kapitel 21

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Zwei Tage später war Steve wieder soweit auf den Beinen, dass er beschloss das Krankenhauszimmer zu verlassen und ein paar Runden durch den Park zu joggen.
In einen, für ihn gemächlichen Trab fallend, umrundete er zwei Mal die riesige Parkanlage im Herzen des Palastkomplexes.
Die Sonne war gerade aufgegangen und die angenehme Kühle der afrikanischen Savanne tat Steve sichtlich gut.

Nach seiner letzten Runde bog er in Richtung der großen Werkhalle ab, von der er wusste, dass sein Team dort an dem Quantenbeschleuniger arbeitete.
Bruce Banner und Scott Lang waren in eine wissenschaftliche Diskussion vertieft, während Sam und Clint am anderen Ende der Halle standen und kleine Sprengkörper vor sich ausbreiteten.
Sams Einsatzdrohne, genannt Red Wing, flog immer kleiner werdende Kreise und landete schließlich, sehr zur Zufriedenstellung seines Besitzers, auf dessen Rückenkonstruktion.
"Cap!" rief Clint. als er ihn bemerkte und schon war der Supersoldat im Zentrum seiner Freunde.
"Wie geht's dir? Ist mit Tony alles ok?"
"Alles ok... Keine Veränderungen, aber ich denke, das wird schon…"
Er betrachtete die Landeplattform und fragte schließlich, wie weit sein Team gekommen sei.
"Wir sind fertig", verkündete Scott stolz, nur um dann regelrecht den Kopf einzuziehen, als er Sams Blick auffing.
Bruce sah verlegen zur Seite und hatte plötzlich etwas sehr Wichtiges hinter dem Betriebspult zu erledigen.
Clints leicht verschmitztes Lächeln wandelte sich in ein sorgenvolles Stirnrunzeln, bis er sich tief durchatmend in Sams Richtung wandte.
"Ok... Was ist hier los?", verlangte Steve zu wissen, sich innerlich auf das Schlimmste vorbereitend.
Waren die Steine weg?
War der Zeitsprung unmöglich?
Was auch immer es war, die Steine mussten zurück in die Zeitlinie, koste es was es wolle!
"Ich werde morgen springen", verkündete Sam mit direktem Blick in Steves Augen.
"Du?" Irritiert verschränkte Steve die Arme vor der Brust, offensichtlich nicht wirklich mit dieser Planänderung einverstanden. "Sollte das nicht eigentlich meine Mission sein?"
"Deine Mission ist es gesund zu werden, Cap", antwortete Clint ruhig. "Lass uns das erledigen, ok?"
Steve sah lange zwischen Clint und Sam hin und her.
Beiden vertraute er blind und wusste, er konnte sich in jeder Situation auf sie verlassen.
Der einzige Grund, weshalb Steve diese Mission hatte machen wollen, war einfach gewesen... Er wollte keinen aus seinem Team in Gefahr wissen.
"Hör zu Cap...", begann Sam und wollte ihn gerade mit Argumenten von ihrem lange überlegten Plan überzeugen, wurde jedoch durch das knappe: " Ok... Aber komm lebend wieder zurück." Völlig überrumpelt.
"Das heißt...? Du…"
"Du bist ein erfahrener Air-Force Soldat, trainierter Avenger und mein bester Freund.
Ich weiß, du kannst das ebenso gut schaffen wie ich.
Also... "
" Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen die Medikamente machen dich milde, mein Freund." Grinsend legte ihm Clint eine Hand auf den Bizeps.
"Oder ich bin einfach zu der Erkenntnis gekommen, dass ich eben nicht alles alleine machen kann", schlug Steve vor, was ihm ein amüsiertes Pfeifen seines besten Freundes einbrachte.
Schließlich wurde die Gruppe ernster und der Plan für den morgigen Tag wurde erneut durchgesprochen.

Als alle zufrieden waren, lehnte sich Steve an den Tisch und betrachtete seine Freunde und fragte vorsichtig:
"Habt ihr etwas von Bucky gehört?"
"Wenn du mich fragst, ist es gut, dass ich nicht genau weiß, wo er gerade ist...", knurrte Clint und spielte vielsagend mit einem der Explosionspfeile auf dem Tisch.
Sam nickte nur zustimmend.
"Leute... Bitte."
"Kommst du jetzt wieder damit, dass es alles nicht seine Schuld gewesen ist?", schnappte Sam. " Sorry Cap, aber dieses Mal hat er keine Hydra Gehirnwäsche als Ausrede!
Der Kerl ist eine tickende Zeitbombe, die Tony fast umgebracht hat. Egal was dazwischen dir und Barnes vorher gewesen ist... Der Kerl lässt sich besser nicht in meinem... Unserem Blickfeld sehen!"
Seufzend senkte der Supersoldat den Kopf.
Er konnte den Zorn seiner Freunde auf Bucky gut verstehen. Ihm würde es an ihrer Stelle nicht anders gehen.
Dennoch fühlte sich einfach wie zwischen zwei Stühlen gefangen.
Egal welche Seite er wählen würde... Eine würde leiden.
"Tut ihr mir nur den Gefallen und lasst Bucky meine Sorge sein?"
"Kann ich nicht versprechen, Cap", gestand Clint und verstaute den Pfeil in seinen Köcher.
"Ich kann dir nur versprechen, dass ich nicht nach ihm suche...", erklärte Sam ausweichend und nickte als Steve einen langen Atemzug ausatmete.
"Ok... Deal."
Mehr konnte er von ihnen nicht verlangen.
Wäre er an ihrer Stelle, Bucky wäre wahrscheinlich längst im Gefängnis oder tot .

Sam begleitete Steve noch ein Stück, als dieser wieder zum Medizintrakt zurückkehrte.
Gedankenverloren liefen sie am Feld der Ehre vorbei und bemerkten eine breiter gebaute Person mit einem etwa 4 jährigen Kind vor der R.E.S.C.U.E Rüstung an Peppers Grab stehen.
"Das ist Happy... Harold Hogan, der Assistent von Tony...", flüsterte Sam leise.
Steve kannte ihn und auch das Kind.
Tonys Kind.
Sofort kam dieses Krampfen in seiner Brust zurück.
Die Schuld, Tony zurück in diesen Kampf geholt zu haben... Ihn von seiner Familie weg geholt zu haben....
Sie ließ Steve einfach nicht los.

Und nun musste Morgan ohne ihre Mutter groß werden...
So wie Steve ohne seine Eltern groß werden musste.
Nicht viele Jahre älter als das kleine Mädchen da vor ihm.

"Hallo…" Die Kleine winkte ihnen mit einem fröhlichen Lächeln zu, versteckte sich dann aber unsicher an der großen Hand ihres Beschützers.
"Hi…" Ohne nachzudenken ging Steve vor ihr auf die Knie und lächelte ihr zu.
*Gott... Sie sieht aus wie Tony...* Schoss es ihm durch den Kopf...* Diese Augen...*
"Wie geht es dir?"
"Ok... Schätze sich", murmelte die Kleine unsicher und sah zu Happy auf, der ihr aufmunternd zulächelte.
"Du warst bei Papa und Mama... In der Hütte..."
Der Stich, den dieser Satz Steves Herz versetzte, tat weh.
"Papa hat danach ganz viel im Keller gebastelt. Er hat gesagt, du wärst sein Freund.
Bist du sein Freund?"
"Das bin ich", lächelte er ehrlich und fügte aus tiefstem Herzen hinzu:" Und auch deiner, wenn du möchtest."
Sie schien zu überlegen, sah dann zu Sam herüber und grinste. "Du bist der Piepmatz!"
"Piepmatz?!" Sam wusste nicht ob er lachen oder gekränkt sein sollte, war ihm doch vollkommen klar, dass sie diese Bezeichnung zu Hundertprozent von ihrem Vater hatte.
"Ja, du kannst fliegen wie ein Vogel. Papa hat immer gesagt du bist der Piepmatz..."
Happy lachte verlegen, als Sams Gesichtsausdruck deutlich zeigte, was er gerade gedacht hatte.
"Wie heißt du?", wollte Morgan plötzlich wissen, als sei ihr gerade etwas Wichtiges eingefallen.
"Ich bin Steve... Captain America."
"Ich bin Sam... Falcon…"
"Cap! " Die Kleine jubelte plötzlich los und umarmte Steve, der durch die Überraschung beinahe hintenüber gefallen war.
"Papas Cap, na endlich!"
Für den Bruchteil einer Sekunde setzte Steves Herzschlag aus.
Die ehrliche Freude des Kindes und mit welchem Überschwang sie ihn als *Papas Cap... Also Tonys Cap* bezeichnete, löste etwas in ihm aus, dass er nicht beschreiben konnte.
Etwas Warmes... Das ihn tief in seinem Herzen berührte.

Das Kind hochhebend, sah er zu Happy und suchte dessen Blick.
Suchte darin nach Vergebung und bekam etwas völlig anderes.
Freundschaft und Verständnis.
"Es war ihre eigene Entscheidung, Captain. Sie wusste, was passieren konnte... Und sie hat darauf vertraut, dass ihre Kleine nicht allein sein würde.
Egal was passiert..."
Die unglaubliche Erleichterung, die seine Glieder in diesem Moment erfasste, ließ Steve Rogers Knie weich werden.
Liebevoll strich er der Kleinen über die Haare und sah Happy direkt in die Augen, als er aus tiefstem Herzen schwor.
"Sie ist nicht allein... Sie wird niemals allein sein.
Ihre... Familie... Wird immer für sie da sein.
Egal was passiert."

"Wirst du mir irgendwann sagen, was zwischen dir und Bucky passiert ist?"
Nach der emotionalen Begegnung war Steve froh, nicht allein zurück zum Krankenhaustrakt zurückkehren zu müssen.
Auch wenn er sich ein anderes Thema gewünscht hatte.
"Um ehrlich zu sein... Ich hab keine Ahnung, was diesen Ausbruch ausgelöst haben könnte...
Mir ging es nicht gut, ich hatte immer noch mit der Situation nach dem Kampf zu tun..."
"Meinst du, es war der Stress? Zuletzt schien er doch ganz stabil."
"Sam, wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen.
Er hat gefragt was mit mir los war, wollte mir einfach zuhören.
Ich weiß noch, dass er mich umarmt hat und..."
In diesem Moment brach die Welle der Erkenntnis mit voller Wucht über ihn herein.
Er hatte ihn umarmt und dann gesagt, dass er Tony lieben würde... Unmittelbar danach war Bucky durchgedreht.
War es sein Geständnis gewesen, das seinen Freund so in Rage gebracht hatte?
Und wenn ja... Warum?
"Und ?!", hakte Sam fragend nach und versuchte seinen Freund zum Weiterreden zu animieren.
Bekam jedoch keine Antwort mehr.

Stony.   My Shield  51 Kapitel LangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt