Kapitel 24

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Kurz nach Mitternacht öffnete Steve die Tür des Krankenzimmers gerade so weit, dass er hineinschlüpfen konnte und drückte sie ganz leise zurück ins Schloss.
Es war seit langem ein Abend gewesen, den Steve wirklich genossen hatte.
Lächelnd wollte er sich gerade zu Tony umdrehen, als eine heisere Stimme ihn erstarren lies.
"Du schleichst ins Zimmer wie ein Teenager der zu spät von einer Party kommt..."
"Tony!"
Der Besitzer der größten Technikfirma der Welt saß an die Wand gelehnt auf seinem Bett und lächelte dem Soldaten noch sichtlich erschöpft zu.
"Du bist wach!" Das schmerzende Gefühl nicht bei seinem Erwachen dabei gewesen zu sein, wurde im selben Moment, wo es aufkam, durch die unbändige Freude ersetzt Tony lebend und wach vor sich zu sehen.
"Rhodey war eben da... Vielleicht konnte ich ihm nicht länger zuhören ohne seinen Scheiß zu kommentieren..."
Gott, wie hatte er diesen sarkastischen Humor vermisst...
Den Stuhl neben Tony zu sich ziehend, setzte er sich auf Tonys gesunde Seite und genoss für einen Moment den Anblick.
Natürlich entging seinem Freund das nicht.
"Cap, Ich wusste gar nicht, dass du auf den Scruffy Look stehst..."
Der kurze Impuls, sich zu rechtfertigen, ließ ihn seinen Blick senken, bevor er ihn mit einem Lächeln hob, das seine nervöse Unsicherheit nur unzureichend überdeckte.
"Also... Sind wir jetzt sowas wie Blutsbrüder?", versuchte Tony die Stimmung ein wenig zu lockern, worauf Steve tatsächlich kurz Lachen musste.
"Nur vorrübergehend... In ein paar Wochen sollte das Serum komplett von deinem Körper aufgenommen sein..."
"Heißt das, ich kann jetzt auch Autos anheben, ohne Anzug?"
"Ich würde es nicht unbedingt ausprobieren...", grinste Steve herausfordernd, "Aber wer weiß..."
Plötzlich wurde Steve ernst und wagte es seinem Freund direkt ins Gesicht zu sehen.
Er sah erschöpft und ausgelaugt aus, seine Augen wirkten matt und müde... Überfordert...
"Sag‘s nicht...", bat er leise, als Steve ansetzen wollte. "Ich weiß es..."
Im ersten Moment wusste Steve nicht, worauf Tony anspielte, versuchte sich schon zu rechtfertigen für das, was er für Tony empfand, bis ihm klar wurde, dass es hier nicht um ihn ging...
Es ging um Pepper.
"Es tut mir leid..." Es klang wie eine hohle Phrase... Zu wenig für das, was er wirklich empfand und doch wusste er nicht, wie er es anders aussprechen sollte.
"Ja, mir auch...", gestand Tony und Steve spürte, dass seine Stimme eine Tonlage heiserer geworden war. "Aber ... Es war ihre Entscheidung.
Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war..."
Nun war es an Steve, den Kopf zu heben und ihm fragend entgegen zu sehen.
"Du sagst das als..."
"Ich habe Extremis in ihr nie heilen können...", schluckte Tony und schloss kurz die Augen. "Wir haben es... Eingrenzen... können, aber...
Pepper war krank, Steve.
Egal was ich versucht habe, wir haben hunderte Ärzte einfliegen lassen... Sie hatte maximal noch zwei Jahre."
Der Knoten der sich in Steves Hals bildete, ließ ihn nur noch schwer atmen.
"Wusste..."
"Nein.
Niemand außer ihr, Happy und Morgan wusste es... Nicht mal Rhodey..."
Und jetzt ich...
Die Erkenntnis, dass Tony ihm gerade seine Schuld mit diesem Geständnis von den Schultern nahm, löste den Knoten in seinem Hals und tauschte ihn gegen ein warmes...*Etwas * aus.
Ein anderes *Etwas*, das Steve so nicht kannte.
Es brachte Tony ihm nur noch näher.
"Tony..."
Der müde Milliardär drehte den Kopf zu seinem Freund und betrachtete ihn eine Weile.
Seine Hand griff schwerfällig an Steves Hand und drückte sie.
Sandte kribbelnde Schübe durch den Arm direkt in Steves Herz.
"Danke, Cap... Und das meine ich ernst."
"Du hättest für mich daselbe getan. Das habe ich auch den anderen gesagt."
Wieder drückte Tony Steves Arm und ließ ihn dann sinken.
Sein Blick glitt auf die andere Seite, auf der das T-Shirt haltlos herunterhing.
Ein Anblick, der Steve noch immer schwerfiel.
"Wird schwer damit zu boxen…", kommentierte der Schwarzhaarige trocken. "Die sollen sich bloß nicht wagen mir so ein Billigmodel wie deinem Kumpel zu verpassen..."
Was als Scherz gemeint war, ließ Steve unbewusst zusammenzucken.
Noch immer hatte er keine Ahnung, wo Bucky sich aufhielt.
"Ich kümmere mich selbst darum."
"Ruh dich erstmal aus."
Mit einem müden Lächeln, das Steves Augen nicht erreichte erhob er sich und ging in Richtung seines Bettes.
Mit einer fließenden Bewegung zog er sein Shirt über den Kopf und warf es in den Korb in der Ecke, angestrengt versuchend, die Blicke in seinem Rücken nicht zu spüren, als er mit nacktem Oberkörper ins Bad ging um sich zu waschen und für die Nacht umzuziehen.

Eine Nacht, in der er kein Auge zu machte...


Stony.   My Shield  51 Kapitel LangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt