das Wort. "Shadow, bist du dir sicher, dass es Gelb war?"

Bevor der schwarze Kater überhaupt eine Chance zu antworten hatte, rief Schatten: "Wie soll er das überhaupt wissen? Er hat Gelb nie zuvor gesehen!" Tornado und ein paar weitere Katzen nickten. Shadow rollte mit den Augen. Der Frust in ihm wurde verdrängt und er fühlte sich von den vielen misstrauischen Blicken nur noch genervt.

"Es war Gelb, ja.", miaute er schließlich. "Und sie ist tot. Wenn ihr mir nicht glaubt, seht euch doch ihren Leichnam an. Er liegt unterhalb des großen Plateaus bei den Bergen."

All, verunsichert von Shadows überzeugten Auftretens, sah sich im Lager um. "Nun denn, ich werde mit Narbe und Sichel überprüfen, ob-"

"Nein, das wirst du nicht." Düsters Stimme unterbrach streng seinen Stellvertreter. Shadow wirbelte herum und sah, wie der dunkle Kater mit den breiten Schultern aus seinem Bau trat und seinen Blick durch die Menge gleiten ließ.

"Aber Düster, es kann doch nicht sein, dass-"

"Sei still. Oder zweifelst du die Loyalität deiner eigenen Stammesgefährten an?", zischte Düster All an, woraufhin dieser beschämt zu Boden starrte.

Schatten machte einen Schritt nach vorne. "Du glaubst doch selbst nicht, dass der da" Sie warf Shadow einen verachtenden Blick zu "Eine so starke Kätzin töten kann?"

Der Anführer vom Stamm der Nacht kniff prüfend die Augen zusammen. "Du warst auch mal ein Lehrling. Erinnerst du dich an Beere? Sie war eine der besten Kämpferinnen, trotzdem konntest du sie bei deinem ersten Auftrag töten." Schatten nickte geschlagen und sah unsicher zwischen ihren Stammesgefährten hin und her.

"Zweifelt noch jemand an der Treue und Stärke dieses jungen Kämpfers hier? Dann möge er jetzt vortreten.", sagte Düster mit auffordernder Stimme. Shadow blinzelte irritiert.

"Entschuldigung, aber ich bin ein Lehrling.", warf er ein.

Der dunkle Kater drehte sich zu ihm und Shadow hatte das Gefühl, als würden seine Beine jeden Moment unter ihm nachgeben. Düster hatte etwas vor. Nur was?

"Nein, Shadow. Du hast heute großen Mut bewiesen, indem du unserem Stamm eine große Last abgenommen hast. Gelb war eine clevere Strategin und es war sicher nicht leicht, sie zu besiegen.", miaute Düster, wobei er All und Schatten einen warnenden Blick zuwarf.

Shadow wollte den Kopf schütteln und protestieren, doch seine Mutter kam ihm zuvor.

"Das kannst du doch nicht machen!", rief Finsternis. "Er ist noch nicht bereit, ein Kämpfer zu werden." Gewitter trat an die Seite seiner Gefährtin und strich ihr beruhigend mit der Schwanzspitze über den Rücken.

"Aber warum denn nicht? Unser Sohn hat das Töten im Blut. Er wird einmal ein großer Kämpfer. Überleg mal, wie-"

Mit funkelnden Augen wich die getüpfelte Kätzin vor ihm zurück. "Er hat noch nicht genug Erfahrung. Normalerweise würde er erst in drei Monden Kämpfer werden.", fauchte sie aufgebracht.

Zeit der Wahrheit (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt